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WeiMmr Tageblatt. «rsch-In« Jns.rat, jeden Wochentag abends für den folgenden I I »»TB»- T- nehmen die Expedition bit iöormittag II Tag und lostet vierteljädrlich durch die ' Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Expedition und durch die Träger Ml. I 2b, ki-x Ännoncen-Expeditionen zu Originalpretsen durch die Post M. I SO frei ins Haus. 1 entgegen. HOchin-WAl, LbcrlliilMil;, Abtti-AeckiiDitz, Gcrsilm, vtrsisillils, Liigaii, Langtlibtr^ Falken, Neilisöorf, Wüstenbranli, krlbch KirOera, Urmung, Bernskrs, Reilhenbach, ÄMHnm, NnhschnaDel, SnttküMll rc. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 164. Mittwoch, den 20. Juli 1887. 37. Jahrgang. Witterungs-Aussicht auf Mittwoch, den 20. Juli: Veränderliche Bewölkung mit nur geringen Regenschauern «. wenig veränderter Temperatur bei mäßigen nordwestlichen Winden Bekanntmachung. Der Eintritt der wärmeren Jahreszeit giebt Veranlassung, daran zu er innern, daß die Aborte und Gruben, namentlich in Gasthäusern und Schaiik- wirthschaftcn, aus gesundheitspolizeilichen Rücksichten sorgfältig zu desinfizieren sind. Dasselbe gilt bezüglich der Schlächtereianlagen. Auch ist das längere Licgcnlassen von Abfuhrdünger auf den Straßen fernerhin nicht gestattet. Be schwerden über ungenügende Desinfektion werden auf Kosten der Schuldigen zunächst dem Kgl. Bezirksarzt vorgelegt und sodann die nach dessen Gutachten erforderlichen weiteren Maßregeln verfolgt. Hohenstein, den 18. Juli 1887. Der S t a d t r a t h. Pfotenhauer. Nach bezirksärztlicher Feststellung sind zwar in der Zeit vom 28. vorigen bis 11. dieses Monats speciell in der Weinkellerstraßc 12 Thphuserkrankungen vorgekommen, die aber zu besonderen Besorgnissen keine Veranlassung geben, da gleichzeitig constatirt worden ist, daß die Häuser gedachter Straße größtentheils gemeinsames Wasserleitungswasser und nur wenig Pumpbrunnen haben, sodaß die Ursache der Erkrankungen nicht wohl im Wasser, ebensowenig aber auch, da die Abortgrubcn meist gute sind, in dem Unrergrund der Häuser und Höfe selbst gefunden werden kann. Die Vorsicht erheischt aber, die Abortgrubcn mit Kalk- und Karbol säure in ausgiebiger Weise zu vcsinfiziren und wird daher diese Des imection hiermit mr alle Hausbesitzer angcordnct, mit dem Bemerken, daß Zu widerhandlungen Geld- oder Haftstraic zur Folge haben werden. Hohenstein, den 19. Juli 1887. Der Stadtrat h. Pfotenhauer. Ausführung von Maurerarbeiten betreffend. Die zur Correctivn der Zwickau-Peniger Straße am Schloßberge zu Waldenburg eriorderUcheuMaurerarbeiten sollen aneinen geprüften Maurermeistervergcben werden. Darauf bezügliche Preis-Angebote, zu denen Blunketts vorher bei der Königlichen Bauverwalterei Glauchau gegen Bezahlung der Schreibgebühr ent nommen werden können, sind daselbst, mit der Aufschrift „Maurerarbeiten für den Straßenbau in Waldenburg" versehen, bis Dienstag, Ven 26. Juli d. I., vormittags lo Uhr einzureichen. Zu dieser Zeit wird die Eröffnung der eingegnngenen Offerten in Gegenwart etwa erschienener Bewerber stattfindeu. Die Auswahl unter letzteren, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote bleibt Vorbehalten. Zwickau und Glauchau, den 18. Juli 1887. Königliche Königliche Straßen- u Wasierbau-Jnspection. Bauverwalterei. Döhnert. I)r. Werner. Vcrsammluug reichstteuer Wähler. Glauchau, 18. Juli. Im Saale des Theatcr- lokalS hatte sich gestern eine zahlreiche Versammlung von Männern aller Stände eingefunden, um den Be richt des allverchrteu Reichstagsabgeordnetcn unsres 17. Wahlkreises, Herrn Leuschner, eutgegenzunchmen. Mit einigen einleitenden Worten eröffnete der den Vorsitz führende Herr Rittmeister Gelbke die Versamm lung , deren patriotische Gefühle durch ein auf Se. Maj. den Kaiser ausgebrachtes, vielstimmig widcrhal- lendes Hoch zum Ausdruck gelangten. Nach dieser Kundgebung der reichstreuen Vertreter unsrer Wähler schaft bestieg Herr Leuschner die Tribüne und ergriff das Wort zu folgendem parlamentarischen Bericht über die jüngst verflossene Session des deutschen Reichs tages: Meine Herren! Die geehrte Versammlung ist eingeladen worden, um meinem Bericht über die letzte Reichstagssession eutgegenzunchmen. Diese Session war allerdings von höchster Wichtig keit und wird immer als hochbedeutsame Episode in unsrer deutsche» Geschichte gelten. Es war hohe Zeit, daß in dieser bewegten Periode wieder ein Reichscag zusammenkam, der festen Willens war, die Regierung zu unterstütze» und das Reich zu sicher». Die zielbcwußte Agitation bezüglich der Wahlen erhob denn auch die Stimmen der reichstrcue» Par teien von 158 auf 218. Sie hatte» also die Ma jorität. Ehe ich zur Sache übergehe, möchte ich die Herren, welche hiervon weniger Kenntniß haben, über die for male Einrichtung des Reichstages, welche er zur Be wältigung seiner Geschäfte getroffen hat, etwas näher unterrichten. Die Kcnntniß derselben wird das Ver- ständniß der Reichstagsberichte erleichtern und er läutern. — Se. Maj. der Kaiser ruft für einen bestimmten Tag den Reichstag ein. Des Tags vorher bis Mitternacht und darüber ist das Bureau des Reichstages bereits eröffnet, wo man sich anmeldet, seinen Namen und Wohnung cin- schreibt, die Legitimationskarte in Empfang nimmt und Kcnntniß erhält, zu welcher Stunde der Reichs tag eröffnet wird. Nach vorgängigem Gottesdienst in einer evange ¬ lischen und katholischen Kirche vollzieht sich die Er öffnung — gewöhnlich im Königlichen Schlosse durch Se. Maj. den Kaiser oder de» damit beauf tragten Commissar zum Bundesrath in Gegenwart der sämmtlichen Mitglieder des Bnndesraths. Dieser Akt vollzieht sich sehr kurz lind bot in diesem Jahre ein bcsondrcs Interesse nicht, da Seine Majestät der Kaiser und Fürst Bismarck durch Krank heit behindert waren, die Eröffnung des Reichstages persönlich auszusprechen. Diesmal war der Staats sekretär des Innern, der Minister v. Bötticher mit der Vertretung, also mit der Verles ing der kaiserlichen Botschaft beauftragt. Sogleich nach dieser formellen Eröffnung geht es in den Reichstag, woselbst uni 1 Uhr die erste Sitzung stattfindet. I» dieser Sitzung führt das älteste der Mitglieder — in diesem Falle Graf Moltke — das Präsidium, indem er sein Alter nennt und in der Ver sammlung Umfrage hält, ob Jemand anwesend sei, der ein höheres Alter anfzuweiscn habe. Der Alterspräsident ernennt sodann 4 Schrift führer, wie hergebracht, aus de» frühere» Mitgliedern, die dieses Amt schon bekleideten und läßt die Präsenz der Mitglieder durch Namensaufruf fcststellen. Nunmehr verkündet man, an welche Abthcilnngcn die Wahlactcn zur Prüfung derselben nbzugeben sind, was durch Loos und nach Provinzen, resp. Ländern geschieht. Es gelangen dann durch die Schriftführer die Vorlagen der Regierung zur Verlesung. Nachdem be auftragt der Präsident die Schriftführer und das Bureau, im Namen des Reichstages die Vcrloosung der Abtheilungen vorzunchmen, was nach Schluß der erste» Sitzung stattfindet, und stellt sodann für den nächsten Tag die zweite Sitzung fest, in welcher das definitive Präsidium des Reichstages und die Schrift führer , allerdings vorläufig auf nur 4 Wochen, ge wählt werden, während der gewühlte Präsident die beiden Quästoren des Reichstages selbst ernennt. Nun ist die Sache im Fluß. Die Mitglieder des Reichstages selbst scheiden sich nach ihren Fractionen, welche wiederum für sich ihre Vorstände und Senioreii wählen. Hierbei wird immer Rücksicht darauf genommen, daß als Mitglieder Herren, welche dem Reichstage schon längere Zeit angehörcn und womöglich aus allen Landsmannschasten zugezogen werden. Je nach der Stärke der Fraction entsenden sie in Proportion die Anzahl der Mitglieder in die zu bildenden Cvmmissioncn. Von einer Wahl in die verschiedenen Commissio nen ist eigentlich niemals die Rede. Wer Interesse für eine Commission hat und vor allem auch die Zeil, einer dieser Commissionen anzugehören, welche über den betreffenden Gegenstand ost viele und langwührendc Sitzungen halten, meldet sich beim Wahlausschuß und wird ausgenommen, es mützten denn ansnahmsweife sehr viele Mitglieder sich dastir gemeldet haben. In solchen Fällen hat billigerweise das älteste Mitglied, welches dem Reichstag am längsten angehört, das Vorrecht. Ucbrigens wechseln auch die Commissions- mitgliedcr häufig in Sachen, deren Bernthung lange Zeit erfordert. Mitglieder, welche dann durch Geschäfte oder Krankheit an längerer Theilnahme behindert werden, scheiden aus und die betreffende Fraktion entsendet dafür Ersatzmitglieder.' Es ist zuvor dazu die Ge nehmigung des Reichstags nöthig, die indcß ausnahms los ertheilt wird. Zu den Commissionssitzungen hat übrigens jedes Reichstagsmitglied Zutritt: man kann sich daselbst vollständig informiren, ohne Mitglied der Commission zu sein, darin aber selbstverständlich in der Commission nicht mit stimmen. Die Fractionen haben im Reichstag in den ihnen zugcwieseucn Zimmern fast täglich Sitzungen: entweder früh vor der Plenarsitzung, oder des Abends, ost bis in die späte Nacht hinein, um die Vorlagen der Re gierung zu berathen, die Commissionsmitglicder festzu stelle», lür etwaige Gciieraldiskussioncn de» Redner zu bestimmen, die Berichte der Commiffionsmitgliedcr zu hören, darüber zu diskutiren, sowie die Meinung der Regierung zu vernehmen, welche die Commissare zu den betreffenden Vorlagen geäußert haben. Haben Mitglieder zu vorliegenden Gesetzentwürfen Anträge, oder Abändcrungsanträge zu stellen, so sind sie in der Regel vorher der Fraktion mitzuthcilcn, welche dazu Stellung nimmt. Dasselbe gilt von selbst ständigen Anträgen. Es ist deshalb im Reichstage immer ein sehr reges Treiben — selbst Sonntags — und fast un unterbrochen Arbeit. Es gibt daselbst Lesezimmer, ein Schreibzimmer, wo man ungestört lesen und arbeiten kann. Ani Tage, ivo Plenarsitzungen stattfinden, wird