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Wochenblatt für AbonnemeniKprciS für Ersch.int wöchentlich 8 Mal Dienstag und Freitag vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags biS Mittag IS Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mat Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratcnannahmc Montags u. Donnerstags bis Mittag 18 Uhr. für die König!. Amtshauptmaunschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiun-vierzigfier Jahrgang. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 63. Dienstag, den 7. August 1883. Nächsten Donnerstag, den 8. d. M., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtqemeinderothssitzunq. Wilsdruff, am 6. August 1883. Der Stadtgemeiuderath. Ficker, Brgmstr. Nach stattgefundener Ergäuzungswahl besteht der Kirchenvorstand zu Wilsdruff aus: Herrn vr. Mil. Aoritz lVuNI, Pfarrer und Vorsitzender, - vi. .jur. Olivin kiunAluU', Amtsrichter, stellvertr. Vorsitzender, - Ourl ^l ioürirli Lu^elmunii, Kaufmann, - IlvinrirU I'icüor, Bürgermeister, - ^rioNriell livxlor, Kirchrechnungsführer, - kruuv Ollmuuii, Gutsbesitzer in Grumbach. Wilsdruff, am 4. August 1883. Dr ^VrTltl. I . Interessantes ans Luthers Lebe». V. Achtzehn Jahre alt bezog Luther die Universität Erfurt, welche damals unter den deutschen Hochschulen eine glänzende Stelle einnahm. Luthers Eltern hatten sich jetzt so weit emporgeschwungen, daß sie ihm die nöthigen Mittel zum Studium geben konnten. Er selbst aber glühte vor Durst nach gelehrtem Wissen. Zuerst warf er sich mit allem Eifer auf das Studium der Philosophie, welche von dem be rühmten Professor Jodocus Trutvetter vorgetragen wurde. Besonders übte er sich in den Gesetzen der Logik, das heißt der Wissenschaft des folgerichtigen Denkens und SchlnßziehenS, was für seine späteren Geisteskämpfe von höchster Wichtigkeit war. Daneben versäumte er aber nicht, die klassischen Schriftsteller, deren Geistesprodukte damals aus der Vergessenheit wieder hervorgezogen wurden, fleißig zu studiren. Die Dichtungen eines Ovid und Virgil, die Reden eines Cicero und Anderer dienten ihm dazu, seinen Blick ins Menschenleben zu schärfen und seine Kenntniß der Geschichte der Menschheit zu erweitern. Wüh. rend jedoch Viele seiner Zeitgenossen durch den Gebrauch der griechi schen und lateinischen Sprache ihrer eigenen Muttersprache sich ent fremdeten, blieb er ein echter Sohn seines Bölkes, der es verstand, nicht allein dessen Sprache echt volksthümlich zu reden, sondern auch sie zu veredeln und geistig zn verklären. Wollte man aber aus Lu thers eisernem Studentenfleiß den Schluß ziehen, er sei etwa ein Stu benhocker gewesen, so würde man sich gewaltig irren. Obgleich er die religiösen Uebungen, die er im frommen Elternhaus gelernt hatte, auch als Student fortsetzte, — wie er denn jeden Morgen sein Gebet sprach und die Morgenmeffe in der Kirche besuchte — so liebte und pflegte er doch geselligen Umgang und in dem Freundeskreise, dem er ange- hörte, wurde nicht bloß manches geistige Kampfspiel durch scharfes Disputiren über wissenschaftliche Fragen aufgeführt, sondern es wurde auch manch schönes Lied zum kreisenden Becher perlenden Weins ge sungen. Luther war in diesem Freundeskreise hochangesehen. Beides als „gelehrter Philosoph" und als „Musiker". Er sang nicht nicht allein einen schönen Tenor, sondern er spielte auch meisterlich die Laute. In letzterer Kunst war er sein eigner Lehrmeister gewesen. Als er sich einst das Bein verletzt hatte und zu Haus liegen mußte, hatte er die unfreiwillige Muße dazu benutzt, das Lautenspiel zu lernen. — Bereits nach anderthalbjährigem Studium, nämlich am Michaelistage 1502 bestand Luther das erste Examen. Er wurde Baccalaureus der Philosophie und bereits drei Jahre später wurde er Doktor, für jene Zeit etwas Unerhörtes, wie denn Melanchtou erzählt, das Talent des jungen Mannes sei damals von der ganzen Hochschule bewundert worden. Er scheint selbst über diesen Erfolg seines Fleißes hocher freut gewesen zu sein, denn er schreibt später: „Wie war es eine so große Majestät und Herrlichkeit, wenn mau daselbst inuAmtros pro- movirte und ihnen Fackeln fürtrug und sie verehrte; ich halte, daß keine zeitliche, weltliche Freude dergleichen gewesen sei." — Nach dem Wille» seines Vaters sollte er nun Rechtswissenschaft studieren, weil er durch sie am ersten eine bedeutende Stellung in der Welt erlangen würde. Ein oorpus suris und andre werthvolle Bücher wurden ihm vom Vater angeschafft und die juristischen Vorlesungen fing Luther au fleißig zu besuchen. Da griff eine höhere Hand in sein Leben ein und gab ihm eine ganz andere Wendung. Taqesgeschichte. Das Programm für die Kaiserzusammenknnft i» Ischl ist wie folgt zusammeuaestelll: Se. Maj. Kaiser Wilhelm reist am 7. August Nachmittags von Gastein ab, übernachtet in Salzbnrg und trifft am 8. August früh in Ischl ein. Se. Maj. Kaiser Franz Jo seph fährt seinem Alliirten bis Ebensee entgegen und findet dort die erste Begrüßung statt. Die beiden Monarchen'begeben sich gemeinsam nach Ischl, woselbst sie am Bahnhof von der Kaiserin Elisabeth er wartet werden. Das österreichische Kaiserpaar geleitet den Kaiser Wilhelm sodann in's Hotel „Kaiserin Elisabeth"; Nachmittag wird Kaiser Franz seinen hohen Gast persönlich zum Galadines in der Kaiservilla zu Ischl abholen. Zu der Tafel wird nur die unmittelbare Umgebung beider Monarchen zugezogen. Nach dem Diner unternehmen beide Monarchen gemeinsam eine Spazierfahrt nach Laufen und Abends findet im Jschler Theater eine Balletvorstellung statt, der die beiden Kaiser beiwohnen werden. Ein Souper beschließt den Tag. Voraus sichtlich wird die Bevölkerung von Ischl und Unigebung durch Freu- denfener auf den umliegenden Höhen und durch Veranstaltung einer Serenade auch ihrerseits ihrer Freude über die Monarchenzusammen- knnft Ausdruck geben. Nm 9. August Vormittags treffen beide Kaiser wieder zusammen, sodann erfolgt um 3 Uhr Nachmittags die Abreise des Kaiser Wilhelm und wird der österreichische Kaiser ihn bis Strobl begleiten. Kaiser Wilhelm begiebt sich sodann über Passau direkt ohne Wagenwechsel nach Schloß Babelsberg, wo für den 10. August die Ankunft festgesetzt ist. Ein Bergmannsfest, das in Neunkirchen gefeiert wurde, ist durch eine furchtbare Katastrophe gestört worden. Einige Bergleute wollten ihren Frauen die Einrichtungen der Gruben zeigen und fuhren mit ihnen in die Grube „v. d. Heydt". Hier wurden sie von schla genden Wettern betroffen, deren Wirkung eine derartige war, daß von der 24 Personen zählenden Gesellschaft achtzehn verunglückten. Einige blieben sofort todt, die Mehrzahl davon ist schwer verletzt. Nachstehende Todesanzeige in pommerschen Blättern entrollt in ihrer schlichten Sprache ein Bild von der Tragik des Lebens, Wie es ergreifender nicht gedacht werden kann: „Todesanzeige. Mein lieber Sohn und unser guter Bruder, der Schiffskapitän Robert Wahl, hat im Alter von 39 Jahren seinen Tod im Meere gefunden. Er ging mit seinem Schiffe „Emilie" im October vorigen Jahres von Plymouth nach Stettin ab, wurde am 1. Dec. v. I. in der Nordsee von einem Dampfschiffe angesprochen und seitdem ist von ihm, der ganzen Mann schaft und dem Schiffe nichts wieder gesehen und gehört worden. Er solgte seinem gleichfalls im Meere gebetteten Vater mit drei Brüdern und seinem im Kriege gefallenen Bruder. In ihm betrauern wir mei nen letzten hoffnungsvollen Sohn und unsern letzten geliebten Bruder. Jasenitz, Juli 1883. Die trauernde Mutter und vier Geschwister." Der Vater und vier Söhne im Meeresgrund gebettet, ein fünfter Sohn auf dem Felde der Ehre gestorben: welche überwältigende Lebenstra gödie in dem engen Raum eines Schifferhäuschens! Und solche Fälle sind nicht selten in unserer Küstenbevölkerung. König Alphons XII. von Spanien wird als Gast zu den Herbstmanövern der deutschen Armee erwartet. Vorher macht er einen achttägigen Besuch in Wien. Im Tisza-Eszlarer Mordprozesse wurden sämmtliche Ange klagte freigesprochen und der Staat in die Prozeßkosten verurtheilt. Die Motive des freisprechenden Urtheils besagen: Die Anklage war grundlos, der rituelle Mord existirte nicht. Riesige Menschenmassen waren bei der Verkündigung anwesend. Die Angeklagten und das ganze Auditorium vernehmen das Urtheil mit lautlosem, ehrerbietigem Schweigen. Der Präsident beginnt mit der Verlesung der Motivirung des Urtheils. Die Motive enthalten zunächst ein detaillirtes Bild der ganzen Geschichte des Mordes, wie die Untersuchung sie darstellt, und weisen nach, daß der Anklagebeschluß gefaßt werden mußte, weil die des Mordes und der Theilnahme an demselben Angeklagten seinerzeit ihre Abwesenheit aus dem Tempel zur kritischen Zeit nicht nachzuweijen vermochten. Allein die Schlußverhandlung entkräftete ein Verdachts moment nach dem andern. Bezüglich der gehörten Hilferufe nnd des Weinens hat der Lvkalaugenschein erwiesen, daß der Ort, wo dieselben gehört worden sein sollen, 70 Schritt vom Tempel entfernt ist. Die iokalen Verhältnisse ergaben, daß solche Rufe keinesfalls aus dem Tempel gekommen sein konnten; wahrscheinlich ist es aber, daß sie überhaupt nicht gehört wurden. Die Anssagen des Moritz Scharf sind durch vielfache wesentliche Widersprüche fraglich und bedenklich geworden, so daß er nicht einmal beeidigt, viel weniger als entscheidender Zeuge angenommen werden konnte. Namentlich ist von fast allen Angeklagten nachgewiesen worden, daß die betreffenden Angeklagten zur kritischen Stunde nicht im Tempel waren. Das Objekt eines Mordes fehlt ganz und gar, daher mußte die Freisprechung erfolgen. Aus Wolsk im Gouvernement Saratow telegraphirt man unterm 26. v. M. den Petersburger Blättern: Ein Blitzstrahl fetzte heute früh einen Dampfer auf der Wolga, welcher 17,000 Pud (680,000 Pfund) Naphtha führte, in Brand. Der Dampfer brennt den ganzen Tag, und es ist keine Möglichkeit, das Feuer zu löschen. Viele Men schen sind in demselben umgekommen.