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Mchenh-ZkitilW Nr. 143. 58. Jahrgang Sonnabend, den 3. Dezember 1892 di« - M Mi Verantwortlicher Redakteur: Päul Ichllk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllnstrirten Nnterhaltungsblatt." Mit land- und hanSMivthschaftlicher Monatsbeilage. meraden und werthen Gästen einen genußreichen Abend zu bereiten. Nassau. Für rechtzeitiges Erscheinen am Brand platz und erfolgreiche Löschthätigkeit bei Gelegenheit des am 3. Oktober d. I. in dem Mühlengrundstücke Lippmanns entstandenen Brandes hat die Königliche Brandversicherungskammer der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Clausnitz 30 M. und der Gemeinde spritze von Dittersbach 25 M. Prämie gewährt. Altenberg. Die hiesige Gendarmerie hat am 29. v. M. in der Person eines 62jährigen Zigarren machers aus Roßwein bei Revision der hiesigen Natural verpflegungsstation einen gewerbsmäßigen, schon vor bestraften Urkunde ufälscher erwischt und in dessen Reisebündel und Rocktaschen das Werkzeug zur Aus übung des schändlichen Gewerbes, Stempel, Farbe und dergleichen, vorgesunden. Auch lagen mehrere sichtlich gefälschte Zeugnisse und Reiselegitimationen vor und besteht kein Zweifel darüber, daß der betreffende alte Stromer für andere Vaganten Vorweise fälschte und behördliche Urkunden fabrizirte. Natürlich wurde der Fälscher sofort verhaftet. Dresden. Kaiser Wilhelm trifft zum Besuche unseres Königshauses heute Freitag Nachmittag 4 Uhr mit Sonderzug von Berlin hier ein. Der Zug wird direkt bis zur Haltestelle Strehlen fahren, wo der Kaiser mit dem Adjutanten vom Dienst und der persönlichen Dienerschaft den Zug verläßt, sich in die königliche Villa begiebt und dort Wohnung nimmt. Empfangsfeierlich keiten finden nicht statt, da der Besuch des deutschen Kaisers, wie bereits früher erwähnt, ein ganz privater ist. Das übrige Gefolge des Kaisers fährt mit dem Sonderzug nach dem böhmischen Bahnhof zurück und von dort mit Wagen in das königliche Nesidenzschloß, um daselbst Wohnung zu nehmen. In Begleitung des Kaisers werden sich befinden: Hofmarschall Graf Pückler, Leibarzt Generalarzt vr. Leuthold, der stellvertretende Kommandant des Hauptquartiers Oberst von Kassel, die Flügeladjutanten Oberstlieutenant v. Scholl und Major Freiherr v. Seckendorf, sowie Hofrath Schwerin. — Um 5 Uhr findet in Villa Strehlen königliche Familientafel statt, während sich zu derselben Zeit im königlichen Residenzschlofse die Damen und Herren der Hofstaaten und das kaiserliche Gefolge zu einer Mar schallstafel vereinigen. — Abends werden die Herr schaften das Altstädter königliche Hoftheater besuchen. Morgen Sonnabend wird eine königliche Hofjagd im Thiergarten zu Moritzburg abgehalten, zu der der Kaiser und der König früh '/,8 Uhr mit Wagen von Villa Strehlen abfahren werden. Nachmittags um 5 Uhr findet im königlichen Jagdschlösse in Moritzburg Jagdtafel statt, nach welcher der Kaiser — voraus sichtlich Abends 8 Uhr — von der Bahnstation Coswig aus mit Sonderzug nach Berlin zurückreist. — Kürzlich machte durch die Presse eine Notiz die Runde, nach welcher es verboten sei, die Vorstands- Mitglieder von Militär-Vereinen durch besondere Abzeichen, wie Schärpen rc., kenntlich zu machen. Na türlich machte diese Mittheilung bei den betroffenen Vereinen Aufsehen. Nach einer beim Präsidium von Sachsens Militärvereinsbund und von diesem an das Königl. Ministerium des Innern weitergegebenen An frage ist aber dort eine derartige Verordnung nicht bekannt. Für Unbefugte wird allerdings § 360 * des Reichsslrafgesetzbuchs angewendet. Sebnitz. Mit Genehmigung der Ministerien der Finanzen und des Innern nimmt die Stadt Sebnitz eine Anleihe in Höhe von 300,000 Mark auf, die mit 4 vom Hundert zu verzinsen ist. Die Anleihe ist in 1200 Abschnitte zu je 250 Mark getheilt. Annaberg. DaS hiesige „Wochenblatt" veröffent licht folgende Zuschrift: „Dresden, 24. November 1892. In dtz» Nummern 153 und 155 des „Annaberger Wochenblattes" ist bezüglich eines Vorfalles, welcher Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der am Donnerstag hier stattgefundene» Stadtverordnetenwahl haben überhaupt 238 Bürger (gegen 270 im Vorjahre) von ihrem Stimmrechte Gebrauch gemacht. Als gewählt gingen aus der Urne hervor die Herren Lohgerbermstr. A. Ulbrich mit 164 Stimmen, Bäckermstr. E. Wallter „ 161 Weißgerbermstr. Th. Müller „ 110 als Angesessene und Herr Schneibermstr. Heinrich jun. mit 76 Stimmen als Unangesessener. Weiter erhielten Stimmen Herren Töpfermeister Zirnstem 94, Bezirksthierarzt Lehnert 83, Schuldirektor Rasche 46. —Wie wir allen Interessenten mittheilen wollen, ist das in unserer letzten Monatsbeilage empfohlene Mittel gegen Maul- und Klauenseuche, Solutol, bereits seit August in hiesiger Apotheke zu haben. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Mo nate November 593 Einzahlungen im Betrage von 52,072 Mk. 96 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 256 Rückzahlungen im Betrage von 47,580 Mk. 2 Pf. Sparmarken, L 5 Pf., sind verkauft worden 50 St. — Wir nehmen Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, daß Maskenbälle nur in der Zeit vom 7. Januar bis zur Fastnacht und spätestens am Fast nachtsdienstage, im Uebrigen aber weder an einem Sonnabende, noch an einem Sonntage stattfinden dürfen. Unter besonderen Umständen kann jedoch ge schlossenen Gesellschaften die Abhaltung eines Masken balles an einem Sonntage dispensationsweise gestattet werden. Sowohl zu öffentlichen Maskenbällen, als auch zu Gesellschaftsmaskenbällen ist die Genehmigung des Stadtrathes, bezw. der Amtshauptmannschast er forderlich, dagegen bedürfen Maskenbälle, welche von Privatpersonen für ihre Familien und eingeladenen Gäste veranstaltet werden, keiner besonderen Genehmi gung und dürfen dieselben auch, mit Ausnahme der geschloffenen Zeit, jederzeit stattftnden. Jedoch ist von dem Vorhaben mindestens einen Tag vor dem Beginn des Maskenballes bei der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen. Der Fastnachtsdienstag fällt im nächsten Jahre auf den 14. Februar. — Ostern 1893 kommt zur Erledigung: die mit dem Kantorate verbundene 2. ständige Lehrerstelle an der Stadtschule in Altenberg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen vom Schuldienste: 1000 Mk. Fixum, 200 Mk. persönliche Zulage, die event. bei zu gewährenden Alterszulagen in Anrechnung kommt, vom Kirchendienste: 640,«« Mk. und kreie Amts wohnung. Gesuche sind bis zum 24. Dez. d. I. bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldis walde einzureichen. Reichstädt. Wie aus dem Jnseratentheile er sichtlich, veranstaltet am morgenden Sonntage der hiesige Turnverein eine Abendunterhaltung. Es ist dies das erste Mal, daß der junge Verein sich vor die Oeffentlichkeit wagt. Der Mangel an den unentbehr lichsten Turngerächen zwingt ihn dazu. Der Abend selbst verspricht, aus den getroffenen Vorbereitungen zu schließen, ein sehr genußreicher zu werden. Hoffentlich unterstützen recht viele mit ihrem Besuche unfern Turn verein. Und der Unterstützung bedarf er recht sehr. Möchte er doch auch ein recht kräftiger Sproß an der gewaltigen deutschen Turnereiche werden. Reinhardtgrimma. Der von echt patriotischem und kameradschaftlichem Geiste durchwehte hiesige Mi litärverein feiert morgen, Sonntag, wie aus dem heu tigen Inserat ersichtlich, sein diesjähriges Winterver gnügen mit Theater und Ball. Zur Ausführung kommt das Mosersche Lustspiel „Eine kranke Familie" und wie bei jeder derartigen Gelegenheit, so ist der Verein auch diesmal wieder eifrig bemüht, seinen Ka Dle „W-ißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-.- zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- staltrn, Postboten, sowie die Agenten nehme» Be stellungen an. Inf erat-, welche kei d« bedeutende» Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mtt 10 Pfg. di» Spaltenzeike oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» »heile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. sich gelegentlich des diesjährigen Schulfestes in Anna berg am 4. Juli d. I. ereignet hat und bei welchem vier auf einem Distanzritt von Rochlitz nach Karlsbad begriffene Offiziere deS 2. Ulanen-Regiments Nr. 18 betheiligt waren, eine den wahren Sachverhalt ent stellende Notiz, insbesondere aber die Behauptung enthalten, daß einer dieser Offiziere in den Kinder festzug hineingeritten sei. Die gerichtliche Unter suchung des Vorfalls in Annaberg, insbesondere die eidliche Abhörung unbefangener dortiger Bürger, hat ergeben, daß keiner dieser Offiziere in den Kinderfestzug hineingeritten ist, daß die Offiziere vielmehr in keinerlei Beziehung sich strafbarer Handlungen schuldig gemacht haben, weshalb das weitere gerichtliche Verfahren gegen dieselben — abgesehen von einer beleidigenden Aeuße- rung, welche einer der Offiziere einem ihm in drohender Weise entgegentretenden Malergehilfen zugerufcn hat und wegen deren derselbe zu einer geringen Geldbuße verurtheilt worden ist — eingestellt worden ist. Die Redaktion des „A. W." wird daher veranlaßt, folgende Berichtigung aufzunehmen: „In den Nummern 153 und 155 des „A. W." vom 5. bez. 7. Juli d. I. ist H die Mittheilung enthalten, daß beim diesjährigen Schulfeste in Annaberg am 4. Juli d. I. einer der jenigen Offiziere, welche damals auf einem Distanzritt Annaberg berührt haben, in den Kinderfestzug, welcher sich auf der Wolkensteiner Straße bewegt hat, hinein geritten sei. Die gerichtliche Untersuchung des Vorfalls, insbesondere die eidliche Abhörung von unbefangenen Bürgern Annabergs hat jedoch ergeben, daß keiner der be- theiligten Offiziere in diesen Kinderfestzug hineingeritten ist." Königl. Gericht der 3. Division Nr. 32, Sektion A. gez. v. Kirchbach, General-Lieutenant und Divi sions-Kommandeur. gez. Scheidhauer, Divisions- Auditeur." Rochlitz erhält bekanntlich in nicht ferner Zeit ein staatliches Seminar, dafür soll aber der dortigen Real schule der Staatszuschuß nicht mehr gewährt werden. Da diese Realschule sehr schwach besucht wird, so hat die Stadt Rochlitz gegenwärtig über 14,000 M. jährlich zuzuschießen. Die Realschulkommission beschloß deshalb einstimmig, unter den obwaltenden Verhältnissen die Auslösung der Realschule von Ostern 1893 an anzu- rathen, und zwar in der Weise, daß von diesem Zeit punkte an in die 6. Klaffe keine Schüler mehr aus genommen würden und jedes Jahr aussteigend mit der Einziehung je einer Klaffe fortgefahren werde. Der Rath hat in der Angelegenheit einen weiteren schrift lichen Beschluß noch nicht gefaßt, weil er vorerst noch die in Aussicht gestellte weitere Verordnung des Kgl. Ministeriums abwarten zu sollen glaubte, unter« 5. November aber um baldigen Erlaß derselben gebeten hat. Oschatz. Kurz hintereinanderher ertönten am Mittag des 28. November in der Altoschatzer Straße mehrere Schüsse, welche fast in der ganzen Stadt ge hört wurden. Dieselben rührten von Feuerwerks körpern her, die sich durch Herunterfallen im Leon- hardi'schen Kräutergewölbe entzündet hatten. Dichte Rauchwolken drangen durch die zersprungene Ladenthür, so daß angenommen werden mußte, das Innere des Ladens stehe in Flammen. Glücklicher Weise war dies nicht der Fall. Die durch Feuerstgnale herbeigerufene Feuerwehr brauchte nicht in Thätigkeit zu treten, da die Flammen bereits von dem Geschäftspersonale er stickt worden waren. Grimma. Der am 28. November Nachmittags 6'/« Uhr auf dem unteren Bahnhofe Hierselbst von Großbothen kommende fällige Zug stieß etwa 400m vorder Einfahrt auf ein auf dem Geleise stehendes einspänniges Kutschgeschirr. Die Gabel des Wagens ward zer trümmert und das Pferd wurde bald nach dem Zu sammenstöße getödtet. Das betreffende Geschirr hatte führerlos am Bahnhofe gestanden und war allein davon gegangen. Anstatt den bekannten Weg nach der Stadt einzuschlagen, war das Pferd auf dem Geleis in der Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein