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LA" Zweites Blatt. "DH MaöeuauerAnzeiger ZMg slir ThmM, öeis«Ä»rs, Sch, SkkmM Ad«, SMtz O. Amtsblatt für den Stadttat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,20 Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten,20 Psg., Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Psg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Z0. IayrgÜNg Knegs-Wechnachtl OWW »Nun, das wäre ein recht voreiliger Entschluß, und ich hoffe. Sie werden sich das nocb anders überlegen, wenn erst einmal die Rechte in Ihren Gesichtskreis getreten ist! Ich gebe natürlich ohne weiteres zu, daß es Frauen gibt immer gegeben hat, die wenig empfehlenswert sind, ge radeso, wie nichtsnutzige Männer — auch unter den Sol daten — recht häufig zu finden sind. Aber müssen Sie denn eme solche heiraten ? Die verehrten Männer sollten nur hübsch die Auge« ausmachen und sich nicht von jedem hübschen, glatten Gesicht, von äußerem Flittertand und gewandten Manieren ohne weiteres betören lassen« ^ktille Nacht, heilige Nacht! — Sei ruhig, mein Deutlchlanö, fest steht öie Macht Zn West un- Ost, in Sturm und Not! -> Wir fürchten weder Kampf noch Lod. Draußen, auf sturmgepeitfchter See, Zn grimmer Kälte, in Eis und Schnee, Da ziehen die blauen jungen das Band Fum Christfest straffer um Engeland. Kein Lichterglanz strahlt durch des V-Vootr Raum, Kein Platz, keine Feit für 'nen Lannenbauml, Granaten, Lorpedos — Schuß auf Schuß Ward heut füt den Briten zum Weihnachtsgruß. — Und brüllt der britische Leu daher, Und kräht der gallische Hahn noch mehr, — Wie sie auch lügen, drohen und schmähn, Nie wird M-Deutschland untergehn! — wenn dann -er Lag -es Zrie-ens erscheint. Wenn alles verstreute wieder vereint, Getrocknet die Leonen, verstummt die Klag', Dann blüht uns -er herrlichste Weihnachtstag! Die Fahrt zum Glück. Weihnachtserzählung nach einer wahren Begebenheit von Fritz Molitor. (Nachdruck verboten.) Nummer 151. Fernsprecher: Amt Denben 21 i« Dienstag, den 25. Dezember 1^17 «schauen Sie nur hinein in zahllose tüchtige, ehrbare rza- milien, in denen noch immer die Töchter zu wackeren Hausfrauen herangebildet werden, da werden Sie sicher noch Mädchen finden, die es wohl wert sind, daß ein charaktervoller Mann um sie wirbt!" Frau Bleibtreu fand mit ihren Worten lebhafteste Zustimmung bei allen Insassinnen des Zugabteils, die nun ihrerseits den Feldgrauen in regstes Kreuzfeuer nahmen, bis es ihnen gelang, ihn völlig in die Enge zu treiben und ihn so seiner düsteren Stimmung zu ent reißen. Da hielt der Zug. Eine der Mitfahrenden stieg aus, wurde aber alsbald durch eine andere Reisende ersetzt. Eine hochgewachsene, jugendlich frische Blondine betrat mit freundlichem Gruß das Abteil und nahm den einzigen freigewordenen Platz neben dem Feldgrauen in Besitz. Sobald sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hatte, kam auch das für wenig Minuten unterbrochene Gespräch wieder in vollen Fluß, an dem sich nun auch die neue Fabrtgenossin sofort in >eger Meise beteiligte. Sie ent wickelte dabei cinen Frohsinn und Humor, daß sie bald all« mit ihrer frischen Laune augesteckt halte. „Ach, Fräulein," meinte p!ötzlich Frau Bleibtreu, »in Ihnen ist uns eine wackere Bundssgenossin zuteil ge worden. Denken Sie nur, Ihr Nachbar zur Linken hält so wenig von den Frauen, daß er sich entschlossen hat, ehelos zu bleiben! Mit ihren Hellen blauen Augen, aus denen der ganze sonnige Frohsinn der Rheinländerin leuchtete, sah Fräu lein Käthchen Fröhlich ihren Nachbar an. Ernst werdend meinte sie: „Nun, wenn er in so jungen Jahren zu so schwerwiegendem Entschluß kam, wird er wohl auch seine Tründe^dazu gehabt haben. Uebrigens kann man es den armen Soldaten an der Front auch gar nicht verargen, wenn sie uns Frauen völlig entfremdet werden. Sie hören und sehen ja so gut wie nichts mehr von uns. Und was sie aui ihren kargen Urlaubsfahrten in der Oeffentlichkeit sich spreizen sehen, ist oft auch nicht da nach, in ihnen Wünsche nach dem Besitz einer Frau an zuregen." „Nun helfen Sie ihm auch noch, Fräulein! Das hätte ich zu allerletzt von Ihnen erwartet!" „Ich denke ja gar nicht daran, verehrte Frau! Ich wollte nur erwägen, wie man dem Uebelstande abhelfen könnte, daß wir unteren wackeren Soldaten an der Front vielfach so fremd geworden sind. Wie herzlich gern ginge ich an die Front und viel? meiner Freundinnen mit mir, um das zu ändern! Wir würden uns mühen, den Soldaten das Leben Io angenehm wie möglich zu machen. Un mittelbar hinter der Front möchten wir schalten und walten nach Art unserer bewunderungswürdigen Schwestern iu den Lazaretten. Dort, wo unsere lieben Feldgrauen nach bitteren Kamv tage i in den Ruhestellungen für einige Stunden ihre aufccpeui.Nlcn Nerven beruhigen, möchten wir ihnen dienen, Emstwhien Sie nur einmal meinen Vorschlag Ihren Vorgesetzten, etwa unserem Hindenburg oder Ihrem Oberst! Sie konnten ruhig auf meine Ver antwortung hin einen Versuch mit uns Rheinländerinnen machen!" „Das will ich lieber doch nicht tun, verehrtes Fräu lein ! Ich fürchte, beide Herren würden sehr schwer wiegende Gründe dafür äuzuführen haben, daß Ihr Vor schlag bei aller Anerkennung Ihres guten Willens doch fül die Praxis nicht verwendbar ist." „O, Sie meinen, daß es zu Unzuträglichkeiten zwischen uns Frauen und dem Mili ar kommen könnte? Da kennen Sie freilich uns Rh-.üul iuderinnen schlecht! Wir sind gewiß-gern fröhlich und guter Dinge, aber, wenn man uns zu nahe zu treten versucht, dann wissen wir uns schon zu wehren!" „Das glaube ich Ihnen schon, mein Fräulein, und ich danke Ihnen im Namen der ganzen Armee für Ihre gmen Absichten, aber unser Hindenburg und mein Re- giwentschef werden sich schwerlich überzeugen lassen!" „Schade, schade, wirtlich schade! Und ich hatte es so gut swr mit unserer Armee! Ich gedachte alle die vielen Etappenkräfte aus den Küchen und sonstigen Betrieben an die Front zu schicken und ihre Stellen mit Frauen und Mädchen zu besetzen, die Lust und Liebe zur Sache mitbringen. Schade, daß mich Hindenburg nicht mit in seinen Kriegsrat berusen hat! Er müßte mich doch neben General Ludendorff sehr gut gebrauchen können! Meinen Sie nicht?" Lachend stimmten der Soldat und die Fraueu zu, und ersterer sagte: „In die betrübliche Tatsache müssen Sie sich,, liebes Fräulein, mit vielen anderen Sterblichen zu finden suchen, daß nicht immer die richtigen Leute an die richtigen Stellen gelangen. Ausnahmen wie Hindenburg und Ludendorff bestätigen nur die Regel." „Leider nickte zustimmend Fräulein Käthchen mit einer Gebärde drolliger Verzweiflung, „und doch habe ich erst vorhin bewiesen, daß ich über ganz bedeutendes strategisches Talent verfüge und selbst hartnäckige Feinde in die Flucht zu jagen verstehe!" ' «haltlos jagte der Schnellzug dahin, der durch die nördlichen Teile des Bayernlondes eilige Reisende an die Ufer des sonnigen Rbeins befördert. Still war es in dem Abteil, in dem sich außer lauter Frauen ein Feldgrauer niedergelassen hatte. Man las in Büchern und Zeitschriften oder musterte seine Nachbar schaft, gewissermaßen, um festzustellen, ob wohl ein Ge spräch lohnend oder dem Gegenüber angenehm sein würde. Bald aber siegte das weibliche Mitteilungs bedürfnis, und rasch war eine allgemeine, ungezwungene Unterhaltung im Gange. Natürlich drehten sich die Ge spräche — wie kann das jetzt auch anders sein — um den Krieg und seine Wirkungen auf die Einzelpersönlich keit. Da war eine rüstige Dreißigerin. Sie schilderte, wie sie so glücklich mit ihrem Manne gelebt und gestrebt, wie sie es allmählich von bescheidenen Anfängen zu hübschem Wohlstand gebracht, bis der Mann gleich zu Kriegsbeginn hinaus an die Front gerufen wurde, ihr allein die'Sorge für das Geschäft überlassend, das noch dazu durch Kriegslieferungen sich sehr umfangreich ge staltet habe. Ernster lautete die Erzählung einer anderen Reisen den. Sie kam aus ihrer sächsischen Heimat, wo sie sich während des Krieges bei ihren Angehörigen aufgehalten hatte, und fuhr nun nach Karlsruhe, um dort ihren Haushalt aufzulösen und für immer nach Sachsen zurück- zukehren; denn vor wenig Wochen hatte ihr Gatte die Treue gegen Kaiser und Vaterland mit dem Tode be siegelt. So erzählte eine nach der anderen: denn jede von den Frauen hatte liebe Angehörige im Felde, um di? sie l'orgte und bangte. Still und teUnahmlos saß der Feld graue dabei. Weder die herrlick c Gegend, die zu den Fenstern des' dahinsausenden Zuges hereingrüßte, noch die bald ernsten, bald heiteren Gespräche der Frauen schienen sein Juteresse irgendwie in Anspruch zu nehmen. Dumpf vor sich hinbrütend, btickte er ins Leere. Da wandte sich die ersterwähnte der Frauen, Frau Bleibtreu aus Bavreuth, direkt mit einer Frage an ihn: „Nun, Herr Soldat, Sie schauen ja gar so trübselig darein! Wird" es Ihnen so schwer, wieder ins Feld hinauszu ziehen ?" „Ach. das nicht! Aber ich habe überhaupt das Leben satt. Am liebsten käme ich nicht wieder aus dem Felde zurück. Wer so allein dasteht wie ich, hat keine Freude mehr am Leben." „Nanu! Ein so junges Blut wie Sie, kaum fünfund zwanzig Jahre alt, will schon am Leben verzagen?" „Ja, noch vor Jahre-frist hätte ich es auch nicht für möglich gehalten! Ich bin städtischer Beamter, hatte bis zu Knegsbeginn eine hübsche, ouslömmliche Stellung und' lebte mit meinen drei Brüdern in vollkommenster Har monie im Heu e meiner Eltern. Als der Krieg begann, zogen wir Vier kegelst rk mit ins Feld. Manches Gefecht haben wir als kampfesirohe Lagern siegreich mit durch- ociochten Nun sind meine Brüder gefallen, meine Eltern starken vor Kummer. Ich stehe nun ganz allein. Was soll ich also noch auf der Welt?" „Nun, wir geben alle zu," erwiderte Frau Bleibtreu, „daß Sie uwklich ein recht hartes Los getroffen hat, und wir fühlen die innigste Teilnahme mitIhnen. Aber gleich wob! nackt- ich Ilnen sagen, daß ein junger rüstiger Mann wie Sie, dem noch die ganze Welt offen steht, trotz alledem keinen Grund -zu einer Niedergeschlagenheit bat,' Ivie Sie sie äußern. Wenn ich außerdem Ihre wohlge- iüllten Pakete ansehe, dann, komme ich fast auf den Ge- danOn. daß Sie wirklich noch nicht so ganz und gar ver lassen sein können, sondern, daß es immer noch liebe Hände gibt, die für Sie sorgen!" „In gewissem Sinne, verehrte Frau, haben Sie da recht. Ich war jetzt bei Bekannten meiner Eltern zwei Wochen auf Urlaub. Gewiß, sie haben mich freundlich ausgenommen und haben mich beim Abschied reichlich mit allem nur Denkbarem ausgestattet. Aber eins konnten sie nicht: mir'mein liebes, schönes Vaterhaus ersetzen. ,„Das kann ich Ihnen schon nachfühlen, lieber Herr. Ihr Gefühl ist nicht nur entschuldbar, sondern ganz natürlich, weil Ihr Schmerz eben noch zu frisch ist. Aber die Zeit wird kommen, wo die Wunden vernarben, und ich würde mich sehr wundern, wenn Sie sich dann nicht eine eigene Häuslichkeit gründen, die Ihnen vielleicht noch tieferes Glück gewährt, als es das Elternhaus trotz all seiner Traulichkeit vermochte." „Ja, wenn man es gut träfe, könnte man wohl nach Ihrer Ansicht handeln! Aber, was ich so von verheira teten Kameraden hörte, hat mir kaum Mut gemacht, in den Ehestand zu treten. Ich bin deshalb längst fest ent schlossen, ehelo» zu bleiben, wenn ich heil aus dem Kriege heimkehren sollte!"