Volltext Seite (XML)
Sächsische für Schandau und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcu für 10 Ngr. vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate fiir auswärts nehmen an: Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein, sowie die Annouccnburcauö von H. Engler und E. Fort in Leipzig, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcben bittet. M 21. Freitag, -en 25. Mai 1866. Interessen dienen wird. Ein eigentlicher und sicherer Ver bündeter für Bismarck ist cü nicht. Ebensowenig Rußland. Wenn Bismarck denkt, daß er auf Rußlands Dank wegen der Convention bezüglich Polens zu rechnen habe, so ist diese Rechnung sehr trügerisch. Rußland wird mit Recht sagen können, daß cs diesen Dank durch seine bisherige Neutralität in der schleswig-holsteinischen Frage abgetragen habe. Es wird ihm nicht daran liegen, Preußen groß und zum Herrn der Ostsee zu machen. Und daß Frank reich solche Liebe zu Preußen hätte — woraus will man dies schließen? Die Erfahrungen lassen vielmehr befürch ten, daß Frankreich es seinen Interessen entsprechend er achten wird, im rechten Moment sich in die deutschen Kriegöwirren, die cs schadcnfroh geschürt hat und sich- ent wickeln sicht, .cinzumischcn, um dcm blutcnden Deutschland die Nheinprovinz abzureißen. Das ist echt französisches Interesse, besonders Napoleonisches. Wie? der Napoleo- nidc, der laut die Verträge von 1815 als nichtig erklärt, der sie an Rußland wie an Oesterreich schon in blutigen Kriegen und Siegen gerächt hat, dcr sollte Preußen nicht ebenfalls dcmüchigen wollen, welches 18l4 wie 1815 zu meist auf den Sturz des Kaiserreichs hinarbcitetc? Wer könnte daran zweifeln, daß Frankreich nicht den Willen habe, Preußen Waterloo entgelten zu lassen! Stützt sich Bismarck auf diese Allianz, so kann man sagen: so 'cigen- thümlich wie seine Politik ist, so eigenthümlich sind auch seine Allianzsysteme. Und selbst, wenn Frankreich in einem jetzt ausbrechendcn Kriege Preußen unterstützt, geschähe cs andcrö als um den Preis des linken Nheinufers? Und dies würde doch nichts Anderes heißen, als daß Preußen auf Kosten Deutschlands sich groß machen will, wie cs Ocsterrcich in frühercn Jahrhunderten gethan. Welch' eine entsetzliche Politik, einen deutschen Bürgerkrieg zu ent zünden, um Deutschland zu verstümmeln, einen blühenden Theil desselben an Frankreich zu vcrrathen — nur, damit Herr v. Bismarck Preußen in diesem verstümmelten, ent ehrten, auf längs Jahre hinaus wieder hinsiechenden Deutsch land am mächtigsten weiß! Es empört sich jedes deutsche Gefühl gegen solchen Gedanken. (Freib. Anz.) Wochenschau. Sachsen. Dresden. Nach einer,Bekanntmach ung des Gesammtministeriums vom 22. Mai ist durch Allerhöchste Entschließung dcr Zusammentritt dcs auf den 23. d. M. einbcrufcncn außerordentlichen Landtags bis auf Weiteres aufgcschoben worden. Die Mitglieder bei- Frankreich und ein deutscher Krieg. „Was wird Frankreich thun, wenn dcr Krieg in Deutschland ausbrichl?" fragt heute so Mancher im deut schen Vaterland, ohne sich eine recht klare Antwort geben zu können. Dcr französische Premierminister hat unlängst die Haltung dcr französischen Negierung klar gezeichnet, und es ist wohl wichtig genug, dieselbe in'ö Auge zu fas sen. Im Wesentlichen will sich Frankreich freie Hand be wahren und sich nicht eher cinmischcn, als bis seine Interessen berührt werden. Als eine solche Berüh rung seiner Interessen hat cs dcn Fall hingcstcllt, wenn Italic» von Ocsterrcich angegriffen werden sollte, während eS Italien seinem Schicksale überlassen will, wenn cs selbst dcn Kricg beginnt. Auf diesen Unterschied bezüglich dcr Urheberschaft deS Krieges ist aber nicht viel zu geben. Wer dcn crstcn Kanonenschuß abfcucrt, ist nicht immer dcr Anstifter dcü Krieges — das weiß der Kaiser Napo leon am besten. Er hat die Schuld dcs italicnischen Kric- gcö 1859 auf Ocsterrcich.gewälzt, weil cs die Kriegs erklärung an Italien richtete; aber diese Kriegsgefahr von 1859 begann mit den Worten Louis Napoleons an den österreichischen Gesandten bei dcr Neujahrücour. Oester- reich mußte seitdem die Ucberzcugung haben, daß man es in Italien angreifcn werde, und in dieser Ucberzcugung begann eS dcn Kricg. So kann cS auch diesmal kommen, und Louis Napoleon wird wohl nur seine Interessen fra gen, wen er als Urheber des Krieges hinstcllen soll. Ge wiß ist, daß er Oesterreich nicht wieder Herr von Italien werden lassen kann. Es entspricht vielleicht seinen Inter essen, daß die Italiener von dcn Oesterreichern geschlagen werden und demütbig wieder Frankreichs Beistand erflehen; aber Louis Napoleon kann Italien nicht Preis geben. Er muß cs gcgcn ctwaige östcrreichischc Sicge schützen und, einmal so weit, die italienische Frage auch durch ^ic Loörcißung Venedigs von Ocsterrcich zur Lösung bringen. Unklarer ist die Stellung Frankreichs zu Preußen. Man kann nicht wissen, wie weit es bei einem Kriege in Deutschland Frankreichs Interessen entspricht, neutral zu bleiben; man kann nicht sagen, daß es absolut, wenn cs auck Ocsterrcich in Jtalicn bckämpfc, Preußcn unterstützcn müssc. Da Hcrr v. Bismarck dicscn Kriegsaufruhr in Europa angestiftct hat, ko ist wohl anzunchmen, daß er sich Allianzen gesucht. Offenkundig ist, daß Italien mit Preußen gewaltsam gegen Ocsterrcich vorgeht; aber Jta licn ist ein Verbündeter, der in der Noch sich nur auf Frankreich verlassen kann und der jedenfalls im entscheiden den Augenblick nur seinen eigenen und nicht Preußens