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- - Dienstag. Rr. 18. 3. März 1874. Weißerih-Zeitung. Amls-Akatt für die Kerichts-Aemter und StadträH« zu Dippoldiswalde und Arauenslein. Verantwortlicher Redact cur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werde» mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, 2. März. In der, am vorigen Sonn abend abgehaltenen General-Versammlung deS hiesigen Vor schuß-Vereins wurde der Rechenschaftsbericht für 1873 (11. Geschäftsjahr) einstimmig anerkannt. Trotz der be deutenden Anzahl neu eingetretener und an dem Geschäfts gewinne theilnehmender Mitglieder, konnte abermals eine Dividende von 10 pro Cent gegeben werden. Bei der statuten gemäß vorzunehmenden Neuwahl des Directors, sowie dreier Verwaltungsraths-Mitglieder, wurden mit überwiegender Stimmmenmehrheit sämmtliche AuSscheidende wieder gewählt. Weiter beschloß man, eine Erhöhung des Eintrittsgeldes (das jetzt nur 1 Thlr. beträgt) dem VerwaltungSrathe vorzuschlagen. — Eine am 26. Febr' vorgenommene Cassen - Revision hat vollständige Uebereinstimmung mit den Vereinsbüchern und ein Plus von ca. 16 Thlrn. ergeben. — Die erste Vorstellung des Hrn. Prof. Oeser war überaus zahlreich besucht und befriedigte alle Anwesende in hohem Grade. Zahlreicher Besuch wird ihm auch heute Mon tag und Dienstag gewiß nicht fehlen. — Das Concert, welches Hr. Musikdirektor Trenkler am Dienstag Abend im hiesigen Schießhaussaale geben wird, verspricht nach dem Programm ein ausgezeichnetes zu werden und wird dem, am 2. Februar gegebenen sicher nicht nach stehen. Es bedarf wohl kaum der Erinnerung daran, um zahlreichen Besuch von hier und auswärts zu erhoffen. Dresden. Die sächsischen Reichstags-Abgeordneten, soweit sie nicht in Deputationen thätig sind, weilen jetzt, da einige Zeit lang keine Plenarsitzungen stattfinden, wieder in Dresden. Der Minister des Innern, v. Nostitz-Wallwitz, z. B. versieht die Geschäfte seines Ressorts; die Abgeord neten, die zugleich dem sächsischen Landtage angehören und in Zwischendeputationen thätig sind, widmen sich den Land tagsarbeiten. Kirchberg. In dem unweit von hier gelegenen Dorfe Obercrinitz macht folgender Vorfall nicht geringes Auf sehen. ES hat sich dort vor Kurzem die Ehefrau eines daselbst wohnhaften Handelsmannes, welche notorisch geisteskrank war, in einem unbewachten Augenblick aus ihrer Behausung entfernt und in der Nähe des Gottesackers an einem Baume ihrem geplagten Leben ein Ende gemacht, und wurde deshalb die wirklich Bedauernswerthe gerechter Weise in üblicher Reihen folge auf dem Gottesacker beerdigt. Nun war etwa 10 Wochen vor dieser Beerdigung ein Mann in dieselbe Reihe begraben worden, und konnte sich deshalb dessen hinterlassene Wittwe über die ihrem verstorbenen Ehemann zugetheilte Nachbar schaft gar nicht beruhigen, sondern wandte sich beschwerde führend an die Behörde mit der Versicherung, ihr Mann erscheine ihr alle Nächte im Schlafe und bäte sie himmelhoch, sie sollte ihn wieder auögraben lassen; er finde in der Nähe dieser Entleibten keine Ruhe. Und, man staune! sie hät wirklich die Zustimmung der Behörde zur Ausgrabung ihres Mannes erhallen, welche auch am 21. v. M. stattgefunden hat. Berlin. Im Reichstage sind ganz besonders die Commissionen stets in voller Thätigkeit, und es ist die Ge werbeordnung und das Preßgesetz, welche sie beschäftigen. — Von der Regierung sind auch bereits die vorbereitenden Ar beiten für die Ausführung des CivilehegesetzeS in Angriff genommen worden. — Die Regierung entfaltet bei der Durchführung der Kirchengesetze eine sehr rege Thätigkeit. So ist auch jetzt der im Cultusministerium ausgearbeitete Gesetzentwurf über die Jnhaftirung oder Ausweisung aufsässiger Kirchen diener genehmigt und dem Reichskanzler übergeben, der den selben dem Bundesrathe zur Beschlußfassung vorlegen wird. Oesterreich. Der Kaiser ist am 27. Februar von Petersburg über Moskau und Warschau wieder in Wien eingetroffen. Der Besuch giebt einerseits Zeugniß von dem freundschaftlichen persönlichen Verhältnisse zwischen den beiden Monarchen, andererseits ist ihm eine politische Bedeutung nicht abzusprechen, und in dieser Beziehung namentlich soll der Kaiser mit wahrer innerer Befriedigung zurückgekehrt sein. Vermischtes. Die wegm des auffälligen Absterbens mehrerer werthvoller Thiere (6 Waschbären, 2 Jaguare, 2 Panther, 2 Löwen, 2 Luchse rc.) im zoologischen Garten zu Berlin angestellte Untersuchung hat bereits ergeben, daß der Tod der Thiere durch Arsenik erfolgt ist. Man vermuthet, es liege hier ein Act persönlicher Rache gegen den Director des zoologischen Gartens vor. Auch hat die Criminal- behörde diese Angelegenheit bereits in die Hände genommen, und es sollen schon Vernehmungen deshalb stattgefunden haben. Der Vor stand des zoologischen Gartens hat eine Belohnung von 1000 Thlrn. aus die Ermittelung des Thäters gesetzt. vr. Strousberg, welcher in diesem Winter wieder sein Hotel in der Wilhelmsstraße in Berlin bezogen hat, beabsichtigt nicht wieder nach England zurückzukehre». Er hatte in London ein Hotel auf 12 Monate gemiethet nnd bewohnte dasselbe mit seiner Familie und einer Dienerschaft von 40 Personen. Da der monat liche Miethpreis für das Hotel allein 20,000 Thlr. betrug, so stiegen die Ausgaben für den gesammten Haushalt in den wenigen Monaten seines dortige» Aufenthalts auf 400,000 Thlr., was die Rückkehr der Familie nach Deutschland veranlaßte. Strousberg beabsichtigt übrigens, den Verkauf seiner sämmtlichen Besitzungen einzuleiten und nur die in Böhmen gelegene Herrschaft Sbirow in seinem Besitz zu behalten.