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Voigüändißhtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadtriithe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8MdsiedezizWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. .N SS 6. Avril IMS Donnerstag MieseS Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemcntSpreis, welcher ppLllamerrmä» zu entrichten ist, «ich bei Beziehung durch die Post 1 Lhlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Vormittags II Uhr entgehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- webende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für di« auswärtigen König!. GerichlSämter und Sladträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel 8«a., in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Wenn aus Anlaß des mittelstaatlichen Antrags am Bunde am 27. März <^twas geeignet war, „ungeheuere Heiterkeit" in ganz Deutschland Hervorzurusen, so that kieß ganz gewiß der Vorwurf, den der preußische Bundestagsgesandte dem sofort gefaßten Bunkesbeschlusse, am 6. April über gedachten Antrag ab stimmen zu wollen, machte, daß der Bundestag sich „überstürzt" habe! Daß der Bundestag zu wenig, Nichts thue, Alles auf die lange Bank schiebe, endlose Heuen halte rc., derartige Vorwürfe sind ihm seit Jahren mehr als zehntausend Mal in Wort und Schrift gemacht worden; aber die Entdeckung, daß er sich Lin Mal überstürzt, noch dazu in der endlos verschleppten schleSwig-holsteinschen »Frage überstürzt habe, war dem Scharfsinne des gegenwärtigen preußischen »BunteStagsgesanLten vorenthalten. Es geht dem Bunde mit Preußen, wie »jenem Spannbauer im Kriege mit französischen Soldaten, die er fuhr. Einer m derselben warf dem andern den Tschako vom Kopfe auf die Straße. Verlangte §der Baarhäuptige,^daß ihn der Bauer bei Strafe körperlicher Züchtigung auf- »heben und hinaufrenhen sollte, so verbot ihm dieß der Herabwerfer unter An- drohung gleicher Strafe. Preußen erkennt in London die Erbrechte des Augusten- L burgerS vollständig an und beruft sich hierin auf den Bund, der zu entscheiden »habe. Will aber der Bund entscheiden, so bestreitet Preußen das Recht des Z Augustenburgers auf die Erbfolge und das Recht des Bundes, darüber zu ent- »scheiden. Preußen verlangt, der Bund soll vorher untersuchen, wer das meiste »Recht auf Schleswig-Holstein hat; thut er es, so hat er kein Recht dazu; unter- 8 läßt er die Untersuchung, so „überstürzt" er sich. Preußen will, daß das Recht L gelten soll; aber, wenn das Recht klar ist, soll es doch wieder nicht gelten. Der »preußische Gesandte will, der Bund soll alle Ansprüche rechtlich prüfen, darunter k sind natürlich auch die ganz neuerlich entdeckten preußischen mit begriffen, k welche die preußischen Kronadvokaten natürlich als die bestberechtigten befunden Z haben. Wenn nun aber der Bund andere Ansprüche besser berechtigt findet, soll ' er gewärtig sein, von der preußischen Ländergier die Antwort zu erhalten: Ge walt geht vor Recht, und sich dieser Antwort fügen. Preußen will sich ja nicht majonsircn lassen. Und was das Unterrichten über das Recht in der schleswig- v holsteinschen Sache betrifft, so hat Jeder dazu überflüssig Zeit und Gelegenheit ? gehabt. Die Schleswig-Holsteiner selbst, über die wie über eine Heerde Schafe e verfügt werden soll, haben schon vor länger als einem Jahre gewußt, waS Rechtens ist k und wer die besten Ansprüche hat. Nachdem sie seit fast einem Jahre zwischen zwei z Stühlen sitzen und nicht wissen, wem sie angehören, weil Preußen sie mürbe machen will, werden sie ganz gewiß den Bundestag eben so wenig der Ueber- stürzung anklagen, als das ganze übrige Deutschland, mit alleiniger Ausnahme der annexionswüthigen Preußen. Noch scherzhafter wird der Vorwurf der ^Ueberstürzung, da Oesterreich den Antrag der Mittelstaaten vorher, ehe er mit Genehmigung und Gutheißen Oesterreichs gestellt wurde, Preußen mittheilte und hinzufügte, die Uebertragung des thatsächlichen Besitzes an den Augustenburger stimme ganz mit der Ansicht Oesterreichs überein, und wenn der Antrag zum . Bundesbeschluß erhoben werde, es sich ebenfalls dahin aussprechen werde. Das 8 überraschte Preußen und wurde daher übel ausgenommen. Statt nun, wie : Oesterreich weiter vorschlug, den Antrag ruhig an sich (d. h. die beiden Großen) - herankommen zu lasten und wenn er Bundesbeschluß würde, darüber sich zu - erklären, fuhr Preußen eben am 27. März hitzig auf und machte dem Bunde den wohl noch niemals gehörten Vorwurf und der Menschheit die neueste Ent- - deckung der Ueberstürzung desselben. WaS wird nun die Folge sein, wenn der Antrag, wie wahrscheinlich, am 6. April angenommen werden wird? Die Mittelstaaten sind keineswegs so thöricht, ihre Kraft zu überschätzen und etwa Preußen mit Gewalt zur Fügsamkeit zwingen, somit aber den Bürgerkrieg in Deutschland entbrennen lasten zu wollen. Aber die Schleswig-Holsteiner werden sehen, daß sie noch einen Punkt haben, an den ihr Recht, der Vergewaltigung Preußens gegenüber, sich lehnen kann, und die Mittelstaaten und ihre Völker werden neue Kraft finden, der Sache der Herzogthümer ohne Ueberstürzung förderlich zu sein. Für uns, die wir den Bundesstaat unter preußischer Spitze gleich einer Theilung Deutschlands, mithin für ein großes nationales Unglück, die staatenbündische Vereinigung aller deutschen Staaten aber für die allein mögliche Form der Verbindung für das „ganze" Deutschland halten, liegt noch ein großer Gewinn darin, daß die dicke Freundschaft zwischen Preußen und Oesterreich nunmehr einen Riß bekommen hat, den die preußischen Junkerblätter nicht mehr zu überkleistern im Stande sind. Kein wackerer Deutscher wird ein Zerwürfniß zwischen den beiden deutschen Großen wünschen; aber indem Oesterreich hinter Preußen mit diesem durch Dick und Dünn ging, das andere deutsche Drittheil vernachlässigte und — sogar den Tag nicht erwarten konnte, an dem die Bundestruppen aus Holstein abzogen — diese Rechbergsche Staats kunst hat eben, wie Schmerling von seinem ehemaligen Kollegen mit Recht sagte, die schleswig-holsteinsche Sache verfahren. Zeitungen. Sachsen. "Dresden, 1. April. Wie das Gerücht hier geht, beabsichtigt man sämmtlichen Actuaren im Staatsdienste das Dienstprävicat „Assessor" beizulegen. Dasselbe würde auch den Functionen der betreffenden Beamten eigentlich ange messen sein, da sie sämmtlich mit dem Richtereide belegt sind und dem ent sprechend zu fungiren haben, was in der Bedeutung des jetzigen Dienstprädicats nicht liegt. Im Auslande, z. B. in Preußen, so viel wir wissen, versteht man unter Actuaren solche Subalternbeamte, welche juristisch nicht gebildet sind, und daher mögen es wohl sächsische Actuare nicht selten unangenehm empfunden haben, im Auslande von ihren gleichstehenden Standesgenosten als solche nicht angesehen worden zu sein. Weiter vernimmt man, daß den Registratoren und Expedienten das Dienstprädicat „Actuar," wie in andern Ländern, beigelegt werden soll. In welcher Weise das Dienstprädicat „Hilfsactuar" und das der jetzigen Assessoren geändert werden würde, darüber haben wir zur Zeit nichts vernommen. Leipzig, 1. April. Wie hart das arme Wild durch den heurigen strengen Winter bedrängt wird, dafür giebt die Thatsache einen Beweis, daß gestern in früher Morgenstunde mehrere Rehe in der Leibnitzstraße gesehen wurden. Jeden falls hatte sie der Hunger aus den tief verschneiten Waldungen getrieben. Ueberhaupt soll die diesjährige, anhaltende, kalte Witterung dem Wildstande bereits ungemein geschadet haben. Saida, 29. März. Vergangene Nacht brannte das Eißmannsche Gut in Dörnthal nieder, wobei leider auch ein Mädchen von 12 Jahren mit ver brannte. Leicht hätte sämmtliche Bewohner des Gutes da- gleiche Schicksal treffen können, wenn nicht noch rechtzeitig ein Tagelöhner erwacht wäre und die sorglos Schlafenden geweckt hätte. Brandstiftung wird vermuthet.