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Intelligenz- und Wochenblatt / 7^ für ^ankenbeD mit Sachsenburg und Umgegend 10 Mittwochs, den 5. Februar. Das Cataster zur Erhebung der städtischen Abgaben, , . . der Cvmmunanlagen und der Arm enka ssenb ertrag e, hat der Revision unterleqen und kann von Jedermann an hiesiger Rathsexpeditionsstelle eingesehen werden. , , Reklamationen dagegen sind binnen vier Wochen und spätestens bis '- . , zum 7. März l. I. . ' bei Verlust des Reclamationsrechts schriftlich oder mündlich in hiesiger Rathexpedition anzubringen. Frankenberg, den 3. Febr. 1851. D e r S t a d tr a t h. ' > Stöckel, Bürgermeister. . ' Em Brief aus Waldheim. Unter der Ueberschrift „Kerkerbriefe" veröffent licht das Frankfurter Journal aus einer noch un gedruckten Biographie mehre Schreiben eines im Zqchthause zu Waldheim befindlichen jungen Man nes, welcher, bis zum Sommer vorigen Jahres im Dresdner- Justizamte in Untersuchungshaft, wegen seiner Betheitigung an den Maiereigniffen zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtyeilt ist. Wir theilen nachstehend den ersten Brief mit, durch welchen namentlich die hin und wieder aufgetauchte Behauptung, als ob den gebildeter» Gefangenen verwehrt sei, irgend eine geistige Beschäftigung zu wählen, widerlegt wird. Zuchthaus Waldheim, 28. Juli 1850. Meine liebe Schwester! gut, daß ich Dir erst heute schreibe, vorgestern, am Tage meiner An kunft, hättest Du einen zu traurigen Brief bekom men. Die Nachtfahrt im herrlichen Mondenschein, der prächtige Sonnenaufgang, die grünen Wälder und Felder hatten mich zwar so erquickt, daß ich das Zuchthaus für den Augenblick vergaß und we der meine an den Leib geschloffene Hand, noch vas drohende Pistol eines meiner Begleiter störten den beglückenden Naturgenuß. Da lag Waldheim vor uns, malerisch im grü nen Thale, mitten darin die Zinnen und Thürme des Zuchthauses. Also dort zeitlebens! , Bald hielten wir am Eingänge und traten un ter eine Menge Soldaten, die mich neugierig an blickten; das war zwar keine theilnehmende Neu gier, aber es waren dych 'menfchtick«:rBtW. Drinnen im Hofe Lodeskälte, Lodesstille. r'l a „Komm', geh', nimm die Mütze-'üb, hiet her ein", das waren die ersten, einzigiw Worte, ohste mich anzusehen; ich möchte^ behaupte^ in der Uebcrzcugung gesprochen, daß MniWleinem Men schen, sondern einem Acktomat/MZHslMV Während ich über den Hbf'geführt wurde-^be wegten sich lange, stille Reihen blau-schwarzer Gestalten nach einer Richtung hin. Ein Wort erschallte, die Reihen zertheilten sich, gaben etwas ab, bildeten sich wieder und bewegten sich auf ein neues Kommandowort ebenso schweigsam, schlei chend, bindfadenähnlich in das Gebäude zurüF, aus dem sie gekommen waren. Nun kam ich in eine enge, halbdunkle, trostlose Zelle. Zu zeitlebens, dachte ich, zeitlebens em elender Sclave! r. Ich war der Verzweiflung nah, ich betete zu Gott und sagte mir, ich dürfe nicht verzagen. Nach und nach wurde ich ruhiger. Erst am folgenden Tage sollte ich eingeführt, eingekleidet, dem Herrn Direktor'vorgestellt wer den und Arbeit angewiesen erhalten. Gott sei Dank: man will den Menschen in mir nicht ganz ersticken! - Nachdem man mir die Haare abgeschnitten und mich in das blau-schwarze Zebrahabit eingekleidet