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Sächsische Volkszeitung : 11.10.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192110112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-10
- Tag 1921-10-11
-
Monat
1921-10
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.10.1921
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il, Seite 8 »gonrtsnils, vapksufss NN ginso »rillet siel» p ksusi-dsi! largtui- !e 13 t.z» 'srnrus- IS121' tsclikn gingest I- Itz-M 8 n ix; nueli tü-iltVll >87 t ,6s 37 ii siimu^ > plknwusciw 207«!. »li.^tso» unö ftoi80ll ens- . 8orAo>!>un- 820. ü? v a L. »Ilsr ckrt, >n>t nkpr. 8522? kolGtrallo 8 innrhsitung rnkt»n!agoll löspSs Ivkilk«^, tr»üo 52 nr.k7r.MI00 m nfglction lafmutli «o. »siusstr. 2l »epr. 11028 i»«n», i«Ni«ns öfnsr KI«!»», «r. »SS 20. Jahr«. »r-sden N».^ SilMsche Dienstag. 11. Oktober 1921 Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden -A. IS, Holbeinstraße 4S volfsrettuna «„nahm. von »«schkstr-nzelaen bt» 1U Uhr. von Familie»«,,et«." dt, ,1 Uhr vorm. - Pret« ,ür dt. P.ti,.8palt,«i,e aller «nj.tge., 1.«V im ReNamete» 4.-^,. - Für undeutl,» ge,chrtebene sowte durch Fernsprecher aulgegebene «»zeigen können wir die BeranIworMchkett für dt- Nichtigkeit de» Textes nicht übernehmen Eine Rede des Reichskanzlers festes des Katyoilscyen Arverrrrve^...- . c^. kai, zlerDr. Wrrth eine Rede, m der ^ „Ich gehöre niait zu denen, die den g „ Do- müdigkeit kennen. Wir sollen, auch wenn ich gen hoch cmftnrme», niemals verzagen. W vemeiftn, das; Zurückhaltung anserlchen. denn .^^0'' mcht v g° Wir die Völker uns noch immer ->i,t starkem Ha , ver,o » müssen zeigen, das; wir ed mit dem W,edcrauf^n und tun, was in unseren Kräften steht, um Z» - s Bo.k das zniragen. Ein Volk, das den ernsten Willen ze gt, - ' m.srichttg ist. und eine Neichsvcgieru.ig. auf dm /LoN ma ^ uns das Vertrauen oer icywlerlNiren nur an die vielen Millionen Arbeitslose», die ft- „ Amerika existieren. Also nicht nur wir. sondern auch ^- ^r. die zu den Siegern zahlen, haben »„t großen Sorgen ö>> ka»'i ftw Wir haben zwar den Frieden, aber nicht den wahren w s... s lichen Frieden." ^ ^ Der Reichskanzler sprach sodann von den Sanktionen am Rhein und sagte: „Besonders die militärische» Sanktionen haben wir immer als Unrecht empfunden und werden sie auch weiterhin als Unrecht empfinden. Wir haben alles getan, was wir z» er. füllen hatten, was- uns gesetzt war als Bedingung für die Ans» Hebung der Sanktionen. Jetzt müssten auch die Alliierten mit derselbe» Pünkt.icbkeit für die Aufhebung der milttarischen ^Auk tionen Sorge tragen. Es sei nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Geschichte der Alliierte», das; sie die militärischen Sanktionen noch nicht aufgehoben hätten, aber er hoffe, daß der Tag nicht mehr fern sei. wo der Krieg aufhöre, und das; dann alle verstan- digen Menschen sich an einen Tisch zusammensetzen werden um zu beralen, wie der bestehenden wirtschaftlichen Krise in der gan zen Welt entgegenqewirkt werden könne. .... Der Reichskanzler kam dann auf die ob e r sch l e s> sch e Frage zu sprechen und sagte dabei etwa: Ich bin sehr be sorgt um das Schicksal dieses Landes, gch weih nicht, ob ein Gesinnungswechsel bei den Allc' er » ten eingetreten ist. oder ob man etwa Lust verspürt, ein neues Land im Osten zu konstruieren, über daS in Deutschland noch nach Jahrzehnten getrauert werden würde. Heute noch wäre eine Verständigung mit dem polnischen Volke möglich. In Warschau hat jedoch die VcrgrößerungSwut die Geister verblendet und die polnische Regierung geht dazu über, sich mit dem deutschen Volke zu verfeinden, nachdem es sich die Russen zu Todfeinden gemacht hat und obwohl in Litauen und in Galizien der Kampf noch nicht dlgeschlossen ist. Sollt« auch in das deutsche Volk ein verpesten der politischer Leichnam gelegt werden? Der Gedanke an eine solche Konstruktion sollte die Politiker aller Länder abhalten, den Schritt zu tun, dem deutschen Volke deutsches Land, das Jahr hunderte lang zu uns gehört hat. durch em Diktat zu rauben. Das deutsch« Volk weiß nichts Amtliches über die Stimmung im Völkerbundsrat. Aber enttäusche man das deutsche Volk nicht ge. «tzade um des demokratischen Prinzips in Europa willen. Das deutsche Volk, das guten Willens ist, ein Reich der Freiheit und der Gerechtigkeit, ein Reich des Friedens mit allen Völkern mit eigener Hand unter größten Opfern auszubauen, darf nicht ent- täuscht werden. Eine Enttäuschung wäre schmerzlich nicht nur für die Führung der Politik und ihre großen Ziele der Völker verständigung und Völkerversöhnung. Nicht allein um des deut schen Volkes willen, nein, um de» Schicksals Europas willen, um des Schicksals insbesondere des arbeitenden deutschen Volkes will«» ist für uns «ine gerechte, eine weitschauende, eine ihrer Bedeutung angemessene Entscheidung in Oberschlesien eine Le- -eiisfrage. Der Reichskanzler forderte schließlich zur Einigkeit a»k Und warnte eindringlich davor, daS deutsche Volk in zwei Lager zu spalten. Nur die Zusammenfassung aller Kräfte, auch de» Besitzes, könne uns wieder aufwärts führen aus dein Weg«, den die christliche Arbeiterschaft stets befolgt habe und dessen Endpunkt gekrönt werde von de,,, Zeichen der Erlö sung. Der Reichskanzler streifte auch die Verhandlungen mit den Vertretern der Industrie, des Handels „nd der Banken, wobei er seiner Ansicht dahin Ausdruck gab, daß er durchaus damit einverstanden sei, daß jene Kreise, die dem dent. schen Volke helfe,, wollten, auch mit die Verantwortung 'rügen an der Führung der Regierungsgeschäfte. Aber täuschen dürfe man das deutsche Volk nicht. DaS Angebot muß Wirklichkeit weiden. DaS dentsche Volk ist zu rette», wenn es sich selbst nich' an,sinkst, wenn es auf Gott vertraut, wenn es redlich und ver- standiiisvoll weiterstrebt, wird auch uns wieder ein Tag des Frie. den? und der Freiheit, ein Tag des Wohlergehens beschieden sein. Briand über die Richtlinien seiner Politik Paris, S. Oktober. Ministerpräsident Briand hielt heute nachmittag in St. Nazaire eine Rede. Er sagte, er wolle vor der Wiederaufnahme der parlamentarischen Arbeite» die Nicht- lnien Mitteilen, nach denen er die Politik zu orientieren gedenke. Man habe gesagt, wenn er, Briand, gewisse Konzessionen verweigern werde, könne Frankreich einen besseren Nutzen aus seinem Siege ziehen. Frankreich habe die größten Opfer ae- vracht Während der Friedensverhandlungen habe Frankreich Konzessionen machen müssen. Wie sein Vorgänger habe er in völligem Einverständnis mit Frankreichs Alliierten handeln müs- sen. Ohne diese Solidarität wäre die Ausführung des Vertra ges uiiiiioglich. Aber niemals könne Frankreich alles ersannen ivas man ihm schulde, weil es Dinge gebe, die man nicht de-' zahlen könne. Um den schlechten Willen des deutschen Militari», mns zu beseitigen, habe seine Regierung die Bc'setznna von Du sseldo r f. Duisburg mtt> Nuhrorf b!schl° sen Das s°'"> Ereignisse von großer Bedeutung, die der Regierung nicht auf das Aktivkonto gebucht wurden, während man von hrcin Debet großes «"fheben mache. Jetzt sei Frankreich ,wch lieber- see e,»geladen Man werde dahm gehen, um eine Dankespflicht abzutrage,. und um eine Pflicht gegenüber Frankreich zu er. füllen. Frankreich müsse gerüstet bleiden, so'ange seine Sicherheit nicht gewährleistet se,. Frankreich habe ein An- reckt aus Reparationen und aus seine Sicherheit. In dieser Hin- sickt w' rde die Negierung keinen Augenblick schwanken. Die französische Regierung habe Vertrauen zu der gegenwärtigen deutschen Regierung. Die Engländer zum Wiesbadener Abkommen London, 9- Oktober. Reuter gibt folgende offinelle Mit- «stluni an«- Die Lriti"''» Finan,sack,verständigen sind gegenwärtig damst bcsch'isttftt. das Wiesbadener Abkommen zu stndleren. Zur »o iti'cken Seite dieses WkominenS wird b> merkt. dag dagegen von teile» Großbritanniens keinerlei Einwendungen erhoben wer- den können Man 'ei si-tz durchaus klar danibrr, daß jeder Plan, der Frankreich den Wikdcransbau seiner verwüsteten Gebiete erleichtere, nach Möglichkeit keiner Opoosi ion begegnen dürfe. Bis jedoch da« Abkommen von b-n Finanzsachverständigen gründlich dnrchgepruft sei, lasse'sich nicht sagen, bis ,u welchem Grade cs die a> teilsmäßwe Verteilung der Nevarationcn ans die Alliierten benihre. »nd ob der Wiesbadener Vermag sich mit dcm Revaratioiisabkomm-n in Ein klang bringen laste. So'ange dies nicht fcstgestellt ici. zeige sich . atnrgcmäß die e lisch- öffentliche Mciinina in der Benit-ilung de« Wtesbgdcner Abkommen« ,e,erl"ert „Daily T-legiaph lasst sich von seinem Korr.,pondcnten au« Berlin drahten: D,c Einladung Dr Nathenan« an alle Alliierten, mit Deutschland Sonderabkommet, zu 'schließen, könne in ihrer gegenwärtigen Form nnr als Akt äuge- seken werden, der daraus cibzlcle, das Londoner Reparation«, abkomme» zu zerstören, wie auch di-alliierte Solroaritat >n dieser lebenswichtigen Frage ans die härteste Probe zu stellen. London, 3. Oktober. Korrespondenten Londoner Blätter er fahren aus amtlichen Quellen, daß mit Sicherheit zu erwarten ist, daß de englische Regierung von Frankreich Einsicht in die mit Dcutichwnd abgcschlostenen Bcrlräge rordein wird. Es soll gcprmt werden, inwieweit die gemeinsamen Interessen an der deutschen Entschädigung durch diese Verträge bedroht oder aufgehoben werden- Rathenau über das Wiesbadener Abkommen Paris, S. Oktober. In den Bemcrknngcn. die Minister Dr. Rathenau nach der Unterzeichnung de« Wiesbadener Abkommmens niederschrieb, gibt er ,u. daß Frankreich eine finanzielle Regeln,-g nötig habe, die es ivm gestattet, seine Arbeiten während einer Periode von vier Jahren in verstärktem Maße zu betreiben. Deutschland aber habe nötig, seine Geldzahlungen soviel wie möglich in Sach leistungen umzitwandcln. Deutschland nehme ein nusto schwereres Opfer auf sich, al» seine Lage nicht die einer Finanzmacht lei. ES habe sich zu diesem Opfer entschlossen, um nochmal» zu beweise», daß «» eine letzte Anstrengung machen wolle zur Gesundung Europas. Pressestlmmen Die „Germania" schreibt: „Wenn die außerordentlich starke finanzielle Belastung die wenig erfreuliche Folge diese» Abkommens ist, so scheinen doch die Vorteile die Schattenseiten zu überwiegen, selbst da»», wenn es überhaupt ,och einen Zwei, fel gäbe, ob wir unsere finanziellen Verpflichtungen in der Hauptsache anders als durch Sachlieferungen abtragen könnten. Das »eae Abkomme» bringt der deutschen Industrie eine Menge von Arbeits- und Verdieiistmöglichkeiten. Es ist keine Frage, daß wir nur mit der Hände Arbeit eine bessere Zukunft erringen können. Was nützt es England und de» anderen Entsntestaaten, von unS ungeheure Neistenzahluuge» zu erhalte», wen» diese Staaten nicht die Möglichkeit haben, die zunehmende Zahl der Arbeitslosen zu beschäftigen. Es gibt kein Volt in der Geschichte, das durch den Bezug von Renten seine Wohlfahrt gehoben hätte, Krisen haben sich nur durch erhöhte Arbeitsleistungen beseitige» lassen. Wenn augenblicklich so viel davon die Rede ist, daß Eng land dieses neue Abkommen bekämpfe, weil dadurch seiner In dustrie wichtige Absatzgebiete genommen würden, so ist zunächst diese Ansicht insofern nickst richtig, als auch England bei den Lieferungen der Interessenten nicht ganz ausgcschlossen ist. Wenn aber die deutsche Industrie'einen gewissen Vorsprung hat, so ist der Grund hierfür doch vor allen, der, Deutschland über haupt wirtschaftlich leistungsfähig zu erkalten und daran hat doch England ebenfalls das grösste Interesse. Schließlich darf man die politische Bedeutung diese» Abkommens nicht ganz übersehen. Es ist entsprungen wirtschaftlichen Erwägungen und Notwendig keiten. Allein zwischen Parteien, die lediglich von dcm Gefühle des gegenseitigen Hasses und der Feindschaft erfüllt sind, asten sich wirtschaftliche Abkommen nicht treffen. Ein Mindestmaß gegenseitigen Vertrauens ist möglich, und daß dieses trotz der Hetzreden ClemeiiccauS sich in der letzten Zeit in Paris gefestigt bat, dafür ist der Abschluß dieser Vereinbarungen ein deutlicher Beweis." Nach dem „ D e » l s ch e n " hat Frankreich somit in diesem Abkommen das Recht des lötärleren weidlich gewabrt und der Erfolg für uns ist höchstens cer, daß »ns im Gegensatz zu Ver sailles ein Platz am Verhandlunastisck endlich eingernnmt wurde, >n» den Versuch einer praktischen Wiederaufhanarbeit möglich zu mnc-'e». Der „ D e u t s ch c » Z e i t i! n g " entnehmen wir: „Man kann c? dein Herr» Minister Naii'enau nackempfinden, das; er da? Bedürfnis hat. fest, höchsteigenes Werk in l'engalisch.- Be- Icnastung zu rücken. Seit der Revolution ist eS in Deutschland Sitte, das; der Meister das Werk lobt — weil eS nämlich sonst niemand tut. Dr. Rathenau ist stolz darauf, daß zum ersten -cale eine rickstiggeheiiee Vr>-h<nidl>i!lg stat o.ö >n.de» bat. die nicht ni, e nein Diktat von Feindesseite geendet hab>- W>e "'öb',n ""-'"sch-ft "i'Ier eine -.-erfüllbare nld.wrvflick.mm ,en orwde» nach iiii!,-» und nach außen zu foroern geeionet ist. -»reih-it- Vt: „Hie. ist c-n Vertrag ae- be e d--". D-ms.-.and ...e,.'oj nn» formell als g-erch- der,um cm "-7 ",che,».t. -srancreick bat nick', diktiert, st"-, a^ en 7«st'iud,gt. wenn wir auch „ach unserer Gs'A" Luge nicht imstande waren, diese Verständigung fite uns S LÄLW Ä Von Dr. Her schel, M. d. R. Der Spruch deS Völkerbundsrates über Obcrschlesien wird dort sür Mitte Oktober erwartet. Eine Verzögerung ist aber gar nicht ausgeschlossen. Nach dem ähnliche» Ausgange der Pariser Konferenz rechnen viele damit. Man spricht sogar vom Frühjahr. Wie die Entscheidung lauten durfte, ist noch gar nicht ab- znsehen, wenn sie wirklich bald fallen oilte. Ter Vorsitzende der Katholische» Volkspartei, des ZentrnmSjlügcls in Oberschlciien, Pfarrer lllitzka, hat eben erklärt, das; man vom Vatikan Gerechtigkeit und Verständnis in der Frage erwarten dürft. In wieweit das von Bedeutung für den Völkerbund und den O b c r ste » Rat werden kann, steht dahin. ES heisst allerdings» das; in Gens eine sür Deutschland günstigere Auflassung herr sche als seinerzeit in Paris. Man würdigt eben nnii den polnischen Terror vor und bei der Abstimmung besser. Die gewaltige, fast elementare Volksbewegung, die man als Sti m m n n g s «in s ch w „ n g unter den polnischsprechenden Massen bezeichnet, ist das insofern nicht, als nun, wo der Terror erlahmt ist, eben nur die wahre Volks- »leinung sich zeigt, die am 20. März 1921 gehindert und ge fälscht wurde. Hütten sie das gekonnt, ft hätten sicher viele schon damals gegen die Losreißnng von Oberschlesien gestimmt, die heute im Gegensatz von einst auch äußerlich nichts von Polen wissen wollen. Bei anderen aber ist der Stimiiinngsuiiischwung seitdem wirklich eingetreten angesichts der großen Gefahren, die sie selbst und ihre Gemeinden bei Abtrennung vom Reiche laufen würden. Beide Strömlingen kommen zum Ausdruck in de» Denk« schristen, die eben i» Gens vom deutschen Konsul dcm Präsiden ten des Völkerbnndsrates Vicomte Jshii überreicht worden sind. Darunter sind bemerkenswert besonders die Eingaben von Frauen, welche in einzelnen Gegenden bis 100 Prozent zäh le», und die ans den Kreisen Ples; und Nybnik, also aus sogenannten Terrorzentralen mit polnischer Mehrheit, stammen, die nun am schärssten der Zerreißung von Oberschlesien wider sprechen. Ein Grund dieser ersrenlichen Bewegung ist draußen i» ! Reiche noch weniger bekannt, obgleich er eine sehr große Roll, spielt. Das ist die Abkehr breiter Volkskreise von dem fräher wcitvcrbrciteten Irrtum, die katholische Kirche sei besser daran, wenn Oberschlesien oder doch der Jndustriebezirk zu Po len fiele. Mit großem Geschick, unter genauer Kenntnis der Volksseele und mit außerordentlicher Zähigkeit hatten die Polen im Ab« stiinmuilgskampfe diese Auffassung überall verbreitet. Sie sagten zur Begründung, Deutschland sei ein protestantisches Land, das von Juden und Freimaurern regiert werde. Polen aber sei ganz und vor allem, es sei gut katholisch. Die Erfinder und Ver breiter solcher Behauptungen konnten dabei nicht eimnal im gute» Glauben sein. Dazu kannten sie die wirklichen Verhält nisse diesseits und jenseits der Grenze zu gut. Einige, wie Kvr- faiity, hatten in Deutschland höhere Schule», die Geistlichen sogar deutsche Universitäten besucht, wo die Wahrheit darüber gelehrt wurde. Rein planmäßig schon waren jene Ausstreuungen falsch, und zwar nach beiden Richtungen hin. Sie konnten eben nur Glauben finden bei den polnischsprechenden Massen, die nicht in der Lage waren, auf Grund einer gewissen Bildung die Unwahr heit sofort zu kennen. Die Agitatoren wußten aber genau, daß es für politische Zwecke darauf ankommt, die Menschen zu nehmen, wie sie sind, nicht wie sie sein könnten oder sei» müßten. In Polen haben die Katholiken gar nickt eimnal die ab solute Mehrheit gegenüber den anderen Konfessionen. Griecknsck- Katholische, Protestanten und Juden sind zusammen dort etwas zahlreicher als sie. Aber selbst wenn wirklich eine geringe, ja selbst wenn eine aiischnlichere katholische Mehrheit nach der Statistik vorhanden wäre, so würde Polen dadurch doch noch nicht zu einem ganz katholischen Lande. Ans der anderen Seite ist Deutschland ebenftwenig rein Protestantisch. Es hat zwei starte Drittel Evangelische und ein schwaches Drittel Katholiken. Letztere waren bis zum Friedens schlüsse noch stärker an Zahl, als jetzt. Die Landvcrluste schwächten gerade den deutschen Katholizismus in West und Ost stark. Elsaß-Lothringen, Enpen-Mciliiiedy, Posen, das Hultschiiicr Läudchen und Reichtal i. Schl, sind alle überwiegend katholisch. Was würde erst bei einer Zerreißung Oberschiejiens? In Schle sien würden wir sofort Minderheit. Auch als Katholik, nicht nur als Deutscher mns; man also sür das ungeteilte Verbleiben des Abstimmungsgebiete?- beim Reiche eintreten. Indessen entscheide.' die Zahlen überhaupt nicht darüber, ob ein Land gut katholisch genannt werden kan», wie die Pole» es von ihrer Republik sagten. Dafür ist vielmehr die innere Ge sinnung des Volke» maßgebend, dann deren Betätigung im pri vaten wie ini össentlichen Leben. DaS jentire cum ecclesia, wie man eS nennt, ist dazu nötig. Ist nicht Frankreich der Zahl der Bewohner nach fast ganz fttholisch? Ist es deshalb aber auch gut katholisch? Die älteste Tochter der Kirche hat sich manchmal recht ungebärdig gegen die Mutter benommen, auch noch in naher Vergangenheit. Die letzte» beiden Jahrzehnte sahen Vertreibungen von Orden, Beschlag nahmen »nd Verteilungen kirchlicher Güter, kurz einen regelrechten Kulturkampf. In Korsika vertrieb man eben erst Kongrcgationeir. Zwar sind jetzt die amtlichen Beziehungen zwischen Staat und Kir che wieder ausgenommen worden. Jndifferentisiiius und Äthe rs,nn? aver sind in Frankreich weit verbreitet. Wenn auch seit dem Kriege eine gewisse Wendung unverkennbar ist, ft kann doch von einem gut katholischen Leben kaum die Rede sein. Aehnlich liegt es in Polen. Wir wollen von der plötzlichen Abberiisnng emes Vertreters beim Vatikan gar nicht reden. Sie erfolgte, weil man in Warschau mit dein Papste nicht zufrieden „ befrachte „iir einmal die nnkirchtiche Haltung leitender A"s7A"Ewr, die Aufruse von Lehrervereineu, die ganze religiöse Ettistellung Wetter gebildeter Schichten in Polen. Auch da kann ,5 77 ^tholischen Volke schlechthin nicht gesprochen *ine tiefe Kluft zwischen Lehre und Leben. Der Ver,as,er ermnert sich eines Wortes, das ihm ein führender Pole vor mehr als zwei Jahrzehnte,; sagte: „Wir sind
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