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Dresdner Journal : 24.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189604244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-24
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 24.04.1896
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Bei>««deet»r «r Da*»« vierteljährkich ?M«rt»o«.b«idni Kaiser- vch deutsch«» PostanstaÜ« ««KljShrttch » «ar», «ß«^ halb d«< D«utsche» Ritch«» Hoß. und etrmpftzirschla,. güi^l»» M>mmer»: »VW. Erfchetne«: U^ich mit «»»nähme d« So«-»»» Feiertage abend« -enffpr^RnWnßRrl»^ vres-ner Ämmal. ^94. Freitag, den 24. April, abends. U»kt»»tU»*«»«edttzre»» Für de» Ra»» ri»er artpal» teae» Zeile klei»er Schrift X) PI Unter „Uinarsandt" di« Zeil« LV Pr vei Labelle» - und Ziffernsatz entsprechender Laffchtag Heran»«eder: »»niglich« »rpedition de» Dre»dner Journal» Dresden, Zwingerstr.«». ^rnspr..«nsthluß:RrU»^ 1896. Amtlicher Teil. Dre-deu, 24. April. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen, sind heute Vormittag 9 Uhr nach der Wartburg, Se. Kaiserl. u. König! Hoheit der Erzherzog Otto von Oesterreich heute früh 1 Uhr 25 Min. nach Wien abgereist. WekannLrnachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in 8 17,iu.« des Gesetzes, das Volksschulwesen betr , vom 26. April 1673 in Verb mit 8 2 und 8 15 der Prüfungs ordnung für Lehrer und Lehrerinnen ist bis auf weiteres zum Königlichen Kommissar für die Schulamts kandidaten - Prüfungen an dem nenerrichteten Seminare zu Plauen b. Dresden der Direktor des letzteren Franz Alfred Anastasius Nitzelnadel und zum Königlichen Kommissar für die Wahlfähig- keitsprüfungen an diesem Seminar der Bezirksschulinspektor Schulrat Oskar Adalbert Grüllich in Dresden, sowie zum Königlichen Kommissar für die Wahl fähigkeitsprüfungen am Seminar zu Dresden- Friedrichstadt der Bezirksschulinspektor Schulrat Karl Wilhelm Eichenberg in Dresden ernannt worden. Dresden, den 20. April 1896. Ministerin m des Kultus und öffeutlicheu Unterrichts. v. Seydewitz. Götz. Srneunuugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Irpartement -erFinanzen. BeiderPostverwaltuug sind «rnannt worden: Moritz Hermann Schneider, zeither Postverwalter in DitterSdors (ErzgcbA als solcher in Jocketa; Karl Louis Friedrich Küchler, zeither Postverwalter in Scharfen- stein, als solcher in Dittersdorf (Erzgeb.); Conrad Friedrich Karl Hermann Eilert, zeither Postverwalter in Pockau, als solcher in Scharfenftein; Ernst Emil Leonhardt, zeither Post- assistent, als Postverwalter in Auerswaldc. Departement de» Kultus und öffentlichen Unter richts. Erledigt: dielS.Schulstellezu Buchholz. Kollator: der Stadtrath zu Buchholz. Die Stelle gewährt ein Anfangs einkommen von »LOO M, einschließlich des Wohnungsgeldes (Äesuche mit den vorgefchriebenen Zeugnissen sind bis zum 27. April an den Kollator einzusenden. Zu besetzen: Eine ständige Lehrerstclle an der 7klassigcn, mittleren Volksschule in Lunzenau. Einkommen, einschließlich Wohnungsgeld, 1250 M. für unverheirateten, 1300 M. für vcrheirateteu Inhaber Bom 26 Lebensjahre ab Erhöhung Antritt möglichst am 1. Juni. Bewerbungen mit allen Zeug nissen, Nebcrsichtssormular und Gesundheitsattest sind bi- zum 25. April an den Stadtrat in Lunzenau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie Berhäliuiffe in Frankreich haben durch die Vorgänge des gestrigen Tages eine außerordentliche Verschärfung erfahren. Zwar das Ministerium Bourgeois hat sich vor der Macht des „greisenhaften" Senates gebeugt und ist seiner Wege gegangen. Durch die Annahme der ihre Spitze direkt gegen den Senat richtenden Resolution aber, mit der die Deputiertenkammer den Abgang des Ministeriums begleitet hat, hat sich aufs Neue in deutlichster Ge stalt das Ueberwiegen der radikalen Elemente in der Kammer gezeigt und es ist damit bewiesen worden, daß lediglich ein Kabinett vom Schlage des eben durch den Senat weggeschickten Aussicht hat, in der Kammer die erforderliche Stütze zu finden. Gegen den Willen der Kammer kann ein Kabinett selbstverständlich nicht regieren. Das neue Ministerium wird daher wieder den Reihen der Radikalen entnommen werden müssen; es wird also abermals auf den Widerstand des Senats stoßen und ein Ende dieses Krieges zwischen den beiden gesetz gebenden Versammlungen, deren Zusammenwirken allein die Fortdauer eines geregelten staatlichen Lebens garantieren kann, ist somit überhaupt noch nicht abzusehen. So klar also die Situation ist, so aussichtslos und gefahrdrohend muß sie auch bezeichnet werden. Denn die unendliche Zerfahrenheit und Kleinlichkeit des politischen Fraktionswesens kommt doch schließ lich niemandem anders zu gute, als den Sozialisten, deren Auftreten wenigstens als ein zielbewußtes uid folgerichtiges bezeichnet werden muß und denen daher aus den Kreisen der sogenannten bürgerlichen Parteien naturgemäß immer mehr Anhänger zufallen werden. Unverzüglich müßten sich daher alle Gegner des Sozialismus aufraffen und sich zu energischem Zusammenwirken vereinigen —, sonst wird es einen schönen Tages zu spät geworden sein, die bürgerliche Gesellschaft vor der Herrschaft der aufgestachelten Massen zu bewahren. Ob Präsident Faure der Mann ist, die guten Elemente im Staate, die noch vorhanden sind, zu sammeln und durch energisches Handeln sie zu stärken, muß sich alsbald zeigen. Vor folgenschwerste Ent scheidungen ist jedenfalls die Republik gestellt und auch wir in Deutschland haben allen Grund, die Vor gänge bei unsern Nachbarn aufmerksam zu verfolgen. Zur südafrikanische« Frage hat der englische Staatssekretär der Kolonien, Chamber lain, vorgestern im Londoner Konstitutional-Klub neuerdings das Wort genommen. Es ist eine, in letzter Zeit besonders häufig geübte Sitte englischer Staatsmänner, sich über dringliche politische Fragen in Klubs und Wähleiversammlungen zu äußern und dabei einen viel schärferen Ton anzuschlagen, als sie es im Parlament oder im diplomatischen Verkehr zu thun pflegen und thun dürfen. Von dieser Gepflogen heit und Ungebundenheit hat Chamberlain vorgestern einen ungewöhnlich reichlichen Gebrauch gemacht, wie folgender, unseren telegraphischen Bericht ergänzender Auszug seiner Rede darthut: Chamberlain erllärte im Hinb ick aus die Berhälinisie in Südafrika, die Regicrungspolitik fei nicht in Dunkelheit gehüllt. England sei in dieser Gegend die Vormacht gewesen, sei es noch und müsse eS auch bleiben. Tie Interessen Englands seien denen einer anderen Macht überlegen und England werde, aus alle Gesahr hin und aller Kosten ungeachtet, der Einmischung einer jeden fremden Macht fich widersetzen Lauter Beisall) Im weiteren Verlause seiner Rede sührte Chamberlain aus, die Holländer in Südnsrika feien bislang in der Mehrzahl und würden dies wahrfchrinlich noch viele Jahre bleiben, cS fei deshalb die Pflicht eine- jeden Staatsmannes, nach Kräften die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Holländern und den Engländern anfrcchi zu erhalten. Tie Holländer rn ler Kapkolonie seien loyal, sympathisierten aber mit denen in d.n beiden benachbarten Republiken. Die Südasrrkanifche Republik Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 23. d Mts.: „Eine Bekehrung" Lustspiel in einem Akt von Charles de Courcy. — „Mariensommer" Lustspiel in einem Akt von Meilhac und Halevy. — „Eine kleine Ge fälligkeit", Lustspiel in einem Alt nach dem Französischen von Ida Schuselka. (N e.) — „Blau", Lustspiel in einem Aufzuge von Max Bernstein (z. erst M). Bon den vier Einaktern, aus denen sich der gestrige ungewöhnlich heitere Unterhaltungsabend zusammensetzte, sind unserem Publikum die beiden ersten vor mehreren fahren durch Hrn. Haase bekannt geworden „Eine Bekehrung" ist eine feine Pariser Arbeit, ein psychologisches Genrebild, in welchem Hr Haase (Raoul de Brich«) seine meisterhafte Plauderkunst mit außerordentlichem Eindruck entfaltet; „Mariensommer" ist ein alte», nicht ungeschickt gemachte« Stück von Meilhac und Halevy, das aber nur durch einen solchen Meister der Cbaraktezeichnung wie unseren Gast noch zu interessanter Wirkung gebracht werden kann und auch wird. In der Art, wie der Künstler diesen alten für die junge weibliche Schönheit in allen Ehren noch höchst empfänglichen Briqueville darstellt, hat er von Anfang an ein Muster gegeben Der dritte, neueinstudierte Einakter ist ein hübscher S chcrz, besten rascher Entwickelung man mit Vergnügen folgt. Auch diese« Lustspiel ist zu- erst mit Hrn Haase nach Dresden gekommen Der Gast spielt dann den vr. Holm, eine Rolle, die spezifische Eigen schaften seine« Talent« nicht zur Geltung bringt, deren noch immer frisch beweglich« Durchführung ja der überrascht und erheitert Der letzte Einakter endlich, „Blau" von Max Bernstein, zeigt sich nicht wählerisch in seinen Borau«setz- ungen und nicht gleichmäßig ungezwungen in der Au»führung, die namentlich im Dialog der zweiten Scene zwischen dem Malcr und Frl. Meyer manche platte und postenhafte Wendungen hat, aber die Hauptscene ist mit Humor auS- gearbeitet und giebt den, Darsteller des Dressel (Hrn. Haase) Gelegenheit zu wirklicher komischer Charaueriftik. Unser Gast nützt dieselbe denn auch mit voller Kunst aus und führt uns eine Gestalt vor, wie sie im kleinen Rahmen nicht lebendiger und reicher verwirklicht werden kann Hr. Haase wurde von allen Seiten mit Eifer und Geschick unterstützt, so besonders von Frl. Tullinger (in Mariensommer" und „Eine kleine Gefälligkeit") und von Hrn. Paul in „Blau." Auch Frl. Salbach sprach und spielte die Plauderrolle in Courcy « Einakter sehr hübsch, obwohl sie für solche Aufgaben wenig Übung hinter sich hat Da« Zusammenspiel war namentlich in den beiden letzten Stücken ein sehr munteres. Das dicht gefüllte Hau« spendete deshalb auch allen Mitwirkenden reichen Beifall. Wenn e« irgend angeht, sollte man diesen so unterhalten den Einakter-Abend bald wiederholen Karl Ammerman». IN Eine» sehr interessanten und mannigfache Betrachtun gen weckenden Teil seiner „Unsterblichkeit" verdankte Karl Jmmermann dem Versuche al« Leiter des Düsseldorfer Stadttheater«, um die Mitte der dreißiger Jahre eine Art Musterbühne zu errichten Der Dichter stammte noch aus einer Periode, in der da« Theater im Zusammen hänge der geistigen Dinge eine ganz andere Bedeutung hatte al» es — leider — heute beanspruchen kann und darf Den Jammer einer Provinzbühne mit mittelmäßi gen Kräften und ohne jede geistige Leitung hatte er in den ersten fünf Jahren seine« Leben« am Rbein mit wachsendem Mißbehagen angeschaut, ein Neubau de« Düsseldorfer Theater« im Sommer »832 wurde Anlaß zur Gründung eine« „Theaterverein«", der ein besondere« fei augenblicklich die einzige unter den zivilisierten Rationen, welche dem Haupcbestandt.il ihrer Bevölkerung die allergewöhn- lichsten bürgerlichen Rechte verfüge. Die Verwaltung sei mangelhaft und korrupt, und es seien wirkliche Übelstände Vorhäuten Die verächtliche Behandlung berechtigter Ansprüche der Mehrzahl der Bevölkerung müsse für die Zukunft weitere Schwierigkeiten verursachen Er (Chamb.rlain) hoffe zuver sichtlich, er werde da- Verhältnis in nicht zu lunger Zeit wieder so gestalten, wie vor dem Einfall Jamesons in Transvaal. Aber es sei Geduld nötig, und er werde alle Mittel der Über redung, der Beweisführung und der Verhandlung erfchöpscn, um da- Ziel zu erreichen. Zum Schluffe feiner Rede forderte Chamberlain das Land auf, Ruhe und Zurückhaltung bei Schwierigkeit und selbst Gefahr zu zeigen Chamberlain stellt hier also wiederum den be strittenen Grundsatz auf, daß England die einzige südafrikanische „Vormacht" und als solche berechtigt sei, die Einmischung jeder anderen fremden Macht zurück- zuweisen. Diese Auffassung entspricht nicht dem Vertrage von 1884 zwischen England und der Südafrikanischen Republik und ebenso nicht der thatsächlichen Stellung Großbritanniens den Boerenrepubliken gegenüber, welche letztere sich selbst verschiedentlich und sogar mit den Waffen einer englischen Schutzmacht widersetzt haben. Und wie wenig sich dieses Verhältnis in letzter Zeit geändert hat, geht aus allem hervor, was man über den Stand der Unterhandlungen zwischen Chamberlain und Präsident Krüger erfährt. Danach lehnte ersterer es mehrfach ab, den Artikel 4 der Londoner Kon vention, der die äußeren Beziehungen zwischen Eng land nnd Transvaal regelt, zu erörtern, während Krüger die Konvention durch einen teilweise kommerzi ellen, teilweise politischen Vertrag zu ersetzen wünschte, als Entschädigung für Jamesons Einbruch. Chamber lain hatte sich erboten, der Republik die Bürgschaft gegen einen Einfall britischer Unterthanen oder einer fremden Macht zu geben, worauf die Transvaalregier ung jedoch erwiderte, daß es in Gemäßheit der Kon vention schon eine solche Bürgschaft besitze, im übrigen aber England nicht das Recht der Einmischung in seine inneren Angelegenheiten einräumen könne als Entgelt für ein förmliches Protektorat, das Transvaal in die Stellung eines Vasallen versetzen würde. ... Wenn diese aus englischer Quelle kommende Infor mation richtig ist, so muß es als recht undiplomatisch bezeichnet werden, daß Chamberlain in solchem Sta dium der Verhandlungen — wenn anders er nicht schon entschlossen ist, dieselben als aussichtlos fallen zu lassen — die denkbar herbste Kritik an den inneren Zuständen Transvaals übt. Das scheint denn auch in parlamen tarischen Kreisen Englands schon empfunden worden zu sein, worauf die gestrige Anfrage Dalziels im Unter haus« hindeutet. Jedenfalls hat die Älubrede des Staatssekretärs das größte Aufsehen erregt und die vollkommen ausweichende Antwort Chamberlains im Parlament wird diese Wirkung nicht vermindern Am befremdlichsten hat es in politischen Kreisen Teutsch lauds berührt, daß der englische Staatssekretär seinen Erklärungen eine direkte Spitze gegen Deutschland zu geben für gut befand, wozu doch nicht der geringste Anlaß vorhanden war. Wie derlei bramarbasierenden Bemerkungen, die wir in Deutschland als ganz un- staatSmännisch ansehen, auf das englische Publikum wirken, lehrt uns eine Auslassung des „Globe", der die „Wichtigkeit" der Erklärung Chamberlains betont, daß England keine fremde Einmischung in Transvaal dulden werde. Das Blatt hofft, diese freimütige Er klärung werde in Berlin gehörig gewürdigt werden; sie bedeute, daß, ob nun ein geheimer Ver trag zwischen dem Kaiser und dem Präsidenten be stehe oder nicht, jede direkte Einmischung Deutschlands einen easus belli bilden würde. Keine Stelle in der Rede habe einen solch stürmischen Beifall hervorgernfcn als die erwähnte Erklärung. Die Regierung dürfe aus die vollste nationale Billigung und Unterstützung jeder Handlungsweise zählen, die möglicherweise notwendig werden dürfte. Von Auf hebung oder Abänderung der Londoner Konvention mit Transvaal könne niemals die Rede sein, da Eng land dann nicht länger die oberste Macht südlich vom Sambesi sein würde und ein Bündnis zwischen der südafrikanischen Republik und dem Deutschen Reiche unverzüglich folgen würde. Soweit der „Globe", gleich dem andere Blätter es an Beifall für Chamberlain nicht fehlen lassen weiden. Mit seinen unmündigen politischen Be merkungen wollen wir uns nicht weiter befassen. Aber was dieses Blatt kommentiert und ergänzt, dürfte mit der Auffassung und Stimmung weiter englischer Kreise zusammenfallen. Und das sollte Hrn. Chamberlain doch stutzig machen. Die wiederholte drohende und hetzende Sprache gegen Deutschland ist weder politisch klug noch ganz ungefährlich, denn wenn auch unsere Reichspolitik ihrerseits mit solchen Heiß spornen gebührend umzugehen versteht, so bleibt doch die aufreizende Wirkung aus die englische Bevölker ung als ein bedenkliches Moment übrig. Dit Errichtung landwirtschaftlicher Getreide- lagerhäuser hat gestern das preußische Abgeordnetenhaus be schäftigt. Bei der Wichtigkeit der betreffenden Re gierungsvorlage, mit welcher durch staatliche Mittel ein bisher noch nicht unternommener Versuch gemacht werden soll, dem landwirtschaftlichen Notstände abzu helfen, geben wir die Verhandlungen im nachstehenden ausführlicher wieder: Abg. v Mendel-SteiNfels (kons) erkennt i» der Vor tage eine» Versuch der Regierung an, den agrarische:« Fvider- uugcn entgegenzukcmmen, und das AnerkenmniS, daß die nie- dein Getreidepreise nicht etwa die Folge einer Ucberproduktion, sondern bloß der Bölscmerminspekulaiion seien. An den Korn- verkaussgenosscnschasteu, die gebildet werden müßten, werde sich hauptsächlich der mittlere Grundbesitz beteiligen; die Einrichtung werde die Bauern zu technischen Fortschritten im Getreidebau führen Vorbedingung zur Gründung der S.nosscvschasten sei ein billiger Lombard, den die Zentrolgcnossenschaft-kasse zu ge währen habe; von der R.ichsbank hatten die Landwirte kcin Entgegenkommen zu erwarten. Tie StaatSbahnen möchten Ver suche mit Getreidewagen machen, die den Transport ohne Säcke ermöglichten; der MrlitärfiSkus müsse seinen Bedarf auS den Kornhäusern nehmen, der Termirhandel, dcr Warranthandel und der Zollkeedit müßten abgeschafft werden. Abg Herold »Z.) erwartet von der Einrichtung vonkorn- hänsern keine Preissteigerung; wenn diese in einem Jahre ein- tiete, könnte der Preisslu-z «m nächsten um so gefährlicher für die Landwirtschaft werden Man solle zunächst Versuche mit einigen kleineren Kornhäujrrn machen Redner beantragt, die Vorlage einer Kommission von »4 Mitgliedern zu überweisen. Abg v. Tiedcmann-Bomst «freikons.) beantragt Über weisung an die Budget'ommission und sieht die Vorlage al» e neu intcrcssantcn Versuch, nickt etwa als eine Abschlagszahlung auf die Forderungen der Landwirifchast an. Einfluß aus die Preisbildung würden die Kornhäuier nicht gewinnen, da es gl.ichgltig sei, wo im Jnlande das Getreide lagere; aber sie würden K arheit über die vorhandenen Vorräte schaffen. Abg. Frhr. v. Erssa (kons glaubt nicht, daß die Korn- Häuser irgend ciuen Einfluß auf den Weltmarktpreis gewinnen könnten Die Negierung hätte lieber mit der Vorlage warten sollen, bis Las Schicksal der Börsenresorm und der gemischten Transitlägec entschieden sei. Landwirtsckaitsminister Frhr v Hammerstein führt aus, daß ein abschließendes Urteil über den Nutzen von Korn häusern nur aus Grund praktischen Vorgehens zu erlangen sein wcrde. So viele Sammrlstätt.n 'zu errichten, daß der W.It- marktpreiS beeinflußt werden könnte, sei undurchsührbar. Ter hauphächliche Vorteil der Kornhäuser werde sein, daß die von kleineren jProduzenlen auf den Mark gebrachte Ware gemischt, gebrauchs- und konkurrenzfähig gemacht werke T.r Minister erklärt, daß er die Einführung des Warrantjystems mit aller Energie verhüten wcrde; es bestehe auch nicht die Absicht, bei der Revision d.s Handelsgesetzbuches dasselbe zuzulaffen Tie geeigneten Träger der Kornhäusereinrichtung wurden Genossen schaften sein, ab.r unter Umständen könnten auch Lmdwirt- schaftskammcrn Kornhäuser errichten. Silo« würden für unfer Gctr.ide weniger geeignet als Speicher jein Selbstverständlich werde dcr Staal b ll ge Pachtbedingungen stellen Ter KriegS- ministcr sei durchaus ber.it, bei den Kornhäusern zu kaufen. Abonnement für sorgfältiger vorbereitete Stücke eröffnete, den daran beteiligten Schauspielern Aussichten aus be sondere Belohnungen eröffnete und in der Thai eine Reihe von Vorstellungen zu stände brachte, die sich hoch über die Durchschnittsleistungen der Düsseldorfer Schauspieler erhoben Vier Abende, an denen, von Jmmermann und seinem Freunde Friedrich v. Uechtritz einstudiert, Lessings „Emilia Galotti", Schröder« „Stille Wasser sind tief" CalderonS Drama „Der standhafte Prinz" und Heinrich v. Kleist« „Prinz von Homburg" in Scene gingen, hatten das Vertrauen erweckt, daß in Düffeldorf eine Bühne von idealerem Gepräge als öffentliche städtische Anstalt sich erhalten könne Im Winter von »833 auf »834 wurden neue Mnstcrvorstellungen veranstaltet, und da inzwischen Felix Mendelssohn als städtischer Musikdirektor nach Düsseldorf ge kommen war, dem Schauspiel die Oper gesellt Mozarts „Don Juan" und Cherubini« „Wasserträger", dazu „Eamont", „Die Braut von Messina", Lessing« „Nathan" und Jmmer- mann« „Andrea« Hofer" bildeten in diesem zweiten Winter die Gnippc der Vorstellungen, mit denen man die Probe auf die BildungSsähiakeit untergeordneter Schauspieler und die Empfänglichkeit de« Publikum« machte Die Ergeb nisse waren eigentlich darnach angethan, weitere und ent scheidendere Schritte in dieser Bahn zu widerraten Die Teilnahme dcr Düsseldorfer blieb sehr mäßig, die erste „Don Juan"-Aufführung war selbst durch einen Theater skandal in Frage gestellt worden Trotz alledem war bei Jmmermann der Wunsch, seine Kraft al« Bühnenleiter zu bethätigen, so rege geworden, daß er sich bereit erklärte, an die Spitz« d«r auf einen Lktienverein gestützten städti schen Bühne zu treten Wie unsicher man ftch fühlte, ging au« der Thatsache hervor, daß Jmmermann zunächst nur auf ein Jahr Urlaub au« dem Justizdienst nahm und fich nur für ein Jahr der Stadt und dem Theater verein verpflichtete Gegenüber seiner Familie rechtfertigt« der Dichter den Versuch in einem charakteristischen Briefe, dcr als Antwort auf die von allen Seiten her geäußerten Bedenken dienen mochte „Niemand, der mich recht kennt, wird den Schritt, den ich thue, außer Zusammenhang mit meinem Wesen und meinen Fähigkeiten finden Ich habe viel Dramatisches gearbeitet, auch reflektierend und beob achtend habe ich immer das Praktisch-Technische im Auge gehabt, mir Erfahrungen gesammelt, ein mimisches Talen», nicht hinreichend für den Schauspieler auf den Brettern, aber geeignet der Sache den Impuls durch da« Bei spiel zu geben, kultiviert, meine Neigung zu dem jetzt so verachteten Institute ist immer dieselbe ge blieben Mit diesen Richtungen und Eigenschaften er halte ich Gelegenheit, meinen Überzeugungen die Stätte in der Wirklichkeit zu bereiten, was sollte mich denn nun eigentlich abhalten sie zu benutzen? Davor, darüber, daneben zu stehen, einmal zum Spaß es zu treiben, dann wieder vornehm davon abzulaffen, rätst Du mir nicht im Ernste; ein solches junkerhafte« Benehmen widerstrebt zu sehr Deiner eigenen, gründlichen Gesinnung Ich bin em Bürger nach Sinn und Gemüt; ivem ich einmal die Hand gab, vor dem schäme ich mich auch an einem anderen Orte nicht, und wa« mir einmal nicht zu schlecht war, um c« anzufaffen, da« kann ich auch öfter berühren — E« bleibt mir nur noch wenige« über die allgemeine Stellung der Bühne in der Gegenwart »u reden übrig E« ist Mode geworden, sie auf da« Äußerste herabzusetzen: ich mache diese Mode nicht mit. Ich finde nicht, daß alle Keime so erstorben sind, daß keine Wieder belebung möglich wäre, ich würde e« für ein große« Un glück halten, wenn dem so wäre Die Buhne richtig geführt, ist und bleibt ein wichtige« Kulturmittel, eine ganze Reihe von Menschen empfangt durch sie einen ge- miffen Aufschwung über ihren kleinen dumpfen Krei», und auch der Hochbegabrc erbaut fich auf eine heitere Weise i» jenen Räumen Seitdem sich eine üble Laune über die Sache verbreitet hat, ist eine große Lücke in unserem geistig
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