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> 4 t -8^ 575 841 78' 8«» M) oo, aser ke» »n 60, bS .für rkir nn ich. icht an. >er- arf rst» en ter» i«e De- cti- irr. 27, bv 6S len keu tt ch. lü/r» Iraöo '7 Hohenstein-Ernstthttler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Diese- Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen de» UmtSgerichtR, «M der Stad trat- »n Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörde» der umliegend«« OrUchat»«»» Mr»ee«tH«,et-re ftir H-heechris^kttlstthal mll Hüttragrund, Oberlungwitz, «ersdors, ^tzermsdorf, BernSdors, Büsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falle», Langenchursdorf Mttchmbach^ Callenberg, Grumbach, Tirschhenn, Kuhschnapp«!, St. Egidten, Wüstenbrand, Trüaa, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch, verantwortlich für di« Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die 0» MWt PM«««»»«» »»K. — t< — »«a. — >»»«rt»»4< »«»«» »tch« MWHüIkrTllM I undAipcher 73 UMi MMg. ökl, 2t düjMSkkM VejU-«pr«i» wSchentl. 7t Goldpfennlg« «taschl. TrSg«rlohn w Wei M Mi! ' Lin Jahr nach dem andern verging. Wenn da, Bhönste der Feste, das Weihnachtsfcst, gc.omnicn war, wen» -ruau Umschau und Ausschau halten sollte, war man ver- Lagt — unvergeßlich aber im Glauben an eine bessere Zeit, jn der Hoffnung, daß einmal, in nicht zu ferner Zeit das .»Friede aus Groen" lein chimärer Begriff, kein Wunsch, keine ^Sehnsucht geplagter Menschen mehr sein werde, sondern Wahrheit, freudige, frohe und beglückende Wahrheit. Man hat Iich ja so lange nach dem Frieden gesehnt. Während des Zangen und blutigen Krieges, während der vielen Jahre der -Nachkriegszeit. Die Sehnsucht nach Frieden erfüllt Europa, und doch leben wir nun mehr als neun Jahre im Kriege, ilosten die Leiden und Kümmernisse gegnerischer Befehdung -aus, sind in steter Abwehr, bemüht, aus diesem Kampf das nackte Leben, die Lebensbcrechtigung überhaupt zurct- 4en. Frieden wollen wir, und Frieden wollen viele andere, He nicht mittelbar am Kriege teilnahmen und tcilnehmen, die «ur indirekt von ihm berührt werden. Er hat seine Schät zen überall in Europa geworfen, Wunden geschlagen, Sorgen gebracht. Er hat das Leben de; Einzelnen in andere Dah men gelenkt, das Leben der Böller umgcstimmt. Nur zer stört hat er während der langen Zeit, auf die wir nunzu- rückschauen dürfen, obwohl doch so viele Kräfte Krieg dem Arieae erklärten. Sie waren aber zu schwach, zu unent schlossen, befanden sich noch immer in der früher so viel genannten Kriegspsychose. Befreiende Worte sind genug ge sprochen, befreiende Taten genug eingeleitct, niemals aber Lum Abschluß gekommen. Ein Land hat den Nnhm, den Krieg — mag schuld -an seinem Beginn gewe'en sein, wer wolle — diesen Krieg 'Mann gegen Mann verlängert zu haben. Ein Mann ragt besonders hervor als der Träger des europäischen Unfrie dens und Unglücks, ein Mann, der ehrgeizig bestrebt ist, Wöller zu vernichten, um seinen Nubm auszurichten, sein 'Land an die Spitze der Mächte zu stellen, es zu erweitern und reich zu machen. Das vage Spiel Hot Böses in Hülle und Fülle gezeitigt. Nock aber ist es nicht zu Ende, noch prallt an diesem Manne der Frieden, wehrt ein überspann ter Nationalismus den Ausgleich, die Vernunft ab. Ist es -nicht seltsam, daß eine Macht und ein Mann Völker in kUnalück halten dürfen? Und wie oft mag die Frage schon gestellt sein : Gibt es in Frankreich so wenig Herz und Ge- nnüt, so wenig Gerechtigkeitssinn, so wenig Verlangen nach -ehrlichem Frieden und einer glücklichen Welt? Freilich, die -Gerechtigkeit ist bitter gequält worden, und Mächte, die in Iden Krieg zogen, um dem „Reckt* zum Siege zu verhelfen, -wagen es nickt, heute die Wahrheit ins Licht zu rücken. -Das Wektrewissen, das man immer wieder erwecken wollte, schlummert, als ob die Menschheit sich selbst kasteien müßte. Denn ein offenes Bekenntnis zur Wahrheit, ein Nackaeben Ler Gewissensregungen würde doch eine neue Zeit schaffen, -würde den Frieden bringen. Jahr sür Jahr, just immer zum Weihnachtsle't, sind solche Betrachtungen gemacht worden. Alljährlich stieg der Glaube aus der Tiefe der schweren Tage und die Not rief: Mur noch eine kurze Zeit. Die Weihnachtsglocken läuteten: 'Und Friede aus Erde! Weihnachtsreden wurden gehalten, aber der Frieden, den die Fcftstimmung hcrbeizauberte, war «in ungreifbares Phantom. Es ist gewagt, in diesem Jahre wieder die alten Hoffnungen zu wecken, den alten Trost zu spenden: Bald gibt es Frieden k Gottlob aber, daß wir Deutschen immer noch Optimisten find. Deshalb werden wir auch diesmal mit dem Klang der Weihnachtrglocken und Singen am deutschen Weihnachtsbaum, beim Lichtergkanz und beim Kindcrjnbel die Politik, die wirtschaftliche Not vergessen können und in unseren Herzen den Glauben wach werden lassen, es muß doch endlich Frieden werden. Scheint «s außerdem nicht, als ob wir das Schwerste überstanden haben? Waren die Verhälln'sse an den drei letzten Weih- nacklssesten nicht kostloser? Ist diesmal nicht die Erleichte rung gekommen, da wir wieder ruhig leben, mit gefunden "Preisen, mit einem gefunden Gclde rechnen können? Der innere Hader ist erfreulich verstummt in den letzten Wochen, und in der Ferne wird ein Heller Glanz sichtbar, der Frieden, der sich deutlich hervordrängt, weil Völkervernunft »och nicht zu lang« schlummern kann. Wir haben di« Zuchtrute gespürt, sie wird sich, wie «s scheint, jetzt gegen die wenden, die berufen waren, sie zu schwingen. Die Der- hält'-.isse in Frankreich nehmen den Weg, den Deutschland hin ter sich hat. Es ist kein Trost, aber aus dieser Wandlung kommt das felsenfeste Vertrauen zu einer neuen Zeit: So soll de: Frieden gebracht werden ! Wir haben gelitten, sollten lcidcn, jetzt kommt die Reihe an die, die Peiniger waren. Und damit kommt der große Umschwung, der Aufschrei und die Erkenntnis der Verrannten, ihr Nus nach dem Frieden. Elend lauert in allen Ecken Deutschlands, die Not läuft aus allen Wegen. Noch nie hat es so vicl Sorgen um den Weihnachtsbaum gegeben, ncch nie soviel abge- härmte Gesichter. Mögen sie alle, die leiden für das ganze Volk, neue Kraft schöpfen und in nickt zu ferner Zeit wie der Anteil haben an Arbeit und Brot, an Frieden und Glück. Vielleicht — das „vielleicht" war Wesen in allen Wcihnachtsbetrachtungen bisher — vielleicht aber werden wir, wenn wieder Wcihnachtsglockcn klingen, nach einem Jahr, nicht die Forderung nach Frieden erheben müssen, sondern können dankerfüllt das „Ehre sei Gott in der Höhe" mit dem neuen Ee'chlecht singen, dem es Vorbehal ten sein wird, auf den Wüsten des langen Krieges «in« Welt der Vernunft erstehen zu lassen. Politik am Weihnachtstisch I Don unserem Berliner Vertreter wird uns geschrieben: Es war bisher üblich, daß der Leiter der Regierung zum Wcihnachtsfest seine Stimm« erhob, um dem Voll« Trost, Mahnung, Mut und Kraft zu geben. Auch diesmal wird der Reichskanzler sich an das deutsch« Volk wenden. Freilich wird seine Wcihnachtsred« nur zunächst einem beschränken Kreise zuieil weiden, denn am ersten Weihnachtstag wird der neue Radio-Dienst die Worte des Kanzlers ins Land kagen, die man erst nach dem Weih- nachtssest lesen kann. Was der Kanzler sagen wird? Von den Arbeiten und Sorgen der Regierung, die sich in der letzten Zeit häuften, aber ihrem Ende zugehen. Mit Ablauf de^ Jahres soll ja, sozusagen, reiner Tisch gemacht sein. Bis dahin werden die Steucroerordnungen erlassen sein, wird die Grundlage des Eoldctats seststehen, wird sich über sehen lassen, ob es möglich ist, ein zerstörtes Deu.'schland wie der auszubaucn. Nur der, der Gelegenheit hatte, Einblick in die Tätigkeit der Regierung während der letzten Zeit zu er halten, kann ermessen, welche Anspannung das forderte, was sich schließlich in einfachen Verordnungen dem Voll« Mit teilen ließ. Und auch während der Wcihnachtstage wird es in den Ministerien nicht ruhig sein. Früher herrschte in der Berliner Wilhelmstraße an jedem Feste eine unheimlich« Stille. Es wird viel sein, wenn ein Tag auch die Mit glieder der Negierung und die Dezernenten der einzelnen Ab- teilungen zu Hause läßt. Besonders aber im Außenmini sterium werden gerade in den Weihnachtstagen wichtig« Entschlüsse gefaßt werden müssen. Denn in wenigen Tagen soll sich in der Außenpolitik entscheiden, ob die Reparations- Verhandlungen in Gang kommen sollen. Die bisherigen Ver handlungen haben zu Vorschlägen geführt, die große Aus sicht haben, di» Zustimmung der Alliierten zu finden. Außerdem bahnt sich in Frankreich infolge der inneren Be wegung «in weiterer Umschwung an, auf den die Negie rung zu achten hat. Und die Erfahrung lehnt, daß gerade an Festtagen in Frankreich wichtige Entscheidungen zu fal len pflegen. Es ist möglich, und in der Negierung rechnet man damit, daß in den Festtagen sich wichtige Ding« voll ziehen, die die Anwesenheit der Negierung fordern. Derineue Reichsbankdkskont. In der am Sonnabend stattgesundenen Zcntralaus- schußsitzung der Reichsbank wurde über die Kr « ditge- währung aufwertbestündiger Grund lag« Beschluß gefaßt. Die Ncichsbank hat sich entschlossen, die Kreditgewährung sowohl in Renten- wie in Papiermark auf anderer als wertbeständiger Grundlage einzuftellen. Es wer den nunmehr nicht nur Warenlombarddarlehen mit Entwer- tungsllausel erteilt, vielmehr muß auch der Diskontverkehr den veränderten Verhältnissen endgültig angepaßt werden, nachdem durch Einschränkung der Ankausssrist vorbereitende Schritte in dieser Richtung geschehen sind. Der Ankauf der Wechsel' selbst, wie auch ihr« Einziehung geschieht ganz l» der bisherigen Weise, Darauf muß sich der Diskontanlaus ¬ drücklich verpflichten, di« vom Diskontanten bis zum Da falltag etwa eintretende Markentwertung zu tragen. Jed« Kreditnehmer hat fortan die voll« Entwertung, nicht melM wie bisher im Lombardverkehr nur vier Fünftel, zu zah len. Die Neichsbank hat sich zu dieser Regelung de, Dis kontgeschäftes trotz sehr erheblicher Bedenken und kotz schwerster Ueberlastung ihrer Arbeitskräfte entschlösse«. Sparen, nichts als Sparen! Durch «ine Verordnung vom 18. Dezember hat d« Reichspräsident aus Vorschlag der Neichsregierung unter de» Vorsitz des Sparlomnugars Staatsnumsler a. D. Sümisch c— leot der Mann noch ? Man hat von seiner Tätigkeit setzt Monaten nichts gehört! — eine dreigliedrige Kommission «i» gesetzt, der es obliegt, eine Vereinsachung der Ver waltung und Verringerung der Ausgabe« des Reiches durchzuführen. Di« näheren Richtlinien über di« Desugniss« der Kom mission werden von der Reichsrcgicrung aufge,!«llt. Zu MU» gl.cdcrn der Kommission sind vom Neichsprästdemen Staals» sekclär z. D. Dr. Felir Busch und der Wirll.che Geh. Slot Staatssekretär z. D.Dr. Theodor Lewald berufen word«» Der neue Schritt in Paris An zuständiger Stelle in Paris wird erklärt, daß dort ein neuer Schritt der dcuischen Regierung bevorjtehk Allerdings hat der deutsche Geschäftsträger von Hoesch vor läufig noch keine Unterredung mit Poincaree erbeten, und der Zeitpunkt sür ein« solche ist infolgedessen auch noch nicht festgesetzt worden. Die ersten Instruktionen sür de» neuen deutschen Schritt sind bei der dortige« Botschaft b«, reits eingegangen. Ucbcr die in der vorstehenden Meldung erwähnten Dov- gäng« wird aus begreiflichen Gründen an Berliner amtz lichen Stellen Stillschweigen bewahrt. Der in den offizielle» Erläuterungen zu dem jüngsten Schriftwechsel zwischen Herm von Hoesch und Poincaree bereits angekündigle neue Schritt in Paris dürste jedoch mit ziemlicher ScchcrheU unmi 11« k, dar bevor stehen. Außerdem halte der Neichsaußen« Minister Dr. Stresemann am Sonnabend abend eine langer« Besprechung mit dem Reichspräsidenten, bei der es sich u» di« Erörterung dieser Frage gehandelt haben dürft«. D» uun Dr. Stresewann unmittelbar nach den Weihnacht»», seiertagcn einen Erholungsurlaub anlretcn wird, ist da» mit zu rechnen, daß das wichtigste Stadium der neuen dipl» malischen Aktion bereits vor den Feiertagen, zumindest aber während des Weihnachtsfcstes erledigt sein wird. Auch di« Frag« der Neubesetzung des Botschasterpostens in Paris dürft» binnen kürzester Frist geregelt werden. Poincaree bleibt der alte! Ministerpräsident Poincaree überbracht« am Som» tag der Stadt La Courneuve (Departement Seine) da. Kriegskreuz. Aus diesem Anlaß hielt er eine Rede, in b« er zunächst die Vorgeschichte der Ruhrbesctzung in seiner b» kannten Weise wiederholte. Er erklärte dann weiter, da» Uebel, unter dem Frankreich leide, sei ihm nicht allein eigei^ er sei die Folge der allgemeinen Umwälzungen, di« der Krieg mit sich gebracht bade, die Folge der Zerstörung de« Reichtümer, die auch eine verlangsamte Produklion hervor» gerufen habe. Das Uebel tönne nur durch Arbeit, Eser« gix und Sparsamkeit behoben werden. Wenn Frankreich mH verschränkten Armen stehen geblieben wäre, wenn es nicht di« Hand aus di« Pfänder des Nuhrgebieles gelegt hätte, dann würde das Uebel sich noch vergrößert haben. Ma« sei noch nickt am Ende, aber man nähere sich ihm mit jedem Tage. Entscheidend sei, daß man keines der Pfän der ausgeb«, daß man nichts zukasse, was dem Ver sailler Vertrag entgegensteht, und daß leine neuen Zuge ständnisse gemacht werden, sei es mit Bezug auf die Re parationen, sei es mit Bezug auf die Sicherheit Frank reichs. Wir sind im Ruhrgebiet, so schloß Poincaree, untz wir werden es nur, nachdem wir bezahlt worden find, verkassen. Wir sind aber bereit, alle Reqelunqsarbeiten z« prüfen, die eine raschere und sicherere Bezahlung möglich mach«, könnte».