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«r. 51. Beiblatt z»„> .Chemnitzer General-Anzetger" und zu», ..Sächstsäien Lanvboteo". Vvglein im Schnee. Starr liegt die Flur, der Wald verschneit, Rings die Natur im Sterbekleid. Wohin wir spcih'n, — des Winters Rann, O denkt an uns; wir fleh'» Euch an: vöglein im Schnee. Wir haben treu zur Sommerzeit Mt unfern Liedern Luch erfreut, Denkt, gute Menschen, jetzt daran, wir hungern, ach! und fleh'n Luch an: Vöglein im Schnee. „Den Hungrigen brecht Luer Rrotl" <V nehmt der Liebe fromm' Gebot Auf in die Herzen, mild und weich, Helft unsrer Noth, wir bitten Luch: vöglein im Schnee. Wenn vor dem Lenz der Winter flieht, Mit nnserm Lrnhlings-Hubellied Wir wecken die Lrinn'rnng dann, Daß ihr uns halft; o denkt daran : vöglein im Schnee. Weihnachtsplnn-erei. Jetzt haben sic im Himmel droben die Betten zum Jahrhnndertschluß noch einmal gehörig ansgebeutelt. Tas ist eine Schnee last, die'S uns da in ein paar Tagen hcrgc- worfen hat. Jeder Schueeschansler hat Arbeit gesnndcn und nnr die armen Pferde haben Einem gebauert; denn fiir die hal's Anziehen geheißen. An sich wäre das gerade das rich tige Weihnächtswctter, wie wir es seit Jchre» nicht mehr gehabt haben. Die Schnceland. schast macht einen wunderschönen Eindruck und, wer sich ge ng daran erfreut hat, der soll dann nur auch in den Beutel greifen »nd siir die Armen was lhnn, denen der heurige strenge Winter ge waltig ankann. Tie Menschheit, um ihre Einigkeit zu be weisen, streitet indessen, che noch das neue I a h r h n » dcrt angegangen ist, ganz wntheud darüber, wann es eigentlich an geht. Tic Köpfe erhitzen sich und c? fehlt nicht viel, daß sich hie und da Etliche ans Zorn deswegen vom alten Jahrhundert in's neue hinein- prügeln. Im Grunde genommen hatten wir Alle mit einander jtdcn Grund, den Anfang des neue» Jahrhunderts in Frieden und Freundschaft zn feiern; denn sein Ende erleben wir doch nicht; bis dahin sind wir Alle mit einander trotz nnscr.r Weisheit, Schönheit und unserem Gelbe stille Leute geworden »nd liegen entweder im kühlen Erdcngrnnd, wenn dort vor lauter Leitungsrohren noch Platz bleibt für ein Menschengrab, oder wir sind verbrannt und unser Staub ruht in einer Urne. Es ist auch schon der Gedanke zn einer Jahrhnndertwendefeier ansgetancht. In der Shlvesternacht Punkt l2 Uhr sollen sich die singenden Gesangvereine auf dem Marktplätze, vielleicht bei Fackclbelcuchtung, versammeln und das neugeborene Jahrhundert ansingen, damit es gleich in den Windeln weiß, daß jetzt der Spektakel losgeht. Eine solche Feierlichkeit hat sicher viel für sich, wenn sic auch ein Bißl kalt ist. Wenn nicht der Volksgcsang in der Luft einsriert und dann erst einmal im Früh jahr laut wird, wenn's anflhant, wird die Sache sicher sehr feierlich werden und eine Masse von Publikum, das sich dein neuen Jahrhundert entgegengcpnnscht hat, wird mit Begeisterung und Zähneklappern daran thcil- n eh men. Im neue» Jahrhundert wird überhaupt so Manches anders werden. Mit unserem Geld vor Allem wird diese und jene Aeuder- ung vor sich gehen. Daß cs alleweil weniger wird, versteht sich von selbst; da braucht man gar nicht erst zn reden darüber; aber dir Thaür sollen überhaupt ganz verschwinden und viele Leute, die unter ihrem Strohsack in einem Socken einen kleinen Thalcrstrnmps al» Nothkrenzer versteckt haben, werden hinunter-