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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. UMH altungs und AHchMM. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 9 Uhr. Insertionsbeträge von auswärts sind in Post- marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Sonnabend, den 13. Juni Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtöamte sollen den 7. September 1874 das Johann Ferdinand Lau zugehörige Viertelhufengut Nr. 7 des Katasters für Hohn dorf mit Kleingeißlitz, Fol. 1 des Grund- und Hypothekenbuchs für Kleingeißlitz, sowie das Feldgrundstück, Fol. 16 des Grund- und Hypothekenbuchs für Altleis, welche Grund stücke am 18. December vorigen Jahres ohne Berücksichtigung der Oblasten zusammen auf 2679 Thlr. von den Höhndorfer bez. Altleiser Ortsgerichten gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Ge richtsstelle, sowie im Gasthof zu Altleis und beim Ortsrichter Jedermann in Hohndorf aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 30. Mai 1874. Das Königliche GerichLöamt. Im Auftrage: Heinichen, Ass. Gldr^ Künftige Mittwoch, nls den 17. Juni, Nachmittags 6 Uhr sollen die com- munlichen Kirschnutzungen auf dem Bobersberge, der Weingasse und bei Peschel's Grundstück zusammen, ferner die an der Waldaer Straße, meistbietend verpachtet werden. Sammel platz: Webers Restauration am Bobersberg. Großenhain, den 12. Juni 1874.Die Culturdeputation. Bekanntmachung. Erbtheilungshalber soll das zu dem Nachlasse Friedrich Wilhelm Jlschner's zu Ermendorf gehörige Halbhufengut Brand-Cat. Nr. 11, Fol. 7 des Grund- und Hypo thekenbuches für genannten Ort, umfassend 11 Hectar 26 Ar 88 lUM. (20 Acker 114 HüR.) und mit 325,6b Steuereinheiten belegt, welches localgerichtlich unberücksichtigt der darauf haftenden Oblasten auf 7711 Thlr. -- -- gewürdert worden ist, Donnerstag, den 23. Juni 1874, Vormittags 11 Uhr Seiten des unterzeichneten Gerichtsamtes an Ort und Stelle im gedachten Halb hufengute zu Ermendorf unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Erstehungslustige werden deshalb geladen, in diesem Termine gedachten Orts zu er scheinen, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuweisen, ihre Gebote zu eröffnen und sodann des Weiteren gewärtig zu sein. Gleichzeitig wird andurch bekannt gemacht, daß die zu dem Nachlasse obengenannten Jlschner's gehörigen Mobilien, Vieh, Schiff und Geschirr, worunter 2 Pferde, 5 Kühe, 1 Kalbe, 1 Bullen, 1 Anbindekalb, 6 Schweine, Freitag, den 26. Juni 1874, von Vormittags 8 Uhr an, beziehentlich den folgenden Tag in obgedachtem Nachlaßgute durch die Localg'erichten zu Ermendorf gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend werden verauctionirt werden. Radeburg, den 9. Juni 1874. Das Königliche GerichLöamt. Betzing. Die Erhöhung der Güterfrachten. Die Agitationen, welche die Eisenbahnen schon seit vielen Monaten ins Werk gesetzt haben, um das Reichseisenbahnamt von der Nothwendigkeit, die Gütertarife zu erhöhen, zu überzeugen, scheinen durchdringen zu wollen. Es ist sehr merkwürdig, daß diese Agitation gerade zu der Zeit begann, wo die Artikel, deren Preise die Betriebs-Unkosten der Eisenbahnen beträchtlich gesteigert hatten , zu sinken anfingen. Auch die Tagelöhne sanken langsam wieder; nur die Ge hälter blieben auf ihrer Höhe und> das war natürlich; denn unter dem Drucke der Getdentwerthung stehen wir heute noch und werden wir so lange stehen, bis nicht der that- sächlichen Ueberfülle von Geldzeichen ein Maaß gesetzt ist. Die Erträge der Eisenbahnen haben sich allerdings, na mentlich in der ersten Hälfte des Jahres 1873 einigermaßen vermindert, aber doch nur so, daß die Staatöbahnen immer noch einen durchschnittlichen Reinertrag von 5'/, Procent erzielten und die Privatbahnen, unter denen sich ja viele bis jetzt noch ganz unrentable befinden, über 4 Procent. Es ist richtig, daß viele Privatbahnen zur Erweiterung ihres Bahnnetzes gedrängt worden sind und daß ihnen in dieser und anderen Richtungen Lasten auferlegt wurden, weiche die Rente schmälerten. Die gleiche Erscheinung fin den wir aber auch bei Erweiterung anderer Unternehmungen; die Rente mindert sich zeitweise, bis auch die neuen Anlagen gleich ertragsfähig geworden sind. Die Panik der Börse hat einen sehr wesentlichen Antheil daran, daß man den Eisenbahnen durch Tariferhöhungen aufhelfen will. Wenn überhaupt ein Gewinn in diesen Erhöhungen für die Eisenbahnen liegt, so werden nur die großen, ohnehin glänzend rentirenden Linien den Löwenantheil davon haben. Aber es fragt sich denn doch sehr, ob die Eisenbahnen durch diese Maßregel gewinnen. Es ist das erste Mal, daß man in Deutschland den consequenten Gang der Tarif- Ermäßigungen im Gütertransport unterbricht und zu einer Erhöhung schreitet, die, auf durchschnittlich 20 Procent berechnet, gar sehr fühlbar sein wird; es ist das erste Mal, daß man den Calcül, auf den sich seit 30 Jahren alle Handels- und Industriezweige eingerichtet haben, daß näm lich auf Erhöhung der Gütertarife nie zu rechnen sei, Lügen straft; es ist dies das erste Mal, daß man einer- schweren und in ihren Folgen noch immer weitgreifenden Krisis, welche allerdings die verhängnißvolle Ueberspeeulation Aller verschuldet hat, noch eine Erhöhung der Kosten für- alle Fabrikations - und Handelszweige Nachfolgen läßt. Die Vertheuerung der Kohlen, der Materialien, der Rohstoffe für die Industrie und die Erhöhung der Transportspesen wird mehr als einen großen Industriezweig gänzlich de- placiren. Ob die Eisenbahnen davon Gewinn ernten werden, möchten wir bezweifeln. Mit den schrittweisen Ermäßigungen ist der Verkehr riesenhaft gestiegen; mit einer keineswegs mäßigen Erhöhung kann das Gegentheil eintreten. Auch wären Eisenbahnen und Börse mit ihrer Agitation für Tarif-Erhöhung schwerlich durchgedrungen, wenn sie nicht einen mächtigen Bundesgenossen gefunden hätten — an den Regierungen. In den meisten deutschen Staaten — Sachsen, Baden, Baiern, Württemberg, Oldenburg, Elsaß-Lothringen, Preußen — überwiegt das Staatseisenbahn- Shftem den Privatbau. Die Finanzminister sind aber nur zu gern bei der Hand, einigermaßen weichende Einnahmen durch Erhöhungen zu decken. Wären sämmtliche Bahnen Privatbahnen, keine Regierung würde den Finger rühren, um den betreffenden Gesellschaften mit Tarif-Erhöhungen ,u acceptiren sei. Aeußerlich erscheint dieselbe recht blank hiesiger Stadt abgehaltenen Roß -, Vieh - und Holzmarkt glocke statt. Sämmtliche EommissionSmitglieder sprachen ihr wurden 196 Pferde, 409 Rinder, 112 Schweine, 621 Ferkel < Endurtheil dahin aus, daß die Glocke verunglückt und nicht und 200 Schock Breter zum Verkauf auf den Markt ge- ! zi " " ' - - - - ' ' '' * bracht. Sachsen. Se. Majestät der König sind am 10. Juni früh 8'/z Uhr von Ems wieder in Dresden eingetroffen. Am Nachmittag des 9. Juni haben sich über einen größeren Theil des Landes schwere Gewitter entladen und durch Blitz- und Schloßenschlag, sowie Ueberschwemmungen mehrfachen Schaden verursacht. Aus Kirchberg, Plauen, Schwarzenberg und Auerbach liegen darüber Meldungen vor. Bei letzterem Orte wurde ein 13jähriger Knabe, der sich unter einen Chausft-ebaum gestellt hatte, vom Blitze er> schlagen. Deutsches Reich. Der Bnndeörath beschloß in seiner Sitzung am 11. Juni auf Antrag des Justizausschusses, dem vom Reichstage beschlossenen Eivilehegesctze nicht zu zustimmen, den Reichskanzler aber um die Aufstellung und dcmnächstige Vorlegung eines Gesetzentwurfs über Einfüh rung der obligatorischen Eivilehe und Beurkundung des Personenstandes zu ersuchen. Der Bnndeörath stimmte ferner den Ausschußanträgen betreffs Erhöhung der Eisen bahn-Tarife und Einführung eines einheitlichen, dem Eolli- und Wagenraumsystem sich nähernden Tarifsystems bis spä testens 1. Januar 1875 zu. Preußen. Die „Prov.- Corr." vom 10. Juni bespricht die neuen Maigesetze betreffs der Bischöfe und hebt dabei hervor, daß die Führer der katholischen Bewegung sich nicht mehr der Täuschung hingebeu dürfen, daß ein Zurückweichen der Staatsgewalt von der nothwendig betretenen Bahn zu erwarten oder nur möglich sei. Für die kirchlichen Ge walten liege einfach die Frage vor, ob sie um eines völlig hoffnungslosen Strebens nach äußerer Macht der inneren Zerrüttung der Kirche sich schuldig machen wollen. Die „Posener Ztg." schreibt unterm 9. Juni: Das am 26. Mai d. I. publicirte Gesetz über die Verwaltung er ledigter katholischer Bisthümer ist heute — 14 Tage nach der Publication — in Kraft getreten, und heute bereits sind auf Grund dieses Gesetzes die ersten Acte in den Diöcesen Posen und Gnesen vollzogen worden. An den Vorsitzenden des hiesigen Domcapitels, Dompropst Brzezinski, ging heute Morgen ein Schreiben des Oberpräsidenten Günther ab, wodurch das Metropolitancapitel aufgefordert wurde, nach dem der erzbischöfliche Stuhl erledigt sei, innerhalb 10 Tagen die Wahl eines Bisthumsverwesers vorzunehmen, widrigen falls die Staatsregierung (d. h. der Cultusminister) einen königl. Commissar zur Verwaltung des Diöcesanvermögens einsetzen würde. Zugleich kündigte der Oberpräsident an, daß er auf Grund des citirten Gesetzes schon gegenwärtig das Vermögen durch einen besonderen Commissar unter- feine Aufsicht nehme. Um 11 Uhr Vormittags erschien der Landrath Freiherr v. Massenbach bei dem Weihbischof Ja- niszewöki und forderte ihn zur Uebergabe der Kasse des Consistoriums auf. Da der Bischof seine Miithätigkeit verweigerte, begab sich Herr v. Massenbach unter Assistenz von Polizeibeamten in die Kasse und nahm dieselbe zwangs weise in Besitz. Es befanden sich darin 123,000 Thlr. in baarem Gelde und in Werthpapieren. Der Rendant Jgno- wiez wurde zu einer schriftlichen Darlegung des Standes der Kasse aufgefordert, worauf sich Herr v. Massenbach in das erzbischöfliche Palais begab und das dort befindliche Inventar aufnahm. — In Gnesen vollzog sich die An gelegenheit in ähnlicher Weise. In Köln fand am 9. Juni die endgiltige Entscheidung der bezüglichen Commission über das Schicksal der Kaiser- TagesnachrichLen. Großenhain. Zu dem am 8. Juni dieses Jahres in und zierlich, allein der Ton soll an Fülle, Stärke und Schönheit den Ton der jetzt größten Domglocke nicht er reichen, abgesehen davon, daß derselbe zudem auch nicht der Aufgabe entsprechend ist. Schweiz. Der Ständerath genehmigte am 9. Juni bei der Berathung des Bundesgesetzes, betreffend die BundeSrcchtSpflege, den Antrag des Bundcöraths, daß der Amtssitz des Bundesgerichts nicht gleichzeitig der Sitz der politischen Bundesbehörde sein solle. Der Sitz des Bundes gerichts darf daher nicht nach Bern verlegt werden. Der Nationalrath hat am 10. Juni die Concession zum Bau einer Eisenbahn ertheilt, welche den Züricher See mit der St. Gotthardbahn verbinden soll. Italien. Der „Pr." wird aus Rom vom 9. Juni telegraphirt: Der Papst befindet sich heute so wohl, daß er gestern ««gekommene 130 amerikanische Pilger empfängt, deren zwei Adressen anhört, PeterSpfennige annimmt und Antwort ertheilt. Die Verhandlungen über die Grenzregnlirung der Diö cesen von Elsaß-Lothringen sollen ihren Abschluß gefunden haben. Der päpstliche Stuhl hätte keinerlei Einwendungen gemacht, sondern alle ihm vom französchen Botschafter ge machten Vorschläge angenommen. Die Grenzen der Diöcesen entsprechen genau den politischen Grenzen. Frankreich. In der Nationalversammlung wurde am 9. Juni die Berathung des Municipalwahlgesetzes fortgesetzt, worauf der radicale Deputirte Girerd die Regierung bezüg lich eines von dem Journal „La Republique" zu Nevers beizuspringen. Man würde ganz einfach sagen: „Tröstet euch mit anderen industriellen Unternehmungen, die durch die augenblickliche Krisis ebenfalls zum Leiden kommen; aber mit Erhöhungen bleibt uns fern, die genehmigen wir im Interesse des allgemeinen Verkehrs nicht." So unge fähr würde wohl die Antwort lauten. Die Landwirthschaft kann vorläufig sagen: was geht es mich an? Die Tariferhöhung soll ja auf die eigentlichen Lebensmittel nicht ausgedehnt werden, weder auf Getreide, Hülsensrüchte, Mehl, Kartoffeln und Salz. So steht es wenigstens in der Vorlage des Reichskanzlers an den BnndeSrath. Aber ob nicht die erhöhte Expeditionsgebühr ersetzen wird, was die versagte Tariferhöhung nicht gewährt, wer will das voranssehen? Wenn einmal der Tarif in die Richtung der Erhöhung kommt, wird er schließlich auch die Landwirthschaft nicht verschonen. Ja bald werden die Eisen bahnen sagen: wenn uns gründlich geholfen sein soll, dann dürft ihr diese wichtige Categorie des Güterverkehrs nicht ausnahmsweise billig behandeln. Aber selbst, wenn alles das nicht einträte, hat es die Landwirthschaft stets mit zu entgelten, wenn Handel und Industrie durch irgend eine Maßregel rückwärtsgehen. Der einzig triftige Grund zur Erhöhung der Tarife kann nur in der Erhöhung der Gehälter gefunden werden. Da sollten wir denn doch meinen, daß die Eisenbahnen in vielen anderen Dingen recht gut ersparen könnten, was sie an erhöhten Gehältern auszuzahlen haben. Alle Geschäfte sind heutzutage von diesen erhöhten Ansprüchen betroffen, ohne daß sie darum nach Hilfe greifen könnten, wie die Eisen bahnen und deren Actlonäre nach Erhöhung der Tarife.