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WWnMWerAllMr Tageblatt für Kohensletn-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdors, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lsohenstein-Crnftthaler' Anzeiger erscheint mtt Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung Ins Kous Mk. l.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mb. 1.25, durch die Poft bezogen (außer Bestellgeld) Wk. 1.50. Einzelne Nummern >0 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts» und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbrtesiräger entgegen. Als E^ra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzeigengebllhr für die «gespaltene Äorpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts l5 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. 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Hundert Jahre sind seit jenem Tage, den die Zeit genossen einmütig als den schmerzlichsten persön lichen Verlust und als nationales Unglück bezeichnet haben, dahingegangen, ein Zeitraum, lang genug, um die Erinnerung selbst an manche Leuchte deS SeisteS und deS Wissens verblüffen zu lassen. Aber Luisens Gestalt strahlt in immer reinerem und hellerem Lichte vor dem Bewußtsein der Gegen wart auf und das Einzigartige ihres holdseligen und zugleich großzügigen Wesens tritt um so klarer in die Erscheinung, je mehr sich der Geist vorurteilsfreier Geschichte heute darein versenken kann. Eher dürfen wir sagen, daß die Reinheit und Größe dieser Frauenseele von einem Teil des Volkes selbst in unseren Tagen noch zu wenig klar erkannt ist, als daß behauptet werden dürste, die Länge der Zeit und übereifrige Hohenzollernlegende habL um die Gestalt Luisen- einen derart ver klärenden Schimmer gewoben, daß er vor der Wirklichkeit nicht bestehen könne. Im rngumgrenzten Rahmen dieser Betrachtung ist eS unmöglich, den äußeren LebenSgang der un vergeßlichen Königin auch nur flüchtig zu skizzieren; er dürste zudem, dicht verwoben mtt Preußens Geschichte in seinen schwersten Stunden, jedem Deutschen bekannt sein.. Dagegen möchten wir einige charakteristische Linien deS JnnenwesenS Luisens auszudecken »ersuchen. Da fesselt zunächst daS rein Weibliche ihrer Persönlichkeit. Nicht oft hat eine schöne Seele in so schönem Körper ge wohnt, wie bei dieser Fürstin. Sie bezauberte, wo ste erschien, durch ihren Liebreiz, und das um somehr, je weniger sie dessen sich bewußt war. Da« Geheimnis des Zaubers, der von ihr auS- ging, lag darin, daß ihr Aeußeres der lichte Ab glanz ihres Innern war, von dem Brüffau in seinem köstlichen Lebens- und Charakterbild einmal sagt: „Wie die Rose nicht ahnt, wie lieblich ihre Farben und ihr Dust sind, und wie der Vogel , nicht weiß, wie erquicklich sein Lied schallt, so wenig war sich diese Königin bewußt, welch innere s Schönheit aus ihr strahlte, welche Kraft die auS- aegltchene Harmonie ihres Wesens in sich barg'. Und ihr großer Zeitgenosse, der berühmte Theologe Schleiermacher, hat ganz in diesem Sinne sie als eine der „seltenen Erscheinungen der Welt" be- zeichnet, „in welcher das Innere und Aeußere zum schönsten Einklang verbunden ist". Diese Harmonie wird verständlich, wenn wir aus ihrem eigenen Munde die entscheidenden Losungen ihres LcbevS vernehmen: „Wahrheit geht mir über alles" und „Wer liebt, der lebt, und nur der lebt, der liebt, das ist mein Wahlspruch, mit dem ich lebe und sterbe." Und wie treu ste ihn erfüllt hat, beweist das Wort auS ihren letzten Lebens lagen: „Opfer und Aufopferung ist mein Leben." — Gewiß. Luise war schon von Anfang an eine sehr glücklich angelegte Natur; der Ernst des nord deutschen Charakters vom Vater, dem Prinzen Karl von Mecklenburg, Hütte sich mit dem Sonnigen des süddeutschen von mütterlicher Seite, der Prin zessin Friederike von Hessen-Darmstadt, zu einer wundervollen Einheit zusammengesügt, und die eigentliche, treuste Erzieherin ihrer Jugend, ihre Großmutter Prinzessin Georg Wilhelm in Darm stadt, hatte das Beste dazu getan. Aber ergreifend ist, wie Luise dann immerdar an sich selbst weiter gearbeitet hat, „die Aufgabe meine- LebenS" — wie sie einmal an Kriegsrat Scheffner schreibt — „mich mit klarem Bewußtsein zur inneren Harmonie zu bilden, nicht zu verfehlen, sondern ihr zu ge nügen". To wurde sie ihrem Gemahl, dem sie neun Kinder geschenkt hat, die treuste Gatlin, ihren Kindern die liebevollste Mutter, ihren Zeitgenossinnen ein fast unerreichbares Vorbild edelster Frauen würde. Und diese Frau, ausgestattet mit allen Zügen echter Weiblichkeit, wird geradezu groß als Königin. Hier ist vielleicht der Punkt, wo man ihrer Bedeu tung in weiteren Kreisen noch'immer nicht gerecht genug geworden ist. Luise fühlte weit mehr al- preußisch, ste war eine Deutsche durch und durch, und als solche wahrhaft wert, die Mutter des ersten deutschen Zollernkaisers geworden zu sein. Ohne jemals die feine Grenzlinie zu über schreiten, die für die Frau und Fürstin den Ge schehnissen der großen Politik gegenüber gezogen ist, hat sie doch einen unnennbaren Einfluß auf die Erneuerung Preußens während und nach dessen tiefem Falle gehabt. Die war in Wirklichkeit „Preußens Stern in dunkler Nacht", und die Herzen aller derer, die noch nicht ganz verzweifelten, daß das Erbe Friedrichs des Troßen für immer verloren sei, wandten sich .ihr zu, die mit Rat und Tat dafür eintrat, es für Preußen und Deutsch, land zu retten. Dem schwankenden, wenn auch grundehrlichen Wesen Friedrich Wilhelms III ward ste in den schwersten Tagen eine wahrhaft erhebende Stütze, und eS ist kaum zu viel gesagt, daß zu einem guten Teil Luise durch ihr treues Ausharren und ihre erstaunliche Klarheit selbst staatsmännischen Erfassen- die Saat gestreut hat, die wenige Jahre nach ihrem Tode in den Be freiungskriegen als TegenSernte aufgegangen ist. Wie ist — zumal im Blick auf die furchtbaren Letdensjahre und die fast ununterbrochene Kette schwerster Enttäuschungen und Demütigungen unter dem eiserner, Joche des korsischen Emporkömmlings Napoleon — diese Seelengröße und Charakterstärke Luisens in ihren lrtzten Wurzeln zu erklären? Luise war groß als Frau und Königin, am größten aber al- Christin. Ihr Glaube, dessen Grund schon in den Tagen ihrer Kindheit trotz der verwaschenen „Aufklärung" jener Zeit gut ge- legt war, wuchs mit den Stürmen deS Leiden- zu immer kostbarerer Stärke an. Durch ihre Briefe klingt ein immer entschiedenerer Ton: „Ich bin zu einer Seelenruhe und zu einem inneren Frieden gelangt, welche mich hoffen lasten, daß ich mit der Fassung und Demut einer echten Christin alle Fügungen Gottes und alle Leiden ertragen werde, die mir zu meiner Läuterung geschickt werden. Denn von diesem Standpunkt betrachte ich alle Heimsuchungen, die unS htenieden beugen." Diese Glaubenskraft und Glauben-tiefe führte ste schließ lich zu jenem heldenhaften Bekenntnis: „Leiden und Elend sind Gotte- Segen, wenn sie überstanden find. Inmitten meines Elendes sage ich schon: Es ist Gottes Segen!" Im Lichte dieser religiösen Abgeklärtheit ver- steht man die ganze Größe, aber auch die wunder bare Kraft, die von Luisens Wesen auf ihre ganze Zeit ausging und weiter auf alle Zeiten auSgehen wird, solange man von den edelsten Frauen deutscher Geschichte singt und sagt. Und in diesem Lichte elkennen wir ganz die schöne Brüffausche Gesamt- Würdigung des Charakters Luisens: „Das ist doch das Anziehendste an ihr, wie sie in allen Lagen ihres Lebens, von der jugendsrohen Morginzeit an bis zu den leidoollen Tagen von Tilsit, fich selber treu blieb: immer dieselbe, stets reicher und reifer «erdend, au- ewigen Quellen schöpfend, zu ewigen Zielen fich streckend.... Eie war eine Verkörperung des Worte- ihre- großen Zeit genossen Goethe: „Höchste- Glück der Menschen kinder ist doch die Persönlichkeit." Und damit wurde ste zu einem Wegweiser für eine Zeit, die je länger je mehr in dem Vielerlei der Leben» fich besinnen muß, daß nicht da-, was wir haben, wissen, können, wollen, unser Beste» auSmacht, sondern das, wa» wir sind." So möge Königin Luise von Preußen auch heute noch fortwirken al» Erzieherin ihres Volke». Ihr Andenken bleibt gesegnet auf immerdar. Ferdinand Katsch. TageSgeschichte. Et» Geschenk Kaiser Wilhel»« ftir d«» »»rwegische Volk Der Kaiser hat sich durch König Haakon er- boten, dem norwegischen Volke al» Dank für die gastfreie Aufnahme während seiner Nordlandreisen eine FridtjofS-Statue zu schenken. Der Kaiser nahm eine Anhöhe im Togne-Fjord bei Framnr» in der Nähe von Fridtjof» Grab für die Aufstel lung der Statue in Aussicht. König Haakon dankte namens de» norwegischen Volker für diese Aufmerksamkeit. Prof. Unger-Steglitz wurde mit der Ausführung der Statue beauftragt. Fürst Bütow. der mit dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg eine zweistündige Unterredung hatte, soll zu den schwebenden politischen Fragen Stellung nehmen und sich öffentlich dazu äußern, wie e» seinerzeit Fürst Bismarck getan hat, so wünscht es die „Nat.- Ztg ". Das Blatt sagt u. a.: „Fürst Bülow hat selbstverständlich die konkrete Schweigepflicht de» Beamten. Aber weder hat er das Recht, fich selbst, noch hat ein anderer daS Recht, ihm allgemeine politische Betrachtungen zu verbieten; vielmehr be steht für ihn die abstrakte Redepflicht. Wer jahr zehntelang im Dienste des Staates wichtige Ec- fahrungen machen durfte, darf niemals mehr ganz Privatmann werden. Das käme einer Hinter ziehung von Staatsgut gleich, daS einem einzelnen in hochragender Position zu erwerben gestattet war, das er aber nicht hinter Schloß und Riegel zu verrammeln, sondern dem allgemeinen Wohle zur Verfügung zu stellen hat." — Die Unterredung zwischen dem Reichskanzler und dem Fürsten Bülow Lehrjahre. Roman von Emmy v. Bargstede. «7j (Nachdruck verboten.) Zum Mittagessen kam Kurt erhitzt und müde vam Felde und begrüßte den lieben Gast noch einmal Lerzlich. „Ich zeige Ihnen gern alle Sehenswürdigkeiten Lindenhofs, wenn Sic die Sonne nicht scheuen. Unsere Felder dehnen sich weit aus, die Saaten stehen herrlich —" „Aber Kurti, sprich doch einmal von etwas anderem", schmollte Reine, „uns Damen kann doch derlei garnicht interessieren." „Du irrst. Reine, mich interessiert Deines Gatten Beruf. Bei meinen lieben Nordselds habe ich cs ge lernt, mich mitzufrenen, wenn zur rechte» Zeit für den Landmann die Sonne schien und der Regen rauschte", sagte Irene freundlich. „Vielleicht wirst Du es mit Entsetzen hören, daß ich auch gedenke, den Kuhstall zu besichtigen." „Ich verstehe Dich einfach nicht", — Reine zuckte wegwerfend die Schultern — „nun, jeder nach seinem Geschmack. Dein Marrin wird das jedenfalls ver langen, wenn er Dich «u seiner Frau Pfarrerin ge macht bat." Irene Mainau hatte sich hoch im Sessel emvor- gerichtet und legte unwillig die silberne Gabel nieder. „Ich möchte Dich doch bitten. Reine, Dich endlich für immer von diesem Gedanken zn trennen. Martin Nordfeld und ich sind Jugendfreunde, keine Verlobten. Wir sind wie Bruder und Schwester zusammen auf- gewachsen, etwas anderes ist ausgeschlossen. Ich habe Dir das nicht zum ersten Mal gesagt, wie ich glaube." „Gewiß, das hast Du! Die Geschichte war aber so durchsichtig und märchenhaft, daß sie niemand für wahr hielt.' „Wie kann t Du so sprechen. Liebste", — Kurl legte seine Hand auf die seiner Frau — „weshalb sollte Fräulein Mainau ihr Verlöbnis geheim halten und leugnen?" „Na, weißt Du. Kurti. eine glänzende Barne wäre ein armer Donpastor nun gerade nicht." „Süßer, kleiner Unverstand, darnach fragt Liebe doch nicht." Im Sommerwind säuselten die Kronen der Linden und Eichen, schimmerndcr Sonnenschein lag darüber au-acbicitet. Die Vögel zwitlcherteu und zirpten im Chor, noch iunkelte der Nachtlau auf den Blumen. Irene Mainau wandelte langsam durch die Wege des Parkes, hinter dem sich die meilcnweite Forst autlhal. Im Obstgarten waren Bäume, Spaliere und Sträucher schwer von Früchten, unbeachtet lag der Gottessegcu im Grase. Das alles ist sein! Die einsame Wanderin blieb stehen, und keine Hand, die in seiner Abwesenheit sein Gut zufammendält. „Guten Morgen", — der alte Heymann begrüßte sie mit abgezogener Mütze. Vor Hüten empfand er eine souveräne Verachtung, wie vor allem, was aus der Stadl kam. Gerade und prüfend schaute er dem Fräulein ins Gesicht, die in ihrem fußfreieu Wasch kleide so einfach und solide gekleidet vor ihm stand. „Gnädiges Fränlein sind früh auf!" — Er wußte, daß sie der erwartete Besuch war. „Die Vöglein haben mich geweckt und da bin ich aufgestanden." „Wenns nach der Frau Gräfin Willen ginge, wäre denen lange der Garaus gemacht. Vor dem Singen kann sie nicht schlafen", sagte Hevmanu schneidend. „Waren gnädiges Fräulein schon auf dem Hof?" „Nein, ich kann Sie begleiten, wenn ich Sie nicht störe." „Bewahre! Wir haben einen guten Viehbestand, aber" — vorläufig würgte der Alte den Nachsatz noch tapfer herunter, es war doch gar zu vertraulich, schon in der ersten Minute der Fremden seinen Kummer anznvertrauen. Da redete Irene ihn an. „Warum wird das Obst nicht gepflückt und zweck entsprechend. teils roh, teils zum Einmachen ver wendet?" fragte sie mit einer Wolke auf der Stirn. „Nicht alle Jahre kann die Ernte so reich sein." „Aber, gnädiges Fränlein, dazu sind doch keine Leute! Da muß gespart werden. Die Mamsell allein kann und will nicht alles und — ich wünschte nur, mein gnädiger Herr Grat käme so ganz heimlich und unerwartet und sähe das und das", dabei machte der treue, alte Manu eine vielsagende Gebärde mit der Hand im Kreise herum — „ja, das wünschte ich wahrhaftig! Dec würde seine Helle Freude haben, wie es hier zugeht. Ich dürfte eigentlich nicht zu Ihnen davon sprechen, denn Sie find ein Gasl der Hc:richan. aber es drängt mich ordentlich dazu. Musi wohl sein, weil Sie ein Herz für die Gottesgabe haben und für Blühen und Singen auch." „Sie sind Herr Heymann, nicku wahr? Der Herr Graf har ost von Ihnen gesprochen" „Na, dann werden gnädiges Fräulein auch wissen, daß ick nicht gelernt habe, ein Blatl per den Mund zu nehmen. So wie es hier im Gauen ist, ist cs in allem. Mamsell macht, was sie will. Die Kühe geben zu wenig Milch, die Hühner legen im Sommer plövlich keine Eier, dazu der ewige Besuch, das Viiilemachen auswärts. Meinen gnädiges Fränlein. das kostet nichts! lind das frißt einem alten Diener, der Jahrzehnte zu- sammengcbalteu und gespart hat, am Leben, wenn er das mit ansehen muß und es nicht ändern kann. Zu schwach ist der junge Graf, viel zn schwach. Meine Frau sollte das sein, na, die sollte doch gleich" — hier hielt der verbitterte Mann inne. Da vor ihm das stille, blasse Gesicht mit den dunklen Augen er schreckte ihn beinahe. Wie fein, zart und hilflos sie aussah, trotzdem sie die Gräfin bedeutend überragte. Ganz gewiß, die konnte noch mehr als sich putzen und mit fremden Männern schön tbuu. „Ich will mit Graf Kurt sprechen", sagte J.-ne jetzt — „wie darf er vernachlässigen, was ihm nicht gehört, sondern nur ««vertraut wurde? Ich werde uw n möglichstes thun, Herr Heymann, ihm die Angcn zu öffnen. Sie sollen mir nicht umsonst vertraut haben. Ob ich etwas erreiche, weiß ich allerdings nicht, jedenfalls will ich es versuchen. Wollen wir jetzt auf den Hof gehen?" Bor dem Kuhstall begegnete Kurt dem ungleichen Paar. „Schon auf, Fcäulein Maiuau, und bei der Rund reise mit unserm alten, treuen Hcmnann? Ich denke, mir trinken dann erst zusammen Kancc", rief er sichtlich erfreut. ,,J» Garten wollen wir frühstücken? Gewiß, wie Sie befehle»" ? sie sich glu«. der saßen, und Kurt sich wegen des ». nkwu Weißbrotes infolge der Entfernung der Stadt eul>,huldigte, sagte Irene sanft: „Ich glaube, Herr Gras, daß Sie Gelegenheit gehabt haben, mich als eine wahre und aufrichtige Freundin Reines kennen zu lernen und daher liegt mir auch Ihr Wohl am Herzen. Ich verstehe genug vou der Landwirtschaft, um zu sehen, daß vieles bei Ihnen noch sehr im Argen liegt. Nicht in Ihrem Vcrwalmngszwcigc, wohl aber in dem Reines." Und nun zählte Irene alle die im Laufe eines Morgens gemachten Entdeckungen auf und fuhr dann fort: „Das alles sind doch Einnahmen, mit welchen man auf dem Lande zu rechnen Hal, rechnen muß, wenn man sich nicht lief schädigen will. Verzeihen Sie, daß ich das so unumwunden nusspreche. cs ist Ihre Pflicht. Reine zur Arbeit, zur Wahumg Ihrer Interessen zu erziehen, d. h., zu zwingen, wenn sie nicht sehen und nicht hören will. Meinen Händen isi sie emwaebsen, seit sie die Ihre wurde, ihr gegenüber bin ich machtlos geworden. Wohl aber kann ich Sir warnen und bitten, noch in elfter Stunde Ihrem Hause eine tüchtige Wirtin zu geben!" (Fortsetzung folgt.)