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Dresdner Journal : 09.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187703090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-03
- Tag 1877-03-09
-
Monat
1877-03
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1877
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WSS I» 4««t—UE n«t«>«: ILKrUed: . . 12 tt»r^ X Mrliotl- 4N»rk SV kk. Lia^Ii»«Koiom«r»: 10 kt. L—«r»»Id <t« äenkeds» L«iod« tritt k«1- »sä 8t»mp«lLu»vt>I»^ dran». lM»er»teopr«I»«r kSr äs» 8»ruu «ioer x«pLltevv» k«tit»sits 10 kk. Vatsr „LioxsElät" äis 2«ilv LO kk. Kr»ek»t»«>: LL^tiod mit Aa,i»Lüm» ä»r 8or»o- u»ä ^«ort»x» ^dvoä» für «iss wl^evüeo 1«^. Freitag, den 9. März. 1877 DnsdnerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. la«oratenLall»kmo »nmilrt,: 1»tp«iss: />> LranrlÄ<tter, 6owuui»iooLr üv« OresUoer ^ourvat»; 1l»»darA I«rU»-Vl,o-L«lp«tss-L»»«l-Ir,»1»»-rr»Lk1^rt ». H.: ^/aa«e»«tein L i'üAier,' LerUo-Vi«» Lu-dur^ ». ». Uüvcü«lli N«»ci. ^/o«»r , Ssrlü» t ü. /rornicL, /»vatictenckan^,- >r«m«o: L. Schotte, Lr«,l,ut D. Ä an Arn'» tlüresu,- Vk«wvid»: KoiAt, krcwilturl ». L. t L. ^arArr'ttciie u. t?. //errniann scitv Luedd., OorUt, t /nv -1- , LUumovor: <7. Lc/llt»»)«-,' ?»ri» - Norlin - ». H. Srllttx»rt: Z)auüe L l>'o., S»wdur^: /*. L7tt»ctAen, Vi»ut Fi (-/Peilt. Ksraisxederr Löniel. Lrxeüitio» «1«!» Oresäner Wurv»!,, Oresüe», /vinxr rstrrr»»« Ko. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 3. März. S«. Majestät der König hat den kirchschullehrern und Kantoren Johann Heinrich Anton Näumann in Thierfeld und Gottlob Friedrich Wienhold in Schönberg das Vrrdienstkreuz allergnä- digst zu verleihen geruht. Nichtmntlicher Theil. Uebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krage. Lagesgeschichte. (Berlin. Danzig. Rom. Bukarest.) Ernennungen, Lrrsetznngrv rc. i» öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviazial-Nachrichtrn. (Leipzig. Zwickau. Meerane. Tharandt, -leinschönau. Oberleutersdorf.) Lennischte». Statistik und Lolktwivthschaft. Keuilletov. Tageskalender. Inserate. Börsennachrichtev. Telegraphische WitterungSberichte. Telegraphische Nnchnchte«. Berlin, Donnerstag, 8. März, Nachmittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Der Reichstag genehmigte in seiner heutigen Didung ohne Debatte die Er öffnung des Strafverfahrens gegen die Abga. Be bel, Hasenclever und Liebknecht während der Dauer der Session. Künftigen Sonnabend findet die erste Berathnng des Reichsetats Statt. Paris, Mittwoch, 7. März, Abends. (W. T. B.) Der rassische Botschafter in London, Graf Schuwalow, ist gestern Abend hier eivgetroffen. Derselbe hat heute eine längere Conferenz mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, gehabt. St. Petersburg, Mittwoch, 7. März, AbendS. (W. T. B.) In Bezug auf die kaiser liche Verordnung vom 3. d., vetreffend die Bil- düng neuer ArmeecorpS auS den in den Militär bezirken von Wilna, Warschau, St. Petersburg und Moskau stehenden Divisionen, erklärt daS Organ des «riegSminifter», der „Invalide", in bestimm tester Korm, die Maßregel sei lediglich eine Kolge der Ausführung dcS 1873 allerhöchst bestätigten allgemeinen Plane- der russischen Militärreorga- uisatiov. Athen, Mittwoch, 7. März, AbendS (Tel. d. Dresvn. Journal Lie Deputirlrvkammrr hat mit 7V gegen 61 Stimmen ein von der Opposition m einer PenfionSfrage beantragtes Mißtrauensvotum angenommen; 12 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Voraussichtlich giedt daS Cabinet KomunduroS seine Demission. Washington, Mittwoch, 7. März, Vormit tags (W. T. B.) DaS neue Cabinet ist, wie folgt, Feuilleton. Redi-irt von Ott» Banck. Am Kunstverein. Als ein überraschender künstlerischer Fortschritt, ja al« rin wahrer Sprung sind zwei große Gemälde von Otto Försterling zu bezeichnen. Dieses energische Streben, welches bis jetzt noch keine Gelegenheit bot und fand, durch den sichtbaren öffentlichen Erfolg bei Kennern und Publicum von außen her rrmuthigt zu werden, bezeugt eine desto erfreulichere innerliche -rast. Sie hat, wie man steht, ihr Eigenleben treulich und uner müdlich verfolgt und wird in dessen Entwickelung auf diesem soliden Wege siegreich sein. Der genannte Künstler ist in der Festigung des technischen Könnens und in der handwerkstüchligen Gewandtheit, dieser stützenden Grundlage aller Kunst, gegen seine geistige Lebendigkeit und Fruchtbarkeit wirklich poetischer, gern etwa- romantisirendrr Phantasie beträchtlich zurück. Das offenbart sich auch jetzt noch immer, aber es zeigt sich zugleich daneben, wie treffliche Resultate eiserner Fleiß selbst nach der Seite realistischer Wahrheit zu erringen vermochte. Wir sehen einen .Wasserfall" und einen .Wald bach", beide Bilder von ungewöhnlicher, gefahrdrohender Größe. Doch ist dieselbe hier glücklich zur nothwendigen Trägerin des Effects benutzt. In der Morgensonnt ist ein Faun bei der Lectürr der Versuchungen des heiligen Antonius von Padua ringeschlafen und träumt von einer Libelle mit pfirsichblüthnrn Flügeln, die sich in eine Jung frau verwandelt hat und im Regenbogen des Wasserfalls spielend auf und ab schwebt, vorn im Rasen liegt eine Genossin, vom selben Spiel ermüdet, und sieht der zusammeugrsetzt: William M EvartS (New Uork), Ttaatssecretär; John Sherman (Ohio), Tecretär deS SckatzeS; George W. Meccrary (Iowa), Se- erklär des KriegeS; Richard M. Thompson (In diana), Secretär der Marine; Charles DevenS (Massachusetts), GeneralstaatSanwall; David M. Key (Tennessee), Generalpostmeister; Karl Schurz (Missouri), Secretär deS Innern. Im Senate sprach sich Blaine gestern lebhaft gegen die Ansicht auS, den von den Republikanern gewählten Gouverneur von Louisiana, Packard, der mit derselben Stimwenzahl wie HayeS gewählt worden ist, fallen zu lassen. New Kork, Mittwoch, 7.März, Vormittags. (W. T. B.) Die AntrittSbotschaft deS Präsidenten hat anch im Süden den besten Eindruck gemacht. Gestern ist in einem großen Gebäude in Bond-Street, wtlcheS hauptsächlich von Gold arbeitern und Juwtlierrn bewohnt war, eine KeuerSbrunst au-aebrochen. Der angerichtete Schaden wird auf über 1 Million Dollars geschätzt. Jur orientalischen /rage. -j-* Wien, 6. März. Es ist während des ver gangenen Jahres im Verlaufe der vermittelnden Action der Mächte wiederholt davon die Rede gewesen, daß es recht und billig wäre, der Türkei zur Durchfüh rung der Reformen, welche sie in der Verwaltung und Rechtspflege ins Werk setzen wollte, eine angc- messene Zeit zu lassen, innerhalb deren die Mächte sich auf die Beobachtung zu beschränken und den ruhigen Fortgang drr Entwicklung nicht weiter zu beeinflussen hätten. Damals lag diesen Reformen hauptsächlich die Andrafsy'sche Note vom 30. Dccember 1875 zu Grunde, deren Bestimmungen die türkische Negierung bekanntlich beigetreten war. Heute scheint cs die Pforte selbst zu sein, welche diesen Gedanken wieder aufzunchmcn und praktisch zu verwerthen geneigt ist. Sie hält sich dazu umsomehr berechtigt, da es sich, seitdem sie eine für das ganze Re ick geltende Verfassung verkündigt hat, nicht mehr nm Verbesserungen des alten Zustandes, sondern um die Einführung ungleich wichtigerer verfassungs mäßiger Einrichtungen im Lande handelt. So weit darüber Andeutungen vorliezen, hat sie die Absicht, die Aufmrrksamkeit der Mächte darauf zu lenken, daß die fortdauernde Kriegsgefahr der Verwirklichung der tür kischen Constitution ernste Hindernisse in den Weg lege. Sie will daher die guten Dienste der Mächte dafür in Anspruch nehmen, daß diese Fristgewährung nun mehr zur Wahrheit werde. Der Friede mit Ser bien ist geschloffen, der mit Montenegro steht, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse eintreten, in naher Aussicht. Der Friedenszustand auf der Balkanhalbinsel wäre mithin hergestellt, wenn durch die Aufstellung der russischen Südarmce am Pruth die Türkei nicht ge- nöthigt wäre, zum großen Nachtheile ihrer inneren Ent wickelung und ihrer Finanzen fortwährend gewaltige Rüstungen zu machen. Sie wird die Friedensschlüsse mit Serbien und Montenegro seinerzeit den Mächten vorlegen und diese Gelegenheit benutzen, um die Mächte dafür zu gewinnen, daß sie ihren Einfluß behufs der erwähnten Fristbewilligung zur Geltung bringen. Mittelbar wäre der Zweck dieses Schrittes, eine gegen seitige Abrüstung Rußlands und der Türkei zu ermög lichen. Letztere glaubt jedoch, daß der indirecte Ab rüstungsvorschlag unter den vorliegenden Umständen Nichts enthalte, was Rußland verletzen könnte, und sie hofft, daß die Mächte sich herbeilassen werden, im Jn- tereffe des allgemeinen Friedens auf ihr Ansinnen ein- zugehrn. * Tt. Petersburg, 3. März. Der neuesten „Polit. Corr." geht von ihrem hiesigen Correspondenten das nachstehende, vom heutigen Abend datirte Schreiben zu: Nachdem die für Ende dieser Woche durch den Grafen Schuwalow avistrte Rückäußerung des Cabinets zu St. James auf das Rundschreiben des Fürsten Gortschakow vom 31. Januar bis zum heutigen Tage weder eingetroffen ist, noch auch irgendwelche nähere Anzeige vorliegt, daß eine solche unmittelbar be- vorstehe, beauftragte gestern Fürst Gortschakow den Grafen Schuwalow, bei dem Earl Derby die Beschleu nigung der officiellen Kundgebung des Entschlusses des CabineteS zu St. James in bestimmter Weise zu urgiren. Eine ähnliche Weisung ist gleichzeitig auch den Botschaftern Rußlands an den Höfen von Wien, Berlin, Paris und Rom zugegangrn- Gleichzeitig wurde Graf Schuwalow zu der Erklärung ermächtigt, baß die Regierung des Kaisers Alexander zu Lösung der Orienifrage nur zwei Auswege kenne. Entweder erachten die Pariser Tractalmächte, und speciell England, den Pariser Traktat trotz der Zurückweisung der auf diesem Traktate derubenden ConferenzdesckMfle durch die Pforte als in alten seinen Punkten noch gütig, oder das St Peters burger Cabinet sieht den Pariser Traktat mit Rücksicht auf die fernere Unlhatigkeit der Carantiemachte gegenüber der Nicht erfüllung der aus dem Traktate resultirendcn Verpflichtungen der Psorle gegen ihre christlichen Unterlhanen, auch bezüg lich der aus venselben fließenden Rechte der Türkei, als er loschen an. Im ersteren Falle beansprucht Rußland, daß die Pariser Tractalmächte gemeinsam mit ihm aus die volle Annahme der in der Vorkonferenz in Konstantinopel qesaßlcn Beschlüsse in ihrer ursprünglichen Form durch die Psorle, auf welchem Wege es auch immer sei, hluwirken. Dieser Anspruch ist durch die Thatsache genügend molivirt, daß die Psorle die ihr aus dem Pariser Traktate erwachsenen Verpflichtungen gegen ihre Unterlhanen nicht nur nicht erfüllt hat. sondern auch, daß bei dem gegenwärtig in Konstantinopel herrschenden chao tischen Zustande, besten Dauer und Dimensionen noch unab- sehvar sind, nicht die geringste Aussicht, geschweige denn Sicherheit, vorhanden ist, die von den Conserenzmächten über haupt. und von Rußland speciell geforderten Reformen ohne lhätige Einmischung von dritter Sette durchgcführt zu sehen. Können die Großmächte sich entschließen, diesen Gesichts punkt zu acceptiren, so entfällt für Rußland jede Veranlassung und Notwendigkeit, aus dem europäischen Concerte herunszu- treten. Es ist ihm dann die vollste Möglichkeit geboten, jede kriegerische Verwicklung zu vermeiden und nicht nur das Loos der Christen der Balkanhalbiusel auf friedlichem Wege zu ver bessern. sondern anch bei Zeiten nicht unwahrscheinliche Kala- strophen im türkischen Reiche zum Besten der Ruhe Europas hintauzuhalten. Entscheiden sich jedoch die Pariser Tractalmächte für eine fernere Uuthätigkeit. so müßte das St. Petersburger Cabinet hierin nicht dloS eine Berzichtleistung. beziehungsweise Negi- rung der im Pariser Vertrage stipulirten Verpflichtungen der Türkei ihrerseits, sondern auch deu Verlust der aus dem Tractale resultireuden Rechte der Türkei erblicken. In direcier Folge müßte daS St. Petersburger Cadioet dann auch den Pariser Traclat in allen Rußland betreffen den Punkten für null und nichtig erklären und sich selbst ständige Schritte Vorbehalten wie sie die Regierung Sr. Ma jestät des Kaisers Alexander beschließen würde. Eine directe Verständigung Rußlands mit der Psorte könnte nur dann ins Auge gefaßt werden, wenn ersteres von den Confereuzmächtcn zu solche» bevollmächtigt wird, und letztere sich bereit erklären, die aus einer neuerlichen Weigerung der Pforte resulnrenden Schritte gemeinsam mit Rußland unternehmen zu wollen. Dies sind im Großen und Ganzen die Grundzüge der den Botschaftern Rußlands an den großen europä ischen Höfen neuestens zugcgangencn Weisungen, welche unzweifelhaft ein Stadium neu cingeleiteter Verhand lungen bezeichnen. Letzteren kommt unzweifelhaft die ungünstige, eine Kriegführung in den Provinzen der europäischen Türkei augenblicklich nahezu unmöglich machende Jahreszeit zu Statten. Vor Ende April oder Anfang Mai ist eine militärische Action Rußlands in der europäischen Türkei kaum zu gewärtigen. Bis da hin hat die Pforte genügende Zeit, ihren guten Willen und ihre Fähigkeit zur Durchführung der Reformen zu bcthätigen. Andererseits bietet die Zwischenzeit auch den Mächten die Gelegenheit, ein Einvernehmen über den Modus derjenigen Garantien zu erzielen, welche das *Lt. Petersburger Cabinet für die Sicherung der Lage der Christen und die wirkliche Durchführung der von den Mächten in der Vorconferenz gefaßten Beschlüsse für unumgänglich nothwendig erachtet. Die Situation läßt sich am besten durch das Schlagwort: „Garantien, oder Krieg" kennzeichnen. Sie ist fast genau dieselbe, wie nach dem Rundschreiben des Fürsten Gortschakow vom 1. November v. I. Um die Analogie der Situa tion noch schärfer hervortreten zu lassen, sehen wir, gleichwie vor Vierteljahrcsfrist, einen hervorragenden, mit dem Vertrauen seines Monarchen und des russischen Volkes beehrten Staatsmann eine Rundreise durch Europa antreten, um für eine Beschleunigung der Ent scheidung persönlich einzutreten. * Belgrad, 0. März. Die Prvclamation, in welcher Fürst Milan den Serben den Abschluß des Friedens ankündigt, lautet nach einem Telegramm des „N. W. Tgbl." wie folgt: „Meinem geliebten Volke! Aus meiner Proclamatioa vom 18/30. Juni vorigen Jahres sind meinem lheuren Volke die Gründe bekannt, welche uns nöthigten, die Waffen ,u ergreifen Ebenso bekannt ist demselben, warum wir gemeinsam mit Montenegro kämpften. Heute, wo daS Schicksal der Christen im Oriente sich in kräf tigeren Händen befindet, bin ich glücklich, meinem lheuren Volke bekannt zu geben, daß ich nach Anhörung der großen National - Skupschtina deu Frieden mit der ottomanischen Pforte abschließe. Meine Bevollmächtigten baden am 17/24. Februar mit dem kaiserlichen Minister des Arabern das Friedensprotokoll unterzeichnet, welches ich meinerseits auf telegraphischem Wege ratificirte Serbien verbleibt unter Garantie der Großmächte in seiner Beziehung zur hohen Pforte wie vor dem Kriege. Bis Ende des Monats (alten Stiles, d. h bis 12. März) werden sich sowohl die türkischen als die serbischen Truppen aus ihr Territorium zurückziehen Für die Christen, welche während des Krieges in Serbien eine Zuflucht sanden, wurde eine vollständige Amnestie verein bart, nnd sind sichere Aussichten vorhanden daß die Lage der selben in ihrer Heunath eine bessere wird. Brüder! Mit heutigem Tage hört der Kriegszustand in Serbien sowie die hierdurch hervorgerusenen besonderen Maß- regeln auf Einige andere Gesetze bleiben in Kraft bis zu« gänzlichen Uebergange zu geregelten Zuständen. Zurückkehrend zn den Friedensbeschästigungen, wollen wir uns vor Allem unserer tapferen Kämpfer erinuern, welche auf dem Schlachtselde fielen Ihre Namen werden immer in dem Andenken des dankbaren Volkes leben. Erinnern wir uns auch unserer Verwundete», die zu jeder Arbeit unfähig wurden Es ist unsere patriotische Pflicht, denselben ihr Da- sein zu erleichtern. Vergessen wir auch nicht unsere Grenz- mildürger, welche durch die Kriegsereigniffe am meisten litteu. Es wird eine Hauptaufgabe meiner Regierung sein, diescldkN mit d n ersten Bedürfnissen zu versehen, damit ihre Lage er leichtert werde. Indem wir unsere Pflicht aus dem Schlachtselde gegen unser Vaterland und unsere Brüder erfüllten, bestreben wir uns jetzt in FriedcnSarbeit und brüderlicher Liebe, neue Kräfte zu schöpfen für den Nationalfortschritt. Bleiben wir immer dankoar unseren russischen Brüdern für die während des Krieges geleistete Hilse, ebenso allen anderen edlen Nationen, welche unS in dem schweren Kampfe mit ihrer lheuren Sympathie begleiteten Besonders geben wir unserer Erkenntlichkeit Ausdruck gegenüber jenen edlen Gesellschaften und Personen, welche unseren Verwundeten und Verunglückten hilfreiche Hand leisteten Und gegen Euch, tbeuere Brüder, erfülle ich die ange nehme Herrscherpflicht, Euch Allen zu danken für die Opfer willigkeit. welche der Krieg Euch auserlegte, die Einen kämpfend aus dem Schlachtselde, die Anderen administrative Dienste ver- richiend, wieder Andere materielle Opfer bringend. Alle ohne Ausnahme, gabt Ihr ununterbrochen Beweise eines seltenen Patriotismus! Belgrad, 8. März 1877. Milan Obrenowitsch IV., Fürst von Serbien " — Lurch einen gleichzeitig erschienenen fürstlichen Ukas werden annullirt: das Gesetz über Requisition, das Gesetz über den Bclagerungs- und Ausnahme zustand, das Gesetz über die Beamiengehalte und über das Kriegspostwesen. Es bleibt bestehen im Ausnahme zustand: das Moratorium bis zum I.Juli, die Censur bis zum 1. August, das Gemeindcgesetz und das Kriegs gericht längstens bis zum 1. August. Das Verbot der Ausfuhr von Getreide, von Blei und von Kriegsmate rial ist aufgehoben. Cattaro, 7. März. Der „Polit. Corr." trlegraphirt man: Dem längere Zeit von den Türken in Gefangen schaft gehaltenen Mtrid itenchef Marko Djon Notza ist es gelungen, zu entfliehen und das Miriditengcbirge andern zu. Die schäumende Fluth braust in einer mosigen Felsengrotte nieder, zur Rechten schließt sich der Wand eine saftige Birke an, die gesammte grüne Pflanzendecoration ist üppig, das intensive Licht lachend frisch. Der etwas süße Gedanke, in seiner Bewegung der Nixenstaffage mehr dichterisch als malerisch, hat es doch zu einer wohlthuenden Heimlichkeit und Anmuth des Gesammteindrucks kommen lassen, und die allgemeine Stimmung ist so ansprechend, daß einige Mängel, z. B. die dicke, an Seilerarbett erinnernde Behandlung der Wassrrsträhnrn, keine fühlbare Störung machen. Und das liegt im Dominiren einer voll zur Wirkung ge brachten Einbildungskraft. „Der Waldbach" ist eine viel bedeutendere Leistung; in ihr zeigt sich starke, geistvolle Auffassung und viel Composttion. In der Einöde eines Hochgebirgsthales ist eine Amazonenmutter beim Ueberschreiten der wilden Fluth verunglückt, ihr Söhnchcn, auf dem Körper der Gestürzten gelehnt, streckt die Arme flehend zum Ufer; von mehreren Seiten her sprengen männliche und weib liche Amazonen zur Rettung herbei. In dieser Scene liegt dramatischer Effect, doch auch zugleich — und das ist mehr — rein menschlicher, sympathisch berührender JmpM. Dieser Thrilnahme erregende Eindruck und daS malerische Gefühl für das Große überträgt Viel von den technischen Schwächen, die im Gewölk, in einem drcorativen Versatzstückfelsen des Hintergrundes im Wasser sichtbar sind; auch das Totalcolorit der Einöde hat einen etwas forcirt trockenen, kahlen Ton, der so monoton zur Unglückskatastrophe nicht erforderlich wäre. In Summa aber kann Försterling mit Befriedigung auf diese Entwickelung seines Talentes blicken, besonders bei dem letzten Bilde, daS sich geeignet haben würde, um rS »ur Concurrenz für dir Goethestiftung nach Weimar zu schicken. Eine sehr ansprechende kleinere Landschaft ist auch: „Am See Champlain" (zwischen Vermont und New- Aork an der Grenze von Untercanada), ein durchaus stimmungsvolles Bild von C. A. Sommer in Altona. Die Transparenz eines finsteren, gewitterschweren Himmels, welche diesen klärt und mit Licht durchtränkt, überhaupt die Ruhe des Hintergrundes im dunklen, aber keine Contur verschleiernden Wolkenreflrx gelingt nicht immer so glücklich. Auch Paul Mohn in Dresden hat zwei Land schaften ausgestellt, an deren größerer des Erfreulichen Vieles wahrzunehmen ist, während das kleinere, skizzen haft und leicht angedcutete Bild eine angenehme Erfin dung der menschlichen Gesellschaft, eine Hochzeitsreise, darstcllt. Die belebte Eisenbahn meidend, fährt das glückliche Paar in der alten Postkutsche ungefähr an der Stclle über einer hügeligen Halde den Bergen zu, wo man früher in der Gegend von Rosenheim zum ersten Male die Alpen recht deutlich vor sich sah. Es ist erst Juni, auf den Spitzen liegt noch viel Schnee, der ein Bischen unnatürlich aussieht, morgen werden ihn Mann und Männin am Watzmann natürlicher sehen und sich übermorgen von dem einfallcnden schlechten Wetter in dem stillen Gasthof „Zum Tiger" in Salz burg erholen. In den „Tempelruinen zu Pästum" hat derselbe Künstler den Vordergrund zwar durchaus nicht in der breiten, tiefsastigen Charakteristik des Südens gehalten, sondern sich botanisch in einer Gegend von ganz andcrm Naturtypus ergangen — und dieser Tadel bleibt wahr, auch wenn jene Blümchen zufällig wirklich bei Pästum stehn; aber aus dem Mittelgrund blickt unS ein edlerer Ton an, und im Hintergründe hat der Künstler in der That einen liebenswürdigen und technisch rein gestimmten Erfolg erzielt. Hier ist wirklich Luft und durchsichtiger Glanz der Atmosphäre. Eine kleine, etwas kreidig kalte, von spitzem, aber hell auflachendem Frühlingslicht umgebene Skizze „Bei Glarus", ein frisch und munter gearbeitetes Bildchen, hat A. Steffan in München gemalt. Otto Banck. Die erste deutsche Oper in Dresden. (Fortsetzung zu Nr. S4.) Bei den freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen den Höfen von Florenz und Dresden damals be standen, mochte sich der Ruf derselben schon länger hierher verbreitet haben, auch kannte sie Schütze ja schon von Venedig. Vielleicht, daß er selbst den Kur- sürsten erst auf den Gedanken gebracht hatte, die Ver- mählungsfcier seiner Tochter Sophie mit den für gelehrt und kunstsinnig geltenden Landgrafen von Hessen-Darm stadt durch die Darstellung einer solchen Oper verherr lichen zu lassen. Man hatte dazu die Dafne des Ri« nuccini gewählt, die man durch die Gefälligkeit des Florentiner Hofes erhielt. Es ist zweifelhaft, ob nur die Dichtung oder auch die Composttion des Peri, und wenn auch noch diese, ob man dieselbe ursprünglich dazu mit benutzen wollte oder gleich im Sinne hatte, die Dichtung nicht nur übersetzen, sondern auch neu com- poniren zu lassen. Genug, daß das letztere geschah und die Ueberjetzung des als Dichter bereits berühmten und gekrönten Martin Opitz, welcher damals gerade in Diensten des Burggrafen von Dohna stand, nicht mehr allenthalben der Musik des Peri entsprach. Möglich, daß Schütz auch nur deshalb mit der Composttion der Dichtung betraut wurde; waS ich jedoch für unwahr scheinlicher halte, weil es ungleich leichter gewesen sein würde, die bezüglichen Stellen der Dichtung zu ändern.
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