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Mcheritz-IeitW Nr. 104. Dienstag, dm 6. Sepember 1898 64. Jahrgang Verantwortlicher Redactmr: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Jllustrirten Unterhaltuugtblatt". Mit land- und hantwirthschastlicher Mouattbeilnge. Die Meißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -5 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatliu- 42 Nia. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche Veld« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder der« Raum berechnet. — Lü- bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen DHeile, die Spaltenzeil» SO Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amlshnuptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Gedenktage für 1898. Zum 70. Geburtstag und SSjähr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 8. September. 1870. Die deutschen Truppen treten den Marsch nach Paris an; es herrscht vier Tage lang kolossales Regen wetter. 7. September. 1890. Große Ueberschwemmung in Dresden; König Albert besichtigt die überschwemmten Theile der Stadt mittelst Kahnes. Ausstellung 1899. Im Kampfe ums Dasein sind seit der ersten Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 ähnliche Ver anstaltungen als Mittel zur Hebung und Förderung der sogenannten produktiven Stände Modesache ge worden, die aber auch heutzutage noch nicht als un modern bezeichnet werden können, rüstet sich doch das Land der Mode von Neuem wieder auf das Jahr 1900 zu einem Rendezvous der Produkte aus aller Herren Länder. Gelten solche Riesenausstellungen dem Wettstreit auf dem Weltmärkte, so haben kleinere Lokal ausstellungen einen zwar viel beschränkteren, aber nicht minder wichtigen Zweck. Wohl wird in den jährlichen Handels- und Ge werbekammer-Berichten der Stand der Produkttons fähigkeit und deren Aufschwung in einem Bezirke ziffer mäßig nachgewiesen, aber wie viele aus dem großen Publikum haben Zeit und Lust, sich durch die zwar hochinteressanten, aber immerhin trockenen Aufzählungen und vollends durch den Wust von Zahlen zu einem klaren, anschaulichen Bilde hindurchzuarbeiten? Was aber das Auge stehl, das glaubl das Herz. Von der Erkenntntß der Wahrheit dieses Sprich worts geleitet, hat in den letzten Wochen das Komitee für die 1899 geplante Ausstellung in Dippoldiswalde mit Zuversicht auf gutes Gelingen die nothwendigsten Schritte gelhan, uni sowohl die landwirthschastlichen, als auch die gewerblichen Kreise für diese Veranstaltung zu inleressiren, und wird darin fortzufahren nicht er müden, indem es auf thätkräftige Unterstützung aller Produktiven Kräfte der Städte und Dörfer der ganzen Amtshauptmannschast und der Stadt Dippoldiswalde hofft, denn nur dann kann ein vollständiges Bild von der Höhe, dem Umfange und der Wichtigkeit des land- wirthschaftlichen und industriellen Erwerbslebens unserS Bezirks geschaffen werden, wenn derselbe in seiner Gesammtheit vertreten ist. Empfehlenswerth erscheint cs darum, wenn Ortschaften oder Innungen sich kor- Pvraliv betheiligen, wenn irgendwo Gewerbtreibende die Ausstellung nicht allein beschicken wollen. Sehen wir unS in dem Bezirke um, so werden wir seit der letzten hiesigen Ausstellung 1883 einen ganz erfreulichen Fortschritt finden, nicht nur in der Landwirthschaft durch Ausbesserung der Viehzucht (Fohlen, Rinder, Ziegen), sondern auch in der In dustrie (Eisenwerke und Maschinenbauanstalten, Uhren- fabr.kation, Cementsteimnanufaktur, Sägewerke auf Kantenholz, Holzwaarenfabriken, Möbeltischlerei, Stuhl bauerei und Holzschnitzerei, Leder-, Papp- und Papier- Industrie, Sammetmanafaktur und dergl.) Hat man doch z. B. alljährlich an den Meister- und Gesellenstücken, die in den Innungen zur Prüfung ausgestellt werden, genugsam Gelegenheit, sich über Die Rührigkeit der Handwerker zu erfreuen. Aus stellungswerth würden auch solche Gegenstände sein, «die zwar nicht im Bezirke gefertigt, aber doch in dem selben zu kaufen sind, wie Fahrräder, Nähmaschinen, Musikwerke und dergl. Dies Alles/ möchte zur nächstjährigen Ausstellung zur Veranschaulichung kommen, soll das kaufende Publikum weiterer Kreise auf den Bezirk aufmerksam gemacht werden. Zu diesem Zwecke ist den Hand werkern zu rathen, nicht nur theure Prunkgegenstände auszustellen, sondern auch billigere Gebrauchsartikel von neuerer, praktischer Konstruktion. Nicht zu unter schätzen sind doch wohl solche Vorführungen auch, wenn eS gilt, maßgebende Persönlichkeiten von der Noth- wendigkeit gewünschter Verkehrserleichterungen (Eisen bahnen, Straßen, Telegraph und Telephon) zu über zeugen. Ferner wäre gewiß die Idee nicht von der Hand zu weisen, die seit 1883 entstandenen Schulen für Müller, Uhrmacher und Eisenbahnbeamte, sowie Handels- und Fortbildungsschulen mit zur Ausstellung heranzuziehen, sowie ja Damen- und Dilettanten-, arbeiten ebenfalls erwünscht sind. Damit aber das Komitee für alle Aussteller einen sie befriedigenden Raum schaffen kann, ist es empfeh- lenSwerth, die vorläufige Zusage rechtzeitig an die bekanntgegebenen Stellen einzuschicken. Nun ohne Zagen ans Werk, denn „Frisch ge wagt, ist halb gewonnen." -Lokale- und Sächsische». Dippoldiswalde. Am Abende des Sedantages fand im Schützenhause ein wie immer wohlgelungenes, patriotisches Concert der hiesigen Stadtkapelle statt, während im Sternsaale Lehrer und Schüler der „Deutschen Müllerschule" Liebe, Treue und Hoch schätzung gegen das deutsche Reich zum Ausdrucke brachten. — Die hiesige Schützengilde hat dies Jahr recht fühlbar unter Falbschen Einflüssen zu leiben, denn fast noch schlimmer als am heurigen, arg verregneten Vogelschießen bildete am vorigen Sonntags zum Reiterschieben die ganze Atmosphäre ein graues Nebel meer, das sich nach kurzen Zwischenräumen oftmals zum strömenden Regen verdichtete. Der stattliche Zug, dem sich diesmal auch die Turner angeschloffen hatten, machte vor dem BiSmarck-Denkmale halt. Der Schützen vorsteher Herr Oberlehrer Kantor Hellriegel ergriff das Wort, um der Bedeutung des Sedantages zu gedenken, der Trauer um den Heimgegangenen Alt reichskanzler innigen Ausdruck zu geben und im Namen der Schützen unter dem Gelöbniß unverbrüchlicher Treue gegen das Vaterland einen Kranz am Denkmal nieder- zulegcn, während die Theilnehmer des Zuges einen VerS des Liedes: „Deutschland über alles" anstimmten. Nach dieser kurzen, aber ergreifenden Feier ging es der Schützenhalle zu, von wo aus nach der vom Reiterkönig Herrn Kaufmann EhneS gestifteten, von Herrn Maler Pöge mit den Sinnbildern deS Handelsstandes versehenen KönigSscheibe geschaffen wurde, wobei Herr Friseur Kothe für Herrn Feilen hauer Müller jun. die Würde des König und Herr Bierhändler Retchelt die des Marschalls für sich er warb. — Da das Abturnen mit dem Reiterschieben, am Sonntage, zusammenfiel, hatten sich diesmal Schützen und Turner zum gemeinsamen Auszuge nach der Aue vereinigt, so daß der Fekzug, welchem zum ersten Male auch die Damenriege sich einfügte, durch Aus dehnung und Abwechslung auSzeichnete. Trotz der Ungunst deS Wetters ließ man sich nicht von der vorgenommenen Arbeit zurückschrecken, sondern führte das Programm, welches Frei-, Geräth- und volks- lhümliche Wettübvngen (deutscher D. eisprung, Hürden laus und Steinstoß) umfaßte, unverkürzt durch. Daß nach diesen Anstrengungen die Turner am Abend um so lieber zum zweiten Theile, dem Festballe im Rath- hauSsaale, übergingen, ist wohl anzunehmen. Derselbe bot insofern mehrere angenehme Unterbrechungen, in dem durch den Turnwart, Herrn Schieritz, unter kurzer Ansprache die Ergebnisse deS WettturnenS be kannt gegeben wurden. Als Sieger tonnten begrüßt und von zarter Hand mit dem deutschen Eichenkranze geschmückt werden die Turner Schmidt aus Riege Jahn, Seyfried auS Frischauf, Rasche aus Jahn und Reichel HI. Lobende Anerkennung aber wurden noch gespendet Reichel H, Heinrich und TurnrathSmttglted Jungnückel. Sodann führte der Lester der Damen - riege, Herr Jährlichen, mit 16 Turnerinnen einen Stabreigen mit Aufmarsch vor, der als erstes öffent liches Auftreten der neuen Riege durch besonder reichen Beifall ausgezeichnet wurde. Endlich aber schaarte der Vorsitzende, Herr Eidner, die Turner um sich, um Theil zu nehmen an der Anerkennung, welche oem treuverdienten, ältesten Mitgliede, Herrn August Göhler, dargebracht wurde. Besonders hervorgehoben wurde, daß letzterer nicht nur der älteste aktive Turner im hiesigen Vereine, sondern im ganzen Gau mit seinen 8000 Mitgliedern sei, daß er 35 Jahre der hiesigen Turnerschast, zum großen Theil auch als Vorturner, angehört und als Hüter der Fahne sich stets bewährt habe. Auf das letzte deutsche Turnfest in Hamburg wurde hingewieken, wo er letztere getragen und dann stramm seine Freiübungen mit geturnt hat. Nachdem Herr Eidner den „Alten im Barte" besonders auch den jungen Tümern als Vor bild hingestellt, überreichte er ihm da» Diplom zur Ehrenmitgliedschast und alle stimmten aufrichtig in da» dem Jubilar gebrachte dreimalige „Gut Heil" ein. — Geschäftsbericht des hiesigen Vorschubvereins für Monat August. 185 Mk. Stamm-Einlagen, 11731 Mk. Spar-Einlagen, 6000 Mk. Darlehne, 30483M. zurückgezahlte Vorschüsse, 370 Mk. Provision, 799 Pik. Zinsen, 41883 Mk. Vorschaffe, 3006 Mk. zurückgezahlte Spar-Einlagen, 6 Mk. Zinsen, 332 Mk. zurückgezahlte Stamm-Einlagen, 57 Mk. Regie-Aufwand. — Der zollfreie Grenzverkehr mit Mehl, Brot und Fleisch ist neuerdings wieder mehrfach von Jnterefsentenvereinigungen angefochten worden. Gegen den Verkehr mit Fleisch wird hauptsächlich die Gefahr ins Feld geführt, er könne eine Verschleppung von Krankheiten zur Folge haben, gegen den mit Mehl und Brot wird hauptsächlich die Schädigung geltend gemacht, die Len Bäckern und Mehlhändlern im Grenz gebiete und in dessen Nachbarschaft im Inlands er wachse. Damit hatte auch der sächsische BäckerinnungS- verband Saxonia in einer Eingabe an das sächsische Ministerium des Innern Vorschläge begründet, die eine erhebliche Verschärfung der für den Grenzverkehr geltenden Bestimmungen verlangten. Wie aus der jetzt veröffentlichten Antwort hervorgeht, hat da» ge nannte Ministerium nach erneuter eingehender Prüfung abgelehnt, auf die Vorschläge einzugehen. ES erklärt, daß in den letzten 6 Jahren weder ein Rückgang in der Zahl der selbständigen Bäckereibetriebe in den sächsischen Grenzbezirken, noch eine Verschlechterung ihrer Erwerbs- und EinkommenSverhältniffe sich im Allgemeinen habe feststellen lassen, und betont, daß das aus Beibehaltung des zollfreien kleinen Grenz- verkehrS gerichtete Interesse der ärmeren Grenzbevölke rung ebensowenig außer Betracht bleiben könne, wie die Besorgniß, daß die vertragsmäßig gebotene sechs monatige Aufkündigung dieses Verkehrs österreichischer- seitS zu unerwünschten Gegenmaßregeln führen würde. Die in der Eingabe ausgestellte Behauptung eines MißbrauchS der gesetzlich gewährten Begünstigung ent behre jeder Begründung. — Die Abnahme der TageSlänge ist jetzt schon in recht empfindlicher Weise zu bemerken, da es bereit» um 7 Uhr zu dunkeln beginnt. Die Sonne eilt jetzt mit großer Geschwindigkeit nach dem Süoen, dem Aequator zu, welchen sie am 33. September über schreitet. An diesem Tage findet die Tag- und Nacht gleiche statt und der Herbst hält seinen Einzug. In den nächsten Tagen haben wir nach Falb Gewitter, aber ohne bedeutende Nieoerschläge zu erwarten. — Wie selbst von amerikanischen Blättern zu gegeben wird, Hai in den Vereinigten Staaten die Verfälschung von Weizenmehl dadurch, daß dem selben Maismehl beigemischt wird, einen erheblichen Umfang angenommen. ES ist daher nicht ausgeschlossen, daß auch unter den aus Amerika nach Deutschland ausgeführten Mehisendunqen derartig gefälschte Waare sich befindet. Für die deutsche Zollverwaltung bestes t