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-^7«." > !! ^7-^- "7 ""— . »7^^ lV'. Großenhainer Erscheinen: Sonnabend Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Insertionskelräge von auswärts sind in Post marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Monnemenl: . Vierteljährlich iO Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. — Anter!) nltungs- Md AnzchMM TR NS. Dienstag, den 14. April L8S4. Bekanntmachung, die mit dem Ankauf und Ausschlachten von Schweinen aus Abdeckereien verbundenen Gefahren betreffend. Durch angestellte Erörterungen ist festgestellt worden, daß ein Theil der Caviller im Lande nicht blos zum eigenen Gebrauche, sondern auch zum Verkaufe Schweine hält und aufzieht. Nun liegt aber die Gefahr, daß die mit Abfällen kranker bez. kodier Schweine ge fütterten Schweine sich dadurch mit Trichinen inficiren können, nicht nur an und für sich sehr nahe, sondern es hat sich auch die Entstehung von Trichinen-Epidemien in mehreren Fällen tatsächlich auf aus Abdeckereien gekaufte Schweine zurückführen lasseu. In Anbetracht Dessen, wie des Umstaudes, daß der Nachweis von Trichinen am lebenden, wie am todten Thiere sich lediglich durch mikroskopische Untersuchung führen läßt, hat das Königliche Ministerium des Innern, um der Gefahr, daß durch ein einziges trichinöses Schwein die Gesundheit und das Leben einer großen Anzahl von Menschen erheblich gefährdet werden können, thunlichst entgegenzuwirken, für angemessen befunden, das Publikum und insonderheit die Fleischer, letztere unter besonderer Verweisung auf § 367 sud 7 des Reichsstrafgesetzbuchs, demzufolge mit Geld bis zu 50 Thaler oder mit entsprechender Haft zu bestrafen ist, wer trichinenhaltiges Fleisch fellbietet oder verkauft, auf die Eingangs erwähnten Thatsachen, wie hiermit geschieht, aufmerksam zu machen und vor dem Ankäufe und dem AuSschlachten von aus Abdeckereien herrührenden Schweinen zu verwarnen. Dresden, am 8. März 1873. Königliche KreisdirecLion. von Könneritz. Stenz. Anetion. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen folgende zum Nachlasse weil, des Strumpfstuhtnadelfabrikanten Carl August Zickmann allhier gehörige, zur Zeit noch in der ehemals Zeißler'schen jetzt May und Stahlknecht'schen Fabrik befindliche Maschinen, als: eine 2Ler Spinnmaschine, > 3 Stück schmale Schafwoll-Reißkrempeln, eine schmale Schafwoü - Spinnkrempel und ein Reißwolf mit Zubehör am L8. <1. <-8 , Vormittags 10 Uhr in der obgenannten Fabrik gegen sofortige Bezahlung in gangbaren Münzsorten meistbietend versteigert werden, was hierdurch bekanut gemacht wird. Stollberg, am 31. März 1874. Königliches Gerichtsamt. Kunze. Simon. Die zuletzt beim Bau der Berlin-Dresdener Bahn beschäftigt und in Treugeböhla wohnhaft gewesenen drei Handarbeiter Johann Jung aus Hennersdorf, Wilhelm Dietze aus Fraustadt und Lndwig Lehmann aus Cüstrinchen bei Frankfurt a/O. sind be schuldigt, vor ihrer heimlichen Entfernung aus Treugeböhla daselbst einen Diebstahl be gangen zu haben und werden daher, da ihr dermaliger Aufenthalt unbekannt, hiermit öffentlich vorgeladen, sich bis spätestens den 23. d. M. zum Zweck ihrer Vernehmung persönlich allhier einzufinden. Alle Justiz- und Polizei behörden aber.werden ersucht, die Genannten im Betretungsfalle zur Einhaltung dieser Vorladung anzuhalten und von deren jetzigem Aufenthalte Anzeige anher zu erstatten. Großenhain, den 7. April 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann.v. L. Bekanntmachung. Die Anfuhre des für die Straßenunterhaltung nöthigen Knacks aus dem der Stadt- gemeinde gehörigen Scassaer Steinbruche soll mit Vorbehalt der Auswahl unter den Lici- tanten im Wege des Mindestgebotes auf die Zeit bis Schluß dieses Jahres vergeben werden. Etwaige Reflectanten werden ersucht, sich Donnerstag, den L6 April a. e., Vormittag 10 Uhr an Rathsstelle einfinden zu wollen. Großenhain, den 11. April 1874. Der Rath. Ludwig -Wolf, Brgrmstr. Bekanntmachung. Die Auszahlung der Servisgelder auf die Monate Januar, Februar und März 1874 soll nächste Mittwoch, den 15. April d. Z., Vormittags von 8 bis 12 Uhr erfolgen. Die betr. Quartierwirthe wollen sich daher zur Empfangnahme dieser Gelder zu obengedachter Zeit an Stadthauptkassen - Expeditionsstelle einfinden. Großenhain, am 10. April 1874. Die Serviskassen-Verwaltung. Grün, Cassirer. Schwarze, Controleur. Bekanntmachung. Nächsten Freitag, als den 17. April, Abends 6 Uhr soll eine Partie Pappelholz, zu Schotenstängeln für Gärtner passend, am Gesellschastshause nach dem Bobersberge in einzelnen Posten versteigert werden. Die Culturdeputation. Dienstag, den 14. April a. e., Mittags 12 Uhr soll ein ausrangirtes Dienft- pferd des 1. Reiter-Regiments vor dem „rothen Hause" allhier öffentlich versteigert werden. Großenhain, am 10. April 1874. Commando des 1. Reiter-Regiments. Politische Weltschau. Mancherlei Umstände haben die zweite Lesung des Militärgesetzes bis in den Anfang dieser Woche hinausgeschoben: die langsame Berathung in der Eom- mission, welche die Sonderstellung der Fraktionen und ihrer verschiedenen rechtlichen, finanziellen, nationalen oder anti nationalen Gesichtspunkte begünstigte; dann die Krankheit des einzig verantwortlichen Reichskanzlers, welche eine ge schickte und durchgreifende Behandlung der Angelegenheit Seitens der Reichsregierung vermissen ließ. Die Mitthei- lungen aus der Commission an die Preßorgane, sehr ver schieden je nach dem politischen Standpunkte, vermehrten die Unklarheit, die ohnehin durch die Behandlung der Sache in der Commission entstanden war. In Frankreich und in Italien beschäftigten sich die Volksvertretungen zu gleicher Zeit mit sehr wichtigen militärischen Fragen, die recht starke Anforderungen an die Finanzen im Gefolge haben. Wir können nicht leugnen: die dortigen Volks vertretungen haben ihren Regierungen, in denen sich bei Weitem nicht die kompetenten und bewährten Autoritäten wie im deutschen Reiche befinden, ein ungleich größeres Vertrauen und die vollste Entschlossenheit zu größeren Opfern, als von dem deutschen Reiche verlangt werden, entgegengebracht. Es war nicht zu verwundern, daß der deutsche Kaiser diese Verzögerung bedenklich fand und daß der kranke Reichskanzler seinen Umnuth offen aussprach. In der wich tigsten Reichsangelegenheit keine geschloffene und zuverlässige Mehrheit für sich zu haben, sondern selbst in derjenigen Partei, auf welche die Regierung sich stützen mußte, Un sicherheit und verschiedene Meinungen zu fiudeu, ist eine bittere Erfahrung für den Mann, dessen Voraussicht seit zwölf Jahren sich bewährt, dessen Thatkraft das deutsche Reich geschaffen hat. Die Verzögerung der Entscheidung hatte aber nicht blos an der Spitze des Reiches, sie hatte auch im ganzen Volke beunruhigt. Das Heer ist seine größte Angelegenheit, die Sicherung des Reiches seine wichtigste Sorge. Das Volk denkt mit dem Herzen, nicht in den feinen Unterschieden der Fractionsgesichtspunkte. Ihm steht der Rath und die Meinung Derer am höchsten, die das Vaterland groß ge macht haben. Darum sahen wir an der Bewegung, welche das Volk ergriff, in Hamburg, Leipzig, Köln am Rhein, Schwaben, Gayern u. s. w., Hoch und Niedrig, und zwar nach allen politischen Schattirungen, sich ganz einmüthig betheiligen, den Reichstag anzntreiben, daß er die hoch wichtige Frage im Frieden mit der Reichsregierung und unter Voranstellung des Gesichtspunktes genügender Siche rung des Reiches zum Abschluß bringe. Kleine Gegen demonstrationen, die man hier und da versuchte, konnten gegen die Einmüthigkeit dieser Kundgebungen nicht auf kommen. Unter diesen Umständen ist- dem Reichstage die Be handlung der Militärfrage wesentlich vorgeschrieben. Er hat den Fehler, den die weitschweifige, die Fraktionen zer- klüftende Erörterung der Commission machte, entschieden zu vermeiden. Die erste Sitzung des Reichstages in dieser Woche muß die Hauptfrage auf das Reine bringen. Die Reichsregierung hat bereits ihre Forderung, daß der Präsenz stand von 401,000 Mann für immer bewilligt werden soll, zurückgezogen und sich mit einer Bewilligung auf sie ben Jahre einverstanden erklärt, sofern der Reichstag die Befreiung der Offiziere von Communalabgaben ausspricht. Wir sind überzeugt, die Negierung wird eine starke Ma jorität für diese Forderung erhalten. Die Nationalliberaleu sind darüber schon im Klaren, daß cs sich bei dieser Frage wesentlich auch um Erhaltung und Befestigung ihrer Stel lung handelt. Auch die Fortschrittspartei, die nicht mit Unrecht darüber klagt, daß man ihre Auffassung und ihre Absicht in der Militärfrage bei der jüngsten Bewegung vielfach entstellt habe, daß ihr nichts ferner liege, als das Reich wehrlos zu machen, hat dabei einen Beweis ihrer patriotischen Bestrebungen zu geben. Wir sind überzeugt, sie wird ihn nicht schuldig bleiben. Daß wir gegenüber den Rachegedanken Frankreichs, gegenüber den riesigen Opfern, die dieses Volk der Aus bildung einer viel stärkeren Armee als bisher und der Entwicklung neuer Festungssysteme bringt, auch unsererseits eine zahlreiche und wohlausgebildete Heeresmacht haben, daß wir dazu die Opfer bewilligen müssen, welche die be währten Führer und Bildner der Armee als unumgänglich erachten, daß wir ferner unsere Truppenmacht so einrichten müssen., um bei einem neuen Kriege rasche Entscheidung herbeizuführen und daß endlich unser rachedurstiger Nachbar nicht in unserer zeitweisen militärischen Schwäche einen Anreiz finden darf, fein Kriegsglttck wieder zu versuchen — das sind Gesichtspunkte, die wohl dem ganzen deutschen Volke und allen reichstreuen Parteien gemeinsam sind. Es ist nicht gerade angenehm, wir wollen dies gar nicht leugnen, daß wir in Zukunft den Militär-Etat des Reichs um 14 Millionen jährlich werden erhöhen müssen, aber mit aller Vorsicht und mit aller Wahrung des Budget-Rechtes werden wir dieser Nothwendigkeit schwerlich ausweichen können. Unser alter Erbfeind hat sich auf lange Jahre darauf ein gerichtet, daß er noch viel größere jährliche Opfer bringt, obwohl er keine Jahresüberschüffe kennt und die größte Schuldenlast unter allen Staaten der Welt sein eigen nennt. ES ist ja nicht ganz unmöglich, daß ihm dies sein Thun endlich einmal als unsinnig erscheint; aber bis jetzt haben wir dazu keine Aussicht. Darum können wir nicht anders, als Aufwendungen machen, die den gegenwärtigen Verhält nissen entsprechend sind und die Armee in einer Stärke und Verfassung erhalten, die jedem Völkerkampfe in naher oder ferner Zukunft gewachsen ist. Diese und ähnliche Erwägungen werden unzweifelhaft dem neuen deutschen Militär-Septennat die Mehrheit des Reichstags sichern. Die guten Oesterreicher zerbrechen sich die Köpfe, was ihr Kaiser Franz Joseph wohl dem Papste in seinem eigenhändigen Schreiben gesagt haben könnte und was Graf Audraffy seinem Botschafter beim Vatikan in der Note aus drücke, die er wegen des Protestes der Bischöfe für nöthig erachtet. Man tröstet sich damit, daß der Graf der römi schen Eurie ihren Standpunkt werde klar gemacht haben. Im Uebrigen kann mau dem Cultusminister noch immer nicht verzeihen, daß er die Brutöfen der Jesuiten in Throl schützt und damit dem Episkopate ein Lächeln über die kirch lichen Vorlagen abnöthigt. „Herr v. Stremahr ist Philosoph und in der Theorie ebenso kühn, wie in der Praxis zaghaft", meinen die Wiener Blätter. Sie mögen nicht ganz unrecht haben, wenn gleich ein Cultusminister in Wien einem Cardinal Rauscher gegenüber kein leichtes Spiel hat. Nach wie vor fährt die Curie in ihrer souveränen Verachtung der weltlichen Gesetzgebung fort; denn obwohl die Verfassung den Abgeordneten Rede- und Stimmfreiheit zusichert, hat der Erzbischof von Lemberg die ruthenischen Deputirten, welche für die konfessionellen Gesetze stimmten, mit Kirchen strafen belegt. Die Wiener zucken die Achseln. Augenblicklich fesselt sie das geistige Turnier, welches vorigen Freitag im