Volltext Seite (XML)
Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnenten tsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung siir Wmid, Skiskl'Sdül's) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Naum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Ps., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anz eige n für alle Zeitungen. Klein- rind Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cobrnannsdorf, Liiba», Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikatiouskraft für amtliche Bekanntmachungen. NttMMer 138. Aernsprecher: Amt Leubeu 114. Donnerstag, den 21. November 1M7. Sernsprecher: «mt Deuben 114. 20. Jahrgang. -tu; Nab und fern. Rabenau, den 19. November. — Eine allgemeine Viehzählung nach dem Stande vom 2. Dezember 1907, sowie Er- miltelung der von der amtlichen Fleischbeschau befreiten, in der Zeit vom 1. Dezember 1906 bis 30. November 1907 ersolgten Schlachtungen hat nach Beschluß des Bundesrates zu erfolgen. — Hinsichtlich des cI e ktr is che n B a Hu ba ues von Hai n s b e r g-Mitte bis Flur- grenze^Coßmannsdo rf hat Abg. Andrä- Braunsdorf im Landtag erklärt, daß vielleicht Schwierigkeiten mit Hainsberg auftre'en könnten, daß vielleicht Hainsberg nicht bereit sei, genug enlgegenzukommen, wie das die änderet' Orte getan hätten. Er hoffe, daß sein Appell an die Regierung, in kurzer Zeil eine Vorlage für den Bau der Trace einzubriugen, nicht unge hört verhalle. — Der von Herrn LandtagSabgcordneten Dr. Zöphel der Ortsgruppe Plauenscher Grund des^ Verbandes Sächsischer Industrieller zugc- sagte Vortrag wird am Mittwoch, den 27. November, abendS 8 Uhr, in Büttners Restau rant zu Polschappet stattfmden. Das Thema wird noch mitgelettl werden. Bei dem wachsenden Einflüsse, den der Verband Sächsischer In dustrieller bekanntlich neuerdings durch seine vorzüglichen Vertreter im Landtage gewonnen bat, wird dem Vortrage in Len Kreisen der Industriellen großes Interesse entgegengebracht. — Ein Unglücksfall, der leicht schwerere Folgen nach sich ziehen konnte, trug sich aus dem Bahnhofe in Hainsberg zu- Dort waren Arbeiter der Firma Menzer u. Reif in NiederhäSlich mit Abladen von Langholzklözern beschäftigt, als plötzlich den Kutscher Aberbach ein Stamm so schwer am Bein traf, daß sich dieser einen Bruch dcS SchienebeincS zuzvg. — Am Kaitzer Berge kam et zu einem Zusammenstoß zweier Wagen. Bergabwärts fuhr ein Kohlenwagen deS Mockiitzer Gas werkes, Von dem die Schleife platzte, sodaß es in rasendem Tempo die Straße abwärts ging. Entgegen kam das Geschirr deS Guts besitzers R. Querner aus Possendorf, der zeitweilig Montags Botenfuhren mit verrichtet. Letzterem war es nicht mehr möglich auSzu- weichen und so prallte der Wagen Querners mit dem Kohlenwagen zusammen. Die Pferde beider Geschirre kamen zu Falle, das Sattel pferd des Kohlenwagens wurde ein Stück ge schleift, aber nur leicht verletzt. Die anderen Pferde kamen trotz der Sturzes unversehrt davon, während der Wagen Querners total zertrümmert wurde. Wie ein Wunder kam Herr Querner selbst, der mit seinem Wagen in den Straßengraben geschleudert wurde, heiler Haut davon. — Ern bedauerlicher Unfall trug sich in Tharandt zu. Die Gattiri eines Einwohners brachte ein Stück Wildpret in eine Fleischerei, um er in mehrere Teile zerlegen zu lassen. Als sie soeben noch einige Aufklärungen gab, in welcher Weise sie daS Fleisch -erlegt haben wollte, wurde bereit- zugeschlagen. Die junge Frau büßte hierbei 3 Fingerglicder ein. - Die Angelegenheit Amtshauptmanns Dr. Mehnert in Dippoldiswalde mit den Saalinhabern, über die wir s. Zt. aus führlich berichteten, dürfte durch Eingriff der vorgesetzten Behörde Erledigung gefunden haben. Ter sozialdemokr- Abgeordnete Gold stein brachte die Angelegenheit in der zweiten Kammer zur Sprache. Staatsminister Graf Hohenthal antwortete hierauf, er nehme keinen Anstand, zu erklären, daß Amtshauptmann Dr. Mehnert eröffnet worden sei, daß die Aeußerungen lieber hätten unterbleiben sollen- — Dieser Tage wurde die Pflegerin einer Herzkranken Dame, die seit Juli in Hartha wohnt, dem Amtsgericht Tharandt zugeführt. Wie man sagt, soll die Pflegerin die Kranke hypnotisiert und in diesem Zustande verschie dentlich ausgenutzt haben. Inwieweit sich die Pflegerin gegen das Gesetz vergangen hat, dürfte die Untersuchung ergeben. — In Reichstädt ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Der Gutsbesitzer Otto Zimmerman» war mit seiner Ehefrau mit Ar beiten in der Scheune beschäftigt. Er stand auf der obersten Balkenlage auf einem Brett, als dasselbe plötzlich brach und Zimmermann herabstürzte, auf eine Leiste deS über dem Bal kenloche sich befindlichen Schutztisches ausschlug und nun mit seiner Ehefrau, die auf dem Schutztische stand, auf die Tenne durchs Bal- kenlvch auffiel. Frau Zimmermann kounte noch bis ins gegenüberliegende Wohnhaus gehe« und ihre Kinder nach Hilfe zu deu Nachbarn schicken. Schnell waren auch hilfsbereite Män ner zur Stelle und trugen den wie tot dalie- gendeu Zimmermann ins Wohnhaus. Baldigst erschien auch ärztliche Hilse. Die Zimmermann- schen Eheleute haben beide Verletzungen der Wirbelsäule, er wahrscheinlich schwerer als die Frau, erlitten. Außerdem ist der rechte Arm Zimmermanns verletzt und das Brustbein der Frau oben gebrochen. Viele Wochen dürften vergehen, ehe beide wieder geheilt sein werden. — Abg. Rudelt-Deuben hat bekanntlich angeregt, im Vorortsverkehr die besonderen Abteile für Frauen, Nichtraucher, Jäger mit Hunden rc. sorlzulasscn- Ein Dresdner Blatt schreibt hierzu, daß speziell die Nichtraucher-Ab teile für den Vorortsverkehr nur schwer entbehrlich seien, weil gerade der Vororlsver- kehr in besonderem Maße von Frauen und Kinder benutzt werde, denen der TabakSqualm lästig sei. — Kleine Notizen. — Infolge von Geistesstöiung machte die Frau eines Gewerb- treibenden in Oschatz ihrem Leben durch Erhängen ein Ende- Die noch junge Frau war schon seit einigen Jahren geisteskrank.— Aus einem Fenster der dritten Etage eines Hauses in der Thalstraße in Leipzig hat sich der Bäcker Emil Petzsche abgestürzt und sofort seinen Tod gefunden. Der Verlust seiner Frau dürfte ihn in den Tod getrieben haben. — Unweit Kamenz wurde ein 29 jähriger Mann aus Meißen vom Zuge überfahren. Es liegt Selbstmord vor, als dessen Ursache Schwermut angenommen wird- — Auf den Niederkainaer Bergen bei Bautzen erschoß sich der Spinnmeister Rödel aus Ebersbach (Sachsen), der bereits seit Mitte Oktober flüch tig war. Er hatte in der Spinnerei der Fa- Wünsches Erben in Ebersbach, wo er als Leiter der Vigogne - Abteilung angestellt war, Unterschlagungen in Höhe von 6000 Mk. be gangen. Seine Familie hat er in Not und Sorge zurückgelassen. — Von einem bedauer lichen Unfall wurde die etwa 24 Jahre alte Pflegetochter eines Fleischermeisters in Riesa betroffen. Sie geriet mit der rechten Hand unter die von einem Motor bewegte Fleisch- Hackmaschine, wodurch ihr vier Finger völlig abgeschnitten wurden. — Bei Oberlungwitz wurde ein 60 bis 65 Jahre alter Mann er froren aufgefunden. Bei ihm sind ein Kin derfahrstuhl und zwei Halblitermaße gefunden worden, woraus zu schließen ist, daß der Tote ein Sandhändler auS der Umgegend ist. — In Aue haben sich seit geraumer Zeit halb wüchsige Lehrlinge und Schüler nächtlicherweile mit Schulmädchen Herumgetrieben. Es sollen die schwersten sittlichen Verfehlungen vorge kommen sein. Einer, ein 20 jähriger Hand arbeiter, ist der Blutschande verdächtig. Einige haben gerichtliches Strafverfahren zu erwarten, während die übrigen in Zwangserziehung ge geben werden. — Auf der Station Jocketa wurde ein Reisender, der nach Plauen fahren wollte, von der Maschine erfaßt, wobei ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. — In Brösgen entleibte sich der Böttcher Bor mann in seiner Werkstatt durch Erhängen. — Auf der Landstraße bei Crimmitschau wurde eine 70 jährige Händlersfrau, die vom Markte kam, von einem Manne rücklings über fallen, durch mehrere mit einem stumpfen In ¬ strument ausgeführte Schläge auf den Kopf schwer verletzt und ihrer Barschaft beraubt. — Die inBrand wohnenden Katholiken, die durch Zuzug katholischer Glasfabrikarbeiler stack angewachsen sind, haben den Wunsch nach einer katholischen Kirche entstehen lassen. Ver gangene Woche kaufte die katholische Gemeinde Brand den Bauplatz zu einer Kirche, der in der Nähe des BahnhofeS liegt. — Vom Fichtelberg wird gemeldet, daß dort der Winter seinen Einzug gehalten hat. Die normale Schneedecke ist bereits 30 Zentimeter hoch, doch hat der Schnee stellen weise sogar eine Höhe bon 50 Zentimeter erreicht. ES bietet sich also bald Gelegenheit zu Schlittenpartien, sowie zur Ausübung des Schnecschuhsporles; auch kann bereits geruschelt werden- Eine Partie nach dem Fichtelberge ist demnach gegenwärtig höchst lohnend. — Auch auS Weipert kommen Schneemeldungen. Dresden. Ein Straßenbahn-Zu sammenstoß ereignete sich am Sonntag nachmittag ans der eingleisigen Strecke der Straßenbahnlinie Laubegast—Cossebaude in der Nähe des Gasthofes Kemnitz. Ein plötzlich eiufallender Nebel verdunkelte die Strecke so sehr, daß nur auf wenige Meter die Signal- lichter zu erkenne» waren. Namentlich die die besetzte Strecke sperrenden Lichter an den Weichen waren durch den Nebel wirkungslos geworden. Durch Glassplitter und Trümmer der auf einanderfahrenden Wagen wurden einige Per sonen immerhin nicht unbedeutend verletzt. Ob jemand au dem ganzen Unfälle eine eigentliche Schuld beizumessen ist, wird erst die Unter suchung ergebe». — I» seiner in der Wilsdruffer Vorstadt in Dresden befindlichen Wohnung wurde am Sonntag nachmittag der Arbeiter Schubert leblos vorgefunden und polizeilich ausgehoben, wobei sich ergab, daß der Tod infolge Er schöpfung während eines TvbsuchlSanfallcs ein- getreten war. — Im allgemeine» Handwerkerverein zu Dresden sprach dieser Tage Diplomingenieur Dunkler (Frankenhausen) über die Talsperren, ihre Bedeutung für die Industrie und ihre Ausnützung für elektrische Fernüberlragnng. Im Laufe des Vortrags gelangte zur Mit teilung, daß in den letzten 20 Jahren bereits 25 neue Talsperren errichtet und weitere 15 genehmigt worden seien. Auch die Weißeritz- Talsperreu streifte der Redner. — In der Wohnung eines Arbeiters im Hause Kaulbachstraße 30 haben zwei Kinder von vier und zwei Jahren schwere Brand wunden erlitten. Das älteste Kind, cin Mädchen, ist gestorben. Vermutlich haben die Kinder mit Streichhölzern gespielt und das Bett, in dem die Kleinen aufgefunden wurden, dabei in Brand gesteckt. — Der Arbeiter Kunde, der vor einer Reihe von Jahren in Löbtau seine ganze Familie (Frau und drei Kinder) erschlug (welche Tat seinerzeit das größte Aufsehen er regte), wegen Unzurechnungsfähigkeit aber freigesprochen und in einer Anstalt untergebracht wurde aus der man ihn nach einiger Zeit wieder entließ, ist jetzt in Loben bau in Böhmen gestorben. Ein dort wohnender Schwa ger hatte ihm Arbeit verschaff«, und K. heiratete sogar wieder; er war ein schweigsamer Man» geworden, der zwar mit seiner Frau im beste» Einvernehmen lebte, andere Leute aber mied. Als kürzlich seine Frau vereist war, hielt er sich den ganzen Tag auf dem Friedhöfe auf; am andern Morgen fand man ihn tot im Bett. — Zum Befinden der Königin-Witwe Ca rola. Dre „Leipz. N. Nachr." schreiben: Ueber daS Befinden der Königin-Witwe Carola sind in den letzten Tagen, besonders in der außer- sächstschen Presse recht beunruhigende Nachrich ten verbreitet worden. Wir sind in dec Lage, auf Grund von Erkundigungen an erster Stelle milteilen zu können, daß cs sich bei der Er krankung dec Königin lediglich um eine Zellen- gewebeentzünduug handelt, deren örtliche Be ¬ handlung der Leibarzt der Königin, Hofrat Dr. med. Hoffmann, allein auSführt. Von einem krebsartigen Charakter deS Abszesses, der sich gebildet hat, ist ebensowenig die Rede wie von einer notwendig gewordenen Zuziehung von Spezialärzte». Die hohe Kranke hat in der vergangenen Nacht mehrere Stunden gut ge schlafen und auch den heutigen Tag bei aller dings noch nicht genügender Nahrungsaufnahme recht befriedigend verbracht. Ein Grund zu irgend welchen Besorgnissen ist nicht vorhanden. Natürlich darf nicht übersehen werden, daß die Königin im Juli das 74. Lebensjahr vollendet hat und somit auch deu Gebrechen des Alters unterliegt. — Von Kindersegen weiß in Krieschendorf ein Tischlermeistersehepaar ein Lied zu singen. Es wurden ihm bereits das dritte Mal Zwil linge beschert. — Zu einer kuriosen Operation wurde mit Blechschere und Feile ein Klempnermeister in Bautzen gerufen- Die Ursache bildete ein emailliertes — Nachtgeschirr! Ein kaum zwei Lenze zählender Junge wollte Soldaten spielen und den Topf als Helm benutzen. Der kleine Kopf verschwand zwar in der eigentüm lichen Bedeckung, was aber das Schrecklichste war, der Nachttopf ging nicht wieder herunter. Da man auch zu einem Arzte geschickt hatte, gelang cs dessen Kunstgriff, noch ehe die Blech schere zur Stelle war, den ungeduldigen Klei nen von seiner „Fechthaube" zu befreien. — Der Nat der Stadt Leipzig hat deu Bau einer Leichcuverbrennuiigsanlage auf dem Südfriedhofe beschlossen und wird vo» den Stadtverordnete»zu diesem Zwecke 113750 Mk. fordern. — Der Bau des neuen Rathauses auf dem Areal der ehemalige» Pleißeiiburg i» Leipzig hat nach den jetzigen Feststellungen einen Kostenaufwand von rund 7^/z Mill. Mk. erfordert. Das bedeutet eine Ueberschreilung dec bewilligten Bausumme um reichlich 600 000 Mk. Außerdem sind für die innere Einrichtung der Amlsräume, Sitzungssäle, sowie des Rats kellers insgesamt reichlich 900 000 Mk. ver ausgabt worden. Die Gesamlkosten des neuen Rathauses stellen sich auf. über 8*/, Mill. Mk. — In Diedeiihofen stürzte während eines Erweiterungsbaues der Moselbrücke ein Brücken bogen ein, wobei zwei Arbeiter gelötet und sechs Verletzt wurden. — In Teplitz hat der Verwalter des Bezickskrankenhauses, Emil Janda, die Summe Von 17 754 Kronen unterschlagen, indem er eingehobene Verpflegungsgebühren nicht abführte, sondern für sich verwendete. — In Völklingen a. d. Saar stürzte ei» Neubau eiu; 4 Italiener sind tot, 8 schwer verletzt. — Bei Station Lunden wurden zwei Schwellen auf die Schiene» gelegt, von denen eine 150 Meter weit vom Zuge milgcschleppl wurde, ehe er zum Stehen ge bracht werden konnte. — Dec „Moriring Leader" meldet aus Lissabon, daß das Schiff „Sopateiro" in näch ster Nähe der Küste müergegaiigen rst. Die unternommenen Rettungsversuche bliebe» erfolg los. Die ganze Mannschaft, bestehend aus 36 Matrosen, ertrank- 14 Leichen wurden geborgen. — Weinachtsbitte für die Taubstumm- blinden. Bald werden wieder W-ihnachtSlieder erklingen, Weihnachlsbäume cm Lichterglanz erstrahle» und WeihnachtSjubel Jung und Alterfüllen. Wer hilft in das Dunkel und die Stille der Taubblindeii, dcre» mir bisher in Sachsen 25 bekannt geworden sind, den Weih- nachtslroft und die Weihnachtsfreude helfender Liebe tragen?! Wer eiu Scherflein spenden will, lasse es den Schwergeprüfte» durch den Unterzeichnete,! zugehen, der der gewissenhafte Vermittler jeder Gabe sein und über jede öffentlich quittieren wird. v. Hagen, Losch- witz, Calberlastcaße 6.