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Rr. 203. Vierter Jahrgang. Donnerstag, 2. tzeptember IVOS vll« IW 38«« »Uilii ISlMlt«! er ^aaeblatt und Anzeiger für Sas Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. Vit «Etlichen vr»a»«t»a<d»»ge» vetlnSrn st» i> Orr Seiiage. ihre definitive Erledigung finden fall. Ist man diesseits der Leitha einig, dann werden es die Herren jenseits nicht versuchen, herausfordernd aufzutreten, wie st« dies gelegentlich der Dishar monie in der österreichischen Reichshälfto mehrfach und nicht ohne Erfolg getan haben. Würden die Parteien in Oesterreich es nun endlich über sich gewinnen, sich zu einigen, so würden sie ihrem Vaterlande einen Dienst erweisen, denn dadurch würde sich die Stellung der Monarchie n.ch weiter festigen nach innen und noch mehr nach außen. Air aus Saloniki gemeldet wird, verkündete dort der Chef der Auslader und Bootsleute diesen, daß der Boykott gegen Griechenland ausgehoben und der Ver kehr vollkommen sreigegeben worden sei. HWN- Mutmaßlich« W-trcrrunz am S. September: Westwind, »erS»d«elich, kühl, zeitweise Regen. "WH t Der amerikanische Polarfahrcr D r. C o o k soll den N o r d- pol erreicht haben. (S. N. a. a. Weit.) liebenswürdiges joviales Axftn die Heizen — wie immer — für sich einnahm. An und für sich hatte die Gedenkfeier kaum eine politische Bedeutung, aber es hat sich dabei ein Ereignis abge spielt, das vielleicht doch als ein Symptom für eine politische Wendung sowohl für Tirol selbst, als für die ganze Donaumon archie bedeuten kann. An den Feierlichkeiten hat brüderlich mit der deutschem auch >oie italienische Bevölkerung teilgenom men. Zahlreiche Vereine waren aus Welsch-Tirol herbeigeeilt, um an dem Festzuge tcilzunehmen. Laut erscholl als Begrüßung vor dem Monarchen ihr Ev-va, mit dröhnendem Beifall wurde es von den Deutschen lnarnvmtet. Aller Hader war vergessen, es kani nur das eine Gefühl zum Ausdruck, trotz der Stainmes- verschisdenheir einem einzigen Wiche anzugehören. Und hierin liegt die tiefe Bedeutung des Vorganges. Man weih, wie in Italien gewisse Leute sehnsüchtig danach trachten. Südtirol Italien an z u g li« d e r n und wLe darum die irredentische Agitation nicht nachläht, um in jenen Gegenden Un zufriedenheit zu säen und die Lmölkerung der österreichischen Monarchie abspenstig zu machen. Immer tiefer wurde unter Lie sen Umständen die Kluft zwischen Deutschland und Italien und üble Zusammenstöße waren daher keine Seltenheit. Eine wei tere Folge dieses Verhältnisses war auch die Verschlechterung de: Beziehungen zwischen den leiden rcrbündeten Staaten Oesterreich und Italien, die mehr wie einmal daran waren, einen völligen Bruch herbeizuführen, dessen Nachwirkung unübersehbar gewesen wäre. Beweisen sich jetzt die I'a Inner italienisch redenden Ti rolern als wirklich loyale Untencnen, so steht wohl kaum etwas im Wöge, ihren Wünschen, soweit diese gerechtfertigt sind, ent gegenzukommen. Damit wäre viel gewonnen und nach außen wie nach innen eine gewisse B-ri higung gebracht. Standen doch bisher die italienischen Avfeordmien im Wiener Reichsrat stets auf Seiten der Oppositio n, sie waren immer dabei, wenn es galr, der Regierung einen Knüppel Mischen die Beine zu werfen. Das Kabinett hat aber alle Versuche, seinen Frieden mit den einzelnen Parteien zu schließen, um endlich die Parla mentsmaschine wieder in Gang zu bringen, abgelöhnt. Bei den jüngsten Besprechungen herrschte zwar eine friedlichere Stimmung vor, zu einer Einigung ist es bisher aber noch nicht gekommen. Gleichwohl besteht doch ater jetzt eine größere Geneigtheit, im Interesse des Landes mit der Weierung Frieden zu machen, da mit die Staatsgeschäfte wieder in der regulären Weise ihre Er ledigung finden können. Ob Labe» eine Drohung des greisen Monarchen eventuell Lei netterem Versagen auch vor dem omi nösen Paragraphen 14 nicht zarückzuschrecken, welcher der Regie rung im Notfälle -bei Versagen des Parlaments pleiv pouvoie gibt, in Erfüllung geht, ist rnbeicht nicht ganz ausgeschlossen. Die Einigkeit in Oesterreich ist um so nötiger, als auch in Ungarn eine latente Krisis herrscht, die erst zur Jahreswende Rach amtlichen Meldungen aus Konstantinopel find die Auf st än bischen in Demen von den türkischen Truppen ins Gebirge zurückgetrieben worden. Die Verhandlungen der K o m m i s s i o ne n über die mecklen« burgische Verfassungsreform find beendet. (S. pol. Tgssch.) Das Luftschiff Z. III. hat gestern Abend 10 Uhr 58 Min. den Landungsplatz bei Bülzig verlassen und befindet sich auf der Rückfahrt nach Fried richshafen. (S. Art. i- Blg.) Sprechstand« der Redaktuui mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von 4—» Uhr. — Telegramm-Adreffe: Lageblatt Aue. — Fernsprecher SS. Für unverlangt «ingesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet «erden. Druck und Verlag Muer VIA»-«. verl,ikS«r«ll»»^ m. b. ks. in Aue i. Lrzgeb. dock) liebnswürvig. Die sorgsamen und aufmerksamen schwedi schen Mädchen, di« den Fremden in den Hotels und Restaurants bedienen — Kellner kennt man dort nicht — werden jedem ausgefallen sein. Lange Zeit — viel länger als andere Länder — haben die Schweden mancher Provinzen Hw malerischen historischen Volkstrachten bewahrt. Viel Eigen artiges zeigt sich noch unter den Lolckarlischen Bauern, wohl der kräftigste und schönste Menschenschlag Schwedens, unter dem ja auch Gustav Wasa einst sein ;>eer zur Befreiung dm Landes 'bildete. Auffallend ist besonders die dalekarlische Wintertracht, die für beiss Geschlechter aus Schaffellen, der Molle nach innen gekehrt ist, hergestellt wird. Ethnographisch gekoren die Schweden mit geringer Ausnahme dem gcrmantsch-skandinavischcm Volksstamm an, aus dem sie sich einst im Laufe dcr Zeit zu besonderer schwedischer Nationalität ausgebildet haben. Die gesamte schwedische Volks menge beträgt runk ötzs, Millioren. Eine Folge der auf hoher Stufe stehenden Sauberkeit, Bilk» Hygiene und Enthaltsamkeit vom Alkohol ist es, daß sich in Schweden die Lebensdauer günstiger stellt als in sämtlichen anderen europäischen Län dern. Gleich der Ergiebigkeit dos Bodens nimmt nach Norden zu die Bevölkerungsdichte bebentrnd ab. Die Landwirt schaft bildet trotz der nicht sehr günstigen Bodenverhältnisse die Hauptbeschäftigung von mehr als der Hälfe der Bevölkerung. Hatto sich die Landarbciierschost auch noch dem Generalstreik angeschlossen, so hätte man mit einer wirtschaftlichen Kata strophe rechnen müssen. Eine große Entwicklung hat in neue rer Zeit die Milchwirtschaft erlangt, besonders was die Butterbereitung betrifft. Große Mengen >der aus gezeichneten ungesalzenen aromatischen dänischen Butter, die wir in unseren deutschen Großstädten auf den allerfeinsten Tafeln finden, stammt nicht aus dem kleinen Dänemark, sondern aus dem gro ßen Schweden. Trotz der Illühenden Landwirtschaft geht aber auch Schweden stark dem Industrialismus entgegen. verantwortlicher Redakteur: seit, Aridelll. Für bi« Inserate verantwortlich: Walter tzr-mi. Beide in Aue i. Lrzgeb. Ungeheuere Mengen eines tüchtigen Arbeiterschlages sind in den vielen Erzbergwerken (Eisen, Kupfer, Silber und andere Mine ralien werden gewonnen) beschäftigt. Das in unseren schlesischen Erzhütten verarbeitete Eisen kommt vielfach auf dem Wasser wege über Stettin aus Schweden. In der Industrie sind die Schweden tätig in Sagemühlen, Webereien, mechanischen Werk stätten. Eisen- und Stablsabriken, Zukerfabriken, Garnspinne- reicn, Papier- und Taöakfabnlen, Gerbereien, ZLndholzfabriken (die jetzt verteuerten schrvedischen Zündhölzer sind eine ursprüng lich deutsche Erfindung, wurden aber in Mpssen zuerst in Iönköpinz in Schweden hergestellt) und Ziegeleien. Zurückge- gangen ist die industrielle Tätigkeit in den Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. Schweden ist nämlich in den letzten zehn Jahren auf dem besten Wege, den Alkohol ganz aus seinem Volksleben zu entfernen und die Schweden und Schw«dinnen zu Ab stinenzlern zu erziehen. Zuwege gebracht hat dies das sogenannte Gotenburger System. Gotenburg ist die Hochburg des schwedischen Handels. Man hat dort den freien Wettbewerb auf dem Gebiete Les Lchanlkoösens aufgogcben und gab sämtliche Durststillstationen in die Verwaltung einer ge meinnützigen Gesellschaft. Diese lucht eine Ehre darin, — mög lichst wenig alkoholische Getränke auszuschänken und hat mit dieser eigenartigen Betriebsart sich nach und nach in allen schwedi schen Städten Boden und Vertrauen evworben. Nichts anderes kennzeichnet dich? Wirtshäuser dem Vorübergehenden als eins kleine schwarze Tafel, auf der die Worte stehen: Wirtshaus Eöteburgssystemets Die innere Einrichtung ist von der größten Einfachheit aber auch von der peinlichsten Sauberkeit. An den Tischen sitzen die Arbeiter vor ihren Tsllern mit Fleisch oder Fisch oder Supper Keine Smise kofllt mehr al» 25 Oere (30 «Z !. Kein Besucher eines solchen schwedischen Lokals erhält irgend ein alkoholhaltige» Getränk, ohne daß er sich gleichseitig etwa, zu essen bestellt; niemand erhält mehr als »ine Flasche Bier (es Das Wichtigste vom Tage. In Chemnitz fand gestern in Gegenwart des Königs und der Minister und unter zahlreicher Beteiligung dcr Be völkerung die Einweihung des Reuen Museums und des Neuen Stadttheaters statt. Friede in Oesterreich. »k< Glänzende Feste baben in Liesen Tagen in Tirol statt gefunden, anläßlich der Ja h . b u nd e r t f e ie r der Kämpfe der wackeren Gebirgler unter Führung Les braven Andreas Ho fer gegen die französischen Eindringlinge. Der 79jLhrige> Mo ¬ narch selber hat cs sich nicht nehmen lassen, zur Freude der Tiroler Bevölkerung den Feierlichkeiten bejzuwohnen. Mit seltener Aus dauer hat der greise Monarch ousgeharrt, wie er auch Lurch sein W«z»g»pr«t,: Durch unser« Voten stet in» Hau, monatlich »o pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich yo ptg. und «dchentlich »o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.ro Mk. — Durch st« Briefträger frei in, kau, vierteljährlich t.-r Mk. — Einzeln« Nummer »o Pfg. — Deutscher Postzeitung» katalog. — Lrschsint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Schwedisches Volksleben. Nachdruck orrbolca. Mit dem schwedischen Volke beschäftigt sich zurzeit alle Welt: hat doch die jetzt dort durchgcführrc Kraftprobe des General streiks die Augen aller Zrnuagsleserr auf das schönste nordi sche Land gelockt. Jeder Besucher Schwedens wird bald er kennen, daß Las gesamte säuvedischc Volk auf einer rocht hohen Kulturstufe steht. Wer es nicht aus eigenen Anschauung kennt, kann es aus den vielen schwedischen Dichtevwerken er fahren, die in den letzten Jahrzehnten in unser« deutsche Sprach« übersetzt worden sind. Schn-eLen hat sein die jetzige Kulturhöho förderndes staat liches Grundgesetz gerade vor hundert Jahren erhalten ,und zwar an der N eg ie r u n g s f o r m um 1809. Eine Reichstagsver- fassung schuf sich Schwedens Volk in anerkennenswerter Ein heit mit seinem König in der Reichstagsverfassung von 1869, -»durch welche die alte Repräsentation Lurch die vier Reichsstände: Adlige, Geistliche, Bürger und Bauern beseitigt wurde. Eine Preßsreiheitsordnung erhielt Schweden schon 1812. Der Kon st i t u t i o n a l i s m u s ist gwahrt: der König ist zwar höchster Befehlshaber der Land- und Seemacht und Volfftrecker aller Staatsgewalt, aber er darf auswärtig« Angelegenheiten nie mals allein entscheiden, sondcrn nur auf den Vortrag des be treffenden Ministers und in Gegenwart zweier Staatsräte. Der schwedische Volkccharnkter ist ruhig, zielbewusst, sicher überlegend, rel-giös, gewissenhaft, ehrlich uneigennützig, gastfrei; der Schwede hat grosses Selbstgefühl und ungemeine Vaterlande, zu Gesetz und Freiheit. Von Statur find en hohe schlanke Gestalten mit blondem oder brau- und blauen Augen, leicht, sogar graziös in ihren Bs- Die schwedischen Frauen und Mädchen sind fast durch hübsch anzufprechen und -ei mancher Herbheit Annahme von Anzeigen bi, spätesten, ?'/, Uhr vormittag,. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmt«» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st» am Tage vorher bet uns «ingehen. Insertionspreis: Vie fiebengespalten» Korpuszeile oder deren Raum zo Pfg., Reklamen rr Pfg, Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Politische Lagesschau. Nu«, 2. September * Bom Katholikcntag. Nach Eröffnung der Nachmittags sitzung der Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Berlin verlas gestern Vizepräsident Ballaistrem folgende Depeschs des Kaisers. Ich habe mich über dis Begrüßung dör dortigen Versamm lung der deutschen Katholiken gefreut und danke Mr den Aus druck treuer Patriot r>aer Gesinnung. Wilhelm I. 8. Graf Ballestrem brachte hierauf ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus, in das di« Brr sammelten begeistert einstimmten * Lin Wechsel in der Leitung de» Marinekab-nsttts? In höheren Marinekreisen heißt es, der Chef des Marinekabinetis von Müller, der schon r or mehreren Jahren zeitweise so lei dend gewesen sei, daß es damals srazlich erschienen fei, ob er Li« Leitung des Marinekabinetts werde übernehmen können, wird wegen feines Leidens einen längeren Urlaub erhalten und wäh rend dieser Zeit von Konteradmiral von Krosigk, der früher bereits jahrelang Abt«ilungschef im Marinekabinett war, ver treten werden. Es heißt weiter, Laß von Miller nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren wrrd, sondern später durch Krosigk er setzt werden soll. * Die mecklenburgische Vrrkasiungsreform. Die seit acht Tagen stattfindenden kommissarisch-deputatischen Verhandlungen über die mecklenburgische Versaisungsreform sind gestern beendet worden und haben, wie die Ri aierring b-kannt gibt, im ganzen «inen befriedigenden Verlauf genommen. Es haben di« j«tzig«n Verhandlungen eine gemeinsame Grundlage ergeben, die eine Aussicht auf Vrstänüigung über di« Verfassungsreform eröffnet. Bevor nicht die Berichterstattung an den Landtag «vfolgt ist, muß der vertrauliche Charakter -der Verhandlungen gewahrt bleiben, und «s wird vorläufig aus Len Verhandlungen nichts in die Oeffentlichkcit gelangen. " Ein Riefenstreik in Sicht. 2r> 000 Bergleute im Pitts burger Kohlenrevier wergern sich, Las neulich seines