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Dresdner Nachrichten : 07.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-12
- Tag 1870-12-07
-
Monat
1870-12
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.12.1870
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lnr den, sie I I. ?hlt elegante g> ganz bil daselbst jede tlmarbeitcn puzen sck'öi' ihrt. «v«I gute, irische fielet < »>-1 crstraßc Bier, iS Töpfchen der Viertel ten billig» > und kaltes l>MSt, lVn. S7. im Hose LL lv», soll an», »v SI e. cke, etsr l, Joppen, Uig zu vcrk. ( Z-D» geschiist. -iUINUlt- «k«ke, »oktttt- »«kill»«. ««KI« n KSohn N rstcherunqS- unter M. gesucht. cleltl, tat, a Pfv. Ä.. bei össergasse 7. ei» »Uoi» in ivahl bei «, Nr.« Etage. s- «f. >, Flanelle, ir zu Bctui Lcinewand. >edr. ^'einc kö, Taschen Sammete, kuppen und »illig bei ldvikbr, >»t» L8. Uw, I. ' »ge. Tageblatt für Unterhaltung und GeschiWvcrkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch ör Neichardt. — Verantwortlicher Rcdacteur: JultllS Neickardt. Wiesbaden, 0/12. Telegramm des Prinzen Carl an die Prinzessin Carl. Versailles, 6./I2. Nach ttäglich über Fritz Carl's Sieg bei Orleans. 77 Geschütze, eine Anzahl Militair Equipagen, 4 ap- mirte Dainpfschiffe genommen, I0,00<Z Gefangene gemacht. Die Loire Armee ist in allen Richtungen versprengt. Rr.SLI. Fünfzehnter Jahrgang: Dresden, 7. Deccmber. — V rgestern Abend sind jene sechs kriegsgeiangenen lran izösifchcu Oiflzicre, 'vclck>c trüber in Leipzig mtcrnirt waren, vor cinigcr .seit aber und zwar nach der Desertion der beiden tier aufhältlich gclvcscncn Offiziere Ändert und Sciiglcr die stest ngKönigstein alö Auicntbalioort angewiesen crbaltcn batten, in B glcitung von vier Dienern mit Bewilligung des General Gouvernements wieder nach Leipzig zurüekgckebrt. Es sind französische Armccofsiziere, welche Franctireurscompagnicn bei gegeben waren. — Bon den gestern alö bicr durcbpassirt gemeldeten 4.', gefangenen französischen Offeneren sind in Hirschbcrg 10 spur los verschwunden, trotz mündlich gegebene» Ehrenwortes. Die Wortbrüchigen sollen siel) nicht mr gebunden erachtet baden, weil sic ihr Ehrenwort nicht schriftlich abgegeben batten. In Hirschberg batten sic sich beim!ich einen Wagen gcmictbct und sollen nach dem benachbarten Böbmcn gestoben sein. - Gerechter Unwille must ein deutsches Herz durchschüttcrn, wcnnlman, wie es dieser Lage der Fall war. den Ucbcrmutb unserer gefangenen Franzosen in Dresden siebt. An einem der letzten Mittage kamen auö der Restauration eines Hotels in Neu stadt, am Markt, gegen 8 Franzosen, unter ibne» ein Sergeant- masor, welche bemerkten, vast an einer der Placatsäulcn eine Anzahl Leute stand, welche die tortafsickstrten KriegStelegrammc lasen, die allerdings in Bezug ans die jüngsten Ereignisse scbr ungünstig für daö französische .Moire" lauteten. Da die Frau zoscn Elsässer, also eigentlich Deutsche waren, so waren sie auch über den Inhalt der Depeschen sehr bald im Klaren und liest sich der eine von ibncn zu der frechen Aeustcrung hinreisten: »,Daö sind infame Lügen! Das ist Alles nicht wabr!" lind was that daö Publikum? Nichts! Es hörte sich diese Lügen rubig an. Nur ein zufällig anwesender Sicherbeitsbeamtcr wird, wie wir hören, an geeigneter Stelle die nöthigc Anzeige machen, da er sich die „Herrchen" genau gemerkt. Es fragt sich nun, wie würde eö einem Deutschen ergeben, wenn er aus irgend einem der Boulevards i» Paris jetzt eine ähnliche Acußcrung gcthan? Er wäre sofort zusammen gehauen worden. Indes;, so ircch sind unsere Landölcute nicht, daö kann blos ein gefangener Franzose zum Dank dafür, daß er von unö Deutschen so sorgsam gehegt und gepflegt wird. j — „Vor Paris" beginnt im Feldlager ebenfalls die Winter- - Ron und wenn daselbst auch das Leben nichtdic sächsischen Rcsl- ieiiz-Veranügungen bringen kann, so sind doch die Truppen selbst Srsinderlfch genug, sich dasselbe so zu sagen, auf eigne Faust zu verschaffe» So ist durch einen Feldpostbrief dieser Tage eine LcstellunDaus kleine Theaterstücke hier cingcgangcn, welche die Soldaten brausten aufführcn wollen, um sich die Mußestunden, die Ihnen die Pariser lassen, angenehm zu verkürzen. ES ist wobl noch nicht dagcwcsen, daß in den O.uartiercn vor Paris von sächsischen Soldaten Possen und Schwänke, wie: „Der Hausschlüssel — Hans und Hanne — Ebasscpot und Züudna del - oder: Waö kraucht dort in dem Busch herum? ie." tbca statisch zur Aufführung gelangten; denn gerade diese crw'hntcn Piecen werden verlangt und bat die Agentur vonKlcmich und Lcvffcrt. Jacobsgassc 2, welche sich jetzt auch mit dem Vertrieb dramatischer und musikalischer Novitäten beschäftigt, cs über nominen, diese Eonunifsion auszmübrcn. Dieselbe Agentur hat auch eine Novität: „Der Man» von Sedan, oder 4 vcrhäng- nistvollc Tage Frankreichs", Zeitgemälde in 4 Akten im Ver trieb, daö den Dichter von „Isabclla - daö Nonncngrab" re. zum Verfasser bat. - Auf dem Leipziger Babnbose herrschte im Lame des gestrigen Tageö ein ziemlich reges Leben. Mit dem Zügelt llbr irüh kamen 800 französische .Kriegsgefangene hier an, unter denen sich die Bewohner eines französischen Dorfes, die irgend eincö größeren Vergehens sich schuldig gemacht haben dürften, mit dem Maire und Schulmeister befanden. Unter starker Be teckung wurden die Gefangenen von bicr auö in das Baracken lagcr m Ucbigau gebracht. Einer der Vormittagszügc brachte 100 Mann meist verwundete deutsche Soldaten, die bicr durch nach Schlesien weiter gingen. Mit einem Ertrazugc trafen in der Mittagsstunde llttl Mann verwundete und kranke deutsche Soldaten ein, die in den hiesigen Lazarcthen untergebracht wurden. Auch kamen mit diesem Zuge mehrere verwundete sächsische Offiziere hier an. — — Ein neuerer Bericht über die nach dem.Kriegsschauplatz tirigirten sächsischen Spannnihrwerkc aus Monzingen in Ahcinprcußen ist nickst uninteressant und constatirt erst recht, daß daö LooS der Knechte und Pferde ein sehr trübes ist. Einer der Betreffenden, der schon zu der am 27. September atssgc- botcncn Eolonne gehört, schreibt aus Monzingen in diesen Tagen, daß sic schon dort dem Verhungern fast nabe seien und aus den nahen Dörfern um Essen und Trinken betteln geben müßten. Am 1. Oktober abmarschirt, mußten sie Zage in Erfurt liegen bleiben und erhielten für Zcbrung täglich nur !> Groschen. Dann gingo per Dampnragen über Fulda, Frank luvt, Mainz und Bingerbrück nach Monzingen. Dort liegen sic nun seit vielen Tagen ohne Verpflegung und Pierdefuttcr. Daö Betteln auf den Dönern ist Gewohnheit geworden. Die Bewohner nehmen sich der Leute an und schenken ihnen manche Tasse Kaffee und auch etwas MittagSbrod. Die Eolonne bat bereits mehrere Pferde verloren, alle Tage falle» welche. In einem Wagen stehen 8 Stück und sowie eines fällt, wird cü von den ankern todtgctrcten: denn sic sieben zu dickst. Das Geld der Knechte Ist in Erfurt ganz zu Ende gegangen. Ein Knecht auö der Löstnitz bei Dresden kehrte unlängst zurück, der von den unglaublichen Strapazen und Entbehrungen so er schöpft ist, daß derselbe ganz elend und todtkrank darniedcrlicgt. ES ist dicö allerdings bei dem Gang derKriegsverbältnissc gar nicht zu verwundern, hätte aber vorder schon beherzigt werden müssen. — Ein bereits mit behördlicher Genehmigung in'S Leben getretenes, größeres patriotisches Unternehmen, daß sich von TreSden noch weit über Sachsen hinaus erstreckt, erfreut sich einer schon bedeutenden Thcilnabmc und dünste noch mehr der allscitigstcn Beacht» , und Unterstützung empfohlen werden. Es handelt sich nä» ich um die Unterstützung amputirtcr deut scher Krieger, also jener Helden, die am Körper verstümmelt Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mittwoch: 7. Deccmber 187». auö den Schlachtfeldern zucückgckchrt und unfähig geworden sind, sich ihren Unterhalt zu verdienen. Unter Leitung der Herren Oberleutnant Opclt, Director Schöpf re. hat der Ver ein der Gcflügclfrcundc zu Dresden für daö ganze deutsche Vaterland eine Vcrloosung von Geflügel in reinen Raccn, bez. Geflüaclpaaren, die zur Nachzucht geeignet, ferner Zicrgcflügel und Geflügel für die Tafel arrangirt. Im Bewußtsein, ein cdlcS, patriotisches Werk der Nächstenliebe unterstützt zu haben, wird auch außerdem durch die Gewinne ein materieller Genuß für Hans, Hof und Tisch bereitet und ebenso dem Gedeihen der Geflügel zuckst in die Hand gearbeitet. Bereits sind 4000 Loose ü 7' 2 Ngr. in sehr rascher Weise abgcsctzt. Die Ziehung er streckt sich aus mehrere Serien und haben die in den früheren Serien nicht hcrauogckommcncn Loose fortwährende Giltigkeit. Die Ziehung der ersten Serie, deren Gewinne in Anbetracht der Jahreszeit nur in Geflügel für die Tafel bestehen soll, sinket kurz vor Weihnachten statt und dürste somit für manchen Fcst- tiscb zu Weihnachten ein Truthahn, Kapaun, eine Ganö, Ente, Henne, ein Paar Tauben, oder als kleinster Gewinn eine Man del Eier sehr willkommen sein. Daö Hauptdepot der Loose be findet sick' Schloßstraße 7, beim Kaufmann Herrn Winzer. So möge denn auch dieses große, patriotische Werk reichen Segen bringen. - Da die Begleitmannschaften der französischen Gefange nen nicht minder wie die Soldaten im Felde und namentlich durch die lange Reise und die eingctretenc Winterszeit großen Strapazen und Entbehrungen ausgcsetzt sind, so bat sich die samaritanischc Liebe auch ihnen in diesen Tagen zugcwendct, indem auch für sic in den öffentlichen Etablissements Sammcl- stcllen angelegt sind, und lauten die daselbst angebrachten Auf forderungen: „Sammlung für die Begleitmannschaften der Ge fangenen." Hoffentlich wird auch hier manche Gabe, und sei sic noch so klein, zufließcn. — Die Betbeiligung bei der diesmaligen Stattvcrordncten- wahl soll nicht sehr stark ausgefallen sein; cö sollen im Ganzen bloö 2400 Stimmzettel cingegangcn sein. Daran dürfte aller dings zunächst schuld sein, daß man den Bürgern die Wahl- thätigkcit nicht etwas bequemer gemacht hat, indem man den Stimmberechtigten linirte Stimmzettclformularc übermittelte; ferner waren die Wahlbezirke zu groß und die Abgabeorte zum Theil so unbequem gelegen, daß Mancher eine halbe Stunde zu laufen batte, um seinen Stimmzettel persönlich abzugeben. — Die Waldsckstößchen-Brauerel wird für das abgelausenc Geschäftsjahr st Procent Dividende zur Vertheilung bringen. — Der Thicrschutzvcrein hält heute um 4 Ilhr im Hotel zur Stadt Wien seine Monatsversammlung. — Dein Vernehmen nach können die Billetö zur bevor stehenden Bccthovcnfeicr an den betreffenden Stellen erst näch sten Freitag zur Ausgabe gelangen. - Herrn Kammermusikuö Hermann Müller hicrsclbst ist, Behufs höherer Ausbildung auf seinem Instrument bei Joachim i» Berlin, nickst nur ein einjähriger Urlaub, sondern auch ein nanientlicher Geldvorschuß gnädigst bewilligt worden. Nächste» Donnerstag wird Herr Müller im Saale des Hotel de Sarc ein Eonccrt veranstalten, wobei Herr Bähr und Fräulein Zeidler, Mitglieder der Hoibülme, und die Pianistin Fräulein Gärtner Mitwirken werde». Das Programm, namentlich für Violine, ist ein sehr gewähltes. fein hiesiger Arzt wurde in diesen Tagen in seiner Wohnung von einem unbekannten Herrn, seiner Sprache nach von einem Ausländer, über Land gerufen. Der Fremde gab vor, daß seine Frau erkrankt sei. Ein anderer dringender Bc- russwcg verhinderte den Arzt, dem Rust sofort zu folgen, er versprach aber nach einer Stunde mit seinem anderen Kranke» besuche fertig zu sein und sich zur Verfügung des Herrn zu stellen der nach Abfluss der bestimmten Zeit im Logis des Arztes wieder eint.cffcn und ihn von da abholcn wollte. Der Unbe kannte stellte sich aber schon vor Ablauf dieser Zeit wieder ein und wurde in Abwesenheit dcS Arztes, der noch nickst zurückge- kcbrt, von dessen Dienstmädchen erstickst, einstweilen in dem Studierzimmer ihres Herrn seine Wiederkehr zu erwarten? Nach langem Verweilen darin verließ aber der Fremde wieder daö Zimmer und die Wohnung unter dem Vorgehen, bald wieder zu kommen und inzwischen noch einige Geschätswege vcrrickstcn zu wollen. Er kam aber nickst wieder, der Arzt war längst wieder nach Hause zurückgckebrt, da beim Betreten seines Studierzimmers fand er sofort die Aufklärung für das Beneh men des Unbekannten. Von einem Tische in der Stube fehlte seine Taschenuhr und sein Opernglas. Beide Gegenstände wa ren dem Besuck'e des Unbekannte» zum Opfer gefallen. — Man schreibt uns aus der Provinz: Während fick' die sächsischen Städte beeilen, zu erklären, daß die Herren Mcndc, Liebknecht und Bebel keine Sachsen, sondern aus Preußen und Hessen eingcwandcrt seien, besitzen sic doch in einigen Kreisen Sachsens einen Anhang, welcher die crnstlichste Beachtung um so mehr verdient, alö ihre eigentlichen Strcbeziclc immer kla er hervortrctcn. Man beachte namentlich die Programme dieser sozialistischen Partei bei den Gemeinkewablen. In Mittwcida wurde vor Kurzem das Stattverordneten-Eollegium vollständig erneuert. Hierbei haben die Sozialisten, die sick; dort auf eine zahlreiche Fabrikbcvölkerung stützen, ihre sämmtlichcn Eandidatc» turchgesctzt. Welches war das Programm bei diesen Wahlen? Die Eandidatc» verpflichteten sich als Stadtverordnete, l. die Aufhebung der städtischen Realschule, 2. die Aushebung der höheren Bürgerschule zu bewirken, keinerlei Mittel stir Vcr schöncrung der Stadt unk Umgegend zu bewilligen. Wenn die Stadtverordneten die Mackst haben, durchzuictzcn, was ihre Wähler erwarten, so führt man einen wahrhaft unsinnigen Sckstag gegen jede höhere Bildung, man vertreibt alle Wohl habenden, die ihren Kindern eine bessere Erziehung geben wollen, auö Mittweida. Zum Glück ist der Stadtratb von Mittwcida noch durch Mitglieder der früheren Majorität gebildet worden. Plan geht also in diesem Städtchen große» Zerwürfnissen der beiden städtischen Eollcgicn entgegen. Aebnlich lautet daö Pro gramm der Sozialisten in Linbenau bei Leipzig. Dieser Ort. welcher 8000 Einwohner zählt, erfreut sick'einer trefflichen, stark besuchten, höheren Bürgerschule, da die ähnliche» Leipziger Bil dungöanstaltcn, selbst überfüllt, Kinder Lindcnaucr Einwohner nicht mehr aufnebmen können. Ferner besteht in Lindcnau eine schwunghaft betriebene GaSfabrik auf Gemeindckostcn. Daö Programm der Sozialisten Lindenau'ö geht nun auf Aushebung der höheren Bürgerschule und Abschaffung der GaSfabrik. Also Finsterniß nach innen und außen! Man ist sehr gespannt auf diese Wahle». Es crgicbt sich aber auö diesen Beispielen, die sich vermehren ließen, wie noth eö thut, daß sich die Gegner solcher selbstmörderischer Bestrebungen zusammcnschaaren. Der Himmel bewahre unö aber vor einer Gcmcindcordnung, wie sie auf dem letzten Landtage von einem Leipziger Professor, der die Verhältnisse nach der Theorie deö grünen Tisches beurtheilt, alö die O.uintessenz aller cvnnnunalenWeisheit empfohlen würde. Darnach würden die sämmtlichcn Gemeinden in lauter selbst ständige Republikchen zerfallen, bei denen in Fabrikgegendcn, wie obige Erempel beweisen, die Intelligenz und Gesittung von dem Fanatismus der Unbildung schwer bedroht wird. Der Staat hat daö Recht und die Pflicht, seine Kulturstätten zu schützen und nicht bloö mit verschränkten Armen ruhig dazu stehen. — — Der Name Clara Schumann l>rt in der musikali schen Welt einen so bedeutungsvollen Klang, daß die blosc Nennung desselben schon hinrcickst, einen Coneertsaal mit Hörem zu füllen. Gesellt sich hierzu noch ein Künstlcrpaar, wie der Herr Conccrtmeister Schubert nebst Sohn, erwägt man. daß die Einnahme zur Förderung eines jugendlichen, aber wahr haften Talentes bestimmt ist, wie eö sich in der Paula Swab verkündet, so ist dies kein verlorener Abend, wobl aber zivci genußrcichc Stunden mehr im Eontobuch musikalischer Erinner ung. Clara Schumann ist eine Elaviervirtuosin von europäi schem Ruf, die ihr künstlerisches Wappcnsvmbol: „Ich kam, sab und siegte!" biö zur Stunde aufrecht erhalten hat. So erschien sic auch vorgestern Abend im Saale deö Hotels de Saxe im Verein mit ihrem Schützling; eine ruhmvolle Vergangenheit, eine gefeierte Gegenwart neben einer künstlerisch erwartungs volle» Zukunft. Clara Schumann ist die Künstlerin, welche dem Pianosorte, dem maltraitirten und oftmals entwürdigten, wieder zu ihrem Rechte verhelfen hat. In der Minute, wo ihre Hand über die Tasten gleitet, verschwindet alles Bizarre. Die Technik ist dieser Künstlerin gerade nur daö Mittel, um die Poesie der Musik zur Erscheinung zu bringen, nicht, wie so oft sonst bei den brillanten Virtuosen, selbstsüchtiger Zweck, mit sich selbst liebäugelnde Koketterie. Wir wollen heute nicht den Programm-Anatom machen, nicht jede einzelne Nummer zcr gliedern, sondern nur bemerken, daß der Beifall von der Elite der Gesellschaft ein ganz außerordentlicher war, daß der Sieg schon im Eingänge mit der Bcethoven'schen Sonate für Piano forte und Violine (E-moll) errungen wurde. Ebenso erfreute Herr Schubert jun, mit einem Werke von Benot für die Vio line, nicht minder die elfjährige Paula Swab durch Piecen von Bach, Chopin, Parier und ihrem Lehrer Alwin Wieck. Inmit ten von anerkannten Künstlcrgrößcn bat eine unbekannte, zum ersten Mal sick, zeigende junge Sängerin einen schweren Stand. Zur Seite einer Schumann, um Ausgleich hcrzustcllen, wünscht das Publikum eine Primadonna ersten Ranges. Wo dies nicht der Fall ist, wird die Hörerschaft bei selbst leidlichen Spenden immer mit Beifall kargen, zumal in unserer verwöhnten Zeit, wo bei Vielen das in der Kunst Gegebene durchaus ein Mittel ding zwischen der göttlichen und menschlichen Natur sein soll. — Am !!. d. Nachmittag ist oberhalb Königstein ein am Remorqueur Clam Gallas angcbängtcr mit:i800Ccntner Zucker beladener Kahn aufgeiahren und die Ladung zum größten Thcile ersoffen; dieselbe ist jedoch versichert und mackst man den Ver such, einiges Gut nach Möglichkeit noch zu retten. Ein schon einmal wtt Geglaubter wurde vor wenig Tagen wirklich begraben und zum zweiten und letzen Male von den Scinigen betrauert. ES ist dies der Veteran Christian Friedrich Könner in Burkardsdorf, dessen Tod schon vor 5,7 Iabren angenommen wurde. Könner wurde nach der Schlacht bei Bautzen im Jahre 1^1 :i alö ein Gebliebener betrachtet, da sein Picrd unter ihm erschossen und er mit dem Roß seines gefallenen Nebenmanns, daö er sofort bestiegen batte, spurlos verschwunden war. Nack, vier Jahren kam er auö Frankreich als Wicderaufgestantncr zum größte» Erstaunen aller Bekamt ten in seinen Geburtsort nach Sachsen zurück. Sein größter Wunsch aus seinem letzten Krankenlager war, noch die Re sultate des jetzigen Krieges mit den Franzosen zu erleben. Kör- mcr gehörte zu den drei Jubelgreisen, die im vorigen Jahre ihre goldene Hochzeit feierten. - Nicht bloö die Damen sollen ihren Baschlik tragen, auch die Herren sind dazu berechtigt und jedenfalls ebenso gut von dem praktischen Nutzen dieser Kopsbcklcitung überzeugt. Diese neuen Hcrrcn-Pasch'likS offcrirt in dieser Saison das Geschäft von Einil Aschcrbcrg am Altmarkt und zwar in zwei Faqonö in decatirtem. wasserdichten Tuche und von dem sogenannten zvafl'i-nrocst für Civil in beliebiger Zusammenstellung und auch für Militär, jeder Uniform und Rangstellung entsprechend. Dieselben sind in einem tragbaren Futteral ausbcwahrt und daher selbst als Fcldpostpackct lciclst und bequem vcrscnddar. - Heute, Mittwoch, den 7. Deccmber wird in Eisendcrg der alljährliche Dcecmbermarkt. verbunden mit Vicbmarkt ab. gehalten. ES ist dies insofern ein erfreuliches Zeichen, alö nun mehr daö Aufhörcn der Rinderpest in Sachsen, deren Auftreten die Veranlassung war, in letzter Zeit die Abhaltung der Vieh Märkte polizeilich zu untersagen, amtlich constatirt ist. Auch in Ratcbcrg, Bischofswerda re. haben in dieser Hinsicht keine Unterbrechung mehr stattaciunten. — Oeifentlichc Gerichtösitzung am 5». Decbr. Schon voriges Jahr war die Hauptverbandlung wider den 2«>jährigcn noch unbestraften Ernst Friedrich Bernhard Pfeffer korn, Schneidermeister von bicr, wegen Widersetzlichkeit anbe- ranmt; dieselbe konnte jedoch, da der Angeklagte nach England laut eigner Angabe, aus Furcht vor der Strafe entflohen war, nickst abgebalten werden. Inzwischen ist nun wider Pfefferkorn noch zwei Rial Strafantrag wegen Betrug gestellt worden und stetst derselbe nun beider Verbrechen willen beute vor Gerietst. Im September 1808 fand beim damaligen Restaurateur Vor. bcrg im Circus Renz eine Erccution statt. Im Rcstaurations zimmer waren an dem Abende viele Gäste, darunter auch Pfcf fcrkorn anwesend. Derselbe batte zu tief inö GlaS geguckt und war darum sehr aufgeregt! in Folge dessen verging er sick, ge Hevesjes telegramm stehe am Kopfe.
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