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Dresdner Nachrichten : 05.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187502051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-05
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.02.1875
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L,»e Garantie »ur da» nachiltagige Eriche,, neu der Inicrate wild nicht gegeben. Ilniwärlige Annoncen« Aufträge von uni und«» sonnten Firmen und Per« tonen inicrlren wir »ur gr-en Pränumerando» Zailtung durch Artet- malten oder Pojietn-ad« lung. Neun Tilden lüften lü Pige. Inierale lur die Moniag» . Nnmnlec oder »ach r,nem geinag« die Prillzcfte LU Pige. Rr. 3«. Zwanzigster Jahrgang. Mitredacteur: vr. Ln»tt Für das Feuilleton: LaSvI» Dressen, Freitag, S. Februar 187S Politisches. Wallon ist der Löwe des Tages in Frankreich. Was er an greift, gerath ihm; selbst Widerstrebende, wie den Herzog von Broglie, zieht er in den Zanberkrcis seiner Anträge. Dem Be schlüsse wegen der republikanischen Negierungssorm Frankreichs ist in unerwartet rascher 'Weise ein ebenfalls von Wallon beantragter Beschluß für den weiteren Ausban der Republik gefolgt. Lawinen artig vergrößert sich, nachdem einmal das Geräusch der Mehrheit einer einzigen Stimme die republikanischen Schneemassen in Bewe gung gesetzt, die Zahl ihrer Anhänger. Mit dem ansehnlichen Mehr von über 200 Stimmen wurde dem Präsidenten der Republik das Recht beigclegt, in Uebercinstimmung mit dem Senate die Deputir- tenkammer noch vor dein gesetzlichen Ablause ihres Mandats auszu lösen. In geschlossener Phalanx stimmten hierfür die Republikaner aller Schattirungen — eine ver,Sunderliche Gesellschaft! Wenn ein ultraradicaler Rother wie Louis Blanc in die Einsetzung eines con- servativen Senats willigt, so ist das ein Saltomortale im Mei nungswechseln, um dessen Eleganz und Kühnheit den alten 'Revo lutionair unsere nationalliberalen Wettcrmännchen beneiden müssen. Daß den verbündeten 'Republikanern aber ein großer Theil der Orlcanisten zustimmte, erklärt sich zwanglos aus der gestern er wähnten Furcht derselben vor der Wiederkunft der Napoleoniden. Ein großer Theil der als Deputate stimmberechtigten Minister er klärte sich gleichfalls für den Antrag von Wallon, aus dem Grunde, weil Mac Mahon schließlich Geschmack daran findet, auch als Präsi dent einer Republik an der Spitze der Staatsgewalt zu bleiben. Un versöhnliche Gegner findet die Republik allein in den Legitimisten, die sich jeder definitiven Regierungsform widcrsctzen, die nicht aus Heinrich von Ehambord hinauoläust, sowie in den Bonapartistcn. Letztere sind augenblicklich in großer Sorge wegen einer gegen sie anhängigen Untersuchung. Bewiesen ist durch die Aussagen des Pariser Polizcipräfectcn, daß in Frankreich eine bis ins kleinste Detail organisirte Ncbenregierung besteht, deren Oberhaupt Rouher ist. Jeden Augenblick, den die Bonapartistcn zu einer Schilderhe bung für günstig erachten, kann diese Maschinerie der geheimen Nebenregierung in Betrieb gesetzt werden. Nun weigert sich der Justizininister Tailhaud, der parlamentarischen Commission die ge richtlichen Actenstücke auSzuliesern, aus denen die imperialistischen Umtriebe klar zu Tage treten würden. Tailhaud soll nunmehr auf parlamentarischem Wege dazu gezwungen werden, die Actenstücke zur Kenntnis» der Nationalversammlung zu bringen. Die Sachen des jungen Alsonso in Spanien stehen und gehen gut. Auf militairischem Gebiete entsprechen die gegen die Earlisten erfochtenen Bortheile der guten Meinung, die man von der Lei stungsfähigkeit der alfonsistischen Generäle hegte. Hand in Hand geht damit die UnterivMung einiger carlistischer Blindenführer. Noch mehr aber ivird die Sache des thronlüsternen Carlos durch den Abfall des Papstes erschüttert. Seine Unfehlbarkeit finden, daß die Ansprüche der katholischen Kirche auch unter Alfonso nicht übel fah ren iverden. Mit dein Jnstincte der Krähe verläßt die römische Curie den carliflischen Thurmknopf, in den sie bereits den also» Mischen Blitz niederzischen hört. Nun zweifelt kein vernünf tiger Mensch, daß Don Carlos in erster Linie sein leib liches Wohl iin Auge hatte, daß er König von Spanien wer den wollte und dazu sich des katholischen Elcrus nur als eines äußerst wirksamen Hilfsmittels bediente. Umgekehrt aber ist dem Papste blutivenig daran gelegen, ob seine Geschäfte von Alfonso oder von Carlos besorgt werden; er findet, daß „der (durch die Re volution) verletzten Würde der katholischen Kirche jetzt Genüge ge schehen sei" und raunt ihm zu, er möge seinen Wurfspieß in die Ecke stellen. Das alte Lied von dem undankbaren Eigennutz der Curie! Thöricht, wer sich ihr vertraut! Verderbt von vornherein, ,">er sich mit ihr verbindet! Zu derselben Zeit fast, als im europäischen Abendlande ein I7jähriger König in seine Hauptstadt Madrid cinzog, verließ im fernen östlichen Asien ein 18jähriger Herrscher seine irdische Resi denz, um zu seinem Bruder (der Sonne) und zu seinem Bctter (dem Monde) aufzusteigen. Zu deutsch: der Kaiser von China, T'ung- chih, ist zu Peking gestorben. Es ist im Reiche der Mitte Hochvcr- rath, auch nur von der Möglichkeit zu flüstern, daß eine irdische Todesursache vorliegen könne; ivas den zarten Lebensfaden des Kai sers zerschnitt, gehört zu den, namentlich für uns „rothborstige Barbarei:" undurchdringlichen Geheimnissen des Kaiserpalastes zu Peking. Erst jetzt ist der Tod des Herrschers der Bevölkerung Chinas amtlich bekannt gemacht ivorden. Die Gemahlin desselben hat nach orientalischer Sitte Hand an sich gelegt. Nach dein um fangreichen Gesetzbuche der kaiserlichen Etiquctte, gemäß den pein lichsten Vorschriften für jeden Aus- und Eingang, für jede Hand« lung, ja für jedes Wort des Lebens, erzogen, hat der verstorbene Kaiser als Kind aller Wahrscheinlichkeit zufolge eine glückliche Ju gend nicht verlebt; Freiheit und Frohsinn waren schwerlich die Genien, welche seine Kindheit umschwebten. Die stets entbehrte Freiheit wurde ihm auch dann nicht vergönnt, als er sich selbst schon das Mannesalter zudecretirt hatte. Aus kaiserlicher Machtvoll kommenheit und unterstützt durchseine nahe Verwandtschaft mit dem Gestirne des Himmels, welches die Tage macht und die Jahre, legte er seinem Alter plötzlich zwei Jahre zu. Sein weiser Ohm, Prinz Kung, leitete die Geschäfte des Reichs. Für seinen Nachfolger, einen dreijährigen Prinzen, wurde die Kaiserin als Regentin ernannt. Gesicherter wäre die Zukunft Chinas, wenn dieses Land mit 550 Millionen Einwohnern nicht von den Händen eines WeibcS, son dern dem Arme des thatkräftigen und verständigen Prinzen Kung geleitet würde. Um nach Europa zurückzukehren, so meldet man aus England, saß der Führer der Conservativen, der Premierminister Disraeli, den überraschenden Entschluß gefaßt habe, aus dem Geschäfte zu scheiden. Ist es Krankheit, wa» ihn veranlaßt, sich wie sein großer i Nebenbuhler Gladstonc der Muse des Privatlebens zuzuivcndcn? Der Entschluß kommt den Conservativen angesichts der bevorstehen den Eröffnung des Parlaments gciviß herzlich ungelegen, wiewohl die Liberalen ebenfalls Mühe genug hatten, sich in den: Lord Har tington einen Führer und Ersatz für Gladstonc zu suchen. . Im preußischen Landtage, wo es jetzt auffällig still zugcht, wollen die Clericalen bald für Abwechselung und muntere Debatten sorgen. Sie werden die Kränkungen des Vereins- und Versamm- lungsrechts, sowie die Preßmaßregelungcn, welche sich die Polizei gegen sie erlaubt, zur Sprache bringen und außerdem den Antrag auf Beseitigung der Falk'schcn Maigcsetze stellen, letzteren natürlich erfolglos. Locales und Sächsisches. — Den Herzog von Altenburg, der gestern Mittag über Chem nitz nach Altenburg abreiste, geleitete Se. Maj. der König nach dem Böhmischen Bahnhofe. — Der vorletzte Hofball bei den königl. Majestäten war nach dem „Dr. Journ." unter Niederen besucht von I. K. H. Großhcrzog und Großherzogin von Toskana mit der Erzherzogin Antoinette, Prinz und Prinzessin Georg, dem regierenden Herzog von Sachscn- Altenburg, dein Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und dem Prinzen Neuß Heinrich I V. Einladungen zu diesem Balle waren an das gesammte diplomatische Corps, die Herren Staats- ministcr rc., im Ganzen an circa 300 Personen ergangen. — Bis in die fünfte Morgenstunde des Donnerstags saßen in den fünf Wahllocalen die mit der Auszählung und Zusammenstel lung der zu der Stadtverordnetenwahl eingegangenen Stimmzettel beschäftigten Wahlvorstände und Wahlgehilfen. Endlich gegen Mar ge»: dännnerte den fleißigen Arbeitern das Ende ihrer Mühen her auf. Auf dein Rathhause wurde noch gestern Nachmittag das Zusammenstellen der Ergebnisse aus den einzelne»: Wahlbezirken bewirkt. Wir siird bei solcher Sachlage auch heute »wch nicht im Stande, das definitive Ergebniß mitzutheilcn, sondern müssen uns auf Folgendes beschränken. Daß die Rainen, die sich auf allen vier oder doch auf drei der Listen befanden, mit glänzender Mehr heit durchgingen, ist selbstverständlich. Es gewinnt den Anschein, als habe die Liste der Bezirkovcreine in sämmtlichen fünf Bezirken die meisten der Stimmen auf sich vereinigt, nicht in der - Weise, daß alle 72 auf dieselben Vorgeschlagcnen gewählt sind, aber doch der größere Theil derselben. Im Allgemeinen haben die Stimmberechtigten von der Befugnis», auf der Liste einzelne Namen auszustreichen und andere dafür zu setzen, reichlich Gebrauch gemacht. So ist es gekommen, daß sehr häufig Namen von der Liste der Un abhängigen auf die Liste der acht Vereine gesetzt wurden, und es zu ansehnlichen Ziffern brachten. Charakteristisch ist es, daß die Namen geivisscr politischer Parteihäupter der Nationalliberalen conscquent auf vielen Zetteln ausgestrichen waren. Als Ersatz wurden die Namen solcher Bürger hingeschrieben, deren Tüchtigkeit zweifellos ist, die sich aber von dein politischen Parteitreiben fern- haltcn. Der Liste der Bezirksvcrcine kam am nächsten die Liste der 8 Vereine, dann folgte die Liste der Unabhängigen, ganz winzige Ziffern erhielten die von dem Rcichsverein selbstständig Vorgcschla genen. Ein Wahlzelle! trug an: Schlüsse die väterliche Ermahnung: Ich empfehle den voi: mir Gewählten weise Sparsamkeit! Ein an derer biederer Bürger hatte seinen vollen Namen und Wohnort aus geschrieben und — sich selbst gewählt. Er stand einzig in seiner Art da. Ein anderer weiser Thcbaner hatte den genialen Einfall gehabt, aus der Bürgerliste sowohl von denAnsässigen als den Unansässigen die 30 letzten Namen aufzuschreiben. Natürlich singen dieselben sämmtlich mit dem Buchstaben Z an. Es gelang seinem geschickten Eifer auf diese Weise, nicht weniger als 12 Zumpe's und 21 Zim- mermann's auszuschreibcn. Hier möchte man ausrufen: O Gott, wie groß ist dein Thicrreich! — Bezüglich der Ausgabe der Reichs-Kassenscheine hat der Bundcsrath beschlossen, daß die zzrr Ausgabe gelangenden Kassenscheine nicht, wie von einer Seite beantragt worden war, nach Maßgabe der Bevölkerung der Bundesstaaten zur Vertheilung ge langen, sondern zunächst denjenigen Buirdesstaaten überwiesen wer den sollen, welche durch dasReichsgesetz zur Einziehung ihreSStaats- papiergeldes verpflichtet sind, und zwar zu dem Zwecke, die raschere Einziehung des Papiergeldes herbcizufllhren. - Zu größter Vorsicht in Militärsachcn mahnt folgender Fall. Ein junger Mann hatte eine Frau genommen und in Görlitz eine Tabakhandlung errichtet. Da wird er zur Polizei geladen und er hält den Bescheid, daß seine Militärpapiere nicht ganz :n Ordnung seien. Nicht in Ordnung? Ich habe mich dreimal, zuletzt 1872, bei der Krcisersatz-Connnission gestellt und bin wegen allgemeiner Körperschwäche zur Ersahrescrve zwcitcrKlasse geschrieben worden. Ich bin also frei. — Nein, Sie haben keinen Ersatzreserveschcin und haben versäumt, sich auch bei der Departementsersatzcommission zu stellen. Das müssen Sie .nachholen und sich noch einmal bei dieser unter suchen lassen. — So geschah cS und diese erkannte ihn für hinläng lich gekrästigt, um zu dienen. Er wurde nach Posen gebracht und als Rekrut eingestellt, seine Frau blieb bekümmert in Görlitz zurück und das Geschäft konnte nicht eröffnet werden. An Allem ist die Unkenntnis; der Bestimmung schuld, daß erst nach einer dreimaligen Gestellung auch vor der Departcments-Ersatz-Commission den ge setzlichen Anforderungen Genüge gethan ist. Der junge Mann hatte sich nicht absichtlich der Hauptgcstellung entzogen; er war vielmehr der Meinung, er habe seine Pflicht vollständig erfüllt. Da er bei der dritten Stellung vor der Kreisersah-Commission zu schwach befun den wurde, fa märe er wahrscheinlich auch bei der bald nachher zu- sammentrctendenDepartements-Ersatz-Commission als dienstunfähig erklärt worden; er hatte sich ihr aber aus Unkenntniß nicht gestellt. Also peinliche Sorgfalt bei Regelung der Mililärdienstsachen! — Die Elbüberfahrt nach Lo schwitz geschieht jetzt wieder mittelst Dampffähre. i — Von Rottweil in Württemberg langte in der Nacht von» 3. zum 4. Februar eii: Pulvcrtransport, der via Hof gegangen, hier mittelst Exprcßzugs auf dem Schlesischen Bahnhofe an und wurde an: darauffolgenden Morgen seiten der Militärbehörde mit der Ent ladung begonnen. Der Transport betrug ca. 000 Cenlner. — Unter dem Namen eines Wundarztes Noch aus Nieder gorbitz und unter Production eines voin Niedergorbitzer Gemeinde- vorstande angeblich ausgestellten Ältestes über die Hilssbedürftigkeit eines gewissen Hofer dortsclbst, versuchte in diesen Tagen ein unbe- kannrer Mann in verschiedenen Häusern hiesiger Stadt für jenen Hofer milde Gaben zu sammeln, wurde dabei aber von der Polizei ertappt und arretirt. Er soll ein seit einer Reihe von Jahren hier lebender pensionirter alter Soldat aus Thüringen sein. — In diesen Tagen erwischte ein hiesiger Kaufmann seinen 13jährigcn Sohn dabei, wie derselbe einige Waaren aus dem Ge schäfte heimlich fortschleppcn wollte. Er nahm deshalb den Knaben vor und erlangte von demselben auch das Zugeständnis», daß er jene Waaren auf Anstiften eines Bekannten, eines einige Jahre älteren Maurerlehrlings, genommen, dies schon wiederholt gethan und von seinen: Freund dafür immer ein kleines Geldgeschenk erhalten habe. Wegen dieser Verleitung seines Sohnes zum Diebstähle erstattete der Kaufmann Anzeige und wurde in Folge dessen gegen den Maurerlehrling vorgegangcn. Derselbe konnte die Thatsache nicht leugnen und bekannte, die sämmtlichen von seinem Freunde, dem Schnlknabcn erhaltenen Waaren, an eine Trödlerin in der kleinen Brüdergasse, eine Wiltwe Freitag, verkauft zu haben. Dies bewahrheitete sich auch, indem bei dieser Frau eine ganze Ladung neuer, aus dem Geschäfte jenes Kaufmanns herrührender Waaren vorgcfunden worden sind, welche sämmtlich von ihr gekauft, aber nicht in ihr von der Polizei zu con- trolirendcs Geschäftsbuch eingetragen morden waren. Außerdem sollen sich aber auch noch viele andere nicht vorschriftsmäßig gebuchte Gegenstände bei jener Trödlerin vorgefunden haben, die von ähn lichen Käufen herrühren mögen. Wegei: dieser Funde ist denn die Frau auch sammt ihrem Geschäftsführer wegen Hehlerei in Hast genommen ivorden, nicht minder auch der ermähnte Manrerlehrling wegen Verleitung des Knaben zum Verbrechen. — In Betreff jenes Dienstknechts, von dem wir in unserer Mittwochs-Nummer berichtete»:, daß er sich der Behörde unter der Sclbstanklage, seine Geliebte, ein Dienstmädchen in Laubegast, durch einen Messerwurf habe ermorden wollen, selbst gestellt habe, erfahren wir weiter, daß die Sache in soiveit aus Wahrheit beruht, als er an: vorigen Sonntag Abend wirklich in Laubcgast ein großes Fleischcrmesscr in die im Parterregeschoß liegende Kammer jenes Dienstmädchens, worin sich diese und noch zwei andere Dienst- müdchcn grade befunden haben, hincingeschleudert, zum Glück aber kcins der drei Mädchen getroffen hat. Der Knecht befindet sich selbstverständlich noch in Haft. — Aut gestern war die Wahl von Wahlmänncrn zur Ge werbe kam me r angesetzt. Die Betheilignng a» dieser Wahl ist infolge der eben jetzt die Bürgerschait bewegenden Ltadtvcr- ordnetcnwahlc» eine sehr geringe gewesen. Dies konnte ireilicki vorauSgescbcn werden, nnd wenn der Wahltcrmin um nur acht Tage verschoben worden wäre, so hätte die Bürgerschait Drcs- denö auch tcr Gcwcrbekainmer-Angelegenheit ein regeres Interesse cntgcgcngedracht. Aller drei Jahre »ins,' die Halite der Mitglieder in der Handels- und Gewerbekaminer erneuert werden, da von den 20 Mitgliedern nach dreijähriger Frist I<) auszuichewen haben. Gestern hatten die Wahlberechtigten zunächst dieWahlmänncr zu wählen, von welchen sodann die Hauvtwabl vorgenoiiimcn wird. Bon den in Altstadt wahlberechtigten ca. 5000 Urwählern haben Im Altstädter Nachhause »ur 112, von den in Neustadt wahlbc- rechtigten 3000 gar nur 20 ihre Stimmen abgegeben. Ein trauriges Zahlenverhältulff. Soviel wir höre», ist alle Aus sicht vorhanden, das! die vom Verein Gewcrbtreibcnder ausge stellten Wahlcandidatcn durchkommcn werden. - Eine gröbere Anzahl Gäste und Mitglieder des Vereins für Naturhcilkundc hatte sieb vergangene» 'Montag Abend im gr. Saale der Stadt-Waldschiößchcn-Restauration versammelt, um ihr 38. Stiftungsfest zu feiern. Die Festrede wurde von dem Vcrcinösccrctär, Herrn Bürgersehnllchrcr Zinniicrinami, gehalten, weicher über das coinbinlrcnte Sllllurhcilvcriahren in» Verbältniß zu den verschiedenen Heilmethoden sprach. Nachdem er letztere näber beleuchtet nnd chareiklcrisirt batte, wies er nach, taff das erstcrc eine Verschmelzung des Schrol'schc» nnd Plicßiiitz'schen Heilverfahrens sei. Die Krankheiten werden insbesondere durch Regelung der Blutcirculation gehoben, wobei den reinen Natur- cinflüssen, wie Licht, Luft, Wärme. Kälte, Ruhe, Bewegung, Wasser, Nahrung, besondere Ausmcrksamkcit geschenkt wird. Durch den Vortrag, welcher in recht befriedigender Weise von der Vcr- sammlnng ausgenommen wurde, erhielt dieselbe einen klaren Ein blick in haö Wesen keö NaturhcilvcisahrcnS, durch weiches nicht wenige Patienten, die ohne Ettolg so manche Heilmittel gebrauch ten, ihre Gesundheit wicdcrerlangt haben. Vcrichlcdenc musika lische unv deklamatorische Vorträge von Seiten einiger Mitglieder trugen bei der Taiel sehr zur Erheiterung der Gäste bei. Der gcmüthliche und genußreiche Abend wurde mit einem Tänzchen beschlossen. — In der am 31. v. M. Nachm. 1 lihr in 'Nagel s Hotel ^gehaltenen diesjährigen ordentlichen Genera lver saminlungdcS sächs. Bcamten-Kranken- und Begräbniß-Unter- stützungS-Vereins Justitia zu Dresden — in welcher auch aus wärtige Mitglieder erschienen waren — kam nicht nur der Ge schäfts- und Kassenbericht aut die 2. Hälfte 1874 zum Vorträge, sondern auch die Rcvisipn des VcreinöstatutS zurSchlussherhand- limg. Nachdem die Justlkicatlon der Rechnung auögcsvrochcn worden »rar, wurde zur Neuwahl des Gcsammtvorstaiites vcr- chrittcn und rS gingen ohne große Stimmenzcrsplittcrung aus derselben die vorige» Beamten wieder hervor. Darnach aber ward das IV. StiitungSiest abgehalten, bei welchem zuvörderst der Pro log des Vorsitzenden. Registrator Martini, ein klares Bild über das bisherige Wirken der Verwaltung, wie über die günstige Fi nanzlage des Vereins nnd über den Anklang, den der letztere in der Neuzeit gefunden, entwickelt wurde. Ein belehrender, medt- zinisch-wissenschaitlicher Vortrag fesselte hieraus das Auditorium ganz besonders. An die übrigen gesanglichen, dcclamatorischen und musikalischen Vorträge, auSgeführt von gediegenen Krätten. reihte sich, wie Immer, ein Tänzchen, nachdem inmittelsl taS Souper eingenommen und der Saal geräumt ivorden war. Möge der Verein unter der jetzigen Aegibc i» seinem Prinzipe so sortfahren und immer mehr Zuwachs erbalten!
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