Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 22.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187305222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-05
- Tag 1873-05-22
-
Monat
1873-05
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.05.1873
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-»lch,««t.til,llq fr«» 1/llhr tn der »rvedlttoir Märienftrnße l». Ado»- nememspret» vterleljädk- lich 22Y, 2lgr., durch die posi 25 stgr. Lt»tklne Nummern > Ngr. Auslage: 21,«» Sxempl. Für die Rückgabe einge- sandler Monuscriple Macht sich die Redactto» nicht verbindlich. «juseraten-Aiinabmc au»- miniS: Il»»ovL'«ii'iu uoch ^o-ior in Hunidurg, Ber lin, Wien. Lcid-ig, Basel, Lreülau, Franksurt a M. — koch I»»»»o in Berlin, Leipjig, Wien, Haueburg, Franlsuri a, M., Mün- chkin — vaubo L vo. in Frankfurt a. M, — Pr, Voixt in Ldemnid, — ilr- r»», I-uütt«, kuliior t Lo, in Paris. SnseralewtrdtttMarl-i »rage i I anaenamtdi Tageblatt für Unterhaltung und Geschästsverkchr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch <k Netchardt in Dresden. Verantwort!. Nebacteur: Julius NeicharLI. Nr: 142)^ Achtzehnter Jahrgmig? itett- , angenomMeib kbt» !v>. ttttnr. Zonniagd »>i» Mittag« >2 Ui,r. 2» Meuilao:: grave ittoiier» Sache k. bn- Avt>. k Udr. 'Der Raum eener een fpaieiaen Pciit^eeie kasect lö Pi,. ermgeiandi ne -ieile I 2!zr. Eine lbarantec »er da» nuchlnaaegc Eucher- neu der Inserate roerd nicht gegeben. Auswärtige Annoncen- Ansträgc von uns unbe kannten Firmen «, Per- lonei, tnseriren wir nur gegen Prännmerando- Kabiung durch Brief marken oder Pokiein»»!i- lung- u Silben kästen l>, >Ngr- Auswärtege können die iZaketuna auch «uf eine TreSdnerstirm« anweisen. Die Erp. Mitredacteur: 1)r. Iiuil »terez. Für daö Feuilleton: L.n«Ivlsx Dressen, Donnerstag, 22. Mai 1873 Politisches. Frankreich steht im Begriff, sich eine neue Staatsverfassung zu geben. Die wievielste seit der Revolution von 1789 ? Wir haben nicht die Zeit, nachzuschlagen und nachzurechncn. Wohl aber ver folgen wir mit gespanntem Interesse diese Wandelungen der StaatS- sorm und begleiten sie mit dem Wunsche, daß eine dauerhafte Ver fassung begründet werde. Keine Abneigung gegen die feierliche Aus rufung der Republik leitet uns bei unserer Betrachtung; denn, trotz dem Deutschland wiederholt die kräftigsten Stöße durch französische Staatsumwälzungen erhalten hat, so hat heutzutage die Republik in unserem Rachbarlande für unsere inneren und äußeren Verhältnisse ,chwerlich viel bedrohliches. Eher hätten wir von der Errichtung einer Monarchie, sei es eines Königreichs oder Kaiserthums, zu be sorgen, daß es sich durch Anzettelung eines Kriegs gegen Deutsch land daheim populär zu machen suchen würde. Es ist daher ganz unser eigenes Interesse, daß in Frankreich Zustände begründet wer den, die auf eine Reihe von Jahren Vorhalten. Inwieweit die von Thiers gemachten Vorschläge eine solche Stabilität der Verfassung garantiren, wagen wir nicht zu entscheiden; ist es doch noch garnicht so gewiß, ob sie von der Nationalversammlung selbst in ihren Grund zügen angenommen werde. Die Extreme, sowohl die radikalen Re publikaner als die Monarchisten nnd die Bonapartisten werden das Möglichste thun, das Jnslcbentreten dieser Verfassung zu hinter- trciben. Die Republikaner verlangen Auflösung der jetzigen National- Versammlung und Ausschreiben von Neuwahlen, damit die künftige Versammlung, in der ihre Partei die Majorität zu besitzen hofft, eine dcittttzdeale derRothen genehmere Republik gründe ; die Monarchisten hoffen aber die jetzigen Zustände aufrechtzuerhaltcn so lange, bis die Zeit gekommen, Frankreich einen Herrscher zu geben. Es wird Alles auf die Mittelparteien und die Wilden ankommen, wohin die Ent scheidung füllt, ob Frankreich eine feste Staatsform erhält oder dem Unbekannten weiter zutreibt. Daß die Ultramontanen, welche die Bewohner des Elsaß nicht zur Ruhe kommen lassen, sondern fortwährend französische Sympa- thieen nähren, vaterlandSverrütherisch handeln, dieser Logik kann sich selbst ein so franzosenfreundliches Blatt wie die Frf. Ztg. nicht ver schließen. Sie sagt ganz richtig: Die Annexion ist eine vollendete Thatsache, und es giebt gewisse geschichtliche Ereignisse, die man hin nehmen muß, an denen selbst derjenige, der vor ihnen gewarnt hat, bevor sie sich vollendeten, nicht mehr rütteln kann. So ist es mit der Einverleibung Elsaß-Lothringens. Wir haben es einmal und müssen cs behalten. So wie die Dinge jetzt liegen und so wie sie m-nsch- lichcr Voraussicht nach noch eine gute Weile liegen werden, ist der Besitz von Elsaß-Lothringen mit demjenigen des ganzen linken Rhein- Ufers aufs Engste verknüpft. Wir können uns darüber nicht täu schen: der Ruf nach Revanche zielt auf noch mehr ab als auf die Rückgewinnung jener beiden Provinzen, und wenn er es h»ute noch nicht lhäte, so würde er es thun, von jenem Tage an, wo die franzö sische Fahne wieder auf Straßburgs Münster wehte. Der Besitz von Elsaß-Lothringen ist für Deutschland heute eine Frage der Existenz. Wir können es nicht zurückgeben, die nationale Phrenesie der Franzosen wurde das als Schwäche deuten, — wir dürfen es uns nicht abneh- .ncn lassen, — denn dieser Beweis unserer Schwäche würde den Appetit des französ. Ehauvinismus nach viel Mehrerein reizen. In Berlin hat sich die zur Ausarbeitung einer Strafprozeß- Ordnung zusammenberufene Commission gegen 3 Stimmen für Ein führung der Schöffengerichte anStelle derSchwurgerichteentschieden. Es erscheint uns kaum glaublich, daß der Reichstag einen gleichen Beschluß fassenwird. Durch die bevorstehende Einführung einerCivil- ui'.d Strafprozeßordnung für das Reich wird in vielen Einzelstaaten eine Vereinfachung des Prozeßverfahrens herbeigeführt, die viele bis her erforderliche Gerichtsunterbehörden in Zukunft entbehrlich er scheinen läßt. Um eine baldige Einführung der neuen Gerichtsorga nisation zu ermöglichen, sollen die Einzelstaaten dem Reichskanzler- Amte Vorschläge über die künftige Abgrenzung der Gerichtsbczirkc und die Orte, an denen die Bezirksgerichte ihren Sitz haben iverdcn, unterbreiten. Die vom sächsischen Landtag beschlossenen Organisa tionsgesetze nehmen bereits auf diese Reichsgesetze Rücksicht und die Einziehung einer Zahl von Gerichtsämtern hängt damit zusammen. Die härtesten Worte über die Habsucht des preußischen FiScus, der sich auf Kosten des Reichs bereichern wollte, hat neulich der preu ßische Abg. v. Unruh-Magdeburg gesagt. Der preußische Fiscus wollte bekanntlich dem Reich für das künftige Parlamentsgebäude das für Abgeordnete so entlegene Kroll'sche Etablissement aufhängcn. Er forderte dafür ein niedliches Sümmchen, nämlich für die Quadrat ruthe Baugrund nahe an 3000 Thlr., für die Quadratruthe Stra- ßcnterrain beinahe 2000 Thlr. Mit vollem Fug und Recht schalt v. Unruh diese Unersättlichkeit des Fiscus als noch über die exorbi tanten Preise eines Gründers hinausgehend. Das übertreffe dosi noch die Grenzen des Anstandes! Auch der Reichstag zeigte s« nicht geneigt, diese unwürdigcPlusmacherei zu unterstützen; er lehnte Preis und Platz ab und verlangte einen andern Bauplatz vorgeschla gen zu haben. Ein Redner, Reichensperger, meinte: wenn sich in Berlin gar kein passender Baugrund fände, so empfehle es sich viel leicht, das Parlament außerhalb der Reichshauptstadt in der Mitte Deutschlands tagen zu lassen. Das Vertrauen an der Börse in Wien wächst, während jetzt die kleineren Leute als Opfer fallen. Wien hat nunmehr seinen Spitzeder in dein Spekulanten Placht. Die WienerZeitungen fallen mitBcrserker-Wuth über diesenMenschcn her, der doch schließlich nur dasselbe that, was die baronisirten Börsenjobber in noch größeren: Style vollführten. Großes Mitleid mit den Opfern der Spielwuth ist gefährlich ; wer als Familienvater dieZulunftscinesAlterS, seiner Wittwen und Waisen einem Schwindelinstitut von bubenhafter Lei tung anvertraut, der Bürger, der Beamte, der Arbeiter und das Dienstpersonal, die statt mit landesüblichen Zinsenzufrieden zu sein, pst sauer erworbene kleine eigene und fremde Geldmittel dem Hazard- spiele preisgeben, der handelt nicht blos leichtsinnig, sondern fastver- viel, nicht allein, daß sich derselbe der Führung insgemein unterzog, brecherisch. Locales und Sächsisches. — Der Schmiedcmeister Reumann zu Spitzcunncrsdorf hat die silberne Medaille vom Albrcchtsordcn erhalten. — Der früher in Dresden als k. k. österr. Gesandte accrcdi- tirte und hier noch in gutem Andenken stehende Graf Paar, der von hier in gleicher Stellung nach Kopenhagen versetzt wurde, hat neuer dings seine Ernennung zum Botschafter Oesterreichs beim päpstlichen Stuhle erhalten. — Wie gewiß allseitig im Lande mit großem Bedauern ver nommen werden wird, soll Se.M. unser König aus der Reise von.hier nach Ems, während seines kurzen Aufenthalts in Leipzig, in Folge des plötzlichen Eintritts asthmatischer Zustände eine sehr unruhige Nacht zugebracht haben, so daß sich der K. Leibarzt Or. Fiedler ver anlaßt gesehen hat, den dortigen Prof. 1>r. Wagner zur Consultation herbeizurufen, der nicht allein am andern Morgen die Weiterreise Sr. Majestät gebilligt, sondern auch mit der Wahl von Ems, als Specificum für das Cararrhalleiden Sr. Majestät, mit dem Urtheile des K. Leibarztes vollständig übereingestimmt hat. — Das Cultusministerium hat die Stenographie nach dem Gabelsberger'schen System als facultativen Unterrichtsgegenstand an den Gymnasien, Realschulen 1. Ordnung und Schullehrcrsemi- naren eingcführt. Der Unterricht ist unentgeltlich zu ertheilen und sind die Lehrer der Stenographie aus der Staatskasse zu honorircn. Der Ncustädter Stenographcnvercin „EoncordiM hat sich kürzlich dem Dresdner Stcnographcnverein als Zweigverein angeschlossen, so daß jetzt die Vereinigung sämmtlicher hiesigen stenographischen Körperschaften Gabelsberger'scher Schule ins Werk gesetzt ist. — Nachdem das Schulgesetz publicirt ist, hätte sich nach den Erklärungen der Negierung am letzten Landtage die Einberufung der evangelischen Landessynode nöthig gemacht, nicht, um dieses von den Staatsgewalten beschlossene Gesetz der Synode zur Genehmigung vorzulegen, sondern um durch die Kirchengewaltcn fcstzusetzen, in welcher Weise die Stellung der Geistlichen als Lokalschulinspektoren innerhalb des Rahmens des Gesetzes ins Werk zu setzen sei. Be kanntlich sollen die Geistlichen in den Volksschulen, soweit sie nicht unter einem Direktor stehen, im Namen und Aufträge des Staats die Inspektion ausüben. Wir hören jedoch, daß die Regierung da von abgesehen hat, die Synode jetzt zusammenzuberufen; vielmehr soll die Bewilligung von den zur Einführung des Schulgesetzes nöthigen Geldmitteln (Gehalte der Bezirksschulinspektoren u. s. w.) durch den nächsten Landtag dem Zusammentritte der Synode vor aufgehen. — Im Laufe des nächsten Jahres wird Sachsen bedeutend mit Telegraphen-Stationen bereichert, was jedenfalls in all den betref fenden Ortschaften freudig begrüßt werden wird. Die Errichtung von Reichstelegraphenstationen ist jetzt in Aussicht genommen für folgende Orte: Obercunnersdorf, Neukirch bei Bischofswerda, Neu stadt bei Stolpen, Pirna, Oschatz, Gohlis und Ncuschönefeld bei Leipzig, Borna, Colditz, Connewitz bei Leipzig, Pegau, Groitzsch, Lausigk, Zwenkau, Mülsen, Gelenau, Lößmtz, Treuen, Falkenstcin, Geyer, Crottendorf, Grüna, Neukirchen, im Jahre 1875 in Schir- giswalde, Altenberg, Brand, Dippoldiswalde, Lommatsch, Hart mannsdorf. Lunzenau, Mügeln, Brandts, Wermsdorf, Strehla, Taucha, Burckhardtsdorf, Ehrenfriedersdorf, Klingenthal, Lcngefcld, Olbernhau, Pausa, Scheibenberg, Schlettau, Schöneck, Thum, Zöb- litz, Zwönitz, Obermicscnthal; im Jahre 1876 in Hainewalde, Hirsch felde, Königsbrück, Radeburg, Fraucnstcin» Tharandt, Wilsdruff, Geringswalde, Hartha, Wollenstem, Vreitcnbrunn, Elterlein, Jöh- stadt, Krummhermcrsdorf, Lungwitz, Wildcnau, Mühltroff. — Der Bau der Berlin-Dresdener Bahn hat nun auch bei Berlin begonnen, und zwar auf dcmctwas schmalenTcrrain zwischen der Potsdamer und Anhalterbahn. Augenblicklich wird der Tem pelhofer Berg durchstochen und das hier gewonnene Erdreich auf einem provisorischen Cchicnengclcisc nach der Stadt zu transportirt, um hier zur Erhöhung des Bahnkörpers zu dienen. Dicht neben der Anhaltischcn Bahn einherlaufcnd hat die neue Bahn an der Kolonncnstraße einen bedeutenden Brückenbau auszuführen. — Am vergangenen Montage unternahm der „Allgemeine Dresdner Handwerker-Verein" seine erste diesjährige Ex kursion und zwar nach Pirna. Per Bahn bis Heidenau gefahren, empfing daselbst eine Deputation des Pirnaer Gewerbe-Vereins mit besten Vorstande die zahlreiche Excursionsgesellschaft, welche von hier aus sich nach Großsedlitz zur Besichtigung des dortigen Kgl. Gartens begab und alsdann auf dem Rctourwege nach Pirna die Betriebs- Anlagen der Sächs. Eisen-Jndustrie-Gesellschaft in Augenschein nahm. Dieses seiner Vollendung entgegen gehende Etablissement mit seinem kolossalen Hochofen, seiner 220-pferdigen Gcbläs-Ma- schine von 2000 Centnern Geivicht, und anderen praktischen und großartigen Einrichtungen fesselte die Excursioner längere Zeit, wo zu der freundliche und kenntnißreiche Führer, Herr Director Holz, auch das Seine beitrug. Der Werkplatz der Sächs. Baugesellschaft war das nächste Ziel der sich durch einige Regenschauer nicht aufhal ten lassenden Wanderer. Obgleich auch hier noch in provisorischen Werkstätten rc. geschafft wird, so machte dieser Wcrkplatz doch den Eindruck einer Leistungsfähigkeit, die den weitgehendsten Ansprüchen gerecht zu werden verspricht. Der Bau des neuen Bahnhofes und der Brückenbau boten hierauf den Excursionern des Interessanten und Sehenswerthen noch viel, und waren auch hier die betreffenden Herren Beamten auf's Zuvorkommendste beflissen, die eingehendsten Erläuterungen und jeden gewünschten Aufschluß zu geben. Am Abend concertirte das Pirnaer Stadtmusikchor in der Schloßrestau- ration und vereinte die Mitglieder des dortigen Gewerbe-Vereins und die Dresdner Gäste mehrere Stunden in trauter Geselligkeit, die durch Begrüßungs- und Dankesreden gehoben wurde. Zu dan ken hatten die Excursioner dem Pirnaer Gewerbe-Vereine allerdings sondern er stellte auch den ganzen Nachmittag, von Heidenau ab, das Stadtmusikchor zur Verfügung und trug somit hauptsächlich dazu bei, daß den Theilnchmern an der Excursion, welche nach 10 Uht wohlbehalten in Dresden wieder anlangten, dieselbe ein gern und oft ausgcschlagcncs Blatt der Erinnerung sein und bleiben wird. — Am vergangenen Sonntage hatten sich im alten sächsischen Stammsitz Meißen 600—700 Scheibenschützcn, aus ganz Sachsen zuscnmnengeströmt, cingcfunden, um gemeinsam eine zeitgemäße, dem Allgemeinwohl, sowie dem Schützenwcsen nützliche Eentralijation aller Sächsischen Sche'benschützcn-Vereine, behufs Einigung in Be waffnung, Uniform, Eommando und Schießübung zu bcrathen. Es werden nun alljährlich in Sachsen allgemeine Schützenfeste abgehal ten werden, als Vorort ist für nächstes Jahr Ehemnitz angenommen worden. Die Stadt Meißen hatte sich festlich geschmückt, Blumen, Guirlanden, Fahnen ?c. waren in reicher 'Menge vorhanden und die Aufnahme der Delegationen eine herzliche, Bürgermeister Hirschfcld, ivie der Stadtvcrordneten-Vorstand, begrüßte sic Namens der Stadt. Nachmittags gegen 4 Uhr, nach geschlossener Sitzung, fand feierlicher Umzug statt, natürlich mit Musil und lebhaftester Betheiligung Sei len der Einwohner Meißens. — Der Transport wilder und seltener Thicre von Afrikajnach Deutschland ist, seitdem die zoologischen Gärten so m Aufnahme ge kommen sind, eine regelmäßig wicdcrkehrende Erscheinung aus den Eisenbahnen. Vorgestern pajsirtc der bekannte ThierhändlerHagcnbeck aus Hamburg, von Aegypten kommend, unsere Stakt. Die Tlstere, die er mit sich führte, stellten eine förmliche Menagerie dar, sie füll ten drei Eisenbahnwagen vollständig aus. 'Nach Tresvcn kam er mir 12 Giraffen, 2 Elephanten, 4 Löwen, 8 verschiedenen Antilopen, 1 gestreiften Hyäne, I Büffel, 1 Ichneumon, 2 Marabous, 2 Secrc- tnre 'Flötenvogel), einer Menge Schildkröten und anderem Gellster. Ursprünglich war der Thicrbestand noch viel ansehnlicher gewesen; in kürzester Zeit aber waren auf dem Transport Herrn Hagcnbeck 2 Rhinoceros, 5 Elephanten, 12 Strauße, 10 Antilopen, 4 Löwen, 9 Erdschweine, 3 Giraffen crepirt. 1 Leopard hatte die Reise gar nicht mitmachen wollen und war Herrn Hagenbeck davon gelaufen, notabene noch in Afrika; 2 Nashornvögel hatten es ebenfalls vor gezogen, davonzufliegen. Einen Transport solcher Thiere an Ort und Stelle zu schaffen, hat, wie man sieht, seine ganz enormen Schwierigkeiten. Es steckt in diesen Thicren ein sehr beträchtliches Capital; die Verluste, welche Thierhändler durch das Erepiren von Thieren erleiden, treiben die Preise der überlebenden so in die Höhe. Auch müssen die zoologischen Gärten beim Anläufe von Thieren sehr- vorsichtig verfahren; so gab es auch bei dem diesmaligen Hagenbeck'- schen Transporte mehrere Kranke. Erworben wurden für unfern Garten: 2 Morabous, 1 Scncgal-Genette, 24 Schildkröten und 1 Ichneumon. — Wie es Leute giebt, die mit besonderer Vorliebe die Todten- listen lesen, so giebt's auch solche, die sich mit Neigung und Ausdauer der Lectüre der Heirathsgcsuche hingeben, und diese Gesuche haben in der That auch oft etwas Sonderliches oder geradezu Komisches in ihrer Fassung. Ein mit rückhaltloser Offenherzigkeit geschriebenes Heirathsgesuch bringen die Bautzner Nachrichten vom 17. d. Das zartsinnige Product lautet: „Ich suche für meine neu errichtete Restauration eine Wirthschafterin alsLebensgefährtin. -Damen (Jungfrau oder Wittwe,. welche gesonnen sind, zu heirathcn und sich diesem Beruf zu widmen, wollen sich bis zum 1. August direct mündlich oder schriftlich an Unterzeichneten wenden. Oppach, im Mai 1873. A. Hartung, Restaurateur." Was sagt man zu so einem Kaufsgcsuch? — In Deutschland treibt sich dermalen ein Herr von Woisky aus Amerika umher, der den Zweck verfolgt Arbeiter zur Auswan derung nach Amerika anzuwcrben. Wie es heißt, beabsichtigt er auch Sachsen und bcz.Trcsdcu seinen Besuch abzustattcn. Sein Geschäfts- betrieb muß aber für gefährlich erkannt worden sein, da er neuer dings auf Anordnung des K. Ministers des Innern in Berlin, aus Königsberg ausgewiesen worden st. — Das Dienstmädchen einer in der Wilsdruffer Vorstadt wohnhaften Herrschaft hat man gestern früh, nachdem deren von Innen verschlossene Kammerthür hat gewaltsam geöffnet werden müssen, todt in ihrem Bette aufgefunden. Ter Tod war in Folge von Verblutung eingctrcten und diese entstanden durch Zerschneid ung der großen Hauptadcr am linken Unterschenkel mittelst eines Rasirmcssers. In einem Vorgefundenen Briefe an ihre Eltern hatte das im 29. Lebensjahre stehende und durchaus unbescholtene Mäd chen die Absicht, sich das Leben nehmen zu wollen, zu erkennen ge geben und als Grund ihre zu große Liebe zu F. angegeben. — Landpartie in die böhmische Schweiz. Vor etwa 20 Fahren noch war daö Schluchten, und Fciien- acwirre bei Dittersbach eine in weiteren.»reisen völlig unbe kannte, zum Theile auch unzugängliche wilde Gegend, und erst von dieser Zeit datirt eö sich, daß der hochherzige und nienschen- srcundlichc Eavalicr, Fürst.Kinski) aus Böhmiich-.namnitz, alS Besitzer dieser Felsenstatte, selbe unter bedeutendem »ostenauk- wände erschließen, und de» Touristen unter dem Namen der „DItteröbacher Felsen" zur Benutzung übergeben ließ. Durch mächtige Forste, an hohen Felsenwänken vorüber, waren Pfade angelegt, Schluchtcistüberbrückt, Stiegen aui gewaltige Felscn- höhcn geleitet, und sonach Wege durch eine Felienpartie gebahnt worden, die der angrenzenden sächsische» Schweiz ebenbürtig zur Seite steht, nnd mit Recht die „böhmische Schweiz" genannt wird. Gleich jener auö Ouadersandstel» wrmirt. zeigt sie ähnlich hohe Fclscnkuppen mit den herrlichsten Ucbcrsichtcn, die gleichen wilden Felscliaründe in den wirrsten Formen, und ebensolche ro mantische Tbäler init den ihnen eigenen Reizen; nur alles <n gedrängterem Zusammenhänge, sodaß bei ihrer Durchwanderung die Naturschönhcitcn in schnellerem Wechsel an uns vorüber kom men. Die böhmische Schweiz ist daher auch in der Neuzeit nicht nur ein sehr beliebter und viel besuchter Excursionspunct der Hingebung derselben geworden, sondern eö mehrt sich der Besuch dieser kleinen aber an Naturschönbeiten überreiche» Schweizer- landschast auch von Jahr zu Jahr durch zahlreiche Naturfreunde aus allen Ländern Europa'ö und aus Amerika. ungeachtet M-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite