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^uer Tageblatt Nr. 264 Freitag» äen 13. November 192S 20. Jahrgang WZW /lnZeiger für öas Erzgebirge Mi «« ft«» <M» Um,«,m» I» ».«»»MmM«, mm »DM«, ft«»«!im M *»ldp'«>ml,,, »P,II>,,U« m «»l«»f,»»ii, »»«Ich« 1«Il« m «M»»k»im>I». r,l»g»amm», Lag»»ia« ftu„»,g,s«,g,. Enthalte«- -le amtliche« oekaaatmachavge« -er Natea -er Gta-t ««ö -g» flmtsgerlchl» flae. p»Mmk.«»nt» ft«, n». lese Deutschnationale für den Loearno-Bertrag. Das Vaterland über die Partei! Berlin, 11. Nov. Nachdem bereits vor einigen Ta gen eine Reihe der hervorragendsten WtrtschastSfüHrer Hamburgs sich für die VertragSvolttik von. Locarno ausgesprochen hat, geht dem WLB. Mute die nachstehende Kundgebung Politisch rechtsstehender Persönlichkeiten zur „Die Stellung der 'Deutschnationalen BolkSpartei zu den Verhandlungen der Retchsregierung ivegen de» Vertrages von Locarno veranlaßt die Unterzeichneten zu folgender Erklärung: Wir sehen in dem Bestreben der Deutschen Reichs, regierung den Versuch, das Zusammenwirken Deutsch, land» mit den anderen europäischen Mächten auf der Grundlage der Gleichberechtigung! sicherzustellen. Gegenüber der Politik, die Poincare gegen Deutsch, land betrieben hat, den fortwährenden SankttonSdro- Hungen, dem Einmarsch im Ruhrgebiet und der Bedrük« kung des RheinlandoS, ist es von grundlegender Bedeu tung, wenn die innere Entwicklung in Deutschland, na» mentlich über die Freiheit und die Unabhängigkeit des Nheinlandes vor willkürlichen Angriffen sichergestellt wird. Diesen leitenden Gesichtspunkt der Reich-regie- rung sollten alle Parteien ohne Unterschied ihrer inner politischen Einstellung vertreten. Wir müssen den zer« rüttelten Wohlstand Deutschlands wieder aufbauen in einer Aera dauernden Friedens. Wir können un» nicht vom Ausland abschlteßen, sondern wir müssen nament. ltch die gesamte deutsche Wirtschaft im Verein mit dem Ausland wieder zu Kräften bringen, um dem deutschen Volk Arbeitsgelegenheit, den vermögenslos gewordenen deutschen Erwerbsschichten die Existenz und die Wieder, erringung ihrer früheren Stellung M ermöglichen. Wir erachten es mit der Reichsregterung als selbstverständ lich daß ein wirklich dauernder Friedenszustand sich au»- wirken muß in friedlichen Verhältnissen im Rheinland und in einer Aenderung des dortigen Regime», ini einem Aufhören jener Zustände, die den Begriff der Persön lichen Freiheit im Rheinland illusorisch gemacht Haben. Die Reichsregierung hat eine Entscheidung der Par. teien bis zur Stunde nicht gefordert. Sie hat selbst darauf hingewiesen, daß sie diese Entscheidung erst tref fen könne, wenn sie in der Lage sei, die Rückwirkungen auf das Rheinland zu überblicken. Gegenüber dieser Klarstellung ist es un» unverständ lich, daß die Teutschnationale BolkSpartei, ehe der ge samte Tatbestand überhaupt zur Beurteilung reif ist, gegen Locarno Stellung genommen hat und aus dem Kabinett ausgeschteden ist. Diese» Ausscheiden einer großen Partei, hinter der viele Millionen deutscher Wähler stehen, ist angetgn, un» außenpolitisch schwer zu schädigen und innerpolitisch ein« Bewegung anzubah nen. die nicht im Sinne staatserhaltender Parteien lie gen kann. Wir brauchen gegenüber den schweren Verhältnissen, unter denen die gesamte Wirtschaft leidet, eine starke bürgerliche Regierung. Wir haben da» Zustandekom men dieser Regierung begrüßt. Wir haben ihre bis herige Arbeit mit Zustimmung verfolgt. Wir hofften, dauernd konsolidierte Verhältnisse auf dieser Grundlage im Reitz und in Preußen schaffen zu können. Durch die Schwächung der Regierung ist ihre außenpolitische Si tuation gefährdet, die innerpolitisch« Situation aber in eine Richtung getrieben worden, die von keinem kon servativ denkenden Manne gebilligt werden kann. Wir halten un» daher für verpflichtet, vor der deutschen Oeffentlichkeit zu erklären, daß eS die Pflicht aller staatserhaltenden Kräfte in Deutschland ist, die Regierung bei ihrem schweren Werk zu unterstützen, und wir fordern alle unabhängigen Persönlichkeiten aust unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur Deutschnationalen Vollspartei, die» zu tun und picht an die Stelle -er Führung des Reiche» durch Persönlichkeiten MehrHeits- beschlösse von Parteiinstanzen zu stellen. Wir halten uns vor dem Vaterland für verpflichtet, diese unsere Anschauung durch unsere Unterschrift zu bekunden. Berlin, den 10. November 1925. Dr. G. Ausschläger,Hamburg. Werner v. Alvensleb en-Berlin. Gras Klaus BiSmarck-Varzin. Freiherr v. Cramm-Brügge«--Hannover. Gras Ernst Eickstebt-Hohenholz. Fürst zu Fürsten berg-Donaueschingen. Graf Getzler-Schoffschlitz. Graf Wtlh. Geßler. Karl Haniel-Düsseldorf, Vorsitzender de» A. R. der Gute-Hoffnungs-Hütte. CH rtstian Kraft, Fürst zu Hohenlohe, v. Laffert-Garlitz. Graf M. Lehndorfs-Prehl. S. v. R a - o w i tz - Klein-Zngersheim. Hugo Frhr. v. Reischach, Wirk!. Geh. Rat, Berlin. Kommerztenrat Dr. Paul Reusch, General- direktor der Gute-Hoffnungs-Hütte. GudölfGraf Sprett- Berlin. Raban von Tie le-Winkler-Lebbtn. Wtrkl. Geh. Rat von Valentini-Hameln,, C. Wentzel - Teutschenthal. Graf Lubbert von Westphalen.Berlin. v. Zttzewitz-Weedern. Das Programm für äie Unter zeichnung äes Locarno-Dertrages London. .11. Nov. Las englische Programm für die Ratifikation der Verträge von Locarno ist nunmehr festgesetzt worden. Am 18. November wird im Unter hause die große Debatte über Locarno stattfinden. St« wird ohne Abstimmung zu Ende gehen können, da alle Parteiführer, wie jetzt feststeht, ihr grundsätzliches Gin- Verständnis mit dem Vertrag bekunden werden und nur der Führer der Arbeiterpartei Maedonald einig« ab weichende kritische Gesichtspunkt« zur Geltung bringen wird, die aber nicht zur Einbringung eine» Mißtrauens Votum» Ansatz geben werden. Am 20. November werden die Führer aller Parteien Chamberlain «in Festessen im Tavoh-tzotel geben al» national« Ehrung für di« Leistungen de» englischen Außenministers. Lord Greh, ver den Vorsitz führen wird, wird bet dieser Gelegenheit eine programmatisch» Rede über di« überparteilichen Ziele de» englischen Außenpolitik kalten. Diese Rede» die Gesichtspunkte er öffnen wird, die über die eigentlich« Reaterungspolttik htnausgehen, dürfte mit Chamberlain un- den anderen anwesenden Parteiführern vereinbart worden fein. Am 1. Dezember findet di« feierliche Unterzeichnung der Verträge statt. Am Abend sind di« zur Unterzeich nung nach London gekommenen Minister sowie lhr« Gat- tinnen, di« ausdrückliche Einladungen erhalten sollen, geinotnsam mit dem englischen Kabinett und den Lon doner Botschaftern der Großmächte Dimrgäfte des «SnIgSpameS im Buckingham Pal««. Dieses Diner, an dem 50 Personen teilnehmen werden, wird mit dem großen äußeren Gepränge eines sogen. Staatsbankette» ausgestaltet werden, d. h. alle» Gold» und Btlbergerät de« englischen KöntgSpaare» wird zur Ausstellung und Verwendung gelangen, al» ob da» KV- nigspaao «ins- fremden Lande» .empfangen würde. Im Anschluß an diese» Diner findet im Buckingham Palace ein für annähernd 1000 Versonen berechneter Empfang des diplomatischen Korp» und der Hofgesell schaft zu Ehren der ausländischen Gäste statt. Am 2. Dezember sind die Unterzeichner de» Pakte» bet einem Frühstück Ehrengäste der City, und abends gibt die englische Regierung im Laneaster- HauS ein Tiner und einen großen Empfang zu Ehren der englischen Gäste. London, so wird auSg«führt, soll an diesem Tage in dem Glanze der Feste die Erinnerung an d.ie Feierlichkeiten, die nach Waterloo stattfanden, Wiedererstehen sehen. ! Mussolini hat gestern die Einladung zur Teilnahme an den UnterzeichnungSfeterltchkelten in London ange nommen. Uoborsolchung -»» -eutsthsn Rnwortnot». Part», 11. November. Der deutsch» Botschafter von Voesch überreichte heut« vormittag Außenminister Brian« di« deutsch« Antwort auf die letzt« Note der Botschasterkonferenz- vig Verhaftung -er Sshrlm-Ün-Io» la Gstprsußsn. Berlin, 1g. Nov, Zu der Verhaftung von etwa.»0 Geheimbündlern auf zwei Gütern im Bezirk Allenstetn meldet das „Verl. TaaeLl," au» Königsbergs daß die Führer ehemalig« Rohbachleut« seien. Di« Arbeitsge meinschaft, di« die verhafteten gebildet hatten, nenne sich „yrontkämpferbund Bataillon Gchlageter". Grieche«!«»- für eine« Salkan-Glcherheltepakt. > Genf, 11. November. Der griechtsche Minister des Ueußeren hat an da» Generalsekretariat de» Völkerbünde» »in, Mitteilung gerichtet, in der er erklärt, da» Griechenland zum Mchlut sine» BlmanflchttheittpakteS gerne bereit wär». Besuch äes Neichspräsiäenten in Württemberg. Stuttgart, 11. Nov. Der Reichspräsident von Hindenburg ist heute vormittag S.OS Uhr mit deM Ber liner Schnellzug« zum Besuche der Württembergtschen Regierung hier eingrtrofsen. Zu seinem Empfang hatten sich auf dem mit Fahnen reich geschmückten Bahnsteig eingefunden r Staatspräsident Bazille mit Ministerial direktor Erlenmeher. OberregierungSrat Köstlin und Re- gterungörat Vögel«, ferner der Minister do» Inner« Bolz, der Landtag-Präsident Körner, Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager, der WehrkretSkommandeur General leutnant Hasse mit dem Znfanterteführer Oberstleutnant Fischer Polizeipräsident Klaiber und Polizetoberstlent- nant Seeger sowie Reichsbahnpräsident Dr. Sigel. Al» -er Reichspräsident, der sich in Begleitung de» württem« bergischen Gesandten in Berlin BoSler, sowie de» Staats sekretärs Dr. Meißner und de» Major- von Hindenburg befand, dem Salonwagen entstieg, wurde er von dem Staatspräsidenten Bazille aus» herzlichste begrüßt, worauf der Reichspräsident auch den übrigen zum Emp fange erschienenen Herren die Hand drückte. Der Reichspräsident schritt dann unter den Klängen des Deutschlandlied» die inmitten de» BahnhosvorPlatzeS aufgestellte Ehrenkompagnie deS NeichSwehrtnsanterie- reg. 13 ab, auf derem linken Flügel die Generalität der alten Armee Aufstellung genommen hatte. Während sich der Reichspräsident mit diesen Herren unterhielt, stellte sich die Ehrenkompagnie zum Parademarsch auf, den der Reichspräsident, umgeben vom Staatspräsiden ten, von den übrigen zum Empfange erschienenen Herren und der Generalität abnahm. Dann bestieg der Reichs- Präsident mit dem Staatspräsidenten einen offene» Kraftwagen und fuhr unter der Eskorte einer Halben Schwadron württembergischer und einer halben Schwad ron bayrischer Truppen des Reiterregiment» 18 -um Restdenzschloß. .Fahnen wehten von den Häusern und den Flaggenmasten, und eine ungeheure Menschenmenge umsäumte die Straßen und bereitete dem Reich-Präsi denten auf dem ganzen Wege mit jubelnden Hochrufen und Hütefchwenken einen begeisterten Empfang. Mili tärische und andere Vereinigungen, sowie die Studen tenschaft mit ihren Fahnen und Schuljugend bildeten Spalter, lieber 30 000 Personen hatten sich beim Poli zeipräsidium zur Spalierbildung gemeldet. Im weiten Viereck des Residenzschlosses hatte eine Ehrenwache der Schutzpolizei sowie die farbentragenden Studentenver bindungen mit ihren Fahnen und eine unübersehbar« Menschenmenge Aufstellung genommen. Bon allen Set ten mit jubelnden Hoch- und Heilrufen begrüßt, entstieg der Reichspräsident dem Kraftwagen. Unter den Klän gen de» Deutschlandliede» schritt er die Front der Ehren wache ab. Ter Reichspräsident ging dann auch noch, hie Front der studentischen Korporationen entlang un dankte, wiederholt sich verneigend, für die ihm darge brachten Huldigungen. Alsdann begab sich der Reichs- Präsident ins Residenzschloß. Von dort fuhr er nach dem Staat-Ministerium, wo ihm die Minister, daS Prä sidium de« Landtage», die Fraktion-führer und höher« leitende Beamte dorgestellt wurden. Um 12.50 Uhr kehrte der Reichspräsident vyn der Spazierfahrt in» Staat-Ministerium zurück, wo um 1 Uhr zu seinen Ehren ein vom Staatspräsidenten ge gebenes Frühstück stattfand. Daran nahmen außer dem Gefolge de» Reichspräsidenten sämtliche Minister mit ihren Damen, Präsidium und Franktion-führer de» Landtages, Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager, der WehrkretSkommandeur, der württembergtsch« Gesandt» BoSler und OberregierungSrat Köstlin te l. Während de» Frühstücke» begrüßte Staatspräsident Bazille den Reichspräsidenten mit folgender Ansprache r »Hochverehrter Herr Reichspräsidentk Ich heiß« St« herzlich willkommen in Württemberg. Die Kunde Ihre» Besuche» hat da» wllrtwmbergtfch« Volk freudig erregt. S» begrüßt Gur» Egzelknz heute als den Mann, in dem fein« große Vergangenheit, fein» sorgenvoll« Gegenwart und fein« Hoffnung auf di» Zu kunft verkörpert ist. GS dankt Ihnen in diesen Tagen, wo das Retchsschtff wieder im Sturm per Zett schwankt, von neuem für daß groß» vaterländisch« Opfer, da« Ms durch Uebernahm« der Führung übernommen Haden. In de» beklagenswerten Zerrissenheit he» deutschen Vil les verkörpern Sie, Herr Reichspräsident, allein.seins Einheit, für Sie gidt es keine Parteien, sondern nur et« deutsche» Volk. Mit Ihnen, Herr Reichspräsident, -e- feelt un» alle der glühend» Wunsch, daß es Ihnen de- schieden fein möge, in Nacht und «edel de» Gegenwart den weg zu finden, der da» deutsch» Volk nach so diel,« Irrungen zu, Einigkeit und damit PW Hails führt?