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für ilsdrnff, Tharandt, Rossen, Licteulchn nud die llmzcgciidru. Umtsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumcrationspreis 10 Ngr. — JnsertionSgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme vsn Inseraten bis Montag resp Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 14. Ireitag, den 19. Jebruai 1869. Bekaiintmachnng. Zu dem großen Schaden, welcher durch den in den letzten Monaten des vergangenen Jahres in den Waldungen stattgcfundenen Schnee- und Windbruch verursacht worden ist, tritt auch noch die Gefahr einer Jnsectencalamität hinzu, wenn nicht allgemein und energisch die geeigneten Mittel in Anwendung gebracht werden, um derselben durch möglichst schnelle Aufbereitung und rechtzeitige Entrindung der gebrochenen und geworfenen Hölzer thunlichst vorzubeugen. Da durch die Unterlassung der Anwendung solcher Mittel nicht nur die betreffenden Waldbesitzer, sondern auch die benachbarten Waldungen dieser Gefahr ausgesetzt werden, so sieht sich das Ministerium des Innern im öffentlichen Interesse veranlaßt, hierdurch die Privatwaldbesitzer auf die gedachte drohende Gefahr aufmerksam zu machen und zur Ergreifung der erforderlichen Maßregeln Behufs deren Abwendung auszufordern. Das Finanzministerium hat die Königl. Forstbeamten angewiesen, den Privatwaldbesitzern wegen der in ihren Waldungen zu treffenden Vorkehrungen auf Ersuchen mit ihrem Rathe an die Hand zu gehen. Dresden, den II. Februar 1869. Ministerium des Innern. von Nostitz-Wallwitz. Fromm. Tages-eschichte. Wilsdruff, den 19. Februar 1869. Beurlaubungen, d. h. durchgehende vorzeitige, dürfen dem Ver nehmen nach innerhalb des norddeutschen Bundesheeres für dieses Jahr nicht eintreten, doch sollen aus Gründen der Ersparung die großen Corpsmannöver zunächst in Preußen ausfallen und durch min der kostspielige Hebungen ersetzt werden. Bestimmte Anordnungen sind jedoch noch nicht ergangen. In dem Bereich des 12. (sächs.) Armeccorps sind für dieses Jahr größere General-Stabs-Uebungs- reisen vom Bundesfeldherrn angeordnet, denen überall eine entsprech ende Anzahl abkommandirter Osficiere aller Waffen beiwohnen soll. Meißen, 15. Febr. Der in hiesiger Amtsfrohnfeste inhaftirte Schmiedegeselle Umlauft, welcher im vergangenen Herbst aus hiesigem städtischen Gefängniß und später aus dem Amtsgefängniß auSzubre- chen versuchte, ist gestern Abend vor 10 Uhr doch noch aus seiner Zelle entflohen. An 2 Ketten kurzgeschlossen hat er sich dieser Fesseln auf unerklärliche Weise entledigt, aus seiner Lagerdeckc und dem Hand tuche ein Seil gefertigt und nach Durchbrechung eines innern und eines äußern Fenstergitters sich durch die Oeffnung gezwängt und an dem Seile an der Außenseite des Gcfangenhauscs aus ziemlicher Höhe hcrabgclassen. Die Sohlbank des Zellensensters ist zersprengt und von der Stadt aus sichtbar. Der Entflohene ist zunächst zu seiner hier wohnhaften Frau geeilt und hat dort die Kleider gewechselt. Diese Hal aber gestern Abend noch dem Arresthausinspectvr von dem unerwarteten Besuche Nackricht gegeben. (M. T.) In Pegau hat sich ein kleines, noch nicht ganz ein Jahr altes Kind, welches nach einer auf dem Tische stehenden gefüllten Kaffee kanne griff und dieselbe umwarf, durch den herausfließenden Kaffee dermaßen verbrüht, daß es am Tage darauf seinen Brandwunden erlegen ist. Die „D. A. Z." berichtet folgenden Vorfall auS Leipzig vom 13. Febr.: Welch schreiende Contraste bietet doch oft das menjchliche Leben! Für gestern Abend waren in einer hiesigen Restauration ko mische Vorträge des Sängers H. und seiner Frau angcsetzt. Die Frau erscheint auch zur festgesetzten Stunde, sieht sich aber beim Aus bleiben ihres Ehemannes genöthigt, allein durch ihre Couplets dem Verlangen des Publikums nach Erheiterung Rechnung zu tragen. Und während sie sich bemüht, die Lachmuskeln ihrer Zuhörer in Be wegung zn setzen, hat sich ihr Ehemann, durch Nahrungssorgen zur Verzweiflung gebracht, in einer Hofpiece einer andern Restauration erhängt! Vier Kinder sind nun der Fürsorge der unglücklichen Blut ter allein überlassen. . Weimar, 12. Febr. Die Untersuchungen wegen des neulichen Postdicbstahls (im Betrage von 4000 Thlr.), haben jetzt wenigstens zu dein Resultate geführt, daß man in der Nähe des Bahnhofs den Bricfbeutel, in welchen! sich das Geld befunden, aufgefundcn hat. In demselben entdeckte man noch die sämmtlichen mitentwendeten Wechsel, namentlich diejenigen der Weimar'schcn Bank, welche 50,000 ^hlr. betrugen. Auf dem Briefbeutel fand sich ein Zettel befestigt mit den Worten: „Kogel (dies ist der Name des Postbeamten, unter dessen Amtirung das Geld gestohlen und der sofort inhaftirt wurde) P unschuldig." Von dem entwendeten Gelde hat man noch keine Spur. In Köln ist am 16. d. M. früh zwischen 4 und 5 Uhr das Stadttheater abgebrannt. Leider hat diese Feuersbrunst auch Men schenleben gekostet. Ein Schlosser wurde von einer zusammenstürzen den Mauer erschlagen, sowie auch der Theater-Cassirer und dessen Familie, (Frau und 5 Kinder) die im Theatergebäude wohnten, lei der sämmtlich in den Flammen ihren Tod fanden. Berlin. Die „M. Z." bemerkt: Gras Bismarcks am Sonn abend dem Herrcnhause über die allgemeine politische Lage gegebe nen Mittheilungen machen, weil sie den Frieden als jeder Störung entrückt hinstcllen, den allerbesten Eindruck und werden weit über die Grenzen Preußens hinaus eben so wie hier mit Befriedigung ausge nommen werden. Wo bei Beginn der Session von dem Wiederauf- schwunge des Handels und Verkehrs eine neue Steuer abhängig ge macht wurde, um die wir nickt würden herumkommen können, wenn die Zeilen schlecht blieben, ist eine Erklärung wie die Bismarcks, nicht hoch genug anzuschlagen. An der argen Vertrauenslosigkeit krankten die letzten Jahre ganz besonders. Die Wirkung der Bis- marck'schen Eröffnungen wird gewiß sehr bald zu Tage treten, denn jeder weiß, daß hier nicht offiziell gelogen wird wie anderwärts, wo man hinter jeder Friedens-Versicherung Verrath und Hinterlist wittert. Daß Bayern von Preußen zur Kriegsbereitschaft aufgefordert worden sei, ist Manchem arg in die Glieder gefahren. Ganz ent schieden wird dem Gerücht nicht widersprochen, aber die Bedeutung der etwaigen Aufforderung wird gemildert und zwar von bayrischen Blättern. Es besteht nämlich in Preußen der Brauch, jedesmal mit dem I. April eines neuen Jahres eine eingehende Revision des sämmtlichen militärischen Materials und der sämmtlichen Kriegsvor- räthe vorzuuehmen. Diese Einrichtung erspart Preußen die Mög lichkeit, ün Feldlager einmal daran erinnert zu werden, daß man ei nen Krieg begonnen habe und ihn nun mit Rekruten ohne Waffen und Tornister durchführen solle. Die südwestdeutschen Staaten ha ben nch Preußen zur Waffenbrüderschaft verpflichtet, also würden sic gut daran thun, was sich in Preußen ei probt hat, auf die eignen Einrichtungen anzuwenden. — Minister Fürst Hoyenlohe in München möchte Bayern, Württem berg und Baden gern zu einem Bündel verbinden, weil der einzelne Pfeil leicht zerbrochen werden kann; die Pfeile sind aber widerspenstig, bis ein eiserner Reis um sie getrieben wird, wer weiß von wem. — Am 10. April feiert der Papst sein 50jähriges Priesterjubilüum. Die katholischen Bischöfe sammeln bereits zu einem Ehrengeschenk für ihn ein. In Athen ist die Unruhe durch das Bekanntwcrden des Ent schlusses der Regierung, die Conferenz-Declaration zu acceptiren, nicht gestört worden. Hoffentlich wird die Pforte an den Zusätzen, mit denen diese Kundgebung erfolgt zu fein scheint, und die ungefähr lauten: „anfgeschoben ist nicht aufgehoben" keinen Anstoß nehmen, und die Wiederanknüpfung der offiziell-friedlichen Beziehungen ohne Wei teres folgen lassen. In Paris gicbts sogar Studenten, die Polizeispitzel sind. Ein noch dazu sehr alberner Student, Sohn eines Bürgermeisters, erhielt für seine Spioncndicnstc jährlich 2000 Fr. Er war so dumm, seine Brieftasche mit seiner Spitzelkarte und den betr. Quittungen zu ver- > lier--- dadurch kam seine Schande an den Tag.