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Blatt Amts und des StadtraLhes des Aönigl. Amtsgerichts Wutsnrh Abonnements -Preis Vierteljährl 1 Mk. 25» Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Als Beiblätter: I. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. ^tiir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rrngegend Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugrben. Preis für die einspaltige Eor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Kefchäftsstelrerr: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, E. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaasi stein L Vogler, Jnvaltdendai. Rudolph Most« und S. L. Daube L Lomp. Mittwoch Druck und Perlag von E. L. Förster'« Erben in Pulsnitz. Ne. 55. 12. Juli 18V9. SmundMichrgster Jahrgang. schui„ Telegramm des Pulsnitzer Wochenblattes. Berlin, 1l. Juli, früh 7 Uhr 20 Minuten. Petersburg. Großfürst Georg, der Thron folger von Rußland ist gestern früh Kur? nach 9 Uhr in Abbas Tuman, »vo er stch wegen feines leidenden Anstandes feit Längerem auf- hirlt, in Folge plötzlichem starkem Klntstnr? gestorben. Aus dem europäischen Wetterwinkel. Der auf den Ex-König Milan von Serbien, den jetzigen Oberbefehlshaber der serbischen Armee, von einen, Bosniaken unternommene Mordanschlag erregt weit über die Grenzen Serbiens hinaus Aufsehen, denn es unterliegt nach den bislang über das Ereigniß bekannt gewordenen Einzelheiten kaum einem Zweifel, daß das glücklicher Weise erfolglos ge bliebene Attentat auf politische Ursachen zurückgeführt werden muß. Der Attentäter Gzura Knezevic hat gleich beim ersten Verhör zugegeben, zu seinem Verbrechen von hervorragenden Persönlichkeiten der radicalen Partei Serbiens gedungen worden zu sein, in Folge dessen wurden dieselben sämmtlich mit Einschluß Paschic's, des einflußreichen ersten Führers der serbischen Radicalen, verhaftet. Das weitere bleibt nun zwar zunächst »bzuwarten, doch kann inan wohl schon jetzt der Anschauung Ausdruck verleihen, daß die serbischen Radicalen, die alten Gegner Milans und der Dynastie Obrenowitsch, durch die geplante Ermordung Milans die Beseitigung des heutigen Regimes in Serbien beabsichtigten, vielleia.t, um dann eine radicale Diktatur im Lande zu etabliren. Ist es doch ein öffentliches Geheimniß, daß Milan, obwohl er lediglich Generalissimus der serbischen Armee ist, auch die serbische Gesammtpolitik „macht", daß er in Wahr heit an Stelle seines energielosen Sohnes, d:s Königs Alexander, die Zügel der Regierung führt, und daß mag freilich den ehrgeizigen Strebern und Wühlern in der radi calen Partei nicht paffen. Jedenfalls wird der Mordanfall auf König Milan nur dazu führen, die unleugbare Volks- thümlichkeit des Vaters des jetzigen SerbenherrscherS noch weiter zu erhöhen, und hiermit das Königthum in Serbien zu stärken, wie dies die lebhaften Sympathiebezeugungen aus allen Bevölkerungskresten des Landes für Milan anläßlich des auf ihn ausgeführten Attentats bereits jetzt hinlänglich erkennen lassen. Während im Serbenlande die Erregung über das ver brecherische Unternehmen gegen Milan noch ihre Kreise zieht, dringen aus Sofia seltsame noch uncontrollirbare Gerüchte, als ob der Thron des Coburgers erschüttert sei, ins Aus land. Allerdings haben sich die weiteren, noch sensatio- ' nelleren Geiüchte, wonach es in Sofia zu blutigen Straßen kämpfen und schließlich zur fluchtartigen Abreise des Fürsten Ferdinand gekommen sein sollte, als unbegründet herausge stellt, aber die innere politische Lage Bulgariens scheint doch bedenklich gespannt zu sein. Es soll im Lande gähren, man ist angeblich weder mit dem Fürsten mehr, noch mit der Grekow'schen Regierung zufrieden, deren Mißwirthschast allerdings namentlich auf finanziellem Gebiete immer mehr zu Tage tritt. Unter diesen Umständen haben die dunkeln Elemente, an denen es auch in Bulgarien durchaus nicht fehlt, verhältnißmäßig leichtes Spiel, und wenn es ihren Wühlereien gelingen sollte, einen revolutionären Putsch an zuzetteln, so würde dessen Ausgang keineswegs zu übersehen sein. Möglich darum, daß die erfolgte Abreise des Fürsten Ferdinand und seiner Familie von Sofia nach der Sommer residenz Schloß Euxinograd mit dem geheimen Wunsch des selben zusammenhängt, dem Ausbruche etwaiger Unruhen in Sofia rechtzeitig aus dem Wege zu gehen, wie dies der Coburger ja schon zur Periode der Ermordung des Stam- bulow's und der hiermit zusatnmenhängenden kritischen Vor gänge gethan hat. Unterdessen gehen die diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen dem Belgrader Cabinet und der Pforte wegen der jüngsten blutigen Vorfälle an der serbisch-türkischen Grenze noch immer weiter. Nach dem hierbei obwaltenden gegen seitigen höflichen Ton zu schließen, darf man allerdings annehmen, daß diese Erörterungen zuletzt zur Beilegung des entstandenen Conflictes führen werden, immerhin zeigt letzterer ebenso, wie das muthmaßliche Complott der Radicalen in Serbien und die unsichere Lage in dem benachbarten Bul garien, daß nach wie vor auf der Balkanhalbinsel Zündstoff genug lagert, um im geeigneten Moment wieder zu Hellen Flammen empor zu schlagen. Dazu gesellen sich auch die fortwährenden Wühlereien in Makedonien gegen die türkische Herrschaft, und wenn es in diesem Jahre in dieser türkischen Provinz bislang noch zu keiner Wiederholung der früheren Aufstände gekommen ist, so ist dies wohl nur dem Umstande zu danken, daß Oesterreich-Ungarn und Rußland deutlich genug ihren ernsten Entschluß zu erkennen gegeben haben, der makedonischen Actionspartei keinerlei Bewegungsfreiheit zu gestatten. Diese Haltung der beiden Großmächte entspricht aber auch nur dem Abkommen zwischen ihnen, welches 1897 durch den Besuch des Kaiser Franz Josef am Petersburger Hose erzielt wurde, und demzufolge sich beide Großstaaten verpflichteten, ihre Interessensphären auf der Balkanhalbinsil gegenseitig zu respectiren und in dem dortigen status Huo keine Veränderung zuzulasien. Letzterer Vereinbarung ist es zu danken, daß im alten europäischen Wetterwinkel in den letzten Jahren verhältnißmäßig Ruhe geherrscht hat, und hoffentlich wird das russisch-österreichische Abkommen auch noch fernerhin seine für den Frieden ersprießliche Wirkung gegenüber den Balkanverhältnissen ausüben. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. B u l s n i tz. Wie dem hiesigen Stadtrath von der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Kamenz mitgetheilt worden ist, wird die Stadtgemeinde während der diesjährigen Herbstübungen voraussichtlich belegt werden mit 5 Offizieren, 18 Mannschaften, 12 Pferde vom Stab 1. Abtheilung des Feldartilleric-Regiments Nr. 12 am 25. August, 4 Offiziere, 96 Mannschaften, 69 Pferde vom 1 Feldartillerie-Regiment Nr. 12, 1. Batterie, am 25. August, 5 Offiziere, 162 Mann schaften, 1 Pferd vom 2. Jägerbataillon Nr. 13, vom 31. August bis 1. September (einschließlich des Hornistencorps), 5 Offi ziere, 141 Mannschaften, 1 Pferd vom 2. Jägerbataillon Nr. 13, vom 31. August bis 1. September. — Nach Ansicht der Wetterpropheten (nicht Falb) sollte das regnerische Wetter nur noch bis zum 10. Juli dauern, worauf vom 11. Juli ab beständig gutes Wetter bis in den Herbst hinein folgen soll. Erfreulich wär's, wenn sich diese Wettermacher nicht geirrt hätten! — Di- Heidelbeere reift! Das ist der Ruf, den jetzt Hunderte folgen, um hinauszuziehen in den Wald, die be liebte Beere zu pflücken. Die Heidelbeere hat in diesem Jahr reichlich angesetzt. Zahlreiche Kranke warten auf die Heidelbeerzeil im sehnsüchtigen Verlangen, denn die Aerzte sind von ihrer außerodentlichen Heilkraft überzeugt und ver ordn n sie den Kranken. Sagt doch selbst ein bekanntes Volkswort: „Wenn die Heidelbeere blüht, kommt kein Doctor ins Haus!" Unter den Beerweinen nimmt der Heid-'lbeerwem wohl die erste stelle mit ein, gekocht ist ferner die Heidelbeere eines der beliebtesten Compols, und selbst Branntwein, das sogenannte Steinbeerwasser, wird aus der Heidelbeere bereitet. Jetzt beginnt nun der Haus srauen Sorge, den sie können nicht Flaschen genug schaffen, um Heidelbeeren „einzumachen", die im Keller lagern bis zur Winterzeit, wo dann das pikante Mus gegessen wird. Man pflücke die Heidelbeere nicht unreif, auch reiße man die Frucht nicht mit dem Kraut heraus, Beides wird streng geahndet. Es giebt immer Beeren genug, sodaß Vergnü- gungs- und Berusuugspflücker auf ihre Kosten kommen, ohne daß unsinniger Weife im Walde gewüstet wird. — Nacht-Telegramme. Um die Absender eines Tele- g' amms in die Lage setzen zu können, die Nacht-Zustellung eines Telegramms auszuschließen, was gegenüber kränk lichen oder bktagten Personen nicht selten von Werth ist, bestimmte das Reichspostamt schon zu Ende vorigen Jahres, daß mit dem vor die Aufschrift einer Depesche zu setzenden Vermerk „Tages" bezweckt werden könne, daß ein solches Telegramm nur am Tage, d. h. von 6 Uhr früh bis 10 Uhr abends, bestellt werde. Der Vermerk „Tages" güt als ein Taxwort; seine Nutzanwendung scheint im großen Publikum noch wenig bekannt zu sein. — Man hat im Sommer sehr oft Gelegenheit, jüngere und ältere Männer mit dem Hut in der Hand die Land- straße entlang wandern zu sehen. Es geschieht dies in der Absicht, den Kops abzukühlen. Nun wird zwar dadurch in der That eine gewisse Abkühlung des Kopfes erreicht, aber dafür entbehrt dieser auch der Beschattung und ist der directen Sonnenbestrahlung ungeschützt ausgesetzt. Dieser Umstand fällt aber viel schwerer ins Gewicht, als der Vortheil der kleinen Abkühlung. Es kann daher ge rade hier viel leichter zu Reizungen des Gehirns kommen, als wenn der Hut aufbehalten wird. Will man dem Kopf eine Abkühlung verschaffen, so kann man diese- auf eine andere Weise herbeisühren, bei der dem Kopf die Be schattung erhalten, bleibt. Man hat dann nur nöthig, ein größeres Blattstück irgend einer saftigen Pflanze unter den Hut zu schieben. Das in dem Blattgewebe enthaltene Wasser verdunstet unter dem Einfluß der Wärme, kühlt die unter dem Hut sestgehaltene Luft und damit auch den Kopf ab. Ist das Blattstück eingeschrumpft, so ersetzt man es durch ein neues. — Die Zeit des Kernobstes ist wieder herangerückt und damit auch jene gefährliche Zeit für den friedlichen Spaziergänger auf der Straße, dem Schritt für Schritt Gefahren in Form unschuldiger Obstreste drohen. Die Lieblingsbeschäftigung vieler Leute, im Gehen Obst zu verspeisen, wird genährt durch den Straßenhandel mit Obst. Natürlich achtet kein Mensch darauf, daß weggeworfene Kirschen oder nur Kerne eine Unsicherheit der Wege Her vorrufen. Wiederholt sieht man Personen ohne jede Veranlassung auf der Straße ausgleiten und sich in einzel nen Fällen schmerzhafte Verletzungen zuziehen. Bei näherer Untersuchung des Unfalls stellte es sich heraus, daß ein Kirschkern die Schuld trug. Da derartige Unfälle selbst dem Kirschenesser passiren können, sollte man doch wirklich mit dem Wegwerfen der Steine etwas vorsichtiger um gehen, oder dies überhaupt unterlassen. — In Elstra fand am vergangenen Sonntag beim günstigsten Wetter Kreissängertag des 6. Kreises des Ober lausitzer Sängerbundes, zu welchem von hier nur noch der Gesangverein „Liederkranz" gehört, unter zahlreicher Theil- nähme statt. Das Fest nahm in folgender Weise seinen Verlauf: Nachm. '/,1 Uhr fand am Bahnhofe Empfang der Sänger und die Abgabe der Fahnen im Stadtkeller statt, sodann V-2 Uhr Concertprobe im Fischerschen Gast- Hofe, 3 Uhr Aufstellung auf dem Markte, — Festzug, >/z5 Uhr Festconcert. Nach Beendigung des ConcerteS gemüthliches Beisammensein auf dem Festplatze, 8 Uhr Einzug in die Stadt, Gesang auf dem Markte: Abend wird es wieder. Hierauf Ball. Dresden, 8. Juli. Se. Majestät der König war bei seinem letzten Aufenthalte in Sibyllenort ungemein vom Jagdglück begünstigt. Während des Aufenthaltes daselbst schoß er nicht weniger als 54 Böcke, darunter eine Anzahl Gabelböcke und Sechsender. Die meisten der geschossenen Tiere wandern in die Hände der Wildhändler, nur wenige Stücke werden für die Schloßküche verwendet. Bei diesen Jagden fährt König Albert mit dem Oberforstmeifter und dem Kutscher in einem kleinen Jagdwagen allein an die Stellen wo die Tiere ihren Wechsel haben. Selten, daß er eins der Tiere fehlt, wenn er die Büchse mit sicherer Hand von dem Wagen aus abdrückt — Im Sommersttz Pillnitz werden gegenwärtig umfassende Vorbereitungen getroffen, um den 21. Juli daselbst in hervorragend fest licher Weise begehen zu können. Kaiser Wilhelm entsen det zu diesem Zeitpunkte eine Abordnung von Rittern deS Ordens xour Io wsrits nach Pillnitz, welche im höchsten Auftrage dem König die Glückwünsche zu dem einzig in feiner Art dastehenden Jubiläum (vor 50 Jahren erhielt König Albert den Orden xour 1s wsrits) überbringen soll. Geführt wird die Abordnung von dem Generalfeldmarschall Prinzen Albrecht von Preußen. Dresden. Im königl. Opernhause werden während der diesjährigen großen Sommerferien tiefgreifende Verän derungen an der inneren Einrichtung vorzenommen. All dem ganzen Theater wird in der Hauptsache die Gasbe leuchtung entfernt und durch eine großartige elektrische Licht anlage ersetzt. Damit sind natürlich umfassende Nebenar beiten durch Maurer rc. verbunden. Die Bühnenbeleuchtung ist bereits herausgerissen und liegt theilweise hinter dem Theater auf dem Boden. Auch das etwa 50 Meter von dem Theater entfernte Maschinenhaus zur Erzeugung deS nothwendigen elektrischen Stromes ist bereits unter Dach gebracht. Nächstdem wird jetzt gleichzeitig daS Dach deS Theaters, welches bei dem großen Sturm vor einigen Wochen seiner Zinkverkleidung völlig verlustig ging und deshalb mit Nothbedeckung aus Dachpappe versehen werden mußte, vollständig neu gedeckt. — Der Ausbau der Dresdner Vogelwiese, welche in