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Wenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Zeitung für Tharauds Seiftrsdors. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Nummer 81. Donnerstag, den 12. Juli 1900. 13. Jahrgang. Ans Nah und Fern. — Aus die Fruchthalme legt sich jetzt jener gelb- flünmernde Hauch, der den Beginn der Getreide-Reife ver kündet. Neber ein kleines und die Sense wird in den wogenden Wald fallen, der so geheimnißvoll rauscht, und in wirkliches Gold wird der Landmann die goldene Ernte ummünzen. Welch'ein wichtiger Abschnitt in dem erwartungs vollen Harren des Landmannes. Dieser steht jetzt an der Schwelle des Erfolges seiner Mühen, und wenn nicht Wetterschlag, Hagel oder Landregen Alles verderben, dann winkt ihm schöner Lohn. Mit solchen Gedanken der Sorge und des Hoffens begrüßen wir das flimmernde Gold an den Halmen und Aehrcn, möge es überall reichen Segen bringen und den Schweiß vergelten, den es gekostet Hal und in den heißen Stunden der Ernte noch kosten wird! — Die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldis walde nimmt Veranlassung, auf die Gefahren des Gut sch e i n h a n d e l s aufmerksam zu machen und weist die Polizeibehörden des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes an, demselben ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen und etwaige dabei vorkommende Zuwiderhandlungen gegen die bestehenden Gesetze oder gegen die in den betr. Formularen enthaltenen Zusicherungen zur Anzeige zu bringen. Ins. besondere ist gegen Inhaber von Gutscheinen, die ohne im Besitz eines Wandergewerbescheines zu sein, außerhalb ihres Wohnortes durch den Absatz von Gutscheinen Waarenbe- stellnngen aussuche», auf Grund von § 148 Ziffer 7 der Gewerbeordnung, und gegen Geschäftsinhaber, die durch wissentlich unwahre und zur Irreführung geeignete Angaben thatsächlicher Art gegen 8 4 des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1896 verstoßen, aus Grund dieser Vorschrift einzuschreiten und über alle Vorkommnisse gedachter Art bei derselben Anzeige zn erstatten. — Unter der Ueberschrift „Bunte Bilder aus dem Pianenschen Grunde" berichtet Herr F. A. Leßke über das Vereinslebe» in unserer Gegend Folgendes: Durnvereine. InThnrandt war bereits 1845 ein Turn verein für die männliche Jugend entstanden. Er löste sich aber 1649 wieder aus und verkaufte seine Gerüche „gleichwie Deutschland seine wolle au den Meistbietenden vertäust hatte." (Vaterlandsvereine.) Am in, August 1860 entstand der heute noch bestehende, der sich am wwiktplape neben der Schule ein schönes Heim im Bau einer Turn halle errichtete. In ihr fand vom 16.—31. Juli 1893 die Gewerbe- I ausstellung statt. Droben auf sonniger Höhe, im Bergstüdtchen ! Rabenau, entstand 1860 der Turnverein I. Turnplatzweihe ain i 11. Oktober 1863; Fahnenweihe 1865. Der Turnplatz war im Amts- Hofe und die Turnhalle nur klein. Der Verein dachte aus Beschaffung erweiterter Räume. 1898 wurde ein geräumiger Platz erworben, ! dessen Weihe am 27. August 1899 statthabte. Er liegt hinter dem ! Rathhausgarten an der künftigen vr. Schmidtstraße und wird ihn bald eine Turnhalle zieren. Ihm folgte 1875 am 1. Juli die Gründung des Turnvereins („Vorwärts"), besten Fahnenweihe 6. Juli 1879. i Turnhallenweihe am 30. August 1891. Die Halle liegt an der s Bismarckstraße. (1900, am 24. Juli Jubelfeier.) 1862 entstand . der Turnverein Hermannis in Hainsberg, Fahnenweihe 1888. j 1862 schaarte sich hier eine Schaar junger Männer zusammen behuss Berathung. Das eigentliche Gründungsjahr ist 1863. Besonders verursachte die Platzfrage Schwierigkeit, bis schließlich der Mühlenbe sitzer Walther (Vorgänger Mehnerts) seinen Garten dem Vereine zur Verfügung stellte. Ganz besonders gedieh der Verein unter der Leitung des späteren Gemeindevorstondes Kluge-Deuben in den Jahren 1869—1876. 1863 Gründung des Turnvereins zu Plauen, der sich 1867 auslöste und seine Fahne der Feuerwehr schenkte, die sich 1869 zugleich auch als Turnverein konstituirte. 1869 entstand der ! Turnverein Königin Karola in K le in n aun d o r s (Fahnenweihe . 1875), 1875 Poisenthal-N iederhäslich, Denken (am 3. Ang.), Oberpesterwitz (1876, 8. Juli Turnplatzweihe, 1877, 2. Juli Fahnenweihe, 1900,24. Juni Jubelfest), um eben diese Zeit Possen« darf. Der Turnverein Großburgk entstand 1876 (Fahnenweihe 11. August 1889), der zu Zschied ge mit Neu- und Kleinburgk 1887 aus dem Großburgker. Gittersee pflegt die Turnerei seit 1882 im Verein „Einigkeit" (Fahnenweihe 18. August 1890), Groß- ölsa („Frisch auf") seit 1884 (Fahnenweihe 12. Juni 1892), i Birkigt seit 1887, Döhlen seit 1887 (Fahnenweihe 11. Sept. ! 1892. Turnhalle nach den Plänen des Architekten Arno Eckhardt- j Potschappel, Weihe 17. Juni 1900), seit Juli eben dieses Jahres auch jNeukoschütz (jetzt zu Potschappel); in gleichem Jahre entstand der Turnverein zu Niederpesterwitz (V. „Steiger", Fahnenweihe i 17. Juli 1892) und Zaukeroda (Turnplatzweihe 24. Juni 1888; 1 Fahnenweihe 24. Juni 1893). Später entstand der Turnverein > C oß m an n s d o r s, der jüngste ist jetzt der 1900 gegründete Turn verein „Fusch auf" in Cunnersdorf. Gesangvereine. Der älteste Verein des Grundes ist der am 3. Mai 1844 gestiftete Männergesangverein (Sängerverein) in Tharandt (1. Abonnementskonzert 31. Oktober 1845), hervorge gangen aus dem Leseverein. (Langjähriger Leiter Kantor Heyne.) Ihm solgte 1845 der Gesangverein „Apollo" in Rabenau (Fahnen weihe 1865, Jubelfeier im Just 1895.) Die Stadt ist sangeslustig. Seit mehr als 25 Jahren besteht der Männergesangverein „Doppel- guartett" (im Sängerheim); weiter der Militärgesangverein (im Raths- teller); der dramatnrgische Jngendverein „Frohsinn" gsm. Chor (in: Restaurant zur Alberthöhe); ein Gesangverein (in der Garküche übend). — Zwei ungefähr 12 Jahre alte Knaben aus Der mysteriöse Reisegefährte. Ein Geheimniß und seine Entdeckung von Rivington Pyke. ——iRachdrack boten.) Inspektor Marsh hatte nun wenigstens die Gewiß heit, daß der geheimnißvolle Mann, ob Mitschuldiger oder nicht, südlich gereist war, ob nach London oder weiter, konnte er nicht feststellen. Er telegraphirte nach Scotland und fuhr dann nach dem Hutladen. 9. Wie erinnerlich, war Mr. Ormrod, als er von seiner Tochter an dein unheilvollen Sonnabend Morgen fortging, auf dem Wege zur Bahn. Er hatte Geschäfte, die ihn bis gegen 5 Uhr Nachmittags in Anspruch nahmen. Seit einigen Tagen hatte er bemerkt, daß sein Hut schlecht aus sah, und wollte nun in Manchester sich mit einem neuen verseht«, da man in Widdon doch theurer und nicht so gut kaufte, wie in der größeren Stadt. Er kannte von früher her ein gutes, solides Geschäft; dorthin lenkte er seine Schritte und stand bald in dem bereits von dem Droschenkntscher erwähnten Laden. Ein etwas konfuser junger Mann schien die einzige Bedienung und hatte vollauf damit zu thun, einen bereits anwesenden Käufer zu befriedigen. Er bat Mr. Ormrod mit vielen Entschuldigungen, so lange Platz zu nehmen, bis der andere Herr bedient wäre. Mr. Ormrod setzte sich erst eilte Weile hin, Käufer und Verkänfer betrachtend, dann wurde ihm aber die Zeit lang, er stand auf, ging im Laden umher und betrachtete die einzelnen Gegenstände. Bei seinem Rundgang fiel ihm in einer Ecke ein Hut auf; er dachte, derselbe wäre vielleicht aus Versehen heruntergefallen und hob ihn deshalb auf — doch wie wunderte er sich, als er mit goldenen Buchstaben die Firma „Cockram — Widdon" in dem Rande des Hutes verzeichnet sah — das war ja der von ihm erst besuchte Laden. Er drehte den Hut hin und her, da sah er, daß auf dem inwendigen Hutband einige Worte geschrieben, aber jetzt verwicht waren. Er ging dicht ans Licht und konnte nun die beiden Anfangs buchstaben entziffern: und „L". Die Schrift schien Mr. Ormrod so bekannt, daß er hin und her sann, wo er dieselbe wohl schon einmal gesehen hätte. Er bog das Band etwas von dem Hute ab, da fiel ein kleiner Streifen Papier zur Erde und Mr. Ormrod las „Walter Broadhurst." Er steckte den Zettel schweigend und fast mechanisch in seine Westentasche. Weshalb sollte, da der Hut nicht mehr in Walters Besitz war, noch sein Name in demselben stehen und ihn als früheren Eigenthümer kennzeichnen? Er hatte ein unklares Gefühl, über welches er sich selbst nicht Rechen schaft geben konnte, daß, wenn dieser Papierstreifen in un rechte Hände gelangte, er Walter schaden würde. Kaum hatte Ormrod den Zettel verborgen, als der Kaufmann, der den anderen Kunden befriedigt, ihn nach seinen Wünschen fragte. Er forderte einen neuen Hut, aber während er verschiedene ausprobirte, wanderten seine Gedanken immer wieder zn Walters Hut zurück. Wie kam derselbe und in so beschädigtem Zustande hierher? Dem Aussehen nach war es wohl möglich, daß der Hut bei dem Eisenbahnun glück gelitten hatte; aber was in aller Welt hatte Walter bewogen, statt nach Widdon, nach dem 20 Meilen entfernten Manchester zu gehen? Mr. Ormrod zeigte sich so zerstreut bei dem Einkauf, daß der Verkäufer sich im stillen über den sonderbaren Herrn wunderte. Plötzlich, ohne jede Ein leitung, fragte Ormrod: „Haben Sie ihn schon lange hier?" „Was, mein Herr?" „Diesen alten Hut!" „Seit gestern Abend; ich hatte ganz vergessen, ihn fortzunehmrn; er ist stark mitgenommen." „Wie kommt er hierher?" „Ein Herr kam gestern gerade vor Schluß des Ladens und sagte, er wäre aus der Droschke gefallen,'er kaufte einen neuen Hnt und ließ diesen da." „Hin, es ist Widdoner Arbeit, ich kenne Cockram ganz gut, sollte ich nicht auch den Herrn kennen, der bei Ihnen kaufte? Wissen Sie nicht, ob er aus Widdon war?" „Das kann ich nicht sagen, mein Herr, er schien auf der Reise und in großer Eile zu sein; er hatte vor der Thür eine Droschke, mit der er weiterfuhr, und in der Hand eine schwarze Reisetasche." Die Sache wurde immer wunderbarer!" Es sah so garnicht wie Broadhurst ans, in Droschken durch Manchester zu jagen, sich ohne Ueberlegung neue Hüte zu kaufen und den alten liegen zu lassen. Und doch dieser Zettel mit seiner Handschrift und seinem Namen: es mußte Walter gewesen sein! Seltsam, höchst seltsam!" Da trat ein Mann in den Laden und fragte nach dem Besitzer; als derselbe erschien, gab jener sich als Polizei inspektor Marsh zu erkennen und fragte nach dem eben besprochenen Hute. „Wilkens," rief Mr. Robinson, „wo ist der Hut, von dem Sie mir erzählten; er ist doch noch hier?" „Hier ist er." Wilkens nahm den Hut, um ihn Marsh zu ^igen, Eckersdorf verfolgten am Mittwoch gegen Abend auf der neuen Straße einige Rabenauer Frauen, warfen mit Steinen und belästigten dieselben mit den flegelhaftesten Redensarten. Als die Frauen bei einem auf dem Felde arbeitenden Manne vorüber kamen, baten Sie denselben um Schutz und Feststellung der Namen der beiden Uebel- thäter. Es wäre zu wünsche», daß die Knaben eine exem plarische Bestrafung erhielten, damit sie derartige Flegeleien zukünftig unterließen. — Tragische Folgen einer Drohung. Aus Dover wird ein tragisches Ergebniß gemeldet, das sich auf einem transatlantischen Dampfer auf hoher See ereignet hat. Eine Mutter, die mit ihren Kindern nach England reiste, drohte eines Tages dem „Baby", als dieses unartig war: „Wenn Du nicht artig bist, werfe ich Dich durch das Fenster ins Wasser." Später mußte sie auf einige Augenblicke die Kabine verlassen. Bei ihrer Rückkehr ver mißte sie die Kleine, und ohne die schrecklichen Folgen zu ahnen, die ihre Drohung gehabt hatte, fragte sie: „Wo ist denn Baby?" „O, Mama, Baby war wieder unartig, und da haben wir es aus dem Fenster geworfen. Ver zweifelt stürzte die Mutter auf Deck, der Capitän ließ sofort Gegendampf geben und zurückfahren aber das Kind war verschwunden. — Für st e nauf derLoco motive. Der Fürst von Bulgarien ist am Sonntag von Wien mit dem Orient expreßzug nach München gefahren. In Salzburg verließ er den bis dahin benützten Schlafwagen, zog einen weißen Kittel über seinen Anzug an und bestieg, obwohl dies Privatpersonen strengstens untersagt ist, die Lokomotive, auf der er dann die Fahrt bis München fortsetzte, wobei er den Lokomotivführer fortwährend mit Fragen behelligte. Dieser war zwar mit der Begleitung des Fürsten nicht unzufrieden, den» er erhielt ein fürstliches Trinkgeld, aber solche Fahrten und Belästigungen des Lokomotivpersonals sind doch bedenk lich. Auch König Ludwig II- von Bayern fuhr, als er noch gesund war, öfters auf der Maschine; man war nach solche» Fahrten, die man natürlich nicht hindern konnte, immer froh, wenn Alles gut abgelaufen war, weil die Lokomotivführer wegen der Anwesenheit des Königs doch sehr befangen, ängstlich und in ihre» Funktionen behindert waren. und ließ Mr. Ormrod allein stehen. Gleich die erste Frage hatte dessen Aufmerksamkeit erregt, und er verfolgte nun mit Spannung das Gespräch. „Erzählen Sie dem Herrn Beamten alle Einzelheiten," befahl Mr. Robinson dem jungen Mann. Wilkens erzählte dasselbe, was er soeben Mr. Ormrod berichtet. „Können Sie die Persönlichkeit beschreiben?" Wilkens versuchte es, doch schienen derartige Be schreibungen nicht seine starke Seite zu sein. „Er war groß und dunkel," kam endlich heraus. „Hatte er Schnurr- oder Backenbart?" „Er hatte gar keinen Bart, und seinen Anzug kann ich nicht beschreiben, da er einen langen, dunklen Ueber- zieher an hatte." „Kaufte er wieder einen seidenen Hut?" „Ja, einen sehr guten." Der Inspektor drehte den Hut in seinen Händen herum, nichts entging ihm, weder der Stempel des Verkäufers, noch die halb verwischte Handschrift; beides waren wichtige, sehr werthvolle Hilfsmittel. Der Inspektor wiederholte für sich: „In Widdon gemacht — Anfangsbuchstaben W. B. — Alles stimmt überein; das muß auf die Fährte führen." Er untersuchte mit einem von Robinson geborgten Vergrößerungsglas die Schrift und fand heraus, daß der erste Name Walter war; der zweite sah nicht wie „Buckle" aus. In kürzerer Zeit, als dies zu erzählen möglich, hatte Mr. Marsh seine Aufgabe vollendet. Mr. Ormrod stand währenddeß im Hintergründe und hörte und sah alles; dabei drehte es sich in seinem Kopf wie ein Mühlrad herum: Der Hut gehörte Walter, die Polizei war auf seiner Spur — was hatte er gethan? Länger jedoch konnte Ormrod seine Ungeduld nicht bemeistern: „Was für eine Bewand- niß hat es eigentlich mit dem Hute?" fragte er linkisch. — Fortsetzung folgt. — — Dresdner Schlachthofbericht vom 9. Juli 1900. Austrieb: Ochsen 357, Kalben u. Kühe 177, Bullen 232, Kälber 583, Schafe 1143, Schweine 2027. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 37 Mk., zweite Sorte 33 Mk., dritte Sorte 29 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 81 Mk., dritte Sorte 28 Mk. Bullen: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 31 Mk., dritte Sorte — Mk. Kälber: erste Sorte 43 Mk., zweite Sorte 39 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 68 Mk., zweite Sorte 63 Mk., dritte Sorte 60 Mk. Schlachtaew. Schweine: erste Sorte 41 Mk., zweite Sorte 38 Mk., dritte Sorte 35 Mk-