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Nummer 23k—38. Iabrg. SüchMe volkssettung Freitag» 8. Oktober 1937 Schclstl«lt»»gr Vrra>««i-U„ P»N«rstr.17, 8«nn«t 70711«. 71017 S<lchrst,ft«ll«, vr«ck m» v«rlag: <S«r»a»t« Buchdr»S«r^ «. v«kl-a r». «. ». wl«71, v°lt«rst«d, 17, 8<r«»» »011. V«st(ch«4: Ikr. W7S, va»t: EtcNitt-uU vr«»d«» N«. »1767 3m »all. -»« h»h«r«r «ewa«, v«ib-t. «Inttrttnd« U«Nl«b- stücunge» ha« der v«jl«h«« »d« Üirrbun-Ireikxad« Kia« «nlxiaqe, »all, dl« g«ltus, i» l-lchrünkl«« Umfaaa«, -r- (pät-t ^>«r »lcht «'I<helnt. crksIll»»,,«I«»stD,«»»«» Lrschrlnt - «al wSch«ntNch. ManatlIHer v«»iig«pr«i, durch Trüge« «lnscht. SV Pfg tzm. <0 Pfg. Trüg«rl»hn 1.70; durch di« Poft 1.70 «Inschllrillch Pastübenvellung^ebllhr, zuzüglich U> Psg. Post-Vestellgetd. I>u»«l-Nr. 10 Pfg., Sonnabend, u. Feptas-Nr. 70 Ps«. vbbestellnagen mülle» spülest«», «In« woch« vor «blaut de, 8«zug,zelt schrlslllch »«>« Verlag «lngegong«» sei». U»l«r« rrilg« dllrs«« kela« «bbepellungeu e»l,egenn«hme^ Verlag,orl Vreode». Anzelgenprrls«! dl« Ilpalllg« 77 mm br«ll« gell« b Psg.s für gamlllenunzelg«» b Plg AlU Platzwlnsch« Unn«» ml, tela« L«wühr leiste«. Vor einer starken Ausrüstung Amerikas? Wie England Roosevelts Rede versteht London, 8. Oktober. In größter Aufmachung meldet „Daily Mail", daß die Möglichkeit bestünde, daß Amerika binnen kurzem eine Rüstungsanleihe auslcge und mit einer gewaltigen Aufrüstung beginne. Das Blatt vermutet, daß zu diesem Zweck Präsident Roosevelt eine Sondersitzung des Kongresses einberufen werde, sobald er nach Washing ton zurückgckehrt sei. Auch in den Kreisen der City fei gestern das Gerücht über eine solche amerikanische Rüstungsanleihe umgelausen. In seinem Leitartikel schreibt das Blatt dazu, daß ein solcher Schritt des amerikanischen Präsidenten außerordent lich begrüßt werden müsse, da er sowohl finanziell wie politisch einen stabilisierenden Einfluß in den Vereinigten Staaten wie auch außerhalb der Grenzen Amerikas ausüben würde. Die Auslegung dieser Rüstungsanleihe würde als eine bedeutsame Geste Amerikas gegenüber der übrigen Welt zu werten sein. Wenn auch die traditionelle Politik der Vereinigten Staaten stets friedlich und auf eine Isolierung von den verschiedenen Konflikten gerichtet gewesen sei, so sei es doch klar, daß dieses große Land auch entschlossen sei. nicht zu dulden, daß seine Interessen und seine Autorität leiden. „Daily Mail" nimmt diese Vermutung über die amerikanisckie Aufrüstung zum An laß, die englische Regierung aufzufordcrn, das britische Auf- rüstungsprogramm ebenfalls mit aller Beschleunigung durch zuführen. Der „Daily Telegraph" berichtet aus Washington, daß auch in Amerikas Hauptstadt Gerüchte umlaufen, die besagen, daß der Hauptgrund der Roosevelt-Rede in Chikago der gewesen sei, «in riesiges RUstunasprogramm stimmungsmählg einzuleiten. Man spricht in Washington davon, daß die geplante Aufrüstung nicht weniger als 500 Mill. Pfund erfordern würde. Auch andere Londoner Morgenblätter sind der Ansicht, daß Roosevelts Rede in der Hauptsache diesem Zwecke gedient habe. Klarstellung der Verantwortlichkeiten Mailand, 8. Oktober. Der offiziöse Mailänder „Popolo d'Itaiia" setzt sich in einem Aufsatz mit der Haltung Italiens gegenülxr dem Problem der spanischen Freiwilligen ausein ander und erklärt, daß die Note der römischen Regierung in ihren wesentlichen Teilen als sertiggestcllt betrachtet werden könne; sie werde von Außenminister Ciano wahrscl-cinlich heute oder morgen überreicht werden, lieber den Wortlaut der Note bewahre man in den offiziellen Kreisen strenge Zurückhaltung. „Popolo d'Italia" betont dann nochmals sehr deutlich, daß es am Anfang gerade Italien war. das di« Anwerbung von Frei willigen zu unterbinden vorgeschlagen hatte. Das sei schon am 5. August 1936 gewesen. Durch zivei weitere Noten von, 7. und 25. Januar habe Graf Ciano diese italienisck-e Auffassung er neut bekräftigt. Nicht Italien sei darum dafür verantwortlich zu machen, wenn das Einmischungsvcrbot nicht von Anfang an auch auf die Freiwilligen ausgedehnt worden sei. Erst durch diese Unter- iassung Englands und Frankreichs ist die russische mili tärische Einmischung und die Anwerbung der soge nannten „Internationalen Roten Brigade" möglich gemacht mor den, worauf dann das Dazwischcntreten von Freiwilligen mich im Lager der Nationalen erfolgte. Es stell« geschichtlich außer Frage, daß die Einsetzung von Freiwilligen im nationalen Lager durch die Einmischung gewaltiger ausländischer Kräfte auf der Gegenseite heruorgerufen wurde. Die Frag« der Freiwilligen sei notivendig mit der Haltung beider streitenden spanischen Par teien verknüpft. Man dürfe aber nicht vergessen, daß der Ver treter Valencias im Völkerbund kürzlich jede Möglichkeit einer Zurückziehung oder Verabschiedung von roten Freiwilligen aus geschlossen habe. Aus dem Vorhergcgangenen dürfe man schlie ßen, daß das System der Teilerörterungen nur zu neuen Ver wicklungen führen würde. Es sei also vorauszusehen, daß Italien an Zusammenkünften, zu denen nicht auch die deutscl>e Reichs regierung «Ingeladen sei, nicht teilnehmen werde. Die Ange legenheit könne nach allen ihren Gesichtspunkten im Londoner Ausschuß erörtert werden, der dazu die nötigen Vollmachten besitze. Zapan wird Amerika antworten Absage an den Neunmächtepakt? Tokio, 8. Oktober. sOstasiendienst des DNB.) Der Sprecher des Auswärtigen Amtes nündigte eine unmittelbar bevor stehende Erklärung der japanischen Regierung zur gestern er folgten Stellungnahme der Regierung der Vereinigten Staaten zum japanisch-chinesischen Konflikt an. Im Mittelpunkt dieser japanischen Erklärung werde die Zurückweisung der amerikanischen Anschuldigung, daß Japan den Neunmächtcpakt verletzt habe, stehen. Darüber hinaus werde eine offizielle japanische Stellungnahme zu der Anregung einer Konferenz aller Unterzeichner des Neunmächtepaktes erfolgen. Es sei anzunehmen, daß überhaupt eine grundsätzliche Defini tion der japanischen Haltung zum Neunmächtepakt formuliert werde. In politischen Kreisen der japanischen Hauptstadt erwar tet man, daß die japanische Regierung ihre Stellungnahme nach drücklich präzisieren wird. Ei» Rücktritt Japans vom Neun mächtepakt wird dabei nicht für ausgeschlossen gehalten. Teilweise werden diese Nachrichten in sensationellster Aus machung gebracht. LlSA baut Msenkriegsflugboole Flugbereich von 14 000 Kilometer Newyork, 8. Oktober. Die „Ncwyork Times" meldet aus Washington, das amerikanische Marineamt beabsichtige, Riesen flugboote in Bau zu geben, die ein Gewicht von 58 bis 60 Tonen und einen Flugbereich von etwa 14 000 Kilometern hätten. Sie sollten mit vier Motoren mit je 1500 PS und eigener Kraftanlage ausgerüstet werden. An Größe und Be stückung überträfen sie alle bis jetzt von der amerikanischen Flugwasfe verwendeten Maschinen. Die Baukosten beliefen sich je Flugboot aus eine Million Dollar. Wohin llesettWA Waffen? China und Sowjetrußland Großabnehmer amerikanischen Kriegsmaterials Washington, 8. Oktober. Donnerstag abend wurden in Washington die Gesamtziffern der betriichtlicksen amerika nischen Rüstungsausfuhr der letzten zwei Jahre bekanntgegeben. Danach gewährte das Staatsdepartement insgesamt 8612 Aus- fuhrlizenzen für Kriegsmaterialien im Gesamtwerte von 81829 000 Dollar. Es kausten Kriegsmaterial für 18 005 000 China al» größter Kunde (meist Militärflugzeuge), 12195 000 Sowfe«rußkand, 2 818 000 Japan, 7162 000 Argentinien als größter südamerlkaniscker Käufer, 7 406 060 Spanien als größter europäischer Käufer. Der diplomatische Vertreter des Vatikans in Aationalspanien überreichte sein Beglaubigungsschreiben. Burgos, 8. Okt. Der diplomatische Vertreter des Va tikans, Antoniusei, überreichte dem spanischen Staatschef General Franco sein Beglaubigungsschreiben. Der päpstliche Vertreter begab« sich In Begleitung des 2. Chefs des diploma- tischen Kabinetts, Francisco Olioan, zum Amtssitz des Staats chefs, wo er vor Vollzug des Ueberreichungsakteo mit General Franco eine freundschaftliche Unterhaltung führte. Bolschewismus - Feind jeglicher Religion „Corriere della Sera" unterstreicht Stellungnahme der Bischöfe von Paris und Westminster. Mailand, 8. Okt. Nochmals nimmt der „Corriere della Sera" zu der Frage der sich mit dem Kommunismus gegen den Faschismus verbindenden kalholisä)cn Kreise Stellung. Das Blatt erklärt, daß die Verlautbarungen der beiden Erzbischöfe von Paris und Westminster deswegen besonders interessant seien, »veil sie dem Zwiespalt ein Ende setzen, dem gewisse fran zösische, belgische und andere ausländische katholische Intellek tuelle zum Opfer gefallen seien, die sich zu Verteidigern der kommunistischen Sache gegenüber der faschistischen „Tyrannei" aufgeschwungen hätten. Nach den scharfen und eindeutigen Worten der Bischöfe, die die Kultur- und religionszer störende Tendenz des Bolschewismus ein- für allemal fcstgehal- tcn haben, gebe es keinerlei Entschuldigungsgrund mehr für diesen ungeheuerliä-en Irrtum, der, wenn er sich hartnäckig er halten sollte, zu einer Schuld, wenn nicht zu einem Verbrechen werden würde. Beistandspakt Lhina-Sowjetrußland? . Chinesisches Kriegsmaterial aus Rußland. Paris, 8. Oktober. Der „Matin" veröffentlicht eine Mel dung der Radtoagentur aus Nanking, wonach der Militäratta che« der soivjetrussisck)en Botschaft General Lepis am Donners- tag plötzlich im Flugzeug nach Moskau abgereist sei, um den Sowjetbotschafter in China, der vor einer Woche Nanking be reits verlassen hatte, zu treffen. In diesem Zusammenhang läuft, so heißt es in der Meldung, hartnäckig das Gerücht um, daß China im Begriff stell«, einen Be i stan dspa k t mit Sowjetrußland obzuschließen. Ausländische Beobachter erklärten, daß ein Teil des in den letzten Tagen in der Gegend von Nanking eingctroffenen Kriegsmaterials aus Rußland über di« Grenze der Aeußeren Mongolei gekommen sei. Beileid des Führers zum Tode des Bischofs von Aachen DNB. Berlin, 8. Vktobcr. Der Führer und Reickskanzler ha« dem Domkapitel In Aachen zum Ableben de» Bischoss Dr. Joses Vogt telegraphisch seine herzlich« Teilnahme ausgesprochen. Neue Bestandsaufnahme 1S38 wieder Volkszählung! Am 4. Oktober l)«t die Neichsrcgierung ein „Gesetz zur Durchführung einer Volks-, Berufs- und Betriebszählung für 1938" beschlossen. Die neue Zählung, deren genaues Datum noch nicht festgesetzt ist, wird die zweite seit der nationalsozialistischen Machtergreifung sein; sie setzt in er« weitertem Umfang und mit verfeinerten Methoden fort, was die Zählung vom 17. Juni 1933, in einer Uebergangs« zeit, begann. Somit hat sie, über die Zwecke jeglicher Zäh« lung hinaus, die Aufgabe der Ergänzung Im Früh« sommer 1933 war alles noch im Umbruch und im Werden, das Material, das zu bearbeiten war, Berufsgliederung und Wirtschaft, stammte in seinem wesentlichen Bestand aus der eben erst überwundenen Epoche, die Auswahl und Auf« gliederung des Feststellenswerten konnte noch nicht durch« weg nach den zeit- und willensbedingten, neuen Gesichts« punkten erfolgen. Die genauen Durchführungsbestimmun gen werden noch veröfsentlicht werden, aber jetzt schon ist bekannt, daß beispielsweise die Frage nach der blutmäßi gen Abstammung aus den Zühlungsbogen erscheint. Viel bedeutender aber als diese methodischen sind natürlich die stofflichen Veränderungen, die sich im Ergebnis der neuen Zählung ausdrücken werden. Das bedarf kaum einer Be gründung. Im Juni 1933 lag der Tiefpunkt der Krise, der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit, noch dicht hinter dem deut schen Volk. Seitdem haben die Zahlen, mögen sie den Stand der Beschäftigung, der Produktion, des Einkommens ausdrücken, eine Veränderung erfahren, die weit über die übliche eines Jahrfünfts in Zeiten des Beharrens hinaus geht. Da diese Entwicklung sich unter nationalsozialistischer Führung vollzog, wird das im nächsten Jahr festzustellcnde Ergebnis die Bilanz von 5 Jahren im Leben nicht nur des deutschen Volkes, sondern zugleich des Dritten Reiches sein. Volkszählungen — die ja keineswegs nur die Menschen zahl seststellen — sind einem Staat so notwendig wie die Buchführung dem Betrieb. Man kann sogar sagen, daß die die in Zahlen ausdrückbaren WirlÜchkeiien des Volks- und Wirtschaftslebens nicht nur feststellen, sondern in gewissem Sinne erst schassen. Denn diese Wirtlichkeiten sind ja nicht sinnsällig. Niemand kann gleichsam nach dem Augenmaß feststellen, ob ein Land von t>0 Millionen bewohnt ist oder von 70, nicht einmal, ob die Ecsamtbevölkerung sich ver mehrt hat oder vermindert. Das gleiche gilt von dem Nach wuchs, der für Wehrmacht oder Wirtschaft zur Verfügung steht, von der Berufsgliederung, der Größe und der Ver teilung des Nationalwohlstands. Erst die ost geschmähte viel bemißtraute Statistik ruft alle diese Dinge aus dem Schattenreich des Unbestimmten, macht sie sichtbar, gibt ihnen festen Umriß, läßt sie zur Grundlage aller neuen Ord nungen und Beschlüsse werden, der Zuversicht oder der Sorge, verleiht dem, was in seiner millionenfältigen Aus dehnung niemals mit Händen zu greifen ist. erst die gei stige und seelische, überdies die errechenbare Wirklichkeit. Zahlen sind ein ost etwas grauer Widerschein des Lebens. Aber sie können auch mehr jein. Sie können auch Leben schaffen, Leben befeuern. Aus solcher Erkenntnis ergibt sich die Notwendigkeit, Zählungen nicht nur überhaupt, sondern in nicht zu weiten Zeitabständen vorzunehmen. Wo die Volkszählungen selten oder unregelmäßig erfolgen, kann man vermuten, daß es eben an den technischen Voraussetzungen, an einem durch- gearbeiteten und zuverlässigen Apparat, oder auch an der erforderlichen Bildungshöhe der Volksmasscn fehlt. In je dem Fall ist die Enthaltsamkeit auf diesem Gebiet nicht frei willig, denn die Nachteile machen sich unter allen Umstünden geltend: der Staat, der, statistisch genommen sich selbst nicht kennt, der die Grundlagen seiner eigenen Maßregeln nur unbestimmt abschätzen, die Veränderungen nicht zuverlässig feststellen, geschweige denn vorausberechnen kann — ein solcher Staat fährt, nach Bismarcks Wort, „mit einer langen Stange im Nebel umher". Deutschland hat Jahrzehnte hin« durch seine Volkszählungen alle fünf Jahre vorgenommen, jeweils am 1. Dezember eines Fünfer- oder Zehnerjahres' und der Wert der Ergebnisse wurde noch dadurch vermehrt, daß die Entwicklungen mit einer erstaunlichen Gleichmäßig, keit verliefen. Die Volkszahl nahm zu, um einen von Jahrfünft zu Jahrfünft nur wenig veränderten Hundertsatz, , sank freilich auch vor dem Krieg, aber gleichfalls so, daß sie innerhalb enger Fehlergrenzen voraus« zuschatzen war. Das gleiche gilt für das Städtewachstum und die Industrialisierung. Die Produktion wuchs in einem Gleichmaß, das durch die (alle 7 Jahre eintretenden) Kri, feu verhältnismäßig wenig unterbrochen wurde, ebenso da» Gesamteinkommen, di« Steuererträge, die Reichs-, Staat» und Gemeindehaushalte, so ziemlich alle» Zählbare. In sofern konnten die Zählungen wenig Ueberraschendes brin gen, ihr Ergebnis war mit einer seither nicht mehr erreich, baren Genauigkeit vorauszuberechnen. Kriegs- und Nachkriegsereigntste haben dies Gleichmaß zunächst lerstört. Di« vordem jo zuverläsilgen Lebensaesetze Vor Lteberreichung -er italienischen Antwort