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yrella-» 3. November 1922 <i«chdn»t NM Mil dmUUch« vu»I»non«id« I.4>r^»nn Nachk.-» MLMi. - Unierlanit» s^ki ll t», orrr» mp «>,'>: »7>ri. ---c taa» /ce«z« ZI-««-«» /«t» Lata?»,, o. 1 S/VßMttkUS W I*o5nsp7«ekisr: » 14020. I4«4. 140V 1L SekZ5«kdsrg»»»0 12 bornvEkvkr «804 I 8Sm1I.bsn1imLÜigei>8v8elMe. fln?iirk!IevskLtung Kasl Du Augenaläs er nötig, gehe zu Gebrüder Roettig. Der Kanzler an die «Ittlandrsachverstilndiaen.«->- Beginn -er Berliner Wiihrungskonserenz. l!k ratzt in eldung unsrer B erline' SÄrlstleltung.i Berlin. r. Nov. 5er Slcichökanzler empfing heute vor mittag die internationalen Sachverständigen, die inzwischen vvllständig in Berlin cingctrofsen sind. Es waren erschienen die Herren Viss:ri»g, Ea'sel, Brand, KeyncS. DnbviS und IenkS- Ter Reichskanzler begrüßte die Herren mit einer Sln spräche, in der er »ach einleitenden Worten anSführte: Die Tatsache, das, alle Herren, an dle wir die EIn- laduna gerichtet haben, -»gesagt und bereits ihre Dienste zur Verfüg»,», gestellt haben, bestätigt uns. daß der Entschluß der RoichSregicrnng, die Frage der Stabilisierung der deutschen Währung dem Gutachten eines ausländischen Sachvcrsiändigcn- rviiiitecö zu unterbreiten, richtig war. Die Möalichkcit, die Mark zu stabilisieren, ist natürlich auch bet uns ans das ein gehendste geprüft worden, und »in so intcnitver, je mehr die Entwertung der Mark fortgeschritten ist und Ic verhängnis voller d'e Fo'aen di s'r Entwertung siir d e brutsche Avlks- Wirtschaft und für die Länder geworden sind, mit denen Deutschland Handel treibt und Handel treiben muh. Die eine wceinung über dieses Problem ist die. daß der Versuch einer Stabilisier unq der Mark vc r- srtiht ist und kein dauernder Erfolg gewährleistet ist, so lange nicht zwei Voraussetzungen erfüllt sind, oder ihre E» süllung wenigstens in nahe Aussicht gerückt Ist, nämlich die Valaneiernng des Budgets und die Balanclernng der Zah- lungkbilanz, solange die Warencinsnhr die Ausfuhr so stark übersteigt, wie ln der lebten Zeit. Tie Differenz der Aus fuhr muh leider noch alL sehr viel gröber angenommen wer ben. alS die bisher veröffentlichten Bahlen erkennen lassen, so lauge zu dieser Passivität der Handelsbilanz aus ver schiedenen Gründen noch weitere passive Faktoren dazu- kvmmen, die definitiv unsere Zahlungsvllnn, no^ ver gröbern. Nngliicklichcrwcisc hängt aber die Erfüllung dieser Veiten Voraussetzungen zu einem sehr groben Teile von -er Stabilisierung der Mark selbst ab. So gehen Ursachen und Folgeerscheinungen ineinander über, und diese Situa tion führt dieandere Meinung z» der F o r d c r u » g. diesen CtrcuInS vitiolnS z» dnrchhanc» und die Mark zunächst einmal ans irgendeine Basis sestznleaen. wenn nicht endgültig, so doch provisorisch, um ans irden Hall das weitere dlbgleit n der Wahrung zu verhindern, »nd -Ir» schnell nnd mit Entschlossenheit. Denn lange kann bei dem ievige» Rückgang der Mark nicht mehr gewartet wer ben, wen» die deutsche Wirtschaft nicht vollständig zu- sammenbr-'chen soll. In dieser ungeklärten Situation hat die RcichSregiernng da» Bedürfnis gehabt, zu höre», wie man dieses Problem vom Auslände ans ansieht, und a»S diesem Bedürfnis her aus die Einladungen a» dir Sachverständige» gerichtet. Die Kvnscrenz von Genna und insbesondere daS Sachvcrständinrn-Komitre hat sich mit dieser Frage schon ein gehend beschäftigt nnd ein bedeutsames Gutachten erstattet, aus dem nur ein Satz in die Erinnerung zurückgcrusc» werden soll. Das Sachv«'ständigen-Komitee hat damals tu seinem Gutachten gesagt: Wen« die ändere Schuldenlast ein S La. des seine Zah lungsfähigkeit übersteigt »nd wenn diese» Land nicht durch ändere Anleihcn HIlse erhalten kann- so müssen die An- strengnngc«, diese Verpflichtungen zu erfüllen, notwendig zur Folge habe», dab einmal die Märkto in anderen Ländern gestört werde», und dab weiter eine fortgesetzte Entwertung der Währung des Schnidnerlandeö cintritt, dir das Schnid- ncrland vottständig hindert, irgendeinen Anlauf in der Rich tung der Stabilisierung der Währung zu nehmen. Dieses Gutachten ist damals allgemein »nd ohne Be ziehung auf ein bestimmtes einzelnes Land abgegeben wor den. Jetzt handelt es sich darum — und daS ist die Bitte, die an die Sachverständigen gerichtet wird —. diese Frage besonders Im Hinblick aus die deutsche Währung zu prüfen und uns ein Gutachten darüber abzugcben: 1. Ast unter den gegenwärtige« Umständen elne Ttabili- siernng tzcr Mark «noglichs S. Wenn nein, welche Voraussetzungen «rüsten geschaffen werden, «« eine Ltablliflernng zu drMögllchc»? ». Welche Maßnahmen müsse« zur Stabilisierung gc- trofk-n werden, sobald die voranssrtznnge« vorllegen? Das sind dle Fragen, dle die Neichsregierung beant wortet haben möchte. Tic Sachverständigen haben völlige Freiheit, ihre Arbeiten und Beratungen ganz nach ihrem eigenen Ermessen cinzuleilen und durchzusühren. Eie können dabei ganz unter sich sein, sie können aber auch, wen» sie über eine Reihe von Gegenständen, über daS dcnlsche Budget und die deutsche Handels- und Zahlungs bilanz und anderes, besonders unterrichtet werden wollen um eine sichere Basis für ihr Urteil zu gewinnen, Fragen Deutsches Volk! Gedenke Deiner Kolonialmissiou! In Hamburg wird heute das Denkmal unseres graste« AsrikasvrschcrS Wißmann neu aiifgesteüt. nachdem eS aa seine», ursprünglichen Standort ln Daressalam keine blei bende Stätte hatte finden können, weil eS dort die nenen englischen Herren OstasrikaS genierte: sic fürchteten offen bar. das, die Eingeborenen bei dem ständigen Anblick de» Standbildes allzu sehr zu vergleichen zwischen der deutschen Vergangenheit und der britischen Gegenwart heraus- gefordert werden könnten. So muhte denn das Denkmal die Reise übcrS Meer in das deutsche Mutterland antrctcn. um hier in der secgcwalttgen Hansestadt, wo Handels- mächtige Patrizier, „königliche Kailshcrren". die deutsche Kvlonialpolitik in die Wiege legten und den Bestrebungen Wißmanns weitsichtige und grohzügige Förderung zuteil werden liehen, eine vorläufige Ruhestatt zu finden. Vor« läufig! DaS ist bedeutsam. So lange, biö ein deutsches Schiss das Denkmal wieder hintragen kann nach DareS- salam, wenn dort ausS neue die deutsche RcichSflo.ggc weht nnd ein deutscher Gouverneur schaltet und waltet. Ist daS der Traum von Phantasten? O nein! Wir glauben im tiefsten Innern la alle an unsere koloniale Wiedergeburt, sofern wir an die deutsche Zukunst überhaupt glauben, und darum muh auch die Feiertagsstimmung, die heute in Ham- bürg herrscht, sich dem ganzen übrigen Deutschland Mitteilen, damit in solchem hochgemuten Seekcnschwnnge daS Denken »nd Empfinden der Nation sich wieder einmal mit alter Stärke auf unsere überseeische Bestimmung richtet und sich In das Bewuhtsctn vertieft, das, eS ein Ding der Unmög lichkeit ist. der unzerstörbaren weltpolitischen Keimkraft dcS deutschen Volkes auf die Dauer die koloniale Betätigung vorenthalten zu wollen. Wihmann! In diesem Namen verkörpert sich die Art, wie das Germanentum kolonisierte. Wihmann selbst pflegte an dle deutschen Ministerien oder an deutsche Sachverständige berechtigtem Stolze hcrvvrzuhebcn, dah er seine Durch- sowtc an die Wissenschaft und die Praxis richten. Die Ant- äuernng Asrikas von Westen nach Osten - ein Meisterstück wort der Sachverständige» auf diese Fragen wird sicher im In- nnd Auölandc mit Spannung erwartet und tiefe Be achtung finden. Empfang der währungssochverskändigen beim Kanzler. Berlin, 2. Nvv. Das „B. T." hört, das, ln den .Kreisen der NcparationSkvmmission keine Neigung bestehe, die zur zeit in Berlin anwesenden anSländlschc» WährnngSsachvcr- ständigc» zn offiziellen Verhandlungen mit der deutschen Negier»»«, hinznznziehcn. Die Sachverständigen werden dem gleichen Blatte zufolge voraussichtlich eist morgen zu einer ersten Sitzung zusammcniretcn. Heute abend wird Empfang beim Reichskanzler stattsindcn. Die Tarifsprünge der Reichspoft. Annahme neuer Lrhödung'n Im Acichsral. -Z'iW7."L>'L,LL Rcitungölose Desizltwirtschast. lDrahtmelbung unsrer crliner Sch ristleit ung.» Berlin.?. R»v. Der RclchSrai nahm heute eine Vor lage bcir. eine neue Erhöhung der Post-, Fern- sprcch, nnd Telegramm gebühren an. Der Be richterstatter führte aus, das, trotz aller Erhöhungen der Ck- Vühren die P o st v c r wa l t u u g sich heute bereits wieder eine« Defizit voa 60 Milliarden Mark infolge der Erhöhung der Gehälter und Steigerung der fach liche« Ausgaben gegenvberiehe. Da eö klar sei, dah bei der Lage der NeichSpost eine Sanlernng nnr herbclgeführt werden könne durch eine Verminderung der Personal-Aus gaben. die drei viertel aller Ausgaben dar, stellten, und durch eine Vereinfachung der Ber, waltuug, müsse der Post diese Erhöhung noch -«gebilligt werde«. Dle Ausschüsse haben die Vorlage unveränderta», genommen. Diese soll eine Mehreinnahme von <1 Milli arden ermvglickren, für den Nest des Rechnungsjahres IS Milliarden, so dah «och immer ein Dcsizit von rund SV Milliarden verbleibt. Die Erhöhungen leie« im «esentlicheu aus dem Prinzip der verdoppeln ng der Gebühren ansacbant. lo dah der B r i c f i« F e r « v e r keh r 1S M k., die P o st k a rt« « W ». kostru soll. usw. Bei de« Zeitungs- gebühren sei von einer Erhöhung abgesehen. Aber di« Post wylle sich dadurch schadlos halten, daf, daS Zeitung-, bestell gelb wieder eingesührt werden soll. Die Fern- fprcchgehühreu werben verdoppelt. Für Telegramme soll daS gemischte System eine» Grundgebühr von SO Mk. pnd einer Wortgebühr von ltz Mk. eingesührt werden. Die Erhöhung der Gebühre» soll am IS. November in Krast trete», die Wlcberelnsührnng dcS ZeltungöbcstcllgcldeS erst später. NeichSpost minister GieSberts wies darauf hin. dab die gestrigen Beschlüsse wegen der Erhöhung der Bcamien- gehälter natürlich wieder latastrophal ani bi« Air- nnd für daS nächste Jahr ein solches von ISO bis W Milliarden zu tragen sein werde. Errechnen lasse fich heute freilich überhaupt nichts mehr. Mau wisse nicht, welche Wirkungen , solch« Tarise aus den Verkehr hätten. DerBrlesverkehr geh« in enormerWeisezurück. DcrMinister ersnchtc daun die Vertreter der einzelnen Länder, schon jetzt ihre Regierungen aus ganz wesentliche weitere Erhöhungen vorzubcrciten. Bedauerlich sei freilich, dab dies« Erhöhungen zn« Zusammenbruch« grober Organisa tionen. besonders der sozialen und WohltütigkcitSvcranstal- tnngcn. sichren müßten. Ebenso würde» Kultnrintcresse» nnd Mensch«,kreise betroffen, dieohuehin schoneincn schweren Kampf ums Dasein führten. Man werde sich darnm die Frage überlegen müssen, ob künftig die Forde rung der rein wirtschaftlichen Balancier»«« des Etats auf recht z« erhalte« fei oder nicht. Der Dollar SSW. Die Entwertung der Reichsmark ist am gestrigen Donnerstag weiter kprnnghaft fortgeschritten. Nachdem der Dollar sich längere Zeit aus einem Stande, der zwischen t»«» und sSM pendelte, gehalten hatte, schnellte er gestern in den vormittageftundcu plötzlich ans ->8l>g empor nnd wurde bei der amtliche« Kursfestsetzung mit 4V8» notiert. Fm verlause des Nachmittags setzte sich die Steigerung weiter sprnnghas» fort «nd erreichte in den Abendstunden mit Sbbli ihren bisherige« Höchststand. Anlab hierzu sollen zum Teil die gestern veröffentlichten Auösührnngeu des RcjchSbankpräsidentcn tzavenstei«, sowie Gerüchte über bie recht wenig entgegenkommende Haltung ber letzt in Berlin versammelte« Delegierten der Reparat.onskommissiou ge- geben habe«, wodnrch namentlich ber Markkurs in Neuyerk erneut eineu, scharsen Druck unterlag. Dort notiert« am letzten Mittwech die Rclchlmark ?'/- Cents und gestern, DonnerLtag. 1"/>» Cent». Erstercr Kurs ergibt einen Dollarstand von 4210 und letzterer einen solche» von S17ü. Bei dem gegenwärtigen Tiefstand der Mark genügt ein Rückgang von dem Bruchteil eines Cents, de» DestorknrS in Berlin «m Hunderte von Mark in die Höbe schnelle« zu 'allen. der Asrikasorschung, das seinen Ruhm aus ehernes Funda ment stelltet — vollenden konnte, ohne einen Tropfen Menschenblnt zn vergießen. DaS kennzeichnet den Mann »nd sein Verfahren, daö auf einer weisen, in tiefgründiger Kenntnis des EingcborcncncharaktcrS wurzelnder Mischung von Strenge und patriarchalischem Wohlwollen bcruhie und dem deutschen Namen bei den Schwarzen daS höchste Ansehen verschaffte. Diesen wahrhaft zivilisatorischen Grnndzug hat die deutsche Kolonialpolittk auch sonst nie ver leugnet, wenn man die Tinge im großen, aus der Vogel schau betrachtet. Freilich soll nichts beschönigt werden, was zn tadeln ist, »nd man braucht durchaus nicht abzulcugnen, daß auch in der dcntschcn Kolonialpolitik, sei eS unter der Einwirkung dcS „Tropenkollers" oder bei der Nieder werfung von Aufstände», sich Vorkommnisse abgespielt haben, die besser ungeschehen geblieben wären. Der Geist aber, der die deutsche Kvlonisalion im ganzen beherrschte, war und bltcb stets nach dem Vvrbildc Wißmanns von ernstem kulturellen Streben erfüllt, und unter seiner Befruchtung entfaltete sich Blüte um Blüte am Baume der deutschen Kolonialpolittk. die durch eine sorgfältige zivilisatorische Einwirkung ans die Eingeborenen, durch Kultivierung deS Bodens tu weitem Umfange nnd durch den Ausbau eine» umfassenden Eisenbahnnetzes ihren Befähigungsnachweis in reichem Maße vor aller Welt erbrachte. Und dennoch wagte die Entente, uns Deutschen im FricdcnSvcrtagc die uner hörte Schmach der Behauptung anzutnn, daß wir nicht zu den „fortgeschrittenen Nationen" gehörten, denen man den Schutz eingeborener Völker anvcrtrauen dürfe! DaS nahmen sich England und Frankreich heraus, deren koloniale Ge schichte durch fortgesetzte Grausamkeiten gegen die Ein geborenen befleckt ist und teilweise von Rtnt geradezu trieft! Wilson scheute sich nicht, diesen französisch-englischen Standpunkt zu dem setntgcn zu machen, und erklärte zur Begründung deS großen .KolvnialranbcS. der in Versailles an Deutschland vollzogen wurde, skrupellos. Dcuttchland „Hab- den hilflosen Völkern einiger seiner Kolonien un erträgliche Lasten und Nngcrechtigkeiten" aulerlegt und sei daher „unwürdig", eine koloniale Mission noch fernerhin auSzuüben. So besiegelte man in Versailles bas koloniale Mandat des Völkerbundes, der siatutengemüb die deutsche« Kolonien an einzelne Mächte zur Verwaltung unter seiner Oberaufsicht übertrage» soll. England, Frankreich und Japan haben sich aber an diese Vorschrift nicht gekehrt, son dern kurzerhand den gesamten deutschen Kolonialbesitz unter sich geteilt. Dieses schnöden RechtSbruchcS müssen wir uns mit aller Eindringlichkeit wieder bewußt werden in dem Augenblick, wo wir infolge ber englischen kolonialen Un duldsamkeit gezwungen sind, dem Standbtlde WißmannS, deS großen, in allgemeiner internationaler Achtung stehen den deutschen AfUkasorscherS. in Hamburg einstweiliges Gastrecht zu gewähren. Wir haben wenigstens den Trvst. daß eS dort, wo der frische Salzwassergeruch dcS Ozeans die Lungen weitet, gut aufgehoben ist »üd getrost de« Tastz seiner Wiederau»,chiffuna entaegenharre« kann.