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Dienstag Leip,la. Die Zettmig erscheint tägUch. Zn beziehen durch alle Pa», Smter de« In- und Anslan- de»; in Frankreich durch G. SI. Alexandre in Slrav- bürg, und bei Dem'riben in Paris, dir. 23, rua Koire Oamv Uv »llLLiew; Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» inEnnlandkurckWiMam- är Ner^ake in ^vndi.'N, 14 Heinietla» Street, To orn». Garden. Preis für paö Vierteljahr 2 Thlr. Insertionöüebübr für Vcn Naum einer Zeile 2 Ngr. Ueberblick. Deutschland. * »Frankfurt a. M. Bewegung. Auffodcrung an die Abgeordneten, s Frankfurt a. M. Das Ministerium. »Frankfurt a. M. Der Reichsverweser. Der König von Württemberg. — Die Ver fassung. — Die Frankfurter Zeitung über den Beschluß der National versammlung am 26. April. »Dresden'. Auflösung der Kammer. An sprache des Ministeriums an das sächsische Volk. München. Die Ver- . tagungsgerüchte. Der Kriegsminister. Stuttgart. Die Abgeordncten- kimmer. Proklamation an die Truppen. Ludwigsburg. Der König. Donaueschingen. Die mürttcmbcrgischcn Truppen. — vr. Buß. — Die Bürgergarde von Hanau. — Die Sachen in Schleswig. — Die k. säch sische Brigade. Preußen. Berlin. Schreiben der Regierung an den Bevollmächtigten bei der Ccntralgewalt. Bertin. Die Vorgänge. — Kundmachung Wran- gcl's. — Hr. v. Radowitz. Hr. v. Vincke. »Köln. ,Die Bürgerwehr. Die städtische Collccte für die Armen. Der demokratische Verein. Oesterreich. ^N)ien. Die Ruffenhülfe. Die Deputation der Evangeli schen in Olmütz. Fischhof. — Der Krieg in Ungarn. * Non der gali-' fischen Grenze. Die Russen. Ärakau. Die Ungarn. Handel und Industrie. ff Leipzig, 36. April. Das Vaterland ist in Gefahr! Der vor- märzlichc Despotismus will den letzten Schlag führen. So ruft von Frankfurt a. M. eine von elf Mitgliedern der Nationalversammlung unterzeichnete Auffodcrung aus, und wir sind einverstanden: das Va terland ist in Gefahr; allein hauptsächlich durch die Schuld Derer, welche nichts Besseres wußten, als ihre ganze Habe auf eine Karte, den von der Nation schon im Verfassungscntwurf der Siebzchner ver worfenen, nach mancherlei Schicksalen aber mit 4 Stimmen Mehrheit votirten Erbkaiser zu setzen; die den Verhältnissen nicht Rechnung tragen, nicht einen Bundesstaat durch Verbündung gründen, sondern dictiren, nicht das ganze Deutschland wollen, nicht davor zurückbebcn, in die Bücher deutscher Geschichte die ewige Schmach einzutragen: cs hat die erste deutsche Nationalversammlung die Kraft und Macht des deut schen Volks, seinen europäischen Einfluß gebrochen, seine Stämme zersplit tert, weil sie nicht Raum und Zeit geben wollte zur Einigung, zur Be festigung des Errungenen. Denn die sind die besten Freunde des vormärz lichen Despotismus, von welchem man spricht, und der Reaktion, die man fürchtet, welche durch Misachten der wirklichen Zustände und Ucbcr- stürzen der Dinge dahin drängen, daß im allseitig erwachenden Ver langen nach Ordnung um jeden Preis die Militairmacht allein zur Herrschaft komme und die Freiheit dabei nothwendig gefährdet werde. Wol gibt cs ohne Ordnung keine Freiheit im Staate; denn Freiheit ohne Ordnung ist Zügellosigkeit. Allein die Freiheit darf darum nicht der Ordnung, so wenig wie diese der andern geopfert werden, wenn die der Entwickelung der Zwecke der bürgerlichen Gesellschaft auf den Stufen hö herer Cultur zusagenden, möglichst vorthcilhaftcn Bedingungen verwirklicht werden sollen. Denn die wunderbare Wechselbeziehung jener beiden Facto- ren erlaubt ihnen nur im harmonischen Zusammengehen das Vortreffliche darzubietcn, während das Verwiegen eines und gleich viel welches der selben, sei cs das der Freiheit oder das der Ordnung, stets zum Nach theil der Freiheit ausschlägt. Sie wird entweder im Sinne des ver rufenen Polizcistaatcs carikirt oder sie neigt zur Zügellosigkeit, und würdigt sich durch das zur Ungerechtigkeit hinreißende Vorwalten der Leidenschaft herab. Möge daher das zur Herrschaft gelangte demokra tische Princip sich im Geiste jenes nothwcndigen Ebenmaßes selbst be schränken, wenn cs die Freiheit nicht gefährden will. Das System der dirigircnden Staatsmänner der vormärzlichcn Zeit ist gestürzt, und ein vormärzlicher Despotismus mit Preßfreiheit und freiem Vereinsrecht ist Un möglichkeit. Allein die Staaten, das Staatcnsystem, die geographischen und ethnographischen Bedingungen desselben bestehen noch und fodern gebieterisch Beachtung. Sie erlauben nicht Rathgebern zu folgen, der Art wie jener Gartcnkünstler, der zur Verschönerung eines Landsitzes nichts weiter nothwcndig fand, als dem Laufe eines Stroms die ent gegengesetzte Richtung zu geben und das Wohnhaus cinzurcißen, um cs an einer entferntem Stelle wieder aufzubauen. — Die königl. sächsi sche Regierung hat den erwarteten Schritt zur Auflösung der dcrma- ligcn, unter nicht günstigen Umständen für die Herausbildung der öffent lichen Meinung bei den Wahlen berufenen Kammern gcthan. Sie erklärt zugleich, daß die neuen Wahlen, wie Niemand in Sachsen anders erwartet haben wird, nach dem Gesetze vom 15. Nov. v. I. er folgen werden. Aus Berlin wird heute die definitive Erklärung der preußischen Negierung über den Kaiserantrag der frankfurter Versamm lung mitgetheilt. Er wird abgclehnt, für das Verfassungswerk aber zur Verständigung nochmals die Hand geboten. Das umfängliche Akten stück dutirt vom 28. April. An den Ostgrenzcn in Schlesien und Posen werden militairischc Vorkehrungen getroffen. Aus Wien bestä tigt sich die erfolgte Annahme russischer Hülfe, es heißt 86,666 M-, zur Herstellung der österreichischen Autorität in Ungarn. Die sardinische Flotte ist auf ihrer Fahrt nach Genua in Korfu angclangt. In Pa ris wollte man Nachricht von Besetzung der sardinischen Festung Ales sandria durch dieOesterrcichcr haben. Das britischeParlament war mit irischen Angelegenheiten beschäftigt. Deutschland. * * Frankfurt a. M., 28. April. Die telegraphische Nachricht von der Kammerauflösung in Berlin, verbunden mit dem Gerücht, daß bei Kreuznach ein preußisches Armeecorps (angeblich von 46,666 M.) zusammengezogcn werde, und der Auflösung der hannoversche» II. Kammer, brachte heute hier lebhafte Aufregung hervor; diese wurde noch gesteigert durch die im Laufe des Vormittags durch ein Extra blatt der Deutschen Zeitung verbreitete Kunde, daß der Reichsverweser dem Vollzüge der vorgestrigen Beschlüsse der Nationalversammlung seine Unterschrift verweigert und hierauf das gcsammte Reichsministcrium ab gedankt habe, in München seien Unruhen ausgebrochen rc. (wovon direkte Nachrichten nichts wissen.) Es war bereits die Rede davon, in Folge dieser beunruhigenden Ereignisse eine außerordentliche Abcndsitzung in der Paulskirche abzuhalten. Später erfuhr man jedoch, daß der Rcichs- verweser von seiner Weigerung wieder abgegangen sei. In einem Extrablatte der Oberpostamts - Zeitung ward zwar in Abrede gestellt, daß eine solche überhaupt stattgefunden habe; vielmehr habe der Erz herzog-Reichsverweser seine Einwilligung zur Abordnung von Bevoll mächtigten an die deutschen königlichen Höfe genehmigt, und diese Bevoll mächtigten (Hr. Bassermann für Berlin, Hr- Mathy für München, Hr. Seebeck für Hannover, Hr. v. Watzdorf für Dresden) seien im Begriff, abzureisen. Doch scheint cs außer Zweifel, daß eine erhebliche Differenz zwischen dem Reichsverweser und seinen Ministern vorhanden war. Unter den Abgeordneten aller Fraktionen haben besonders die Nachrichten von Berlin und die Gerüchte von Truppenconcentrirungen am Rhein (es hieß auch, daß vergangene Nacht 8666 M. in Mainz cingcrückt seien) eine sehr bcsorgliche Stimmung erregt. Selbst die Wcidenbuschpartci fängt nun an, Octroyirungsfurcht zu zeigen und dem Argwohne Raum zu geben, daß zwischen Berlin, Hannover, München und vielleicht sogar Olmütz geheime Verbindungen bestehen. Die Montagssitzung könnte unter diesen Umständen zu unerwarteten Beschlüssen führen. Das Frankfurter Journal enthält folgende dringende Auffodcrung andicAbgcordncten: Das Vaterland isti» Gefahr! Diepreu- iischen Kammern sind aufgelöst! Bei Kreuznach werden Truppen zusammen- ;czogen; zum Octroyiren sind Truppen nöthig. Der vormärzliche Despotis mus will den letzten Schlag führen. Frankfurt muß und wird endlich -andeln! Kein Abgeordneter darf sich jetzt entfernen, jeder Abwesende möge ofort zurückkehrcn! Die Volksversammlungen in der Umgegend mögen ich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die Abgeordneten zu er- chcinen verhindert sein sollten. Frankfurt, 27. April 1849. Raveaux. !öwe. Nauwcrk. -Freese. Melly. Schulz aus Weilburg. Voigt. Hehncr. Eisenstuck. Claussen. Rcittcr. ' — Die von der Deutschen Zeitung durch ein Extrablatt verbreitete Nachricht, das Reichs Ministerium habe seine Entlassung gegeben, erklärt die Oberpostamts-Zcitung auf Ermächtigung für falsch. (?) Frankfurt 6. M., 28. April. Das Ministerium hat be schlossen, an diejenigen Regierungen, deren Erklärungen über die Verfas sung und Kaiscrwahl noch fehlen, Commissaricn abzuordncn; Mathy soll nach München gehen, Bassermann nach Berlin. Diese Commissaricn sollen nicht nur durch geeignete Vorstellungen wirken, sondern auch an Ort und Stelle beobachten. Ihre Stellung wird eine ganz außerordentlich schwie rige sein. Sie werden es kaum vermeiden können, Mittelpunkte von Agi tationen zu werden, man wird sich von Seiten der Stände, der Clubs, der