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Dresdner Journal : 10.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-10
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 10.11.1902
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Amtlicher Teil (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil ren geringen Kanteten gegen das Anträgen auf namentliche Ab ¬ bie zeitraubende Forni solcher Die Disziplinargewalt des Prä- in der Befugnis, die Redner auf für eilen rupt- >nen. rn t- »077 , I auf »eine »eten. den Gegenstand der Verhandlung (zur Sache) zurück zuwciscn und zur Ordnung zu rufen. Ist das eine oder das andere in der nämlichen Rede zweimal ohne Erfolg geschehen, fährt also der Redner fort, sich vom Gegenstände oder von der Ordnung zu ent fernen, so kann die Versammlung ans die Anfrage des Präsidenten ohne Debatte beschließen, daß ihm das Wort über den vorliegenden Gegenstand ge nommen werden solle, wenn er zuvor vom Präsidenten Vit Geschäftsordnung des fteichstages. Die Geschäftsordnung für den Deutschen Reichs tag ist eine der mildesten Geschäftsordnungen aller Parlamente. Seit ihrem Bestehen ist sie nur un wesentlich abgeändert worden, obwohl sich deren Revision schon oft und dringend als notwendig ge zeigt hat Als Mängel der Geschäftsordnung werden besonders folgende Punkte empfunden: Die zu schwache Disziplinargewalt des Präsidenten behufs Aufrecht erhaltung der parlamentarischen Ordnung; die hohe Brschlußfähigkeitsziffer für das Reichstagsplcnum; die unbeschränkte Ermöglichung von Auszählungs rsten Jn- geht )em- räge on, Welt und Art stige aus- orgt, inen »eis ten« Dresden, 10. November. Se. Königl. Hoheit der Herzog Ulrich von Württemberg ist am vergangenen Sonnabend abends 9 Uhr 44 Minuten von Berlin in Dresden eingetroffen und gestern, Sonntag abends 7 Uhr 7 Minuten wieder dahin abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ministerialdirektor Geheimen Rath vr Vodel im Ministerium des Innern das Groß kreuz des Albrechtsordens zu verleihen. Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberbürgermeister Nr. Tröndlin in Leipzig das Komthurkreuz 2. Klasse des Verdienst ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Vorsitzenden der Handelskammer Leipzig Äommerzienrath Gustav Zweiniger daselbst den Titel und Rang als Geheimer Kommerzicnrath zu ver leihen verlangen; die Stellen von stimmung und Abstimmungen, sidentcn besteht Deutsches Reich. Berlin. Die Botschaft Sr. Majestät des Kaisers an das Cölner Metropolitankapitel, die der Oberpräsi dent am Vortage der Wahl des Cölner Erzbischofs überbrachte, hat nach der „Post" folgenden Wortlaut: Wir Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen ic. entbieten dein Metropolitankapitel der Erzdiözese Cöln Unsern Grus; und landesherrliche Gnade. Nachdem durch das am 24 Mai d. I. erfolgte Ableben des Erzbischofs Dr. Simar der erzbischöfliche Stnhl von Cöln erledigt worden ist, so haben Wir bchusS der Wahl eines neuen Erzbischofs Unseren lieben Getreuen, den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Wirk lichen Geheimen Rat Nasse dazu ausersehen, daß er bei der von dem Metropolitankapitel vorzunehmenden Wahl dasselbe Unseres landesherrlichen Schutzes versichere und Unsere landes herrlichen Rechte dabei wahrnehme. Wir sind des gnädigsten Vertrauens, daß das Metropolitankapitel einen solchen Mann zum Erzbischof wählen wird, der nicht allein einem so wichti Ernennungen, Versetzungen re. im öffent» lichen Dienste. Im «eschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei dem Finanz-Ministerium. Ernannt: Richter, zeither Sekretär, als Buchhalter bei der Finanz- hauplkasse; Weber, zeither Büreauafsistent, als Sekretär. — Aagestellt: Kalkbrenner und Mickwausch, zeither gegen Tagegeld beschäftigte Büreauschreiber, als etatmäßige Bureau schrriber; Richter, zeither Bizefeldwebel der 7. Komp des Schützen - RegtS. Nr. 108, Militäranwärter, als Hausmeister im Landhause. Bei der Lotterie-Verwaltung Angestellt: Georgi, zeitder Bizeseldwebel der S. Komp des 1. Jäger-Bat. Nr. 12, Mililäranwärter, als Diener. Bei der Berg-Verwaltung ist ernannt worden: vr Adolf Ferdinand Sieverts, zeither auf Probe, als r Betriebsassistent bei der Porzellanmanusaktur Meißen Tagesgeschichte. Dresden, 10. November. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheit die Prinzeffin MatAlde wohnten am gestrigen Sonntag Vor mittag dem Gottesdienste in der katholischen Hof- kirchc bei. Nachmittags 2 Uhr fand bei Sr. Majestät im Königl. Residenzschlosfe Familientafel statt, an der Ihre Majestät die Königin-Witwe, Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz nnd Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin mit Höchstihren beiden ältesten Prinzen söhnen, Ihre Königl.Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde, sowie ferner Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland nnd Se. Königl Hoheit der Herzog Ulrich von Württemberg teilnahmen. — Heute vormittag von '^11 Uhr ab nahm Sc. Majestät der König militärische Meldungen entgegen und empfing dabei den Kommandeur der Schutztruppe für Kamerun Oberst Pavel und den Militär Attachs bei der Kaiserl. und Königl Oester rcichisch - Ungarischen Botschaft in Berlin, Kämmerer Oberstleutnant im Gcncralstabscorps Grafen Stürgkh. Im Anschlusse hieran hörte Sc Majestät die Vor trüge der Herren Staatsminister und des Königl. Kabincttssckretärs. — Ihre Majestät die Königin-Witwe empfing ani vergangenen Sonnabend nachmittags ^5 Uhr in die Oppositionsparteien sich dieser Abänderung wider setzen, läßt deutlich erkennen, daß es ihnen nicht um die Sache, sondern nur um Lstruktion zu thun ist. Sollte diese Abünderungsmaßregel aber noch nicht durchgreifend genug wirken, so besteht die Absicht, die Zahl der zur Unterstützung der Anträge auf namentliche Abftimmungen erforderlichen Abgeord neten, die jetzt auf 50 festgesetzt worden ist, ge- gegebcnenfalls bis auf das Doppelte zu erhöhen. Alsdann würde cs den Sozialdemokraten selbst in Gemeinschaft mit der ihr in der Obstruktion Hilfe leistenden Freisinnigen Vereinignng nicht mehr mög lich sein, derartige Anträge behufs Lahmlegung der Reichstagsgeschäfte zu stellen Es wird in den nächsten Tagen bei den Ver handlungen über den Antrag betreffend die Ab änderung der Geschäftsordnung ohne Zweifel zu stürmischen Debatten kommen. Tic Sozial demokratie richtet sich bereits für die bis jetzt noch nicht in vollem Maße angewandte grundsätzliche Obstruktion ein. Sie thut dabei, als sei es ihre Aufgabe, die parlamentarischen Grundrechte gegen über einer die Minderheit vergewaltigenden Mehr heit zu wahren. Durch derartige Behauptungen aber wird man sich nicht irremachen lassen. Die wahre Absicht der Sozialdemokratie, die Durch beratung der Tarifvorlage zu verhindern und dabei Agitationsrcden zum Fenster hinaus zu halten, ist so oft und so unzweideutig von sozialdemokratischen Führern, wie Bebel, v. Vollmar, Singer u. a. kund gegeben wurden, daß sie garnicht geleugnet werden kann, sondern durch die Obstruktion nur bestätigt wird. Ob cs gelingt, den nun entbrannten Kampf zum Besten der Sache auszufechten, wird freilich in erster Linie davon abhängen, ob die Abgeordneten der Mehrheit den Sitzungen vollzählig beiwohnen und den festen Willen haben, sich mit den Ver bündeten Regierungen auf dem Bodeu ihrer Vorlage zu verständigen. Villa Strehlen Se Kaiserl. Hoheit den Großfürsten Michael Nikolajewitsch von Rußland und er teilte am gestrigen Sonntage vormittag nach dem Kirchenbesuche im Königl Rcsidenzschlosse einigen Herren vom Militär und Zivil Audienz Dresden, 8. November. Der am Jahresschluffe be vorstehende Wechsel in der Person des Direktors der 111. Abteilung des Ministeriums des Innern, in der die Angelegenheiten von Landwirtschaft, Industrie und Handel gemeinsam bearbeitet werden, hat den An stoß gegeben, eine schon längst als notwendig empfundene Entlastung dieser Abteilung vorzunchmen. Dabei ist auch die von einzelnen Seiten angeregte Frage erwogen worden, ob vielleicht die Landwirtschaft dieser Abteilung entnommen und einer selbständigen Leitung unterstellt werden könnte. Bei näherer Prüfung mußte dieser Gedanke schon um deswillen fallen gelassen werden, weil gerade die Vereinigung von Landwirtschaft, Industrie und Handel unter einer Leitung die beste Gewähr für eine paritätische, ausgleichende Behandlung aller be teiligten Interessen bietet. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist daher beschlossen worden, von den Angelegenheiten der bisherigen III. Abteilung in der Hauptsache die Arbeitervcrsicherungssachen, Bergsachen, Eisenbahnsachen, elektrotechnischen Angelegenheiten, ins besondere Telephon- und Telegraphensachen, sowie die Wasser- und Wegesachen abzutrennen und in einer be sonderen delegierten Abteilung IHR zu ver einigen. Ein Abtcilungsdirektor ist hierfür vorläufig nicht in Aussicht genommen. Vielmehr wird die Leitung der Geschäfte in der neuen Abteilung III8 wie schon bisher in der I. Abteilung unter der unmittelbaren Oberleitung des Ministers einem vortragenden Rate über tragen werden. Dresden, 6. November. Nachdem infolge Verein barung der deutschen Bundesregierungen untereinander und mit Oesterreich neue einheitliche Regeln für die deutsche Rechtschreibung festgestellt worden sind, hat da» Königl. Sächsische Ministerium des Kultus und öffent- . lichen Unterrichts die Schrift: Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeich nis (Verlag von Alwin Huhle, Dresden 1902) ver öffentlichen lassen und angeordnet, daß diese Schrift vom Beginn des neuen Schuljahres 1903/04 an in den zu seinem Geschäftsbereiche gehörigen Schulen als Norm für den orthographischen Unterricht und für die schrift lichen Arbeiten der Schüler zu dienen hat. Von dem genannten Zeitpunkte ab dürfen nur solche Schulbücher neu eingeführt werden, die der neuen Rechtschreibung entsprechen. Für bereits eingeführte und im Gebrauch befindliche Schulbücher ist eine Uebcrgangsfrist von 5 Jahren (bis Ostern 1908) zu gewähren. Aus zunehmen sind die Lehrbücher für den ersten Schreib und Leseunterricht (die Fibeln), die nach Vornahme der erforderlichen Aendcrungen nur noch bis Ostern 1904 benutzt werden dürfen. auf diese Folge aufmerksam gemacht worden ist. Seit 1895 hat der Präsident die weitere Berechtigung, im Falle gröblicher Verletzung der Ordnung den betreffenden Abgeordneten von der Sitzung auszu schließen. Von der Befugnis, Mitglieder des Reichstags zur Sache oder zur Ordnung zu rufen, hat das Präsidium seither in geeigneten Fällen Gebrauch ge macht; zu einer Wortentziehung ist es aber bis jetzt ebensowenig gekommen wie zu einem Ausschlusse von ruhestörcnden Abgeordneten. Man fürchtet jedoch, daß cs auf Grund dieser milden Disziplinarmaßregcln nicht gelingen werde, die durch die gegenwärtige Obstruktion bedrohte Ordnung des Hauses im vollen Umfange aufrecht zu erhalten und den ordnungs mäßigen Fortgang der Verhandlungen zu ermöglichen. Zu einer Aendcrung der Geschäftsordnung in diesem Punkte aber dürfte der Reichstag gleichwohl sich kaum entschließen. Dagegen ist mehrfach fchon und besonders in der letzten Zeit die Erniedrigung der Beschlußfähigkeitsziffer angeregt worden. Nach den geltenden, in der Verfassung fcstgelegtcn Be stimmungen beschließt der Reichstag mit absoluter Stimmenmehrheit. Bezweifelt ein Mitglied vor einer Abstimmung die Beschlußfähigkeit, so ist die Auszählung ohne weiteres vorzunehmen. Es ist neuerdings öfter, und erst in der letzten Reichstags sitzung vorgekommen, daß die Oppositionsparteien und insonderheit die Sozialdemokraten, nachdem sie die Auszählung verlangt oder einen Antrag auf namentliche Abstimmung gestellt hatten, den Sitzungs saal verließen, um auf diese Weise die Zahl der Anwesenden herabzumindern und Beschlußunfähigkeit hervvrzurufen. Einer solchen Taktik gegenüber, die man vor dem Eintritte der Sozialdemokratie in den Reichstag nicht kannte, erweist sich die Beschluß - Unfähigkeitsziffer allerdings als zu hoch. Da jedoch kaum der Wille vorhanden sein dürfte, eine Ver fassungsänderung vorzunehmen, um diese Ziffer herabzusctzen, so ist der Vorschlag gemacht worden, die Möglichkeit, die Auszählung des Hauses zu ver langen, zu erschweren. Ob der Vorschlag im Reichs tage angenommen werden wird, ist vor der Hand noch zweifelhaft. Die namentlichen Abstimmungen rauben deH Reichstage viel Zeil. Gleichwohl hat man an der bisherigen Form, nach der jeder Abgeordnete nach dem Aufrufe seines Namens mit lauter Stimme sein Votum abgicbt, festgehalten, da namentliche Abstimmungen im großen und ganzen nur Aus nahmen bildeten. Allein auch hierin hat sich seit dem Eintritte der Sozialdemokratie in den Reichstag ein Wandel ergeben. Wurden bisher derartige Abstimmungen veranlaßt, um die Stellung der einzelnen Mitglieder zu einer Vorlage vor der Oeffentlichkcit festzustellcn, so beantragen die Sozialdemokraten nunmehr ausgcsprochenermaßen die namentlichen Abstimmungen, um die Mehrheit zu chikauieren, die Verhandlungen aufzuhallen und womöglich deren Abschluß in der laufenden Tagung zu hintertreiben. Das widerspricht dem Zwecke namentlicher Abstimmungen und stellt einen ausgesprochenen Mißbrauch der Geschäftsordnung dar. Demzufolge hat sich die Reichstagsmehrheit ent schlossen, behufs Einführung einer neuen Form der namentlichen Abstimmung die Geschäftsordnung abzuändern; durch Einführung von Abstimmungs karten, Ivie sie bereits in der französischen Kammer üblich sind, hofft man den Akt in drciviertcl der bisher gebräuchlichen Zeit abmachen und inzwischen weiter verhandeln zu können. Ter Umstand, daß Kunst und Wissenschaft. hervorragend zu bcthätigen. O. S. zu bezeichnen wäre. U. S. »«« te« em- de« Konzerte. Als vornehm empfindende, musikalisch feingebildete, auch technisch vortrefflich beratene Künstler führten sich am Sonnabend im Musenhause die Herren Ernesto Eonsolo und Arthur Argiewicz mit der Brahmsschen 6-äur-Sonate für Klavier und Violine, so wie mit dem b'is mc>II-Violinkonzert von Vieuxtemps vorteilhaft in Dresden ein. Das sorgfältig vorbereitete Zusammenspiel ließ wahlverwandtc Künstlernaturen er kennen Hr. Eonsolo trug außer kleineren Stücken von Scarlatti, Schubert und Chopin (U-moll - Scherzo), E. Griegs selten im Konzertsaale gespielte, geistvoll eigen artige, in ihrer Ausdehnung aber alle anderen Kompo sitionen ähnlichen Charakters bei weitem überragende „Ballade" vor, eine echt nordische Tonschöpfung, die jedoch vielleicht zutreffender als „Thema mit Variationen" glänzenden Durchführung der Partie würde dann auch die Forderung der Darstellung sich nicht so gebieterisch geltend machen, man würde eher geneigt sein, deren Schwächen zu übersehen, wie dies jetzt der Fall ist. Es würde schließlich selbst das genügen, was jetzt Hr. Petter bei sichtlich fleißigem Bemühen zu bieten im stände ist. Die von Hrn. Hofkapellmeistcr Hagen mit oft gerühmter und im Quartett des zweiten Aktes auch benötigter Umsicht geleitete Vorstellung gewann ihren Höhepunkt in der in Gesang und Spiel gleich hervorragenden Leistung von Frl. v. Chavanne als Fides. O. S. Verein für Erdkunde. Am 7. d. Mts. sprach im Dresdner Verein für Erd kunde Hr. geh. Hoftat Prof. vr. Ruge über die Säch sische Schweiz in der Litteratur des 18. Jahr hunderts. Vortragender betonte zunächst, daß bei der Behandlung dieses Themas der Begriff der Sächsischen Schweiz über deren eigentliches Gebiet hinaus bis nach Dresden und seinen Umgebungen ausgedehnt werden müsse, denn in Dresden sei die Wurzel jener Litteratur zu suchen, es sei deren Nährboden Ohne Dresden gäbe es keine Litteratur über die Sächsische Schweiz Motto: „Trauer und Trost; Ergebung und Erhebung". Ihm entsprechend stellte er nach einem dem Heimgange Alois Schmitts gewidmeten Orgclvorspiel, Mar Gulbins stimmungsvollem „Trauerzug" (op. 17. II), an die Spitze des Programms Brahms „Ernsten Gesang": „O Tod, wie bitter bist du" und dieses Meisters nachgelassene Choralvorspiele: „Herzlich thut mich verlangen" und „O Welt, ich muß dich lassen", Werke, die zugleich das innere Band erkennen ließen, das den jüngeren Meister mit dem verknüpfte, der dann allein das Wort ergriff, mit I. S. Bach. Von ihm spielte Hr. Kratina mit schönem Ton und Portrag zwei langsame Sätze, U moll-Adagio und Larghetto in v-äur. Frl. Maria Spieß, die schon Brahms „Ernsten Gesang" mit wohl- thuender Wärme zum Vortrag gebracht hatte, erfreute dann noch durch die vortreffliche, von großer Innerlich keit erfüllte Wiedergabe der Bachschcn Gesänge: „O Jesulein süß", „Gieb dich zufrieden" und „So wünsch' ich mir zu guterlctzt". Der Konzcrtgebcr aber fand auch in diesem Teile Gelegenheit, sein künstlerisches Können als Orgelspieler von neuem nicht nur als Begleiter, sondern auch als Solist (Choralvorspiel „Wer nur den lieben Gott läßt walten" und (- Hur-Phantasie II. Satz) Hauptsächlich hier lebten die Schriftsteller, die unser Ge birgSland beschrieben und durchforschten, hier wurde das meiste von dieser Litteratur gedruckt. Ohne die Dresdner Kunstakademie gäbe cs keinen solchen Reichtum an Bildern aus der Sächsischen Schweiz, als er thatsächlich vorhanden ist, und dem Dresdner Jngenieurcorps mit I. G. Lehmann, dem Reformator der Terraindarstellung, an der Spitze sind ihre vortrefflichen kartographischen Darstellungen zu verdanken. Wohl kaum ein zweites Gebirge wird sich, wie die Sächsische Schweiz, des Vorteils erfreuen, so recht vor den Thoren einer Groß stadt mit reichem geistigem, insbesondere litterarischem und künstlerischem Leben zu liegen und dadurch die Aufmerk samkeit der weitesten Kreise auf sich gelenkt zu sehen. Von einer Litteratur, die sich die Schilderung land schaftlich schöner Gegenden zum Vorwurf nahm, konnte nicht die Rede sein, ehe nicht der Sinn für die Schön heit der Natur in breiten Mafien des Volkes ge weckt ivar. Gerade im 18. Jahrhunderte geschah das. 1729 enthüllte Albrecht v Haller in seiner Dichtung „Die Alpen" der Welt die Wunder des Hochgebirges. Rousseau empfahl Wanderungen zu Fuß, wenn man die Reize der Natur empfinden wolle Auch die Freude an einfachen ländlichen Szenerien wurde geweckt , man wandte sich von der geschnörkelten französischen Gartenkunst ab und der englischen, die Natur in ihrer Wirkung nur unterstützenden zu Diese Richtung ging dann in Empfindsamkeit, ja Rührseligkeit über, wie bei Ewald v. Kleist und Holty, auch bei Klopstock und Ticdge. Spuren davon finden sich auch in der Reiselitteratur des 18. Jahrhunderts, insbesondere in den Schilderungen der Anlagen des SeiferSdorfer Thales, bei Tharandt, Lockwitz, Lungwitz und im Friedrichsgrunde bei Pillnitz. Hohes Lob wurde vor allem dem Plauenschcn Grunde zu teil; doch eS ver stummte, als die Felscnbildungcn der Sächsischen Schweiz bekannter wurden Endlich fehlt es in der Litteratu — Die (43.) musikalische Aufführung des Hrn. Kantor und Organisten Uso Seifert in der Refor mierten Kirche, der man einen regeren Besuch wohl hätte wünschen mögen, zeigte in der Aufstellung der Vortragsordnung wie in deren Durchführung von neuem die geschickte Hand des berufenen Konzertgebers und Künstlers. Ten Gedanken Ausdruck gebend, die das zu Ende gehende Kirchenjahr, das Nahen des Toten sonntags rc. anregen, gab er der Veranstaltung das Königl. Opernhaus. — Am 9. d MtS: „Der Prophet". Große Oper in fünf Akten nach dem Französischen des Eugen Seribe. Musik von Gia como Meyerbecr. In zwei Hauptrollen neu besetzt, ging das Werk bei nm schwachem Besuch in Scenc. Frl Eiben schütz sang zum ersten Male die Bertha, Hr. Petter gleichfalls zum ersten Male den Johann von Leyden Erstere dringt für ihre Rolle eine gewandte Darstellung und musikalische Zuverlässigkeit mit, nicht aber die stimmlichen Mittel, die hier erforde lich sind. Frl. Eibenschützs Organ erscheint wie aus seiner natürlichen Lage getrieben und zu seiner Hochlaae g'eichsam emporgeschraubt. Es klingt dementsprechend forciert, spricht schwer und bezüglich der Reinheit unsicher an, wie denn von einer gesunden Bruststimme überhaupt nicht die Rede ist. Ob hier bei der sichtlichen Intelligenz der Sängerin nicht Wandlung zu schaffen wäre, ist eine Frage, die mit um so größerer Berechtigung aufgeworfen werden kann, als jene nicht immer hohe Sopran-Partien fang, vielmehr in solchen für Mezzosopran ihre Laufbahn begann. Hrn. Petters Stimme läßt es begreiflich erscheinen, daß man alles versucht, aus ihr den dringend benötigten Heldentenor hervorzu holen Vor allem ist es der Glanz und die Wärme der hohen Lagen, die immer von neuem wieder be stechen Doch müßte, um diese Versuche zu aussichts vollen ru gestalten, die gesamte Tonbildung auf eine andere Basis gestellt werden. Bei der naturalistischen Singwcise raubt sich der Sänger selber die Ergiebigkeit seiner leicht ermüdend, verschleiert oder heiser klingenden Rittellage So kam e», daß das Organ in dem großen dem Schlachtgesange (Hymnus) vorangehenden Rezitativ fast völlig versagte Bei einer gesanglich wirklich »der M, «en Nai M., »der M, iber M, M, ilus ). O261. 1902 Montag, den 10. November nachmittags. Dresdner Hourml Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktags nachm. S Uhr. — Origiaalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die zesAäslsfttN, i««erSak» Preoden» 2,00 M (emichl. Kntwguug), durch die un Deutschen Reiche S M. (antjchließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Mrd Zuracksendung der für die Schriftieitung bestimmte», »der von dieser nicht ein- gejorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Popgeld beizusügeu. AnküudigungSgrbühren: Die Zeile kleiner «Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum SO Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsatz d Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re- oaktioasstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrist oder deren Raum so Ps. Gebühren - Ermäßigung bei vsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittag- 1S Uhr sür die nach mittag» erscheinendeNummer.
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