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AiMger ßmt-blatt de- -gl. Bezirksgericht- zu Freiberg, sowie der -gl. Gericht-ämter u. der Stadträthe z« Freiberg «. Brand. -»/» Z tkschtiutt.Mi«tbrl-j«».Wrch«^M. MN 1 /I s u. für den and. Tag. Jnser. werden t/I- * bi« D. 11 U. für nächst« Nr. angm. 1874 Sonnabend, 27. Juni «era- koste«. r »en re. so Mal -i- Freiberg, den 26. Juni 1871. Im Anschluße an die Betrachtung, welche wir vor mehreren Lagen (vergl. Nr 132) über die Nothlage der Arbeiter an dieser Stelle brachten und deren Grund von uns theilS in der allgemeinen Geschäftskrisis, theils in übermäßiger Anhäufung der Arbeiter auf einzelne Punkte gesucht wurde, wollen wir heute einige damals nur angedeutete Gesichspunkte näher ins Auge fassen. Deutschland hat in dem letzten Jahrzehnt viel von seiner Produktionskraft verloren, theils in Folge von Kapttalver- geudung, mehr aber noch dadurch, daß die Leistungen der deut schen Lohnarbeiter bei gleichzeitiger unverhältnißmäßiger Ber- theuerung stch verschlechterten. Die Arbeit wurde weniger und theurer, die Herstellungskosten aller Gegenstände wuchsen bis ins Ungeheuerliche. Folgerichtig nahm dadurch die Nachfrage ab. Früher galt als erstes Erforderniß eines deutschen Arbeiters, sofern er eine ehrenwerthe Stellung unter seinen Arbeitsgenoffen einnehmen und eine auskömmliche Existenz haben wollte, daß er sein Handwerk richtig und aus dem Fundament verstand. Sein Interesse gehörte der Arbeit und sein Verhält- niß zum Arbeitgeber war das einer gewissen Pietät. Man mag immerhin über den Zopf des alten Zunftwesens lachen, man mag über manchen beengenden gewerblichen Zwang heute die Achseln zucken: der Geist, der früher unter den Arbeitern herrschte, der ein einheitliches Band um Meister und Gesellen fügte war doch ein besserer, al- der moderne, der an Stelle des Friedens und der Einigkeit überall Krieg und Zerstörung zu setzen bemüht ist. Früher strebte Jeder nach gewerblicher Tüchtigkeit ; heute ist es nach 8 1 des in London ausgestellten Programms des internationalen LrbeiterkongresseS erste Pflicht des Arbeiters, „sichdiepolitische Macht des Erdkreise- zu erringen." Was man stch unter solch hohler Phrase denken soll, ist uns nickt klar, wohl aber, daß sie vollkommen ausreicht, in den Köpfen der Arbeiter eine heillose Verwirrung anzurichten. Leute, die oft ihr eigen Hauswesen nicht in Ordnung halten, die den an sie ge stellten gewerblichen Anforderungen kaum mittelmäßig zu genügen i« Stande sein — diese Leute sollten den Staat lenken oder neu schaffen können? Als ob die Politik nur so ein Kinderspiel, als ob Völker mit bombastischen Phrasen abzuspeisen und zu beglücken wären! Schlimmer, als dieser Wahn selbst, war seine Rückwir kung auf die gewerblichen und sittlichen Zustände. Der Beruf wurde mehr und mehr vernachlässigt. Man leistete weniger als je, aber brauchte zum Leben doch viel mehr. Daher Streike auf Streike, um das Arbeiterelend durch höhere Lohnsätze zu beseitigen. Wer aber klagte am meisten über das Arbeiterelend t Etwa die treuen und fleißigen, die gesetzten und Zarnckr, g. Lechler desselben erichtder »er Stol- ier evan- etreffend. Kirchen- flofigkeit' veh und md Luft- 1 Thlr. Thlr. - «Isscibr« 8 Taffen '6 Taffen 8 Taffen V. 178 Specerei- mmüiche Kraatzsch, ung mit, r Schluß tüchtigen Arbeiter? Aus dem Munde eine- solchen Mannes hörten wir einmal die Aeußerung: „Der schlechteste Arbeiter ist der beste Schreier." Also am schlimmsten waren diejenigen Leute, welche am wenigsten leisteten. Diese sahen es als ihr Pflicht an, Zustände herbeizuführen, in' welchen der faule Arbeiter im Ver dienst wenigsten- dem fleißigen nicht nachstand. Denn nicht etwa die Arbeit ist im Preise gestiegen, sondern nur die Zeit, welche man auf die Arbeit verwendet. Und dieser ZeitpreiS mußte bis ins Unendliche gesteigert werden, um in möglichst kurzer Zeit einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Man brauchte ja doch auch Zeit dazu, das Gewonnene wieder todtzuschlagen. Denn die vorhin erwähnte Rückwirkung traf nicht nur die gewerblichen, son dern auch die sittlichen Zustände. Mit der wachsenden Ein nahme ging eine steigende Genußsucht Hand in Hand. Man suchte seine persönliche Freiheit dadurch zu dokumentiren, über jede von Moral und Sitte gezogene Grenzen sich hinwegzusetzeu. Auch ba tst eine Folge jenes mißverstandenen Begriffes der Freiheit, die man mit Zügellosigkeit verwechselt. Die Emancipation des Fleisches, von Heinrich Heine einst gepredigt, kam durch die heutigen Arbeiterapostel wieder zu ihrem Rechte, um so mehr, als derjenige innere Halt, welchen das dem erwählten Bemfe voll und ganz geweihte Streben giebt, ihren Anhängern fehlte. „Während die produzirende Thätigkeit — heißt es in einem Artikel der „Wes. Ztg." über wirthschastliche Beobachtungen — i» Deutschland abgenommen hat, ist die Konsumtion, namentlich di» schädliche, bedeutend gestiegen (vom Branntwein um über SO Prozent). Dazu kommt noch, daß durch das System de- gleichen Zeitlohnes der Ehrgeiz und die Arbeitsenergie der befähigten und strebsamen Arbeiter ertödtet, Alle auf einer niedrigeren Stuf« festgehalten werden." Was ist nun zur Abhilfe dieser Zustände zu thun? Wir schlugen im vorigen Artikel eine gleichmäßigere Vertheilung der Arbeitskräfte vor ; den heute angeführten Uebelständen kann nur eine Verbesserung derselben Abhilfe schaffen. Das muß erstens durch möglichst gute Schulbildung geschehen, dann aber durch mög lichst gute Ausbildung der Lehrlinge. Ersteres liegt mehr in der Hand des Staats und der Kommun, Letzteres in der Hand jeder einzelnen Gewerbetreibenden. Nur dadurch, daß au- den Werk stätten wieder tüchtige Gesellen hervorgehen, welche in ihrer Lehr zeit zu tüchtigen Berufsmenschen erzogen worden sind, und daß ferner die Einwirkung des Lehrherren nicht nur eine gewerbliche, sondern zugleich auch eine sittigende ist, kann dem sozialdemokra tischen Sweben die Spitze geboten und eine Aufbesserung der sozialen Verhältnisse erreicht werden. 'eisilichn, Wendung n an di, llbthösd, Referent Grödiz. der Boi- äßfdMü dMch, -rer > H Wtise icin und imhaut-, , llnver- lssersucht, während t, Bletch- n wider- ngelstein, Marquise andere« zung der >e irgech he dach, tion de» elS-Lehr- ttung. und Ab- —— ' Abonnements - Einladung. Wir bitten, namentlich die auswärtigen Bestellungen auf das mit dem 1. Juli beginnende neue Abonnement der „Freiberger Anzeigers und Tageblattes" recht bald bewirken zu wollen, da die erfreulicher Weise fortdauernde und beträchtlich sich steigernde Zahl der Abonnenten etwaige Nach lieferungen erschwert. Besonders findet der „Anzeiger" im Erzgebirge und in der Nossener Gegend immer ausgedehntere Verbreitung, daher wir auch den Jnseratentheil in empfehlende Erinnerung bringen. Um« A) Slp. Suferue werden di« gchxütm« Seile »der »er« Naum mit 1 Ngr. berechnet.