Volltext Seite (XML)
ilMusser Tageblatt Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts N-ffeu. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Goldpsennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Eoldpfennig. Rachweifungsgebühr 20 Goldpsennig. Bor- geschriebeneErfcheinungs- -e tage und Platzvorsldriste« werden nach Möglichkeit ÄVll 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm. 10 Uhr ' -- " — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatranspruch erlischt, wenn der Betrog d«ch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftra ggederin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wilsdruffer TugebluU" erjcheint täglich nachm. S llhr sür den Tag. Bezugspreise Le, Abholung in da DrschSftsstell« und den Ausgadcftellcn 2 Wk. tu, Monat, bei Zustellung durch dir Boten 2,30 Mb., bei Postdestellur,, llN. AllePÄ^staU-n Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend PoftdötenÄuns-»«,?-,' «Iger «nd Geschäsi-ft-ll-n —— : nehmen zu jeder Zeit Be- KeLmaen entgegen. Im Falle höherer Bemalt, Krieg oder sonstrger BetriedrstSruugcn besteht kein Anspruch auf Lieferung »a geUuna oder Kürzung des Bezugspreise». — Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilirgt. Nr 69 — 85. Jahrgang. Telsgr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2K40 Montag, den 22. März 1926 W" der Kriegsschulden seines Landes an Äme- Washington irgendwelches Entgegenkommen zu .rika in Washington irgendwelches Entgegenkommen zu erreichen, das über die an England gemachten amerikani schen Zugeständnisse in der Schuldenabtragung hinaus- ging. Ein derartiges Abkommen ist auch mit Italien ver einbart, aber vom Senat noch nicht genehmigt worden. Da schlägt Houghton vor, diese finanziellen Abhängigkeiten der beiden Hauptstörenfriede zu politischen Zwecken, vor allem für die Durchsetzung der Abrüstung auszunutzen. Wir glauben nicht, daß eine derartige finanzielle Drosselungspolitik Amerikas dem europäischen Kontinent gegenüber sich auch auf Deutschland beziehen würde, wohl aber dokumentiert sich darin auch eine wieder stärker ge wordene Zurückhaltung Amerikas all dem gegenüber, was ausprobiert worden ist: das Nichtzustandekommen der belgischen Währungsanträge verursachte in Brüssel einen derartigen Franksturz, daß Vandervelde so schnell wie möglich nach Hause zu reisen aufgefordcrt wurde. Eben so wird nun vorgeschlagen, mit Frankreich zu verfahren. Bekanntlich ist der Hauptgrund für den Sturz des frühe ren Finanzministers Caillaux, daß es ihm nicht ge lang, wegen der Kriegsschulden seines Landes an Ame- Amerika und wir. Zu London sitzt als amerikanischer Botschafter ein Mamr, der früher in Berlin war, aber in letzter Zeit eine selbst für einen Amerikaner überraschend schnelle Karriere gemacht hat und dem man noch eine bedeutende politische Zukunft prophezeit. Das ist Herr Houghton, der schon bei der Londoner Konferenz 1924, als der Dawes-Plan beraten wurde, eine sehr wichtige Rolle spielte als sozu sagen politischer Vertreter der amerikanischen Finanz leute. Man weiß, wie tief gerade die amerikanischen Banken in den Gang der Dinge eingegriffen haben, wie pe den französischen Widerstand gegen eine Befriedung Europas überwältigten. . scheint jetzt eine eigenartige Parallele zu finden m Denkschrift des gleichen Herrn Houghton, den der Coolidge nach Washington berufen hatte; man m er Nachfolger Kellogs im Staatsselretariat sirr das Auswärtige werden soll. Houghton hat nun dem Präsidenten eine Denkschrift überreicht, die es offenbar an Deutlichkeit der Ansichten über die Genfer Irrun - g e n und W irrungenso wenig fehlen läßt, daß Hough ton sich in Europa ein bißchen unmöglich gemacht hat. F---wkreich ist nach seiner Ansicht der Störenfried und kütlN England immer als treuen Gefolgsmann haben, weil l'm Falle englischen Widerstrebens Frankreich sofort im mer in Vorderasien ein kleines Feuerchen anstecke. Die Schlußfolgerungen Houghtons über die demnach gar nicht vorhandene „Selbständigkeit" der englischen Außenpolitik sind ebenso zutreffend wie für die englische Eigenliebe ^er- ^Fränkreich hat ja auch die A b r ü st u n g s k o n f e r e n; — Coolidges liebstes Kind — wieder einmal bis ins Un- ßewisse vertagen lassen; da empfiehlt Houghton, einen »stärkeren Druck auf die europäischen Störenfriede" aus zuüben. Was ausgerechnet bei Belgien anscheinend schon an internationalen Vereinbarungen in Europa geschlossen worden ist. Nur mit Mühe hatte es Coolidge durchgesetzt, daß die Vereinigten Staaten nun auch beim Internatio nalen Schiedsgericht im Haag teilnehmen sollten — davon scheint man aber nach dem Bericht Houghtons jetzt nicht mehr viel wissen zu wollen; denn auch dies ist vom Senat noch nicht ratifiziert worden. Daß man vom Völkerbund selbst jetzt noch weniger wissen will als früher, ist eine weitere Folge der Genfer Vorkommnisse. Ausdrücklich aber hat das amerikanische Schatzamt erklären lassen, daß es deutschen Kreditgesuchen gegenüber keinerlei Änderung in seiner bisherigen wohlwollenden Haltung eintreteu lassen will. Denn wir Deutschen haben ja an der allge- meinen Abrüstung selbst das dringendste Interesse, nur worden kber dieses Thema in Genf lein Wort gesprochen -^n?iellei7Druck°;^ Mächte durch einen finanziell! ^-"^.^"Soiebigkeit zwingen; denn daß gerade m Genf das Mie System einer Bündnispolitik — -mt den damit verbundenen Gefahren kriegerischer Ver wicklungen allzU i cu Ich q u m Ausdruck kam, hat man 'n Amerika sofort erkannt. Wo m liegt, jst »och klarer und man befurchtet, daß sich in Europa der Krisen zustand verschärfe. Wenn diese Ansichten Houghtons Billigung der maß gebenden Regierungskrerse m Washington nicht bloß flu chen, sondern diese Ansichten offenbar darstellen - die Ver öffentlichung des Berichtes scheint das zu beweisen — so fetzt hier ein Druck ein, dem finanziell notleidende Ttaaten wirklich nur schwer widerstehen können. Die Parteiführer beim Reichskanzler Deutschlands Teilnahme an der Genfer Studienkommission Reichskanzler Dr. Luther hat, nachdem er mit den Führern der Regierungsparteien Rücksprache genommen hatte, nunmehr auch in Anwesenheit des Neichsaußen- winisters die Führer der deutschnationalen und sozial demokratischen Reichstagsfraktionen sowie den Abg. Dre witz von der Wirtschaftspakte! empfangen. Der Reichs- lanzler gab den Parteiführern einen eingehenden Bericht Hrichspräliäenl Nnäenburg in Köln. Reichspräsident von Hindenburg, der sich zur Teil nahme an der rheinischen Besreiungsfeier in das Rhein land begeben hat, ist am Sonntag vormittag in Köln eingetroffen, wo ihm ein jubelnder Empfang be reitet wurde. In Begleitung des Reichspräsidenten be- finden sich etwa 30 Herren, an der Spitze sein persönlicher Adjutant, Major von Hindenburg, und Staatssekretär Dr. Meißner. Vom Reichskabinett nehmen an den Feier lichkeiten Reichsminister Dr. Curtius, Dr. Marx unv Dr Brauns teil. Schon am Vorabend der Ankunft des Reichspräsiden ten zeigte die Stadt Köln ein buntbewegtes, festliches Aussehen. Zahlreiche Fremde belebten die Straßen, deren Häuser teilweise in einem Wald von Fahnen und Fähnchen in allen Farben prangen. Viele Schaufenster zeigen Bildnisse des Reichspräsidenten oder weisen sonstige Hindenburg-Huldigungen aus. Es herrscht kühles, aber angenehmes Wetter. Als sich Reichspräsident von Hindenburg nach kurzer Begnistung auf den Bahnsteig nach dem Ausgang k-cS Bahnhofs begab, stimmte die auf dem Domplatz sich stauende Menge spontan das Dcntschlandlied an, dessen erste Strophe der Reichspräsident entblößten Hauptes anhörte. Dann bestieg der Reichspräsident den Kraft wagen und fuhr unter den brausenden Hochrufen de, Menge znm Regierungsgebäude, wo er Wohnung nahm. Um 9,55 Uhr begab sich der Reichspräsident, überall wieder lebhaft begrüßt, ins Rathaus, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt Köln eintrug. Um 10,55 Uhr erfolgte eine Rundfahrt durch die Stadt. Aus den Straßen bildeten zahlreiche Vereine und Verbände Spalier. Hinter ihnen drängten sich Zehntausende, die überall dem Reichspräsidenten stürmisch zujubelten. Vaterländische Kundgebung in der Messehalle. Die Fahrt ging sodann zu den großen Messehallen im Rheinpark, wo in der Großen Halle die vaterländische Kundgebung stattfand die gleichzetig durch Lautsprecher in der Ostyalle und m das Freigelände der Messe ver mittelt wurde, wo sich an hunderttausend Men schen eingefunden hatten. Der Festakt wurde dirrch Musikvorträge eingeleitet, worauf Oberbürgermeister Dr. Adenauer die Begrüßungsansprache hielt. Der preußi sche Innenminister Severing feierte das Zusammen gehörigkeitsgefühl der Rheinländer mit dem übrigen Deutschland. Reichspräsident vonHindenburg dankte in seine, Erwiderungsrede für den ihm bereiteten warmen Emp fang. Der Rhein, so betonte er, fei von jeher ein Sinnbild der.großen deutschen Vergangenheit und ereignisreicher über die Vorgänge in Gens. Die Besprechung hat sich, wie von gut unterrichteter Seite gemeldet wird, um die Frage gedreht, wie sich die Reichsregierung zu einer Teilnahme au der in Genf beschlossenen Studien- kommission für Erweiterung des Völkerbundrates verhalten werde. Die Regierung ist der Auffassung, an den Beratungen der Studienkommisston teilzunehmen, weil Deutschland als Beobachter in der Kommission jeder zeit sagen könnte, ob ein Beschluß für uns tragbar wäre oder nicht. Unsere ErnShrnsMe 1818. Die Schuld an dem inneren Zusammenbruch. Der vierte Unterausschuß des Untersuchungsaus schusses des Reichstages über die Kriegsfragen hielt zwo Sitzungen ab. Aus einem dem Ausschuß zur Kenntnis gebrachte, Schreiben des Reichsministers für Ernährung und Land Wirtschaft ergibt sich, daß sich Ende Oktober 1918 in de, Händen der Neichsgetreidestelle Brotgetreidebestände n Höhe von insgesamt 600 000 Tonnen befanden. Diesi Menge deckte nicht ganz den Bedarf von zwei Monaten Für das Wirtschaftsjahr 1918/1919 bestand ein Fchlbe darf von etwa 420 000 Tonnen; diese Menge entsprack nahezu einem Monatsbedarf, der also im Wirtschaftsjahr 1918/1919 bei der Brotversorgung gefehlt hätte und auck nicht ans anderweitigen Quellen (Ukraine, Rumänien um sonstigen besetzten Gebieten), die entweder sür Lsierreio in Anspruch genommen oder infolge der militärischer Lage für uns vcrlorengegangen wären, hätte gedeckt wer den können. Es folgre dann die Aussprache über das vor kurzem ge haltens Referat des Abgeordneten Grasen Eulen bur, (Din.), der sich scharf gegen die Revolution gewandt und vor neuem behauptet hatte, daß die Front einem Dolchstof erlegen sei. Abg. Bergsträsser (Dem.) wandte sich gegen die Aussüh rungen Eulenburgs. Sein Referat sei ohne wissenschaftliche! Wert. Aus den Berichten der Divisionen aus den letzten Tage, vor dem Zusammenbruch gebt hervor, daß der Erlab viclfaü demscyer Geschichte gewesen. Der Reichspräsident gedachte der Rheinländer, die noch unter der Besetzung zu leiden hätten und aller derer, die in schwerer Not der vergange nen Jahre Leben, Freiheit und Heimat für ihr Vaterland hingegeben haben. Mit der Mahnung zur Einigkeit schloß Hindenburg seine Rede. Im Anschluß hieran sang die Versammlung stehend das Deutschlandlied, worauf von Chor und Orchester dar Finale mit dem Schlußchor aus Beethovens 9. Symphonie vorgetragen wurde. Abends fand eine Veranstaltung im Gürzenich statt. Genf vor Sem Reichstag. Die Regierungsparteien billigen die Außenpolitik. Über die näheren Dispositionen für die große Poli tische Aussprache, die am heutigen Montag im Reichstage ihren Anfang nimmt, wird gemeldet, daß die zweite Lesung des Haushalts des Auswärtigen und des Reichs kanzlers, mit der die drei Anträge der Deutschnationalen, der Völkischen und der Kommunisten auf Zurück ziehung des Gesuchs um Aufnahme in den Völkerbund verbunden werden, mit einer Rede des Reichskanzlers Dr. Luther eingcleitet werden soll, in der er eine Darlegung der Vorgänge in Genf geben wird. Als erster Redner der Parteien wird dann Abg. Müller-Franken (Soz.) sprechen. Es folgen dann die Ab geordneten Graf Westarp (Dtn ), Kaas (Ztr ), Frhr. von Rheinbaben (D. Vp ), Graf von Bernstorff (Dem.). Vor aussichtlich wird auch Reichsaußenminister Dr. Strese mann schon am erste« Verhandlunqstage in die Erörterun gen eingreifen. Auch die B i l l i g u n g s f o r m el der Regierungsparteien wird sogleich mit zur Be ratung gestellt werden. In dieser BMgungsformel soll aus die gemeinschaftliche Erklärung der Locarnomächtc in Genf Hingewiesc:: werden, wonach nach dem Willen dieser Mächte die bisherige Locarnopolitik fortgesetzt wer den soll. Im Anschluß daran soll die Neichsregierung auf gefordert werden, in ihrem Bestreben fortzufahren, die in Locarno vereinbarten Rückwirkungen auszubauen. Ein Vertrauensvotum wird von den Regierungsparteien „ich« eingebracht werden. Im Reichstag fanden vertrauliche Bespre chungen zwischen dem Reichskanzler, dem Finanzmf- nister, dem Ernährungsminister und den Fübrern der Re gierungsparteien statt. Gegenstand der Besprechungen waren zum Teil auch die Genfer Verhandlungen, in de, Hauptsache bezogen sie sich aber auf die Steuersragen und das Gesetz über die Fürstenabfindung. mangelhast ausgebildet war. Dies sei ein wichtiger Grum für das Nachlassen der Kampjkraft und ein Zeichen unsere: allgemeinen Erschöpfung gewesen. Der Sachverständige Di Herz bezeichnete als das Charakteristische der Revolution de> völligen Mangel an Widerstand, den man als Folge der seeli schen und körperlichen Erschöpfung ausehen muffe. Nachdcu sich die sozialdemokratischen Abgg. Dittmann und Moses gege» die Ouckeubenutzung des Abg. Grafen zu Eulenburg gewaud hatten, verneinte der Abg. Dr. Brüninghaus (D. Vp.) cm schieden die Frage, daß während eines Krieges Agitation zu Beseitigung der bestehenden Staatsform erlaubt sei. Dai Htneiutragen der parteipolitischen Gegensätze in die Wehrmach sowie die Verbindung der Verteidigung des Vaterlandes mr der Durchsetzung innenpolitischer Forderungen sei fraglos einer der Faktoren für den Zusammenbruch Deutschlands ge wesen. Erst die Revolution habe das Buseinanderlaufeu der Armee zur Folge gehabt und den Friedensvertrag von Versailles n möglicht, Nach Äußerungen eines Vertreters des ameri kanischen Generalstabes hätte die amerikanische Armee Schlu! machen müssen, wenn es nicht schon die deutsche vorher ge macht hätte. Abg. Gras zu Eulenburg erklärte, bei der Aui fassung zu bleibcu. die er iu seinem Referat vertreten habe Die von ihm benutzten Quellen seien durchaus authentisch Der Sachverständige General v. Kuhl teilte mit, daß sich du in Berlin anwesenden Offiziere iu den Tagen der Revolutior gemeldet hätten und bereit gewesen seien. ihr Leben in die Schanze zu schlagen. Mau babe sie aber nicht verwendet, über die revolutionär, Verseuchung des Ersatzes liege authentisches Material vor Professor Martin Hobohn nahm als Sachverständiger Stellunc gegen die entschiedene Formulierung der Dolchstoßtheorie, dii das Referat des Abg. Grasen von Eulenburg enthalte. Er be tonte, die revolutionäre Propaganda wurzele in den Verhält nissen der wilhelminischen Ära im ganzen. Die Wichtigkeit dieser Propaganda neben den anderen Gründen des Zusam menbruches sei gering. Die nächste Sitzung des Ausschüsse- soll nach Ostern stattsinden. Deutscher Reichstag. (181. Sitzung.) LV. Berlin, 20. Mürz. Die zweite Beratung des Reich swirtschaftselats wurde fortgesetzt. Abg. Rauch (Bapr. Vp.) bedauerte, daß in der bisherigen Handelsvertragspolitil leider immer Landwirt schaft, Weinbau, Obst- und Gartenbau die Leidtragenden ge wesen seien. Die von der Deutschen VoUsvartet beaniraatc