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Mlkckiii-MkM «iMM Wochen- und NachnchtslüM zugleich GMafts-Anzchcr für Süh^orf, Rööütz, Perilsdorf, Riisdorf, St. Wik», vcimlhMl, Raricum mii> Rülst«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. »N. Jahrgang. —— — — Nr. 20. Donnerstag, den 24. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn-und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. *— Lichtenstein, 23. Jan. Gestern abend hielt der Physiker Herr Amberg im Saale des goldenen Helm hier seinen ersten Vortrag, betreffend das Gebiet der Elektrizität und des Magnetismus. Der zahlreiche Besuch zeigte, daß man den Physikalischen Vorträgen in allen Kreisen mit Interesse entgegensah und alle Anwesenden schenkten den Ausführungen des beliebten Redners, welche schlicht, klar, belehrend und unterhal tend waren, die gespannteste Aufmerksamkeit. Was solchen Vortrag erst besonders interessant und vorteilhaft für den Besucher macht, sind die Menge neuester und bester Apparate, an denen das Vorgetragene veranschaulicht wird und mit deren Handhabung Herr Amberg so sicher vertraut ist, daß ihm jedes "Experiment gelingt. Die Leichtigkeit und Ruhe, mit welcher er bei seinen Verbuchen verfährt, ist beinahe wunderbar zu nennen und hat ihm den Beifall der ersten Autoritäten ein getragen. Wir empfehlen einem jeden, der Interesse an den neuesten physikalischen Entdeckungen und Er findungen hat, den Besuch der Amberg-Vorträge. Heule abend werden die Besucher aus dem Gebiete des Schalles und der musikalischen Töne und morgen abend ans dem Gebiete der Optik, Licht nnd Farbe unter richtet werden. — Uebersicht über die bei den Sparkassen in der Amtshauptmannschaft Glauchau im Monat November 1888 erfolgten Ein- und Rückzahlungen: Sitz der Kasse. Einzahlungen. Rückzahlungen. Barbe stand am Schlüsse d. Monats. An zahl. Betrag. An zahl. Betrag. Glauchau. . 628 70030 411 79184 12396 Meerane . . 628 57735 321 33381 96877 Hohenstein . 288 30329 160 26844 26029 Ernstthal. . 121 20931 64 17454 5991 Lichtenstein. 461 60325 236 60560 7339 Callnberg. . 20 1233 6 305 3910 Zusammen in sechs Kassen. 2146 240583 1188 217728 152542 — Zeitungs-Expeditionen machen zuweilen die unangenehme Erfahrung, daß gefälschte Anzeigen auf gegeben werden, ohne daß die Annahmestelle in der Lage ist, selbige auf ihre Echtheit prüfen zu können; nach einer dieser Tage erfolgten gerichtlichen Entschei dung ist nun erkannt worden, daß ein Anzeigenbestell- zettcl als eine Urkunde im Sinne des Gesetzes zu be trachten ist. Wer also eine gefälschte Anzeige aufgiebt, macht sich einer Urkundenfälschung schuldig. So wurde u. a. der Aufgeber einer gefälschten Anzeige, der sich mit dieser nur einen Scherz machen wollte, trotz mil dernder Umstände wegen Urkundenfälschung zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. — Nach dem vierten Verzeichnis sind dem Reichs tage wieder eine Reihe von Petitionen aus Sachsen zugegangen. Der landwirtschaftliche Verein zu Zittau und Genossen bitten, die Getreidezölle beibehalten zu wollen; die Müller, Mühlenbesitzer zu Taura, Roß wein, Döbeln, Meißen, Leipzig, Rötha, Markranstädt, Zöpen, Löbau, Callenberg, Bautzen, Zittau, Oberoder witz, Plauen-Dresden, Dohna, Hennersdorf, Dewitz, Stahmeln, Konnewitz, Wechselburg, Mühlau, Weißbach, Lichtenau, Zwickau, Wilkau, Werdau bitten um Ein führung eines Zolles auf Kleie und Futterstoffe von mindestens 1 Mark für 100 KZ; die Societätsbrauerei zu Zittau und Genossen bitten um Herabsetzung des Zolles der Gerste: Karl Hermann Wolf, Lehrer zu Döhlen, und Genossen, Friedrich Wilh. Wiesner zu Leipzig und Genossen, Adolf Gern zu Radeberg nnd Genossen, G. Ad. Heinzel zu Radeberg und Genossen, Emil Heister zu Glauchau und Genossen, Hermann Pyrlaeus, Kaufmann zu Herrnhut, Julins Bürger, Musterzeichner zu Leipzig, und Genossen, R. Thier felder, Lehrer zu Gürth, Louis Kühne, Hausbesitzer zu Leipzig, und Genossen, Alfred Schuhmann, Lithograph zu Leipzig, und Genoßen, Richard Heinze zu Reudnitz und Genossen, Karl Emil Schöne, Naturheilkundiger zu Rochlitz, und Genossen, Johann Gottlob Busch zu Leipzig und Genossen, Paul Schuhmann, Buchhändler zu Reudnitz, und Genossen, Gustav Förster, Tischler zu Gohlis, und Genossen, Klemens Flegel, Lehrer zu Dresden, und Genossen, Gustav Emil Geßner zu Schneeberg und Genossen, und Ehr. Schenker, Vor steher des Vereins für Naturheilkunde zu Meerane, und Genossen bitten um Aufhebung des Impfzwanges, resp. des Jmpfgesetzes, resp. um Verbot der Pocken impfung; der sächsische Jnnungsverband zu Dresden bittet dahin zu wirken, daß jeder Arbeiter ohne Alters unterschied durch Gesetz zur Führung einer Gcwerbe- oder Arbeiterlegitimation verpflichtet werde; der Vor stand des Verbandes der Haudelsgärtner Deutschlands zu Lindenau-Leipzig bittet, neben den bestehenden Porto sätzen von 3 und 10 Pfennigen für Drucksachensen dungen noch einen Porlosatz von 5 Pf. einzuführen; die Tuchmacherinnung zu Oederan und Genossen bitten, in den Gesetzentwurf, betreffend die Alters- und In validenversicherung, auch die selbständigen Handwerker und Kleingewerbetreibenden anfzunehmeu. — Unter den von Schenk, Anwalt des allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- und Wirtschaflsgenossenschafteu, Mitglied des Reichstages, überreichten Petitionen von Vorschuß-, Spar-, Darlehn-, Konsum- re. Vereinen, von Spar-, Kredit-, Genossenschafts-Banken und Dar lehenskassen befinden sich solche aus Bautzen, Burg städt, Burkhardsdorf, Cainsdorf, Callenberg, Chemnitz, Connewitz, Deuben, Dresden, Ciba, Falkenstein, Fran kenberg, Glauchau, Großhartmannsdorf, Großschönau, Hohenstein, Königstein, Leipzig, Leisnig, Leutersdorf, Lindenau, Löbau, Meißen, Mutzschen, Niederlungwitz, Oberkunnersdorf, Oppeln, Oderwitz, Pieschen, Plauen, Seifhennersdorf, Sommerfeld, Thum, Waldheim und Zwickau, welche den Bestimuungen über die Revision im Abschnitt IV. des Gesetzentwurfs, betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, die Geneh migung versagt wissen möchten; die Darlehenskasse Auerbach, e. G., und der Landwirtschaftliche Konsum- Verein zu Lauterbach, e. G., schließen sich der Petition des Verwaltungsausfchusses der Vereinigung deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften an. — Ueber das Grundwasser und die Blitzgefahr hat vr. C. Lang in München eine sehr bemerkens werte Beziehung festgestellt. Während von verschie denen Beobachtern eine stetige Zunahme der zün denden Blitze behauptet und die wachsende Blitzgefahr mit der Entwaldung, mit Luftverunreinigung und mit der Vermehrung der Telegraphenleitungen und der Eisenbahnschienen in Zusammenhang gebracht wurde, zeigt Lang (so berichtet das „Wochenblatt für Bankuude") durch eine Zusammenstellung der zündenden Blitze von 1883—1886, daß für Bayern eine stetige Zunahme nicht bestehe, daß vielmehr die Blitzgefahr in den vierziger und siebziger Jahren eine Abnahme aufwies, welche sehr affallend mit dem in diesen Jahren sich geltend machenden Vorstoß der Gletscher zusammeuftel. Dies veranlaßte eine Vergleichung der Blitzgefahr mit den Niederschlägen und den Grundwasserstäuden, und das Ergebnis war, daß der Verlauf von Gruudwasser und Blitz gefahr ein gleichmäßig entgegengesetzter ist, d. h., daß die Blitzgefahr um so gößer ist, je niedriger das Grundwasser steht. Dieser ziffermäßig festgestellte Verlauf läßt sich, uach i)r. Lang, folgendermaßen erklären: „Der trockne Erdboden ist für die Elek trizität ein schlechter Leiter; es wird also der all- I mähliche Ausgleich der Elektrizität der Luft und des Bodens um so mehr vermindert, dagegen die Heftig keit der sprungweisen Entladungen, d. h. der Blitz schläge, umso größer sein, je mächtiger die trockene, isolierende Erdschicht ist, was natürlich vom Stande des Gruudwasfers abhängt. Zeitabschnitte zuneh mender Niederschlagsmengen und steigenden Grund wassers sind daher gleichzeitig auch Abschnitte ab nehmender Blitzgefabr, während sich in Zeiten ab nehmender Niederschlagsmengen und sinkenden Grund wassers eine wachsende Zahl zündender Blitze einstellt. — Zwickau, 19. Jan. Oeffentliche Verhand lung vor dem Königl. Landgericht, Strafkammer II. Der am 10. Febr. 1871 geborene, bereits zweimal vorbestrafte Bergarbeiter Ernst Eduard Bär aus Lichtenstein, der am 15. Mai 1871 geborene, wieder holt vorbestrafte Handarbeiter Erust Hermann Schraps aus Callnberg und die am 4. Mai 1842 in Eibenstock geborene, mehrfach vorbestrafte Christiane Wilhelmine Leichsenring, verw. gewesene Solbrig, geb. Förster, aus Lichtenstein, hatten sich heute vor dem Forum der zweiten Strafkammer wegen schweren und einfachen Diebstahls, Hehlerei und Begünstigung zu verant worten. Dem Angeklagten Bär fallen sechs Diebstähle, darunter 3 Ladenkassendiebstähle, zur Last. Schraps wurde der Hehlerei, die Leichsenring der Begünstigung überführt. Während nun der rückfällige Bär zu einer Gefängnisstrafe von 3 Jahren zu verurteilen war, kamen Schraps und die Leichsenring mit Gefäng nisstrafen von 2 Wochen und bezw. 10 Tagen weg. — Zwickau. Der 17jährige Bergarbeiter Fried rich Schmelzer von hier, wurde dadurch tödlich verletzt, daß er beim Einfahren unbefugter Weise einen Laden des Förderschachtes, um in letzteren zu sehen, öffnete, und ihm hierbei von dem in demselben Augenblicke in den Förderschacht gehenden Fördergerüste ein Teil des Kopfes weggerissen wurde. — Glauchau, 22. Jan. Am Mittwoch, den 16. d. M., nachm. 3 Uhr, fand im Verhandlungs- lungssaale der Königlichen Amtshanptmannschaft hier die erste diesjährige öffentliche Sitzung des Bezirks ausschusses statt. Nach einigen geschäftlichen Mittei lungen des Vorsitzenden, Herrn Amtshauptmann Merz, wurden zunächst drei die Bezirksanstalt angehende, die Bauabrechnung, die Beköstigung der Häuslinge und die Jmmobiliarbrandversicherung der Gebäude be treffende Angelegenheiten erledigt. Der Bezirksaus schuß genehmigte hierauf ein neues Anlagenregulativ für die Gemeinden Thiergarten, demzufolge ein Teil der Gcmeindebedürfnisse, statt wie bisher nach der Kopfzahl, durch eine Einkommensteuer von mäßiger Progression aufgebracht werden soll. Ein von der Gemeinde Lipprandis neu aufgestelltes ähnliches Re gulativ war dagegen zu beanstanden, weil die mangel hafte Progression des Steuerfußes eine nicht uner hebliche Entlastung der wohlhabenderen Klassen zu Ungunsten der Aermeren zur Folge haben würde. Zwei Beschlüsse der Gemeinden Bernsdorf beziehent lich Gersdorf, nach denen einige bei der Landesver messung und hiernach auch im Grundbuche irrtümlich diesen Gemeinden zugeschriebenen Grundstücke ihren früheren Eigentümern zurückgegeben werden sollen, ebenso die Erhöhung des Gehalts eines Gemeindevor- standes und der Wirtschaftsplan für den Gemeindewald von Stangendorf, sowie eine Abweichung von der ge setzlich regelmäßigen Form öffentlicher Bekanntmachun gen in Gemeindeangelegenheiten fanden die Zustimmung des Kollegiums, worauf eine Reihe von Gesuchen Privater uin Erlaubnis zum Schankbetriebe, zu Ab haltung von Singspielen, zu Dismembrationen von Grundstücken, zu Errichtung einer Schlächtereianlage re. teils beifällig, teils unter Ablehnung erledigt wurde. Von allgemeinem Interesse war die Beratung über