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Weitzeritz-Jeitung Tageszeiwng Mö Anzeiger jür DWvlöiswMe, Schmie-eberg »L OMndrnkÄC MertehSbrllch ^MK-ohneZ«« tragen. — Einzelne Dummem iv Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. S. Vemeindeverbands-GirvKonto Nr. 3. — Pottsckeck» Kontor Dresden 12548. Netteste Aett««g -e» Beztrk» Dieses Bla« enlhS« -le amtlichen DekanntmachrmGe» --r Amtshauolmannschafl, -es Amtsgericht» «aL -es Sta-trats zu Dtppot-iswat-e Verantwortlicher Dedatlem: Daul JÄm«. — Druck und Verlag- Earl Jehn« in Divvoldisroald«. Nr. 80 Dienstag den 4. April 1922 M>>WWMWWWWM>Wt7vL 88. Jahrgang AMjchtMMmchW. Brennholzversteigerung. Höckendorfer Staatsforstrevier. Nidrmkdlchutlwt SÜokaackort, Mttvovd ckvn 5 -prii tStt vorwtttiz» S vkr: etwa SO rm weiche Brennknüppel, Zacken u. Aeste u. etwa 260 rm weiches Brennreisig. — Kahlschlag: Abt. 28 u. 29. Als Bieter sind nur zugelassen die Einwohner der ans Revier angrenzenden Gemeinden Höckendorf, Ruppendorf, vdrlas, Seifersdorf, Paulshain und Paulsdorf. Niemand darf mehr wie 2 »m Holz und 7 rm Reisig ersteigern. korstrovtorvorvuttnvg Lüoinoäort rontr-olLwt r-vsockt OerttttykS nnv Sächsisches Dippoldiswalde. Zu einer bedeutungsvollen Stunde für unsere Kirchgemeinde gestaltete sich der Sonntags-Bormittags- gottesdienst durch die Einweisung der Kirchgemeinde- Vertreter. Im Pfarrhause versammelt, von der Geistlich keit nach dem Gotteshause geleitet, hier mit einer Mendels- sohnschen Orgelsonate begrüßt, nahmen die 23 aus allen Berufsständen sich zusammensetzenden Kirchgemeindevertreter und -Vertreterinnen (zwei, Herr Oberlehrer Unger und Herr Vorwerksbesitzer, Oekonomierat Welde, fehlten entschuldigt) im Mtarraum Platz. Im Hinblick auf die am l. April ds. Zs. in Kraft getretene Kirchgemeindeordnung gab Herr Super intendent Michael nach allgemeinem Gesänge, Eingangsliturgie und Tertvorlesung eine an alle Kirchgemeinden des Landes gerichtete Botschaft des evangelisch-lutherischen Landes- konsistoriums bekannt. Die Segenswünsche des Kirchenchors klangen im dreistimmigen Frauenchor „Hebe die Augen auf zu den Bergen, von welchen die Hilfe kommt" von F. Mendels sohn tonrein und wirkungsvoll aus. (Herr Kantor Herklotz hat sich mit dieser Motette auch als Chorleiter hier gut ein- gesührt.) Die Predigt des Herrn Pfarrer Mosen über Hebräer 9, ll —15 war auf den Sonntag Judica gestimmt, trug aber der weihevollen Stunde des Tages insbesondere Rechnung. Nach der Predigt und dem Vaterunser nahm Herr Superintendent Michael das Wort zu einer eindrucks vollen Einweisungsrede. Zunächst auf die Bedeutung der neuen Kirchgemeindeordnuntz hinweisend, sodann der über SO Jahre überaus segensreich sich bewährten Kirchenvorstands- und Eynodalordnung anerkennend gedenkend, dankt er mit warmen Worten der vier aus dem Kirchenvorstande aus geschiedenen Herren Kaufmann Hempel, Brandversicherungs- inspeltor i. R. Pohlers, Gerichtsamtmann Schiffner und Oberlehrer Schmidt, für ihre langjährige, treue und ersprieß- liche Tätigkeit in den verschiedenen Aemtern des Kirchen vorstandes. Das Wort aus dem Losungsbuche 1. Thessalonicher 2, 12 „Wandelt würdiglich vor Gott, der Euch berufen hat zu seinem Reiche und zu seiner Herrlichkeit" war so recht geeignet, den Kirchgemeindevertretern die Aufgabe und Pflichten, sowie die Verantwortlichkeit für ihr Amt eindringlich an das Herz zu legen. Mitarbeiter am Auf- und Ausbau des inneren kirchlichen Lebens und damit am Reiche Gottes sollen sie sein! Die feierliche Einweisung und Verpflichtung der einzelnen Kirchgemeindevertreter vollzog sich nach Verlesen des Treu gelöbnisses seitens des Herrn Superintendent durch Namen nennung und mittels Handschlags. Schlußliturgie, Segen und allgemeiner Gesang beendeten die Feier. — Möge die neue Kirchenversassung auch unserer Kirchgemeinde und der Landes kirche zum Segen gereichen! Dippoldiswalde. Der öffentliche Dortrag des Kanin- chenzüchter-Vereins gestern nachmittag im .Stern' wurde vom Vorsteher Herrn Weidner mit Begrüßung be sonders des Bezirksvorstehers Herrn Preißler nebst Frau und -er Vertreter des Schmiedeberger Vereins eröffnet, worauf Herr Preißler sofort das Wort zu seinem Vorkrage über Angorazucht erhielt. Redner führte etwa aus: In welch einem Schlaraffenland, in welch einer Zeit, da alles im Ueber- fluß vorhanden war, wir in Deutschland bis zum Kriegsaus bruch lebten, wissen wir erst heut« voll zu würdigen; Heuke, wo es an allem fehlt. Am schlimmsten stehts in dieser Hin sicht mit der Kleidung, da wir mit den Rohmaterialien hierzu zum überwiegenden Teile auf Einfuhr angewiesen sind, die heute sehr, sehr erschwert ist. In dieser Hinsicht sind die Aussichten auf die Zukunft einfach trostlos. Wir müssen unbedingt versuchen, Wolle selbst zu erzeugen, und dabei auch zu Mitteln greifen, die man früher als Kleinigkeit mißachtete. Dazu gehört die Zucht des Angorakaninchens. Zur Ver breitung und Verbesserung der Zucht und bestmöglichen Ver wendung der Wolle ist die Reichszentrale für Seiden kaninchenzucht in Berlin gegründet worden, die bereits 60 000 Zuchttiere an Minderbemittelte und Kriegsverletzte abgab. Hütten wir, was erstrebt wird, 2 Millionen solcher Tiere, so ergäbe das jährlich 10 000 Zentner Wolle, da ein Tier jähr lich 250 Gramm liefert. Bei guten Tieren steigt der Ertrag jährlich auf 400 Gramm. Notwendig ist, daß die Molle der Aeichszentrale zugeführk wird, die Garantie gibt, daß sie im Lande bleibt. Läßt man sie Aufkäufern, wird sie möglicher weise ins Ausland verschoben, und der Zweck ist verfehlt. Das Angorakaninchen beansprucht neben dem, was jedes andere Kaninchen braucht, nicht viel. Notwendig ist aber das regelmäßige Kämmen — aller acht Tage, bei älteren Tieren in etwas längeren Zwischenräumen —, welche Arbeit je nach Fertigkeit 8 bis höchstens 15 Minuten pro Tier dauert, sich aber durch die dabei ausgekämmke Wolle gut bezahlt macht. Da das Tier starke elektrische Kraft — daher die schmerz lindernde Wirkung des Fellchens bei Rheumatismus — und hohe Eigenwärme besitzt, ist Streu nicht notwendig, was wieder das lästige Verfilzen der Haare verhindert. Im Sommer füttere man viel Grünes, im Winter viel Rüben, also wasserhaltiges Futter. Niemals gebe man breiig ge kochtes, sondern immer krümellches Futter, schon der Rein lichkeit wegen. Füttert man die Tiere fett, geht die Woll erzeugung zurück, für die in der großen Hauptsache über-, Haupt nur die Rammler in Frage kommen. Der Häsin lasse man wenig Zunge, um starke Tiere zu züchten und so nach und nach das Tiermaterial zu verbessern. Von Kreuzungen sehe man ab, die Erfolge befriedigen nicht. Auch in hiesiger Gegend soll zur Rentabilität der Zucht und vorteilhaften Verwertung der Wolle ein Zusammenschluß der Angora züchter und Angliederung an die Relchsorganlsakion erfolgen. Im Anschluß an den Vortrag wurde von Frau Preißler das Kämmen am lebenden Tier gezeigt. Auch waren Proben von Webwaren ausgestellt. Die Ausführungen und die be reits erzielten Erfolge zeigen, daß die Angorazucht tatsäch lich ihr Teil zum Wiederaufbau beitragen kann. — Wetter wurde die Abhaltung eines Pelznähkurses für die Mitglieder frauen besprochen, mit welcher Idee sich der hiesige und be nachbarte Vereine schon lange tragen und wie anderwärts solche schon früher stattfanden. Die Aussprache ging allge mein dahin, daß die Möglichkeit, die selbsterzeugten Felle auch selbst zu verarbeiten, doch gegeben werden möchte im Interesse des einzelnen Züchters wie der Zucht überhaupt. Die Schwierigkeit liegt nur bei dem Wie. Man einigte sich dahin, die Sache möglichst nicht hinauszuschieben und zu versuchen, daß die Vereine von hier, Schmiedeberg, Herms dorf, Kipsdorf und Glashütte sie gemeinsam durchführen, schon um die Kosten in erschwinglichen Grenzen zu halten. — Der Versuch, am Sonnabend den Autoverkehr nach Dresden wieder zu eröffnen, mißglückte leider. Bei Wen- dischcarsdorf blieb der Wagen im Schnee stecken und muhte ausgeschaufelt werden. Man mußte daher von Mleder- inbekriebnahme der Linie vorläufig noch absehen. — Am Wintersende — der Winker will ja diesmal gar ungern von uns scheiden — veranstaltete am Sonntag abend der Männergesangverein .Eintracht' hier ein Konzert. Sein neuer Liehermeister, Herr Lehrer Werner, hatte das Pro gramm ganz und gar auf den nahenden und so sehnsüchtig er warteten Frühling eingestellt. Frühlingslieder im Chor, Frühlingsmusik in den Akkorden des Klaviers. Die Aus wahl der Lieder war gut gelungen. Schöne Volkslieder erklangen zu des Frühlings Preis: sie waren nicht allzu schwer, wurden aber mit klarer Aussprache in reinen Tönen vorgetragen, man sah, Herr Werner beherrschte seine Sänger und diese folgte ihm gern und willig. Fehlte vielleicht auch hier und da noch den Stimmen die Mächtigkeit, so kann man doch mit vollem Rechte sagen, die Gesänge waren eine gute, eine sehr gute Leistung. Und nicht minder die Klavier vorträge. Hakte der Herr Liedermeister schon mit seinem Chor Beifall errungen, hier am Klavier fand er ihn erst recht und nun ungeteilt. Ze ein Theaterstück folgte dem ersten wie dem zweiten Teile. Das erste war ernsterer Natur, das zweite desto heiterer. Beide wurden in ihren Rollen tadellos gespielt, auch die kleinste Rolle war gut besetzt. Im zweiten Theaterstück konnte das Publikum seiner Lachlust mitunter kaum Zügel anlegen. Alles in allem: das Konzert war wohl gelungen, ein neues Blatt im Ehrenkranze des Männerge- sangverelns .Eintracht', ein schönes, ehrendes Zeugnis für seinen jungen Liedermeister. — Donnerstag den 6. 4. fällt die Männerbibelstunde aus, ebenso am Gründonnerstag. ' — Wie aus Brauerkreisen geschrieben wird, sind infolge der fortschreitenden sprunghaften Verteuerung der Her stellungsmittel auch die Brauereien gezwungen, den Blerpreis vom 1. April ab zu erhöhen. — Es sind Bewegungen im Gange, Niederschottwitz, das dem Amtsgericht Dippoldiswalde zugeteilt ist, dem Amts gerichtsbezirk Pirna einzuverleiben. Döhlen. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich Freitag vormittag im Walzwerk der Sächsischen Gußftahlsabrtk in Döhlen. Der Walzer Hermann Donath aus Freital-Döhlen war mit dem Anziehen einer Stellschraube an der im Gang befindlichen Walze beschäftigt. Infolge eines Fehltrittes glitt er mit dem Schlüssel ab und stürzte in die Kuppelung. Im nächsten Augenblick war er schon von derselben erfaßt und hinein gezogen. Es gelang den sofort herbeispringenden Kollegen erst nach einigen Augenblicken, die Maschine zum Stillstand zu bringen, jedoch war der Unglückliche bereits voll ständig in den Gang hinein gedreht worden. Erst durch das Zurückdrehen der Maschine war es möglich, ihn zu be freien. Er war fürchterlich zugerichtet. Beide Arme waren herausgerissen. Der Kopf und der Oberkörper vollständig zerdrückt, so daß der Tod auf der Stelle eingetreten sein muß. Donath war 29 Jahre alt, hatte fünf Jahre in französischer Gefangenschaft zugebracht und war allgemein geschätzt und beliebt. Dresden. Der frühere Zustizmlnister Vr. Harnisch ist, wie wir von zuständiger Stelle erfahren, zum Landgertchts- direkkor im Landgericht Dresden ernannt worden, vr. Har nisch war früher Rechtsanwalt in Chemnitz, er trat im Januar 1919 als Volksbeaufkragter für die Justiz in die sächsische Regierung ein, der er als Zustizmlnister ohne Unterbrechung bis zum Zuni v. I. angehörke. Mit der einseitigen Klaffen- polikik der sozialistischen Regierung war vr. Harnisch, der von jeher zur sozialdemokratischen Partei sich bekannte, sehr häufig nicht einverstanden, und schließlich brachte er dies dann dadurch zum Ausdruck, daß er als Grund für seinen Rücktritt angab, mit den Auffassungen der Minister und Regierungs parteien über Demokratie und Parlamentarismus sich nicht länger einverstanden erklären zu können. — Das Opfer einer großen Fahrlässigkeit wurde der auS Berlin hier zugereiste vr. pbil. Hans Hoffmann. Er war am Donnerstag hier zugezogen und hatte in einem der erst«« Hotels Wohnung genommen. Das Zimmer, das ihm zuge wiesen wurde, war am gleichen Tage von einem Kammer jäger verbotswidrig mit Blausäure desinsiiziert worden, vr. Hoffmann wurde am Freitag morgen tot in seinem Hotel zimmer aufgefunden. Es dürfte kaum zweifelhaft sein, daß sein Tod auf Einatmung der Blausäure zurückzuführen ist. Der Kammerjäger ist deshalb festgenommen und dem Gericht zugeführt worden. — Einer hiesigen Darmgroßhandlung wurden im Laufe des Zahres 1921 durch Nachschlüsseldiebstahl etwa 5000 Kilo gramm elngesalzene Därme verschiedener Art im Werte von 800 000 M. gestohlen. Die geschädigte Firma hat für die Er mittlung der Täter eine hohe Belohnung zugestchert. — Dem Vernehmen nach ist am 15. April eine neue Er höhung der Straßenbahnfahrpreise zu erwarten. Wenn auch noch kein Beschluß der maßgebenden Stellen vorliegt, wird wohl doch eine Heraufsetzung von 2 auf 3 M. in Frage kommen. — Nor dem Dresdner Schöffengericht stand eine Klage des Krastwagenführers Stübner der Linie Dresden—Dippol diswalde gegen den Schuhmacher Wanka in Welschhufe wegen Beleidigung zur Verhandlung. Wanka wurde frei gesprochen. Die Zeugenvernehmung ergab, daß Stübner den Wanka erst gereizt hatte, brachte aber auch sonst sehr viel Belastendes gegen Stübner. Spätes Oesfnen des Wagens, Bevorzugung gewisser Personen, unpünktliches Abfahren, dann rasendes Fahren, unpassende Behandlung der Fahr gäste, Beleidigung einzelner usw. — Beim Elektrizitätswerk Copitz kostet Kraftstrom 3,50 M, Lichtstrom die ersten 100 Kilowattstunden 4 M., die weiteren 4,50 Mark. — Beim Elektrizitätswerk Niederlößnitz kostet der Licht strom 7 M., der Kraftstrom 3,50 M. Niedersedlitz. Der Zusammenschluß mit der Nachbar- gemeinde Großluga ist am Sonnabend vollzogen worden nachdem die ministerielle Genehmigung hierzu Mitte vorigen Monats erteilt worden war. Das neue Gemeinwesen, vor- nehmlich Sitz bedeutender industrieller Unternehmungen des Dresden-Pirnaer Industriegebietes, umfaßt etwa 5000 Ein wohner. Cossebaude erhebt auf die Monate April bis Juni 3 M. Grundsteuer auf 1000 M. Wert. Wasser kostet 2,40 M.