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UNÜMkiM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamt» und des StadtratL zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich fiir die Cchriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch I Montag, den 6. AprkHö s Üet Klazen, Non-ur^n, L-igMchcn »»«. w r» 0« vninodktr»,, u Nkchnung Im JaNc Mtrcr Sewall — Nr eg -de. «onftiger Irgend «eled-r Sldru», ,e4 vetrr-te« der Geltung, de! Lteleronten ode der V-Iordernngl>«mrichl>ingen — dal der ve> jiehcl leinen iln druch an! Lieferung »der NachUejernng der Zeitung oder auf Rücktadiung de» velngtueetit». Lrl-etn' teden Werke», naidmUt«g». — geruiprechee Nr e» Postli-tikkonko Lelpilg Semelndegtrokonto l». - von!» tonto DirmsUidt» Bank Zwelgntederlagung Hodeuktein LrnsUdal — Unverlangt eingelandte Manuskripte werden nicht zurüa-e- IchKtt Stnsendnngen odn: Namensnennung finden keine Ausnadme Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Ruhdorf. MM« M L!«U B o ii unsere»! Berliner BerIreter I» den politischen Kreisen sind lebhafte Er örterungen darüber entstanden, welche Folgen sich aus der gegenwärtigen Konstellation bei der Aufstellung der P r ä s i d e n t s ch a s t s- landidatur ergeben. Während man allge mein der Ueberzengung ist, daß der kommende Reichspräsident für die weitere Entwicklung der innenpolitischen Lage eine geradezu ausschlag gebende Position einnehmen wird, wird jetzt darauf hingewiesen, daß für die Negierungspoli tik im Reiche eine Aenderung des Kurses ganz undenkbar sein würde, solange die außenpoliti schen Probleme nicht unter Dach und Fach ge bracht sind. Die Frage einer Umbildung der Reichsregierung bezw. einer Verbreite rung der Negierungsbasis tritt jetzt ohnehin in ein akutes Stadium ein. Reichskanzler Dr. Luther ist dabei die aktive Kraft, die cs nicht verabsäumen will, die bürgerlichen Parteien an einander anzunähcrn und die Verantwortung, die namentlich in der Frage der Sicherheiten und des.Völkerbundes auf den deutschen Regierungs- krciscn lastet, auf möglichst breite Schultern zu legen. Wir glauben zu wissen, daß diese Ueber- zeugung des Reichskanzlers nicht nur vom Außenminister Dr. Stresemann, sondern von allen Mitgliedern des Reichskabinetts ge teilt wird. Für die Entscheidung so wichtiger Fragen, wie zum Beispiel die der Stellung eines deutschen Z u l a s s u n g s g e s u ch e s zum V ö l- kcrbund kann unmöglich auf der gegenwärti gen Basis weiter verhandelt werden. Solange die Gefahr besteht, daß die Regierungsparteien einseitig für die zu treffenden Beschlüsse verant wortlich gemacht werden, wird überhaupt die entscheidende Stellungnahme des Reichskabinetts durch zahlreiche Umstände erschwert werden. Hierüber gibt inan sich scheinbar auch in den deutschnativnalen Kreisen gar keiner Tüuschnng hin. Es läßt sich im Augenblick schwer sogen, welche Stellung die Demokraten zu dem Problem ihrer Hinzuziehung zum Reichskabinett einneh- mcn werden. Die Meinungen im demokratischen Lager sind jedenfalls außerordentlich geteilt. Bian hat namentlich Bedenken dagegen, daß das Neichswirtschaftsministerium durch einen deutsch- nationalen Vertrauensmann geleitet wird, wäh rend ebenfalls ein so wichtiges Amt wie das des Neichsinnenministers ein deutschnationaler Poli tiker erhalten soll. Bei der Lösung dieser Negie rungsfrage würden also zweifellos erste Mei nungsverschiedenheiten entstehen. Wenn cs im gegenwärtigen Augenblick überhaupt schon zu einer Diskussion über diese Angelegenheit gekom men ist, so ist das lediglich darauf zurückznsüh- ren, daß der Reichskanzler den Versuch gemacht hat, eine bürgerliche Cammelkandidatur von den Deutschnationalen bis zu den Demokraten für die Reichspräsidcnischaftswahl zustande zu bringen. Nachdem die Verhandlungen hierüber vollständig gescheitert sind, bleibt abzuwartsn, ob es vielleicht noch im letzten Augenblick zu einem neuen Versuch kommen wird. Es muß betont werden, daß beim Reichswahlleiter die Kandi datur des früheren Reichskanzlers Marx noch nicht eingereicht ist und vor der Einrei chung auch immer noch die Möglichkeit besteht, die bisherigen Beschlüsse der Parteien wieder rückgängig zu machen. Dies könnte aber nur dann geschehen, wenn freiwillige Vereinbarun gen zustande kämen, ohne daß von irgendeiner Seite ein politischer Druck ausgcübt wird. Augenblicklich hat es den Anschein, daß die Linke und das Zentrum nicht von der Kandida tur Marx abgehen werden, und man wird sich zunächst damit abfinden müssen, daß die ange führten wichtigen Probleme der Regierungsum ¬ bildung und der Bereinigung der außenpoliti schen Lage solange zurückgestellt bleiben müssen, bis der leidige Streit um die Reichspräsident schaft durch das Votum des Volkes entschieden ist. Die Wahlparole des Rcichsblocks: mit aller Kraft gegen Marx Die am Sonnabend geführten Verhandlun gen des Neichsblocks führten zu dem ein wütigen Beschluß, mit aller Kraft den Kamp gegen die von der Weimarer Koalition aufge stellte Kandidatur Marx geschlossen auf- zunehmen. Die endgültige Proklamation des Reichsblockes wird am Mittwoch erfolgen, da maßgebende Organe einiger Parteien erst am Dienstag ihre Beschlüsse fassen können. Dr. Jarres und die Präsidentschaftskandidatur IE i a e » e D r n h t m e l d u » a > Berlin, 6. April. lieber die Stellungnahme, die Oberbürger meister Dr. Jarres von Anfang an zu der Frage der bürgerlichen Präsident- fchaftskandidatur eingenommen hat, er fahren wir von gut unterrichteter Seite: Wie be reits vor der Nominiernug, so hat Dr. Jarres auch sofort »ach. dein ersten Wahlgang den Wunsch ausgesprochen, daß eine S a m m lung aller bürgerlichen Parteien für einen gemeinsamen Kandidaten angestrebt werden solle. Er hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß die Erreichung dieses Zieles nicht an seiner Person scheitern würde und daß er im Falle des Zustandekommens einer bürgerlichen Sammelkandidatur mit Einschluß des Zentrums und der Demokraten sich mit seiner ganzen Per son hinter einen solchen Kandidaten gestellt hätte. Hindenburg als Kandidat? Die „Berliner V ö r s e n z e i t u n g" schreibt in ihrer Besprechung der Wahl aussichten: „Die hoch cmporgewachsene Persönlichkeit von Jarres kann sicher aus der Reserve der Wahlsäumigen noch viel Heraushalen. Aber da die konfessionelle Hetze ihn bei den Katholiken direkt als lebendigen Gotiseibeiuns hingcstellt hat, so wird er vom Zentrum ebenso wie non der Bayrischen Volkspariei schwerlich Wähler in beträchtlicher Zahl zu sich herüberziehen. Und um alle Demokraten von ihm fernzuhalten, ver leumdet ihn die demokratisch-sozialistische Hctz- prcsse als Mann der Schlotbarone und des Ka pitals. Noch immer glauben wir daher, daß wir einen noch zugkräftigeren Kandidaten für die nationale Sache finden müßten, und daß dieser Kandidat Hindenburg sein könnte, der unseres Erachtens der Bayrischen Volkspar tei, den entschlossen nationalen Zcntrums- leuten, den nationalen Demokraten und auch Millionen von bisherigen Nichtwählern, die nur noch für etwas ganz Ueberparieiliches zu haben sind, willkommen sein würde. Von Hindenburg würden manche sagen, daß er die Parteischieberei nicht verstehe, was wir unsererseits für keinen Fehler sondern für einen Vorzug halten. Aber alle Deutschen, auch seine politischen Gegner, werden sich darüber einig ein, daß er die einmal übernommenen Pflichten bis zum Aeu bersten er füllt und im kritischen Moment, wo sein Wort den Ausschlag gibt, nicht für den internationalen sondern für den nationalen Gedanken entscheiden würde. Würde Hindenburg vom Reichsblock unter Jarres Führung an die Spitze gerufen werden, und würde er diesem Rufe folgen, so würde un seres Erachtens das Schicksal dem deutschen Volke ein großes Geschenk machen. Der natio nale Heerbann erhielte einen Führer, dem im Lager der Wirth-Koalition nicht ein einziger an Autorität auch nur von ferne nahekommcn könnte. Der Löbell-Ausschuß will nach seiner gestri gen Bekanntmachung die Beschlüsse der entschei denden Instanzen abwarten und dann am Mitt woch sich entscheiden. An diesem Tage werden die Beschlüsse des Landesausschusses der Bayrischen Volkspartei und der obersten Instanz der Deutschnationalen bekannt sein, man wird auch wisse», wie die Dinge hinter den Kulissen bei den Demokraten aussehen. Dann werden die Führer des Reichs blocks genau Aufmarsch- und Knmpfgelände überblicken, und — möchten wir hoffen — dem nationalen Deutschland die freudige Mitteilung machen können, daß sich die Kampffront n um die Bayrische Volkspartci vermehrt hat und Hindenburg das Kommando über dieses Heer angeboten werden kann. Wir grüßen Jarres, dessen Stern jetzt wie eine weithin leuchtende Zukunftshoffnung vor uns aufsteigt. Wir würden jubeln, wenn wir ihn auf dem Wege nach Hannover wüßten, um dort den größten Mann unseres Volkes am Portepee zu fassen." So gut gemeint diese Vorschläge auch sein mögen, so vergessen sie doch eins: Hindenburg steht im 78. Lebensjahre und wird daher kaum geneigt sein, die schwere Bürde auf sich zu nehmen, die das Amt des ersten Mannes im Staate ihm auferlegen würde. Hindenburg lehnt ab " Den oben angeführten mehr theoretischen Vorschlägen ist nun zwischen Sonnabend mit tag und Sonntag mittag ein Zwischenakt g " * ' der m seinem Ursprung und in seiner Eesamtwirkun- nur auf das lebhafteste be dauert werden kann, da er einesteils geneigt ist, eine Persönlichkeit, die im ganzen Volle die höchste Verehrung genießt, in den Streit der Parteien zu ziehen, und andernteils um so mehr Verwirrung und Schaden gestiftet hat, als die g rze unüberlegte Aktion ergebnislos verlaufen mußte und auch verlaufen ist. Be kanntlich haben e'ilige deutschna^'onale Per sönlichkeiten im Neichsblock. für die Kandidatur Jarres vor einigen Tagen angesichts der ge meinsamen Linkskandidatur Marx den Vorschlag gemacht, nunmehr an Stelle des Oberbürgermei sters Jarres den Feldmarschall Hindenburg als Sammelkandidaten der Rechten aufzustellen, um mit der Zugkraft dieses Namens Marx den Marschall Hindenburg hat nun am Sonntag durch einen seiner politischen Ver trauensmänner in Berlin mitteilen lasten, daß er aus persönliche» und sachlichen Gründen emp fehlen müsse, von einer Aufstellung seiner Per son als Kandidat für die Präsidentenwahl A b st a n d z u n e h m e n und daß er selbst, wie schon im ersten Wahlgange, mit aller Entschie denheit seine Person in den Dienst des Wahl kampfes fiir Dr. Jarres stellen würde. Diefe Aeußerung des Marschalls steht keines wegs im Gegensatz zu der erwähnten früheren prinzime''e» Bereitschaft für eine Kandidatur, denn erstens ist diese frühere Erklärung v.ichi so: mell dem Neichsblock gegenüber geschehen, son der» nur einem einzelnen Abgeordnete» gegen über ausgesprochen worden, und zweitens ist es durchaus erklärlich, daß der Marschall nach ge nauer Prüfung der Lage die Beibehaltung der Kandidatur Jarres fiir den einzig richtige» Weg erkattnt hat. Die Entscheidung des Reichsblockes, die also am Mittwoch nach der Dienstagsitzung dec Deutschnationalen falle» wird, ist nur noch von formaler Bedeutung. Der Parteiausscyuß der Deutschen Volkspartei wird Lberha ipt nicht wieder zusammenberufen werden, sondern cs bleibt bei dem frühere» Beschlusse dieses Ausschusses für die Kandidatur Jarres. Der Wahlkampf seitens des Rcichsblockes für Dr. Jarres wird voraussichtlich schon heute oder morgen ausgenommen weiden, da der Mitt wochsbeschluß in keiner Weise mehr zweifelhaft sein kann. Die W a h l a u s s i ch t e n für Dr. Jarres werden in den Kreisen des Neichsblockcs nach wie vor durchaus zuversichtlich beurteilt. Von der Bayrischen Volkspartei verlautet, daß sie vielleicht offiziell Stim in enthalt» n g üben werde, aber man glaubt in politischen Kreisen, daß die Anhänger dieser Partei wahr scheinlich zur Hälfte für Marx und zur Hülste für Jarres stimmen werde». Jedenfalls ist nun die Lage in der Kandidatenfrage in der Weise ge klärt, daß Jarres gegen Marx stehen wird, und nebenher die Kandidatur T h ä l- m a n n als Zählkandidatur laufen wird. Es ist ein Zahlenkampf zu crwarien, bei dem es wohl auf beiden Seiten darauf ankommen wird, die letzten Reserven fiir den Sieg herauszuhole». Sieg streitig zu mache». Noch ehe im Neichsblock selbst entscheidende Beratungen über diese An regung stattfinden konnten, hat sich der deutsch- nationale Abgeordnete Schlange (Schönin gen) auf eigene Faust zum Marschall Hinde »- bürg nach Hannover begeben, und auf seine eindringlichen Vorstellungen hin hat sich Hinden burg im Prinzip bereit erklärt, eine solche Kandidatur anzu nehmen unter der Vor aussetzung, daß alle nicht im Linksblock vereinig ten Parteien an ihn ein derartiges Verlangen richten würden. Bei den Beratungen, die am Sonnabend vormittag und nachmittag über diese Frage im Reichsblock stattfanoen, haben die deutschnationalen Mitglieder des Neichsblockcs diesem Gedanken lebhaft widersprochen, vor allem mit der Begründung, daß der Name Hindenburg viel zu gut sei, um in de» Wahl kampf gezogen zu werden. Die Deutschnationalen erklärte», daß sie vor ei: ' Entscheidung über die Frage: Jarres oder Hindenburg? erst den deutschnationalen Partei ausschuß noch einmal befragen müßten, der für Dienstag einberusen worden ist. Von vornher ein war cs cinc Selbstverständlichkeit, daß zwi schen Dr. Jarres und Hindenburg selbst vollkommenes Einvernehmen herrschte in dem Sinne, daß jeder von beiden die Kandida tur des anderen auf das nachdrücklichste unter stützt hätte. Der Neichsblock kam infolgedessen am Sonnabend nachmittag zu keine»! Beschluß, sondern vertagte seine Beratungen auf Mitt woch. Die Demokraten fiir Marx Die Deutsche Demokratische Par tei gibt folgenden Bericht aus' Der Partei ausschuß der Demokratischen Partei trat am Sonntag im Reichstag zusammen, um zur R e i ch s p r ä s i d e n t e n w a h l Stellung zu nehmen. Nach dreistündiger Aussprache wurde folgende Entschließung mit überwältigen der Mehrheit a » geno m m e n : Der Parteiausschuß spricht dem Kandidaten des ersten Wahlganges, Herrn Staatspräsiden ten Dr. H e l l p a ch, noch einmal den würm- sieii Dank aus für seine kräftige Führung des Wahlkampfes. Alle Versuche, für den zwei ten Wahlgang eine gemeinsame Kandidatur aller staatsfreundlichen Parteien zustande zu bringen, sind von der Demokratischen Partei unterstützt worden, scheiterten aber an der Ab lehnung durch fast sämtliche Parteien sowohl rechts wie links. Unter diesen Umständen und angesichts der dem Reiche von außen und innchr drohenden Gefahre» war die Weimarer KoaÄi tivn die einzig mögliche feste Grundlage für mü Kandidatur eines Präsidenten, der die l6e< währ bietet für Sicherung der Neichsversasst .g, für Fortführung der bisherigen Außenpolitik nwd >en Wiederaufbau einer leistungsfähige» Wirt- chast. Der Parteiausschuß b i l l i g t den Vo^ candsbeschluß über eine Kandidat»^ Vc arx und erblickt in Marx den gemeinsamen Kandid-Ueil des Volksblocks. Er fordert die Or lan.sc tionen der Partei auf, mit aller Kraft d Pahl des Kandidaten der verfassungstreu Parteien zu fördern.