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MHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend H Dienstag, den 12. September 1911 77. Jahrgang Nr. 107 Der Stadtrat. Dippoldiswalde, am I I. September 1911. Der Schulausschub. auf dem Schulplatz, hier, zur Versteigerung. A 1/ behörden schon jetzt die unverzügliche Aufstellung einer grotzen Anzahl abessinischer Brunnen für den Gebrauch der Truppe in denjenigen wasserarmen Orten angeordnet, die von den Manöoern voraussichtlich stärker berührt werden müssen. Um jede gesundheitsschädliche Nachwirkung durch den Verbrauch von Wasser aus derartigen Brunnen als Trinkwasser auszuschlietzen, ist auch die vorherige bak teriologische und chemische Untersuchung dieses Wassers durch eigens in das Manövergelände gesandte Aerzte be schlossen worden. Von dem Rechte, das der Truppe nach dem § 12 des Naturalleistungsgesetzes zusteht, außer den öffentlichen auch die privaten Brunnen und Tränken während Marsch, Biwak, Unterkunft und Uebungen in Anspruch zu nehmen, soll in diesem Jahre im Interesse der Bevölkerung gleichfalls nach Möglichkeit Abstand ge nommen werden. Die militärischen Kommandobehörden haben nämlich umfangreiche Vorkehrungen dafür getroffen, dah der Truppe große Vorräte an Trink- und Tränkwasser auf Wagen, teilweise sogar mittels Lastautomobilen nach geführt werden können. Hierzu sind sowohl Wasser-Ent- nahmestellen für große Mengen an Trinkwasser, wie auch die Wagen nebst Bespannung zur Nachführung der Wasser- vorräte sichergestellt und der Truppe bereits von Beginn der Manöver in kleinen Verbänden zugewiesen. Die Truppe wird also voraussichtlich nicht genötigt sein, bei der Deckung ihres Wasserbedarfs aus den vielleicht ohnehin für den eigenen Bedarf knapp ausreichenden Wasscrvorrat der Ort schaften im Manöoergelände zurückzugreifen. Auch den wegen der Futternot ausgesprochenen Be fürchtungen haben die militärischen Koinmandobehörden bereits vorbeugend Rechnung getragen. Die Truppe wird in diesem Jahre während der Manöver nicht den im Lande vorhandenen, anscheinend namentlich an Rauhfutter geringen Vorrat in Anspruch zu nehmen brauchen, sondern sie wird auf die von der militärischen Kommandobehörde an geeignet gelegenen Punkten des Manöoergeländes bereits vorbereiteten Magazine verwiesen werden, sobald sich herausstellt, daß die Futterversorgung für die Pferde während des Manövers wegen des etwa in der betreffenden Gegend herrschenden Futtermangels auf irgendwelche Schwierigkeiten stößt. Rechnet man zu alledem noch hinzu die sorgfältigen und eingehenden Vorkehrungen, welche die militärischen Kommandobehörden getroffen haben, um die ländlichen Besitzer vor Flurschäden durch die Truppe und dadurch vor allem vor dem Verlust von künftigen Futtermitteln zu schützen, so muß man wohl unbedingt anerkennen, daß die militärischen Kommandobehörden alles getan haben, was nur irgend in ihren Kräften steht, um der ländlichen Bevölkerung die Manöoerlnsten zu erleichtern. Die Anschauung, als ob die Abhaltung der so wichtigen und notwendigen großen Truppenübungen gerade in diesem Jahre eine besondere Härte für die Landwirtschaft bedeute, läßt sich hiernach jedenfalls in keiner Weise rechtfertigen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Durch größere Knaben, die beim Soldatenspielen seit mehreren Tagen ein Lager gebildet hatten, geriet am Freitag abend in der sechsten Stunde oberhalb der „Hofermühle" ein größeres Stück Wald in Brand. Wurde dasselbe auch durch Aufwersen von Gräben und Abholzen alsbald auf seinen Herd beschränkt, so machte sich der großen Trockenheit wegen eine Feuer wache bis Sonnabend früh nötig. — In der Nacht vom 7. zum 8. September find aus einem verschlossenen Raume in der früheren Tennertmühle eine größere Anzahl Kleidungsstücke, Taschenuhren, Ringe, Rasiermesser usw. verdachtlos gestohlen worden. — Um bei den Ninderbesitzern noch mehr Interesse für die Körungen und die Haltung guter Zuchtbullen zu erwecken — was für die gesamte Rinderzucht von großem Nuyen sein würde — hat der Bezirksausschuß bekanntlich zur Prämiierung der besten angekörten Bullen im Jahre 191 l aus Bezirksmilteln einen namhaften Betrag bewilligt. Nach Beendigung der Hauptkörung wurde dieser nunmehr von der Königlichen Amtshauptmannschaft mit dem Be zirksausschuss« nach Gehör der Bezirlskörkommission Erst malig verteilt. Es erhielten folgende Bullenbesitzer Prämien: Die Herren Näcke—Borlas, Irmer—Seifersdorf, Zimmer mann-Pretzschendorf, Rüger—Wendischcarsdorf, Wein hold-Hartmannsdorf, Liebscher—Hermsdorf i.E., Göbel- Höckendorf, Göhler—Nassau, Hänel-Schellerhau, Borr mann—Seisersdorf. Möchte die Bezirksversammlung auch für die nächsten Jahre Mittel zur Förderung der Vieh zucht bereitsteilen. — Am 8. d. M. hat eine abermalige Auslosung kgl. sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die dreiprozentigen Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffentlicht, auch bei sämtlichen Bezirks-Steuer-Einnahmen, sowie bei allen Stadträten, Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes zu " jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten bezw. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor ge warnt werden, sich dem Jrrtume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet ein gelöst werden, ihr Kapital ungekiindigt sei. Die Ein lösungsstellen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung " präsentierten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung aus geloster oder gekündigter Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Beteiligten infolge Unkenntnis der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem ost empfindlichen Nachteile sich die Inhaber von Staatspapiercn nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restierenden Nummern) schützen können. — Lehrer als Einjährige. Die Hossnungen des Lehrerstandes, daß die Mehrzahl der Berufsangehörigen als Einjährig-Freiwillige dienen würden, haben sich bis jetzt noch nicht verwirklicht. Das ist erklärlich, denn bei weitem nicht alle Eltern sind in der Lage, den immerhin beträchtlichen Koitenaufwand für das Freiwilligenjahr zu tragen. Von 2150 Nolksschullehrern haben im Jahre 1908 nur 925, also 44 Prozent, ihrer Militärpflicht als Einjährig-Freiwillige genügt. Im Jahre 1909 stieg der Prozentsatz ganz unerheblich, nämlich nur auf 44,4. Zu Nejeroeofsizieren wurden befördert 1904: 48 Prozent, 1905: 47 Prozent, 1906: 51 Prozent und 1907: 53 Prozent der Einjährig-Freiwilligen. — Aus Befehl des Generalkommandos des 12. Armee korps sind von jedem Regiment zwei Ossiziere beauftragt worden, die Wasserverhältnisse in den in betracht kommen den Manöver-Ortschaften zu untersuchen. Von dem Er gebnisse der Feststellungen dürfte es abhängen, ob die Korpsmanöoer des 12. Armeekorps überhaupt stattfinden werden. Reichstädt. Dienstag, der 5. d. M., wurde durch die Weihe der neuerbaulen oberen Ortsschule zu einem Schulfesttage in der vollsten Bedeutung des Worts. Nachdem die Schulkinder der hiesigen zwei Schulbezirke unter Führung ihrer Lehrer um die Mittagsstunde von ihren Schulhänsern abmalschiert waren und sich im Mitteldorfe getroffen hatten, ging von hier aus der Zug unter Vorantritt eines Musckchores und unter Begleitung der Herren Gemcinderats, Kirchen- und Schulvorstands mitglieder dem Oberdorfe zu. Hier wurden im Gasthofe die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Es sei zu gleich hier erwähnt, daß außerdem jedes Schulkind nach der Weihe ein Würstchen mit Semmel, sowie ein Erinne rungstöpfchen erhielt. Auch Kvrussellbelustigung wurde ihnen gewährt. Pünktlich H2Z Uhr versammelten sich die § ß Dank. Allen denen, welche bei dem am 8. September in der Eichleite ausgebrochenen Feuer schnell helfend Herbeiellten und dadurch die Stadtgemeinde vor weiterem Schaden bewahrten, sei hierdurch herzlichst gedankt. ' - Inserat« werden mit Ik Pfg > solch« aus unser« Amtrhauptmmmschast mit12Pfg.dieSpaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. Pfg. - Tabellarische und kompllzierteJnserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, i>! redaktionellen Teile, dl Spaltenzeile 30 Pfg .Melheritz-Zeitunt'' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Lag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postau- Kalten, Postboten, sowie MsereAusträger nehmen Bestellungen an. 3« litii Mmm -n UWm AmMs. Die anhaltende tropische Hitze und der Regenmangel haben auch in unserem engeren Vaterlands in diesem Jahre in manchen Gegenden eine Folgeerscheinung gehabt, die ganz besonders von der Landwirtschaft recht unange nehm empfunden wird. Der an vielen Orten infolge der abnormen Witterung aufgetretene Wassermangel scheint jetzt, nachdem über den Stand der Maul- und Klauen seuche aus dem größten Teil der davon betroffenen Ge biete kaum wieder beruhigendere Nachrichten vorliegen, für die Landwirtschaft eine neue aufsteigcnde Sorge zu bedeulen, zumal hier und dort sich auch noch Futtermangel hinzugesellt und den Unterhalt für das Vieh immer schwieriger gestaltet. Die Manöver stehen vor der Tür und damit für einen Teil unserer Landwirte eine neue Belastung: die Einquartierung. Da ist cs denn nicht zu verwundern, wenn aus den von der Seuche und Wasserarmut am meisten betroffenen Gegenden lebhafte Klagen erschallen und der Wunsch nach allgemeinem Ausfall der diesjährigen Manöver aus den Kreisen der Landwirte hier und dort laut wird. Die Entscheidung über die Frage, ob diesem Wunsche nachgekommen werden kann und darf, ist aber keineswegs so einfach, wie es manchem vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. Neben der gewissenhaften und sorgfältigen Wahrung der Interessen der Bevölkerung haben die mili tärischen Kommandobehörden in allererster Linie die Er haltung der Schlagfertigkeit unserer Armee im Auge zu, behalten, für welche die Verantwortung dem Vaterlande gegenüber allein auf ihren Schultern ruht. Die kriegs mäßige Ausbildung findet ihren Schlußstein gerade erst in den Manöoern, die daher für Führer und Truppe von allergrößter Wichtigkeit sind und aus diesem Grunde nicht entbehrt werden können, ohne daß ein empfindlicher Mange! in der Ausbildung herbeigesührt wird. Die Verantwortung für den Wegfall dieser wichtigsten Diens Periode des Jahres dürfen daher die militärischen Kommandobehörden nur unter ganz besonderen Umständen auf sich nehmen, die «ine so wesentlich in den Ausbildungsgang der Armee eingreisende Maßnahme vollauf rechtfertigen. Dieser außer- gewöhnliche Fall scheint aber doch — auch bei aller ge rechten Würdigung der Klagen unserer Landwirtschaft — durchaus noch nicht gegeben zu sein. Freilich haben die militärischen Kommandobehörden die Pflicht, sich dem Aus- nahmezustand, der immerhin in diesem Jahre für einen Teil unseres Landes vorliegt, anzupafsen, um den Inter essen der Bevölkerung nach besten Kräften gerecht zu werden. Auch das Interesse der Truppe selbst verlangt hierbei gewisse außergewöhnliche Maßnahmen, die vor allem mit dem Auftreten des Wassermangels in gewissen Gegenden des Manöoergeländes Zusammenhängen. Tatsächlich haben nun auch die militärischen Kommando behörden eine Reihe von eingreifenden Anordnungen ge- troffen, die geeignet sein werden, den geschilderten Schwierig keiten abzuhelfen und auch Beruhigung für die ländliche Bevölkerung der Gegenden herbeizusühren, in denen sich die diesjährigen Manöver abspielen sollen. Da ist vor allem die Sorge um Abhilfe des Wassermangels zu nennen, der eine ernste Gefahr für die Bevölkerung wasserarmer Orte sowohl, wie für dte Truppe selbst, namentlich während der mit Anhäufung großer Massen auf engem Raum ver- bundenen größeren Manöver werden könnte, wenn nicht eingreisende Vorkehrungen dagegen getroffen würden. Zunächst sollen während der diesjährigen Manöver neben denjenigen Ortschaften, die wegen der Maul- und Klauen seuche als im Beobachtung^gebirt liegend bezeichnet worden sind, auch die ganz besonders wasserarmen Orte von Ein quartierung — soweit dies möglich ist — frei gehalten werden. Die Ortschaften des Sperrgebietes bleiben selbstverständ- lich von jeder Belegung durch die Truppen ausgeschlossen. Das bedingt natürlich eine teilweise ziemlich umfangreiche örtliche Verlegung der in Aussicht genommenen Manöver. Des weiteren aber haben die militärischen Kommando O AmtsökaLt für die Königliche Umtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Rtt achtseitigem „Illustrierten Nnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhnr. - Druck und Verlag von Carl Fehlte in Dippoldiswalde. In den Gehöften Nr. 109 und 110 in Kreischa ist die Eeflügelcholera aus gebrochen. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am l i. September 1911. Freitag, den 15. September d. I., vormittags 11 Ahr, gelangen 1! Sküvle