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irmaaüra. lürgergarteu !i, Violine. Otto. Kirchl, ette. KsteUen: lrchstratz«. iries,r, srmtsch, ine E dH Angeb. bl. erb. u. e rlstottpr. im e-MIttw., S Nasch.-gabr. latt «rbetea. lll ckatt /luer Tageblatt LL- Anzeiger für das Erzgebirge -oihotl,»- 41« aaultchea Helemnnechee-ie 4eO NaN» in GilN e»4 -,A -MÜFg.ItHI, He« I e«i Qi,z>, Nr. IN, Nr. SV Dienstag» äen N. MSrz 1924 IS. Zahrgang General v. Lossow als geuge. Ida Montag wurde nun im Hitler^öudendorff» irvzetz -er erste der Hauptzeu«», Her General da» wssow. vernommen. Seine Ausführunaen. die mit tuhe und Sicherheit vorgebracht wurden, begannen eben- all» mit einem Grundriß seiner politischen Ansichten. >er Andrang war wieder sehr stark, die Absperrung-» aaßnahmen und Untersuchungen der Anwesenden nach Sassen sehr svrgsältig. Zunächst gibt der Borsitzende ein« Erklärung zu >em Fall „Unteroffizier Ebert", dem angeblich sein On- el. Fritz Ebert, der jetzige Reichspräsident, den Aus bruch der Revolution noch vor dem -2. November 1918 irttgeteilt haben sollte: Zu der Veröffentlichung des )auptmannS Funk wird festgestellt, daß der genannte lntervffizter Ebert nicht ein Neffe des Reichspräsidenten st. Bon den drei Söhnen des Reichspräsidenten sind wet gefallen, während der dritte, der noch in Frage vmmen könnte- zu der fraglichen Zeit schwer verwundet ich in einem anderen Frontabschnitt befand. Sodann begann Lossow über seine pulilische Ein teilung zu sprechen. Tr sagte, .daß er seit Heu, Sommer 923 aus dem Norden dahingehend orientiert worden ei. -atz man Rettung nur von einem Direktorium er» offen könne. Dieses Direktorium sollte rechts einge keilt, rein national, mit diktatorischen Vollmachten aus rüstet und unabhängig von parlamentarischen Ein» küssen und Hemmungen sein. Ein Direktorium, das, mr aus wenigen homogen eingestellten Männern be gehend, .die nötigen Maßnahmen treffen mußte, um Deutschland. Has sich damals im vollen Sturz in den ll gründ befand, zu retten. Die Herbeiführung diese» Direktoriums war nicht gedacht durch einen Putsch, .son- ern auf.Grund der Möglichkeiten, die der Artikel 48 er ReichSverfaffung bietet. An die Spitze des Dtrekto- imnS sollte ein Mann kommen, -essen Name nicht nur n^Znland, sondern auch im Ausland Geltung hatte. Autoritäten sollten für die Finanzen, für die Ernäh rt na. .für die Staatsbetriebe usw. sorgen. Der schema tiche Achtstundentag.sollte beseitigt werden. Einige» ru« diesem Programm ist inzwischen unter dem Aus- mhmezustand durchgeführt worden, aber wenn das al- es schon eher geschehen wäre, hätte viel Unheil ver- nieden werden können. Als da» GeneralstaabSkommtssa- tat geschaffen wurde, herrschte Uebereinsttmmung zwi- chen Kahr „Seltzer und Lossow, daß verschiedene Vor- wdingungen erfüllt werden müßten: vor allem genaue ?urcharbeitung des Programm» und kein LoSwtrtschaf- en aufs Geradewohl und die Notwendigkeit, daß die ltetch-wehr hinter dem zu bildenden Direktorium stehen nüsse. Auf diese» Programm hin, aus da» alle natio nalen Kreise in Deutschland eingestellt worden find, laben Leute, die in politischen Versammlungen -en Mund nicht weit genug aufreißen konnten, deren Kön nen mit ihrem Wollen nicht in Einklang zu bringen ist und deren Triebfeder nur politischer Ehrgeiz ist, .das Schlagwort vom „Marsch nach Berlin" geprägt. Diele» Schlagwort, mit dem in vaterländischen Ver sammlungen und in der völkischen Presse Propaganda Mtrieben wurde, habe kür ihn etwas Kindliches E» snricht aus ihm ein Mangel an Verantwortlichkeit und Ansicht. .> - > ' . Am 27. September wurde der Ausnahmezustand er- 'lärt. Sofort (sagte Lossow wörtlich) begann nun ein lebhaftes Telephonieren aus Berlin. General Lossow wlle den Generalstaatssekretär Kahr an die Wand drän gen und alle Verantwortlichkeit solle nur bei. Lossow liegen Man drückte dauernd auf mich. Nun stell« man ich vor, wie lächerlich eS hier in München vorgekom men wäre, wenn morgen» um 7 Uhr Herr v. Kahr "lakatiert. und wenn zwei Stunden später der damals "wtt sei Dank noch unbekannte Lossow nun seinerseits ^ai für falsch erklärt hätte.was Kahr vorher ange schlagen hatte Die Lage stützte sich immer mehr und inehr zu und ich bekam von Berlin au» den Befehl dem bayrischen GeneralstaatSkvmmissar mit Waffenge- loakt in» Handwerk zu pfuschen. Am 2V. Oktober er hielt ich Befehl, zurückzutreten. Ich war stet» berett, «nein Amt niedemulegen. Ich hab« nie politischen Ehr geiz bestssen Nur durch -i« Verhältnisse, ganz gegen meinen Wunsch, bin ich in -§n Vordergrund -er Polt, tik gerückt worden Ich habe niemals den Wunsch gehabt, die Vorck.Svieleret mitzumachen: für mich war meine "vlitische Tätigkeit ein Martyrium bi» zum letzten Tag«. Auf.die Infanterie-Hutt eingehend erklärte Los sow zu -em Kofard«nbefehl.,der am schwarzen Brett der Fnstmterieschstle angeschlagen war und über den hier alle» Möglich« erzählt worden ist, „Aus vielen Trup. venteilen ist der Wunsch an mich gelangt, ich solle di« schwarz.wettz.rote Kokarde etnsühren. Dieser Wunsch liegt auch mir am Herze« Ich beton« jedoch, daß der Konflikt zwischen Bayern und dem «eich nicht um weih. blau, sondern um schwarz^veitz-mde Interessen geht, «ad ich muß au» dickem Grunde setzt die Forderung n«h der schwarz-weitz-rvte« Kokarde ablehnen. Es muß al«» vermieden werden, wa» auf» neue al» eine Tren nung .empfunden werden könnte. Neber Hitler Jagt« Lossow folgendes: Ich lernte ihn am 26. Januar 1923 kennen. SS bestand damals ein leichter Konflikt zwischen Herrn Hitler und der Staatsautorität. Dann suchte mich Hitler in zwei Wel len auf; erste Welle Januar bis April, zweite Welle Oktober 1923. Die Initiative, wie ich hier betone, ist stets von Hitler ausgegangen. ES war sein steter Wunsch mich unter vier Augen zu sprechen; ich dagegen wünschte ihn nur in Gegenwart eines Zeugen, meines General- stabschefs zu hören. Hitler entwickelte sein bekannte» Programm: Kampf.gegen den Marxismus und die No vemberverbrecher. Die suggestiv« Beredsamkeit Hitlers machte auf mich anfangs Eindruck. Ze öfter ich ihn aber hörte, d^sto mehr schwächte sich.der Eindruck seiner Persönlichkeit ab. Tat man Hitler seinen Willen, so war alles gut Konnte man das nicht, so tvar man eben unten durch. An die Spitze des von ihm geplanten Direktorium» sollte Hitler treten; er machte mir den Vorschlag, ich solle das Retchswehrmtntstertum, .Seißer da» Poltzeiministe- rium übernehmen. Hitler glaubte damit die 7. Division und die LandeSpolizet gewinnen zu können. Ich hab« lächelnd abgelehnt. Ich bin doch kein berufsloser Ko- mttazzt.der glaubt, durch einen Putsch zu neuen Ehren oder Würden kommen zu können. Hitler setzte bet mir einen Ehrgeiz voraus, den ich nicht hatte. A« Exzellenz Lnd-ndorsf ' hab« ich in den letzten Jahren, seitdem er in München ansässig ist..gesellschaftliche, und zwar nur gesellschaftliche Beziehungen gehabt. Dabei hab« ich mehrfach von ihm die Ideen vernommen, die er vor einiger Zett hier im Saal in großer Ausführlichkeit erörtert hat Am 22 Oktober sollte dann die Jnpflichtnahme der bayrischen Divisionen stattfinden. Ah hatte da» Be dürfnis. Ludendorfs am Tage vorher . hierWer zu orientieren und besuchte ihn am Nachmittag HeS 21. Ich legte ihm dar. Haß die Jnpflichtnahme der -Trup pen keinerlei Separation bedeute. Ich wünschte nicht.da-,er bet der zu erwartenden Hetze gegen Bayern und die bayrische Reichswehr ein falsche» Bild haben möge Aus diesem Grunde habe sch ihn aufgeklärt und gebeten Zn den ihm nahestehenden Kreisen in Nord und Süd ausklärend zu wirken. Ludendorfs sagte, daß er diese» Vorgehen tatsächlich nicht al» eine weiß-blaue Sonderaktion, sondern al» eine unter schwarz-weitz-wt erfolgende Tat betrachte und in diesem Sinne wirken würde. Er legte mir auch nahe, vor allem Hitler in bezug auf Hie Propaganda, die fett -er Schaffung He» GeneralstaatSkvmmissariat» überhaupt unterbunden war wieder freie Hand zu geben. So lauten meine Notizen über dies« .Besprechung mit Ludendorff. Ich muß es zu meinem Bedauern.als irrig be zeichnen. wenn Ludendorff hier ausgeführt hat, ^Kahr und Lossow wollten nunmehr die innerdeutschen Verhältnisse entschieden beeinflussen, oder der.bayrische Staat wollte mit seine« Machtmitteln die Lösung Her innerdeutschen Verhältnisse in die Hand nehmen. Ich betone. Kahr und Lossow wollten das Direktorium. Ent scheidend die Dinge zu beeinflussen, -a» haben wir immer al» Über unsere Kraft gehend betrachtet. Am 23. Oktober war ich wieder bet Ludendorsf. Dieser drängte wiederum, Hitler die Propaganda frei- zugeben. Am 24. Oktober war die Besprechung im Wehrkreiskommando mit den Vertretern der vaterlän dischen verbände. Am 2S. Oktober fand bet v. Kahr eine Unterredung mit Minoux statt. Ludendorff» Ein. stellung war damals schroff ablehnend. Wein Eindruck war der: Ludendorff.hielt vom 20. Oktober bi» zum 8. November die Lösung der deutschen Fragen für mög lich. wurde aber von Hitler und seinem Anhang unab lässig zur Aktion, zur Lösung mit Gewalt, über die man zu verfügen glaubte..gedrängt. Seine Haltung war wir jedenfalls nicht klar. Am 31. Oktober ging ich wie der zu Ludendorfs, um ihn über diese Ereignisse aus- zutlären. Ich betonte damal», daß,Ludendorff.«inen Namen zu verlieren hab«, Her nicht nur ihm, sondern auch Deutschland gehör«, einen Namen, der nicht kom promittiert werden dürfe. Die älteren Leut« müßten gegenüber dem Draufgänger Hitler den verstand be- wahren. Ludendorff.wollte einen Beauftragten nach verli« senden, um dort zur Ide« zu drängen und Feuer in der Bud« zu machen. Lum Schluß gnü Ludendorff Itne Erklärung ab. di« ich mir sofort notierte: .Wir wollen loyal gegeneinan der sein und im gegenseitigen Einvernehmen arbeiten. Sollt« ich e» mit meinem Gewissen nicht mehr verant worten können, mit Ihnen den gleichen Weg zu gehen, dann werde ich loyal da» Verhältnis kündigen, er- dann soll jeder wieder sein« volle Freiheit zum Handeln ha ben." Ich habe dann nicht nur gegenüber Hitler und Ludendorff, .sondern auch gegenüber den vaterländischen Verbänden betont, daß der Name Ludendorsf» innen- und außenpolitisch für ein« Diktatur nicht tragbar sei, daß über Ludendorff dem Direktorium wohlwollend «- genüberstehen müsse. Auch Hitler sei für die Diktatur nicht besäbigt. Seine Fähigkeiten lägen auf dem Pro- pagandagebtet und man könne ihn für die Diktatur al» voittischenTrowmler ausnutzen. Tie Lage wurde von Tag zu Tag kritischer. Die völkischen Zeitungen Pre digten die Aktion, die Aufstellung des polizeilichen Grenzschutzes an der bahrtsch.tbürtngischen Grenze stei gerte die Erregung unter den vaterländischen Verbän den., die Eifersucht unter ihnen nahm zu, jeder Verband wollte der erste sein und fürchtete, der andere könne ihm zuvvrkommen. Aus dieser Befürchtung heraus berief.Kahr die Führer der Verbände am 6. November zu sich. Der Zweck der Besprechung.war der, daß sich Kahr, Lossow Seiher unzweideutig gegen einen Putsch oder ähnliche» uussprechen wollten. Kahr hat da- in sehr ernster Weise Man. Sein positives Ziel bewegte sich in der Richtung des Direktorium», sein negativ^ war die fro stige Absage gegen eigenmächtig« Vorgehen und .ge gen die Putschabstchten. WaS Kahr damals gesagt Hat ist.später in Flugschriften und hier im Prozeß in un glaublicher Weise verdreht worden. Am Abend diese» Tages entschloß man sich, -en Putsch allein zu machen, weil man erkannt hatte, -aß Kahr, Lossow und Seißer nicht mitmgchten. Ich habe bet der zu- nehmenden Spannung die mir unterstellten General Kretz. .Ruith und Danner alle paar Tage eingehend in formiert .auch die Gtadtortältesten nach München be rufen. um sie über die politisch« Lage und meine Hal tung zu informieren. Bet keiner der Besprechungen ist da» Wort „Marsch nach Berlin" «fallen, auch Seißer» Reise nach Berlin war nur informatorisch. Am ö. und 6. November war Admiral Scheer hier und besucht« mich. Ich beachtete ihn nicht als Abgesandten von Stresemann. Er ist ein Mann, in dem die Liebe zum Vaterland ge nau so groß ist, wie bet dem besten Patrioten, der sich hier im Saal« befindet. E» ist nicht wahr, Hatz Scheer von Kahr. .Seißer und mir nicht richtig, bedient worden ist. Wir waren restlos offen und konnten e» auch, weil Scheer auch auf dem.Boden des Direktorium» stand. Auch bei der Besprechung ^am 7. November bei Lu dendorff war keine Rede von einem Marsch aus Berlin, sondern nur vom Druck auf Berlin. Es ist Hann hier über meine angeblichen Beziehungen zu Dr. von Scheubner.Richter gesprochen wyrden. Ich kannte ihn von meiner Tätigkeit als Militärbevollmächttgier in Konstantinopel. Als er im Februar 1923 mir ver schiedener zusenden und mich auffuchen woltt«. hab« ich mir beides verbeten Da» waren mein« „Beziehungen" zu ihm. Nicht» von dem, wa» angeblich durch, ihn von mir gekommen sein soll, ist von mir gekommen. Es ist hier ferner gesagt worden, Kahr, Lyssow und Seißer hätten für den 12. November oder für di« Zeit vom 12. bis 15. ein Unternehmen vargehabt. SS sollte die Diktatur Kabr.Lossow al» Konkurrenzunter nehmen gegenüber der Diktatur Hitler-Luden-orff.ge plant gewesen sein Tas erst«, wa» ich hierüber ver nommen hab« Hörte ich aus der Zeitung und ich war sehr überrascht,' es zu erfahren, «ein Wort ist an die- ser Darstellung wahr, soweit Kahr, Lossow und Seißer in Bettacht kommen. Sie ist rein aus der Luft gegriffen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung äußerte sich Lossow über die Vorgänge im Bürgerbräukel- ler: Obwohl es der Za-re»tag der Revolution war ist mir nicht der Gedanke gekommen, daß Irgend etwa» passieren könnte. Don ltüksradikaler Seite war nicht» zu befürchten; .wie hätte ich denken können, Haß in einer Versammlung pattonalgestnnte Männer von anderen nationalen Kreisen ein Ueberfall verübt werden würde! Ich hatte auch, weil ich zu einer nationalen Versamm lung ging, keine Schußwaffen eingesteckt. General v. Lossow schildert« im Anschluß den Ein druck. den er beim Betteten de» Saale» bekam, wie Hit ler im Saal eindrang und mit vorgehaltenem Revolver Kahr gegenüberircrt, wie er dann di« national« Revolu. tton ausrief. Hitler ersucht« uu» dann in sehr barsch«« Befehlston,.ihm zu folgen. Leut«, di« in wnsHrer Näh« standen, hielten uns Pistolen vor und paßten auf, daß wir nicht eine Waffe Vv«ziehen konnten, vor dem Zim mer, in da» wir «führt wurden, stand«» aufgeregte Leut« bi» an di« Zähn« bewaffnet. Neber die Vorgänge im BürgerbrSukellsr sagte v. Lossow Wetter au» daß die dorthin gebrachten Herren zunächst von allen Setten mit Pistolen und Gewehren bewacht und bedroht gew«sen seien. Besonder» Hitlrr habe sich hervorgetan. Gr hab« die neue Negierung in einer Art und Weis« ausgerufen, al» befände er sich auf