Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 05.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-05
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.02.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ummern I N»r. »usl»,e.23000 «ttl. V»r dt» Müll,ab, «in,e- .—«anul-rt»,« > dt« Nedaclto» verbtudlt<I>. JilserrtenMnnodm« au»< minrtl: D»»»»»t»l» u>» in Humbur». «er- Sr«»l»u, tzranlfurl ». M. — LllS. Mo,»« In Berlin, Lelyji», Wien, Llwidurg, Nronckurt a. M., »tün chen. — v»nd» H L«. in Araillsurt ». M. — «r. v»i»t tn ld-mnis. — II»- «»«, 8»UI»e d Ls. tn Pari,. Tageblatt für Unterhaltung und Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lispsch k Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Julius Neichardt 1» Lt»N.sUtzr.»»nE» bt» ,2 USr. Nn Neustadt: aratze Kloster. ^sse^btß Abd bU»r ipalttacu Pettthelle kostet IS Pfa. Äingrsandk lne äctle S Nge. Ltne Garantie iiir daß nochsttäalste Sr,S»»i. neu der Inserate wird nicht geweden. Audwärtige Vlunoncen- Aufträge van uns unde« kannten Firmen u Per» sonen tnserisen wir nur gegen Pränumersndo- .^atilung du.ch Brief marken oder Poircinjiti- lirnz. d Luden kosten !>/, Ngr. 2lu-roä>tae können die HalUung auch auf eine Drekdncrshiri.ta airw-'iien. Die (r:v. Nr. 3«. Neunzehnter Jahrgang. Mltredacteur: vr. Kür das Feuilleton: Ln«IvlU n»rtivl»i»i». Dresden, Donnerstag, 5. Februar 1874. Politisches. Von drohenden politischen Verwicklungen ist es gestern — dem Himmel sei Dankl — ganz still geblieben. Die wüsten Hetzartikel auSlkdünscher Clericaler folgen sich zwar ununterbrochen; der Reichs kanzler wird fortwährend in Athen» erhalten; aber von dem Zei- tungSkriege bi« zu diplomatischen Actionen, die militärische Macht- entfaltungen tm Hintergründe hätten, betritt Niemand leichten Herzens den Weg. Dem Fürsten Bismarck erwächst zudem in dem heute zusammentretenden Reichstage eine Stütze, deren Volksthüm- lichkeit und Festigkeit im Auslande nicht ohne tiefere Wirkung bleiben kann. Wenn aus dem allgemeinen, gleichen und directen Wahlrecht« eine Volksvertretung hervorgeht, deren überwältigende Mehrheit die Politik des ersten Reichsbeamten unterstützt, so ver leiht sie diesem ein Relief, für dessen Bedeutung dem Auslande das Verständnis nicht fehlen wird. Mit Spannung blickt das deutsche Volk auf die Worte, mit denen der Reichskanzler Namens des Kaisers die neugewählten Reichsboten willkommen heißt und sie zur Arbeit an des Reiches Größe, an des Volkes Wohlfahrt aufruft. Mit patriotischem Schmerze hingegen rcgistriren wir die Er gebnisse der Neichstagswahlen in Elsaß-Lothringen. Kein Einziger unsrer neuen Neichsbrüder ist gewählt worden, der die Versöhnung mit den neuen Verhältnissen auf seine Fahne geschrieben hatte. Wo nicht die Candidaten der französischen Partei, die ihr erstes Debüt im deutschen Reichstage mit einem Proteste gegen die Annektion eröffmn werden, gewählt wurden, da gingen nur stramme Ultra montane als Sieger aus den Wahlurnen hervor. Es würde nicht so sehr viel verschlagen, daß die Clericalen um eine Handvoll Mit glieder sich verstärkten, wenn eS nicht gerade das niit Strömen deutschen Bluts erkaufte Elsaß wäre, das uns diese Reichsfcindc in die Volksvertretung sendete. Arm in Arm ging der den Clericalen blindergebene Bauer und Bürger, mit dem französisch fühlenden Arbeiter zur Urne, die deutschgesinnten Landsleute zu schlagen. Verhehlen wir es uns nicht, daß die Versöhnung der Gemüther in den Reichslanden nur geringe Fortschritte gemacht hat, daß noch unendlich viel zu thun bleibt, ehe wir das mit dem Schwerte Er rungene uns geistig und gemüthlich asfimilirt haben. Die Franzo sen und die Römlinge sikrd noch die geistigen Herren des Landes! So tiefen Schmerz ein solches Wahlresultat in Deutschland Hervor rufen wird, so Heller Jubel ist darüber in Frankreich ausgebrochen. Triumphirend weist die Pariser Presse auf diesen Ausgang hin und die thörichten Hoffnungen der Franzosen auf Wiedergewinnung von Elsaß-Lothringen fahren augenblicklich mit stolzgeschwellten Segeln einher. * Die Verhaftung des Erzbischofs LedochowSki und seine Ab führung in die Grenzstadt Ostrowo ist glücklicherweise ohne Störung der Ruhe erfolgt. In seinem Exilc ist der gefangene Kirchenfürst an sich keineswegs von allen Functionen in seiner Amtsverwaltung abgeschnitten. Das Maß der ihm zu gestattenden Amtsverrichtun gen hängt allerdings ganz von dem Ermessen der preußischen Regie rung ab. Es wird sich gar bald ergeben, wie die Diözesanen die Stockungen, die unausbleiblich cintreten, tragen werden. Eine ganz eigenthümliche Erscheinung ist es, daß außerhalb Preußens die römische Curie sich zu der Staatsgewalt viel freund licher zu stellen weiß, als in Preußen. Nachdem sie Jahrelang der badischen Regierung behufs Besetzung des erzbischöflichen Stuhls in Freiburg eine Candidatenliste vorgelegt hatte, die für die Regie rung ausschließlich unannehmbare Namen enthielt, präsentirt sic jetzt auf einmal eine Liste versöhnlichster Richtung. Wir begegnen dem württembcrgischen Bischof Hefcle, einem der mildestdenkenden und gelehrtesten deutschen Bischöfe und daneben noch 11 Namen, die zum Theil zwar der streitenden Kirche Atoms angehören, deren keiner aber sich in den vordersten Reihen der ultramontanen Kampfhähnc' gezeigt hat, deren Mehrheit vielmehr die Erhaltung kirchlichen Frie dens trotz aller Kirchengesetze zu verbürgen scheint. Der Bundesrath des deutschen Reichs wird demnächst über einen Krebsschaden unserer Zustände einen Entschluß fasse», über den zu berichten man sich nicht entbrechen kann. Es handelt sich um einen Streit zwischen dem Senat Hamburg und dem Reichs kanzleramtspräsidenten Delbrück darüber, ob öffentliche Häuser mit dem ReichSstrafgcsetzbuche zu vereinbaren sind. Der Hamburger Senat sagt Ja und findet die Concessionirung solcher öffentlichen Häuser als das geringere Uebel; der Justizausschuß des Bundcs- raths läßt letztere Frage ganz^unberührt, kümmert sich nicht um die Folgen des Verbots öffentlicher Häuser und verlangt nach dem Wortlaut des Strafgesetzbuchs vom Hamburger Senate die Auf hebung derselben. Soll wirklich das Berliner Louisthum in ganz Deutschland kraft ReichsgcsctzeS eingeführt werden? Da sich der Bundesrath außerdem mit der Revision des Rcichsstrafgesetzbuchs beschäftigt (cs handelt sich hierbei um die Bestrafung jugendlicher Verbrecher, des Gesindels wegen Diebstahls und die Strafen für Körperverletzungen), so wäre es wohl an der Zeit, zu fragen: ob man bei der traurigen Mahl zwischen öffentlichem Hause und dem Messer des Berliner Louis, nicht das elftere als das kleinere Uebel zu dulden sich entschließt? Schlag auf Schlag kommen die Meldungen über die Nieder lagen der Liberalen in Großbritannien. Die Conservativen ver drängen ihre Gegner aus einer ganzen Reihe von bisher diesen sicheren Kreisen. Auch der HauptrekrutirungSsitz Gladstone's, Irland, das ihm hauptsächlich bisher die liberale Mehrheit in» Par lamente bilden half, scheint ihm verloren zu gehen und seine Amts niederlegung in die Hände eines konservativen Ministeriums Dis- raeli-Stanlcy nahe bevorzustehen. Ein, die Situation in Frankreich grell beleuchtendes Wort ist jüngst dem Pariser „Figaro" entschlüpft. Dieses die Stimmung Frankreichs oft mit photographischer Treue wiederspiegelnde Blatt spricht sich jetzt eifrig für die Republik aus, zwar für die aristokra tische, reactisnäre Republik, die bestimmt sei, dieDemokratie in ihrer Umarmung zu ersticken, aber doch für die Republik. Mau müsse den Leuten diesen Titel zugestehen, „denn es ist unmöglich, noch län ger unter dem Provisorium mit dem Rechte der Verschwörung zu bleiben". Das „Provisorium mit dem Recht der Verschwörung" giebt das an, was von dem ganzen Lande als das Unleidliche empfunden wird. Wohin man komint und wohin man hört, überall vernimmt man die Klage über das Provisoriuin, und daß dieses Provisorium nicht einmal als solches ein halbes Jahr lang sicher sei, das sei es, was den Handel lähme, was den Geschäften den Muth nehme. Um die Geschäfte zu beleben, Vertrauen in die erschütterten Herzen der Franzosen zu gießen, dazu hat jetzt der Handelsminister eine Rede gehalten, m der er das siebenjährige Regiment Mac MahonS als da- Kok me tavger« allen Patrioten dringend empfahl. Italiens Parlament hat sich für den obligatorischen Unterricht ausgesprochen. Allein — wie hoch bezahlen wir unsere Lehrer? Diese Frage machte großes Kopfzerbrechen. Der Unterrichtsminister hat als Antwort darauf eine Tabelle aufgestellt, die geiviß Alles eher als luxuriös ist, und die doch sehr lauter Einsprache begegnete. Während die Minimalsatzc für städtische Lehrer bereits durch das Gesetz von 1859 festgesrellt sind, handelte es sich hier um das Mini muin für Lehrer und Lehrerinnen auf den» Lande. Die ministerielle Tabelle, die auch trotz aller Bekämpfung schließlich angenommen wurde, unterscheidet zweierlei Minimalsätze, einen von 700 Lire (175 Thlr.) für das Lehrpersonal an den höheren, einen andern von 600 Lire (125 Thlr.) für das an den niederen Elementarschulen ES gehört wirklich schon etwa- dazu, diese Sätze als zu hoch zu be kämpfen. Um dem Vorwurfe zu entgehen, daß sie die Lehret: noch miserabler bezahlen wollten, kehrten die Gegner denn auch nicht diese Seite der Sache vor, sondern argumentirten von der von ihnen be tonten Unmöglichkeit aus, den Gemeinden erneute Lasten aufzulegen. Schließlich entschied man sich dahin, daß die Wohlhabenderen eine kleine Schulsteucr entrichten, den Armen aber der Unterricht frei sein sollte. Um den Lehrer« an den Volksschulen aber etwas zu geben, gewährte man ihnen — da» Wahlrecht. Loeale» und LiichfischeS. — Ihre Maj. die KönigiWSarola verließ gestern Nachmittag 2 Uhr 50 Minuten per Eisenbahn di« hiesige Stadt und fuhr nach Oschatz, welchen Ort sie alsbald wieder verließ um «ach Leipzig weiterzufahren. — Der Advokat vr. Stein I. zu Dresden hat den königl. Preuß. Kronenorden 4. Klasse erhalten. — Landtag. Die 1. Kammer hat vorgestern und gestern Sitzung gehalten, in denen sie unter Anderem dle Mittel zur Vollendung des Rothschbnberger Stollens bewilligte und die neue Landtagsordnung anderweit beriech. — In der 2. Kammer wurde gestern das Cultuv-Bubget bcrattzcn. Beim Etat der Gymnasien rügte Abg. Sachße scharf die Einstellung einer geringeren Summe für baö Gymnasium in Freiberg, als für die übrigen Gc- lebrtenfchulcn. ES war seinem Eifer für kaS Wohl seiner Vater stadt schon in der Deputation gelungen, die gleichmäßig'ge- recküc Behandlung des Frciberger Gymnasiums zu erreichen — lieber die Hobe tcS Staatsbeitrags zu den Realschulen 2 Ordnung cntspinnt sich eine längere Debatte, in decvr.Halm, Iungnickel und B eck 3000 Thlr. für genügend erklären, zu mal die Regierung für weitere Bedürfnisse noch 12,000 Tblr. DiSpositlcnSguantum bewilligt erhalte; hingegen bezeichnet Uhle 4000 Thlr. alö das Minimum. waS zu gewähren sei, schon um daö Unwürdige des Zustandes zu beseitige», daß Städte uin Zu lagen vor der Thür des Ministers antichambrircn müßte». Der Minister von Gerber erklärt, daß die Regierung gern Anträ gen der Kammer, die über die ursprüngliche Forderung hlnauS- gingcn, entsprechen werde. MannSfeld ersucht die Regierung, tattS die Stadt Schneeberg die Uebernahme der dortigen Real schule auf Staatskosten beantragen sollte, diesem Gesuche zu ent sprechen. Nack, der Befürwortung d»S Referent S t a r k e - Mitt- weida stellt die Kammer die Aversionalbeiträge dcS Staats für die Städte mit fertigen Realschulen 2. Ordnung in Berücksichti gung der von diesen zu bringenden Opfer mit je 4000 Thlr. ins Budget ein. Die Kammer saßt diesen Beschluß mit nur 35 gegen 34 Stimmen; indessen spricht sich aus der Haltung der Mino rität deutlich aus. daß sie im Herzen über ihre Niederlage nicht grollt. Weiter beschließt die Kammer: aus den Antrag bcS Secr. v. Z a h n die Regierung zu ersuck-rn, den NormalbesoltungSctat um je loo Tbr. zu erhöhe»; endlich stellt sie, aus den vom Slbg. Beyer unterstützten Antrag des Viccvräsidcnten Streit ht», den Staatszuschuß sür die Realschulen in Chemnitz und Zwickau mit <>ooo Thlr. «statt bioS 5000 Thlr.) inS Budget ein. Im Nebligen decken sich die KammerbeschMe mir den bereits mitgethciltcn DepntationSanträgen. — Die Bewilligung von 20,000 Tblr. lür de» Neubau einer Realschule in Reichcnbach erfolgt einstimmig, warm befürwortet voin Abg. Ouerner. - Bei den Postulatcn für die Seminare envähnr Referent Starkc- Mittweida, daß die Regierung einer noch weitcrgehendcn, alSder vorgcschlagcncn Erhöhung der Gehalte der Direktoren und Lehrer an den Seminare» setzt nicht geneigt sei, zumal denselben durch die Einführung der Vezirksschnlinspcctoren Aussicht ans »veitereö Avancement geboten sei. Ei» Antrag La » ge' S auf principielle Gleichstellung der Seminaranstalte» init den Realschulen l. Ord nung in Bezug auf Stundenzahl und Gehalt wird init überwie gender Mehrheit abgelehnt, nachdem der Minister sein Be dauern ausgesprochen, daß trotz aller Ausbesserungen aller Lehrcr- kategoricn doch nicht Znfricdciiheit zu walten scheine. Abg. Petri batte vergebens gesucht, auf eine gewisse SOinäherung der Gehalte der Seminar- und Real schul!ebrer binzuwirken. v.Penzig, »reicher seine volle Hochachtung vor dem Lchrcrstand zu erkennen giebt, sich aber auch daö Recht nicht nehmen lassen wird, wahrgenoinmtne Uebelstände unter der Lehrerschaft z» ta deln, begründet de» Antrag: durch Gewährung von Freistellen an den Seminaren an Gymnasiasten und Realschüler und solche, die daS Frciwilligeneramen bestanden, dem Lehrermangel augen blicklich abzuhclscn. Der geh. Kirchenrath vr. Gilbert begrüßt zwar jeden Antrag aus Abhilfe des Lehrermangels mit Freuden, giebt aber Penzig z» bedenken, daß auf bloße Zcugnlsse zun» Freiwilliaendicnst hin noch Niemand befähigt sei, in die zweite Klasse elncS Seminars ausgenommen zu werden. Eine Prüfung müsse jedenfalls voranaehen. Mit 16 Jahren könne man schon Freiwilliger werden, 18jährige Lehrer aber seien doch zu jung. Uebrigenü köniw er mittheilen, baß jetzt alle Se- Melbcnden ansnchmen könnten. Wenn die Kammer der Regier ung eine BerechnungSsumine von 0000 Thlr. gewähre, so wolle diese einen Versuch »nachen. ein Lehrcrinnenseminar in Dresden zu gründen, daö nach 3- biö 4jährigem Eursc junge Lehrerinnen audbilde. v. Oehlschlägcl greift diesen Gedanken aus, bean tragt die Bewilligung von «>000 Thlr. zu diesem Zwecke und be fürwortet außcrdem die Errichtung eines Seminars in Sayta. vr. Panitz gllnlbt nicht, daß Penzig's Antrag dem Lehrcrsianbe viele Kräste zuiühren werte. Das einzig Richtige sei: sortwäh- rende Vennehrung der Seminare. Ncbrigcns verspricht er sich keinen Erfolg von dem Plane der Regierung, die Schülerinnen einer höheren Töchterschule in Dresden aus ein Lehrcrinnensemi- nar überzulühren. Schülerinnen, die durch die höhere Töchter schule gegangen, seien zu Lehrerinnen verdorben. Nur wenige Mädchen seien der physischen Anstrengung gewachsen, Klassen Lehrerinnen zu werben; viele verheiratheten sich dann auch. Einem Lande wip Sachsen sollte die richtige Bezahlung von Mannes- kräften für die Volksschulen nicht zu thcuec sein. Der Minister von Gerber entgegnet zunächst, daß er nicht im Werke führe, In Dresden Gouvernanten zu bilden und eine höhere Töchterschule hier in ein Lebrerinnenscininar umzuwnndeln, sondern ein Lehrerinncnsemlnar ohne Internat zu errichten, aus dem tüchtige VolkSschullehrerlnnen hcrvorgingen. Obwohl die Lehrerinnen iin Organismus der Volksschule immer nur eine er gänzende Stellung cinzunehmcn hätten, so seien innerhalb des selben die Beweise sür ihr gutes und nützliches Wirken schlagend und sehr irireulich. Ucbrlgens »vird die Regierung die Resultate einer Untersuchung, dle in Preußen über daö höhereTöchterschuI- wescn setzt stattssntet, abwartcn, ehe sie aus diesem Gebiete weiter vorgeht. Die Kainmcr genehmigt die Errichtung von 116 Frei stellen auf den Seminaren, ermächtigt sie zu einer Vermehrung derselben je nach Bcdürfniß, übergiebt Ihr den Antrag Penzig's und einen ähnlichen UHIe'S zur Erwägung, bewilligt nach dem DeputatlonSantrage sür dle Seminare 188,246 Thlr. und 6000 Thlr. nach von Oehlscvlägel'S Antrag. — Bei dem Etat der Fortbildungsschulen theilt Res. Starke mit, daß In Sachsen letzt 101 besieden. Mehnert und Strauch wünschen eine Erhöhung der EtaatSauswendung für diese Schulen, da die Leh rer nicht viel Neigung zum Unterrichte an denselben zeigten. Schulrath vr. Bornemann: Der Unterricht an den Fort bildungsschulen werbe den Lehrern extra vergütet werten. Zu nächst würden sich diese Schulen erst auf gegen 280 vermehren; später würde der Staat allerdings mehr aufwendcn müssen. — Den Schluß der Debatte über das CultuSbubget bildete die «ln» nähme deö Antrag» von vr. Panitz, sür den sich Walter, v. Könnerltz, vr. Biedermann und der Minister warm auSsprqchen: nicht blo- 17, sondern 25 BezirkSschulinspec- toren mit ettirm Gehalt von durchschnittlich 2200 Thlr. zu ge- nehmigen^ UHgxordnrte KSftrstein ersucht un» zu berichtigtu. daß er nicht gegen eine zu billige Verpachtung, sondern gegen einen Verkauf der Kaminergüter gesprochen habe. —>' Vom Abg. Starke-Schmölen befindet sich der Bericht über den Ausbau des Eisenbahnnetzes in der Südlausitz im Druck. Er kommt noch per der Vertagung zur Berathung. — Nachdem sich bereits gestern der Minister jdeS Innern, v. Nöstitz-Wallivitz nach Berlin begeben hat, um an den Sitzunger des Reichstags, dem er als Abgeordneter angehört, theilznnehmen, werden die andern in Dresden wohnhaften und meist als LandtagS- abgeordnete thätigen ReichStagömitglieder heute Morgen 10 Uhr nach Berlin abreisen. Sie kommen dann gerade noch recht, gegen 2 Uhr, in Berlin an, um im weißen Saale des königl. Schlosses der feierlichen Eröffnung des Reichstags beizuwohnen. Der sächsisch« Landtag erleidet durch den Zusammentritt des Reichstag» keine wesentliche Störung. Heut wird der Bauetat berathen, in nächster Woche sollen die Etats der Ministerien der Justiz und des Innern berathen werden. Ueber das Erster« liegt der von vr. Minckwitz erstattete Bericht bereits gedruckt vor, über das Letztere befindet sich der vom Abg. Haberkorn verfaßte Bericht im Drucke. Die wenigen dann noch restirenden Theile des ordentlichen Budgets (Allgemeine StaatSbedürfniffe, Aeußeres, Gesammtministerium u. s. w.) werden sich in rascher Folge anschließen; nur der Pensionsetat erleidet einige Verzögerung, da dem Landtage das längst erwartete Gesetz über die Erhöhung der Pensionen und Wartegelder der CivilstaatS- diener jetzt vorgelegt worden ist, das auf die Ziffern de« PenfionS- etatS erheblichen Einfluß ausüben wird. Der Minister von Nostitz-Wallwitz wird sich zur Vertretung des Budgets seinoS Ressorts in der 2. Kammer nächste Woche hierher zurückbegeben. Somit ist alle Aussicht vorhanden, daß das Budget in der 1. Les ung der 2. Kammer bald völlig erledigt ist. Nach der Mitte dieses Monats eintretenden Vertagung des Landtags wird dann die Fi nanzdeputation der 1. Kammer ununterbrochen da» Budget berathen können. Sie rüstet sich unter ihrem Vorsitzenden, dem Prinzen Georg k.H., eifrig zu dieser Arbeit. — Das Stenographenbureau des deutschen Reichstags entlehnt auch diesmal <n« dem k. stenographischen Institut zu Dresden drei tüchtige GabelsbergerscheStenographen. DieHcrrenPros, vr. Zeibig, Oppermann und vr. Schcffler sind gestern bereits zur Verpflichtung in ihrer Stellung nach Berlin gereist. — Während sich die übrigen Minister bei den Sorten, die sie in ihren Räumen versammeln, im Wesentlichen auf die Beamten ihres Ressorts beschränken, übt der Herr Kriegsminister, General v. Fabrice, die Gepflogenheit, die Regierung nach außen hin glän zend zu repräsentiren, in großem Style und weitherzig aus. Wenn heutzutage Mars die Stunde regiert, so hat dieser Kricgsgoit in Sachsen Augenblicke, in denen er sich von seiner liebenswürdigsten Seite zeigt. Alles was iin Gebiete des öffentlichen Lebens hervor ragt, versammelt er dann zu froher Vereinigung. Den Vertretern des Landes, der Kunst, der Wissenschaft, der Presse giebt er ein Stelldichein, dem ein blühender Kranz holder Fraugngcstalten Schmuck und höchste Zierde verleiht. Die erste große Soiräc, die iin Laufe dieses Winters der Kriegsminister in der 1. Etage des Mini steriums des Innern vorgestern Abend abhielt, entbehrte zwar der Thcilnahmc der allerhöchsten Herrschaften, stand aber in Bezug auf Zahl >»nd Glanz der sonst Erschienenen derartigen früheren Festlich keiten nicht nach. Die Landtagsabgeordneten, mit denen der gast- gebende Kricgsminister sonst manchen harten Strauß auSzuftchten minare besetzt seien und dle nelibearünrrten und in der Entwick- . . .. lung begriffenen Seminare kaum die Zahl der sich zur Aufnahme hat, bewegten sich diesmal friedlich in den schönen Salons, herzlichst
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite