Volltext Seite (XML)
MlWei« Druck und Verlag : Earl ged« in Divvol-iurvald«. DerandvorlUcker Vedickleur: Vaul Jebne. Sonnabend den 22. April 1922 Nr. 94 «« Debördm) d« Jeile 200PK- EN»»>M>M Nektar»« LÜ0 PH». W>WWMWW»MWW»e,r 88. Jahrgang tragen. — Einzelne Dummem gg Pt, — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Ar. 8. Gemeiudeverbands-Tirolwnto Nr. 3. — Postscheck» Kontor Dresden 12S48. Weitzeritz-Zeidmg Taa--ze»mig mir Anzeiger siir DippoMswMe, Schmiedeberg »» NaliONE ÄEEIAAA -E» ÄEzlkR» - -- — ' «^r-nonl-. M-rt-liübrlich'^Mk.od«3». - . . . MZetgeMM Dieses Bla» enlhüN die amtlichen Dekmmlmach«i>« -er Amtshanptmannfchast, -es Amtsgericht» m»- des sta-trats zu Dippol-tswat-e N^WWMNchW. UmM ix Wem Sonntag den 7. Mai und Montag den 8. Mai 1922. Oertttchcs und Sächsisches Dippoldiswalde. Das schöne Welter ist wieder einmal zu Ende. Seit gestern Donnerstag — die Temperatur war an diesem Morgen bis zum Gefrierpunkt gesunken — ist'trübes, regnerisches Wetter eingetreten, ja am heutigen Freitag machte es einen bescheidenen Anfang von Schneefall. — Hoffentlich tritt bald wieder Wetterwechsel ein und kann sich die Baumblut, die zum Aufplahen ist und an einzelnen ge schützten Stellen sich bereits entwickelt hat, voll entfalten. Der Blütenansah berechtigt zu den besten Hoffnungen für eine reiche Ernte. — Der Naturheilverein wird am Sonnabend abend in der Reichskrone das mit so vielem Beifall aufgenommene Osterkonzert wiederholen. Auch diesmal steht wieder ein volles Haus zu erwarten. — Eine Versammlung hatte der Vorstand des Saal inhaberverbandes in der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde für Donnerstag den 20. April zu Kollege Völkel in Obercarsdorf einberufen. Ein Druckfehler im Inserat im .Saalinhaber' hatte sie aber nach Wendischcarsdorf verlegt. So kam es, daß bei Beginn nur etwa 20 Mitglieder an wesend waren; es stellte sich dann aber noch eine größere Zahl ein, sodaß man von einem guten Besuch sprechen konnte. Vor Eintritt in'die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende, Gasthofsbesiher Schmieder—Maller des Ablebens des Kollegen Clemens Reichel—Wendischcarsdorf, dessen An denken durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde. Nach Verlesung der Niederschrift der letzten Versammlung nahm man Kenntnis vom Austritt eines Mitgliedes und nahm zwei Kollegen neu auf, die Herren Weinholdt—Obercarsdorf und Hoinka—Kreischa. Hauptpunkt war eine Aussprache über Regelung des Bedienungsgeldes. Ein Tarifabkommen mit dem Bedienungspersonal steht für nächste Zeit zu erwarten, auch wird dies von der Amtshauptmannschaft gewünscht. Da von selten der Gäste vielfach geäußert worden ist, daß bei Wein und Speisen ein Bedienungsgeld von 10N völlig unbe rechtigt sei, beschloß man, für Wein und Speisen in Zukunft SSL, für sonstige Getränke 10 ?S Bedienungsgeld zu erheben, wie dies an vielen anderen Orten bereits gehandhabt wird and sich dort gut bewährt hat. Der Vorsitzende wird enk- sprechende Plakate drucken lasten und gegen Erstattung der Selbstkosten an die Mitglieder abgeben. Klage wurde dann noch geführt, daß die Bierpreise in den einzelnen Lokalen sehr verschieden seien; es wurde aber festgestellt, daß die seinerzeit beschlossenen und veröffentlichten Preise als Mindest preise anzusehen seien und daß auch das Maß der Gläser sehr verschieden sei, neben '/» auch vielfach °/-° Liter «sw. Auch die Preise der übrigen Getränke wurden be sprochen, Normen aber nicht festgesetzt. Mancherlei An regendes wurde noch vorgebracht, bis gegen V« 6 Uhr nach reichlich zweistündiger Dauer die Versammlung geschlossen wurde. — Ein ehemaliger Lehrling der Druckerei der .Weißeritz- Zeitung', der in Frauenstein geborene, in Leipzig im Ruhe stand lebende frühere Hauptschriftleiter der .Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker' Ernst Wiener, kann am 22. April sein 60 jähriges Buchdrucker-Jubiläum begehen. — Die Obstbäume werden nun ihre Blütenknospen öffnen. Gedankenlose Menschen kommet, vorüber und, des Eigentums eines anderen nicht achtend, reißen sie die Blüien- -weige ab und zertreten die Feldfrüchte, um zu den Obst- bäumen zu gelangen. Angesichts der Lebensmittelknappheit ist das Abr-ißen der Zweige keine Unsitte mehr, sondern ein Frevel. Es gehen ungeahnte Werte verloren und ebenso durch das Zertreten der Wanzen. Naturfreunde und Be- vSlkerung müssen sich selbst in den Dienst der guten Sache stellen. Es bedarf mitunter nur eines Hinweises, um den Uebeltätern das Frevelhafte ihres Tuns zum Bewußtsein zu bringen. Nötigenfalls wäre aber, zumal bei Nichterwachjenen, energisch einzuschreiten. Niemand aber kaufe Vlütenzweige von Obstbäumen. Dem Schutze der Naturfreunde werden auch ganz besonders die Kätzchen von Weiden- und Haselnuß- sträuchern empfohlen, da unsere Honigbienen für die erste Frühlingstracht fast ausschließlich auf sie angewiesen sind. — Der Schleußenbau auf der Kleinen Mühlstrabe ist nunmehr beendet und ist der Verkehr auf derselben wieder frelgegeben worden. Die Schleuste mußte hier tiefer gelegt werden, da -le Wüster der benachbarten Keller nicht abgeführk werden konnten. — Die Kollekte für die Innere Mission, gesammelt am Bußtag, den 15. März 1922, hat in den Kirchen der Ephorie Dippoldiswalde 2771 M. ergeben, und zwar in Dippoldis- walde 385.—, Altenberg 25.—, Zinnwald-Georgenfeld 26.—, Bärenstein 40.—, Börnersdorf 50.—, Breitenau 29.—, Bur kersdorf 64.—, Dittersbach 30.—, Dittersdorf 48.—, Döbra 10.— Frauenstein 105.—, Fürstenwalde 21.—, Fürstenau 22.—, Geising 57.—, Glashütte 50.—, Hartmannsdorf 125.— Hennersdorf 18—, Schönfeld 8.—, Hermsdorf 35.—, Höcken dorf 115.—, Johnsbach 110.—, Kreischa 230.—, Lauenstein 28.—, Liebenau 35.—, Nassau 74.—, Oelsa 15.—, Possendorf 85.—, Pretzschendorf 115.—, Rechenberg 40.—, Reichstädt 435.—, Reinhardtsgrimma 50.—, Ruppendorf 42.—, Sadis dorf 28.—, Schellerhau 140.—, Schmiedeberg 26.—, Kipsdorf 35.—, Selfersdorf 20.— Mark. Reichstädt. Der hiesige Männergesangvereln hat Herrn Kantor Georg Brückner, der dem Verein seit dem Jahre 1883 bis jetzt ununterbrochen als Liedermeister vorgestanden hat, in Anerkennung der dem Verein in dieser langen Zeit geleisteten treuen und uneigennützigen Dienste zu seinem Ehrenmitglied ernannt und wurde ihm am Donnerstag abend die diesbezügliche Urkunde feierlichst überreicht. — Herr Brückner, der am 1. April in den Ruhestand getreten ist, wird zunächst seinen Wohnsitz in Reichstädt beibehalten. Dresden. Dem Telunion - Sachsendienst wird gemeldet: Die beiden hinter dem Volksbegehren stehenden Parteien geben bekannt: Infolge der vielfachen an die Geschäftsstellen ergangenen Anfragen teilen wir mit, daß sich jede weitere Sammlung von Unterschriften zur Unterstützung unseres An trages auf Volksbegehren erledigt hat. Die Auslegung der Unterschriftslisten in Dresden hatte lediglich den Zweck, vor sorglich die im Gesetz vorgeschriebenen tausend Unterschriften zu bekommen, die notwendig waren, wenn wider Erwarten der von partelwegen gestellte Anttag vom Gesamtministerium als nicht genügend erachtet werden würde. Die erforderliche Zahl von tausend Unterschriften ist während der Feiertage um das Achtfache überschritten worden. — Preiskegeln. Der Landesvorstand der Sächsischen Fechtschule (e. V.) veranstaltet an den Sonntagen 23. April, 30. April und 7. Mai auf den Bahnen des Dresdner Kegler hauses Ostraallee 19 ein öffentliches Preiskegeln zugunsten des eigenen Kindererholungsheims Sohland (Spree). Die Veranstaltungen beginnen je vormittags 11 Uhr und finden mit Unterstützung des Verbandes Dresdner Kegelklubs statt, was in Anbetracht des guten Zweckes zu begrüßen ist. — Eine sächsische Kultur st iftung? Eine Dresdner Korrespondenz behauptet, daß die Errichtung einer großen .Kulturstiftung' in Dresden in sicherer Aussicht steht. Die Stiftung soll danach gelegentlich der Auseinandersetzung des sächsischen Staates mit dem ehemaligen Königshause erfolgen und alle bestehenden königlichen Sammlungen sollen dem Staate zufallen. Wie hierzu aber weiter gemeldet wird, ist diese Kulturstiftung noch nicht gesichert. Bisher handelt es sich nur um einen Vorschlag. Ob er einen gangbaren Weg eröffnet, dürfte sich erst zeigen. Die Abfindungsfrage des früheren Königshauses soll bis zum Zerbst erledigt sein. Die Errichtung dieser Stiftung soll es dem Lande ermöglichen, die werttollen Sammlungen, die zum größten Teil aus kurfürst lichem und königlichem Privatbesih stammen oder hervorge gangen sind, zu erhalten und damit Dresden einen der Haupt anziehungspunkte auf Fremde zu wahren. Bekanntlich ver focht das Königshaus nach der Revolution ursprünglich die Meinung, daß der größte Teil dieser Sammlungen als sein Privateigentum anzusehen sei. Zurzeit schweben noch Ver handlungen über die Beteiligung eines Vertreters des ehe maligen Herrscherhauses an der Verwaltung der «Kultur stiftung'. Freiberg. In Rothenfurth und Halsbrücke hatten in letzter Zeit ein Gutsbesitzer und bin Fuhrwerksbesitzer Erpreffer- briefe über 3000 und 5000 M. erhalten unter Bedrohungen verschiedener Arten, die Geldbeträge an bestimmten Orlen im Freien niederzulegen. Durch die in Gemeinschaft mit der Gendarmerie in Freiberg und der Landeskriminalpolizei Frei berg geführten Ermittelungen wurden die Täter festgestellt und in Haft genommen. Als Täter kommen zwei Arbeiter im Alter von 18 und 22 Jahren in Betracht, welche zu den Straftaten bereits Geständnisse abgelegt haben. Pirna. Mittels Einbruchs wurden in der Nacht zum Donnerstag aus einem hiesigen Fabrikbettlebe zwei Treib riemen von bedeutendem Wert gestohlen. Der eine der ge stohlenen ledernen Niemen ist 6V- Meter, der andere 8 Meter lang. Die Breite beträgt je 12 Zentimeter. Leipzig, 21. April. Im Zusammenhang mit der Ermordung der beiden Türken in Berlin sind auch in Leipzig zwei Arme nier verhaftet worden, dle dringend verdächtig erscheinen, an der Mordtat beteiligt zu sein. Zu dieser Verhaftung wil den «L. N. N.' gemeldet, daß es nicht ausgeschlossen erscheint, daß die Verhaftung die Mörder an den beiden türkischen Politikern bettoffen hat. Durch die Zeltungsmeldungen über die Mordtat wurde ein Sprachlehrer in Leipzig darauf auf merksam, daß zwei junge armenische Studenten, die bei ihm Sprachunterricht nahmen, kurzen Urlaub erbeten hatten, um nach Berlin, angeblich in einer Familienangelegenheit, zu reisen. Während sie erklärten, schon am 3. Osterfeiertag wieder nach Leipzig zurückkehren zu wollen, trafen sie aber erst später ein. Der Sprachlehrer teilte seinen Verdacht der Leipziger Kriminalpolizei mit, -le daraufhin sich mit den -le Mordtat bearbeitenden Berliner Kriminalkommissaren in Verbindung setzte. Auf Grund übersandter Photographien stellte die Witwe Talaat Paschas und die des anderen er mordeten Türken fest, daß einer der beiden der junge Mann sei, der die Witwe Talaat Paschas vor der Mordtat zurück- riß und dann die totbringenden Schüsse abgab. Auch von der Verwalterin des Hauses Ilhlandstratze 47, vor dem die Mord tat geschah, wurde der Student als derjenige bezeichnet, der die todbringenden Schüsse abgefeuert hatte. Die beiden arme nischen Studenten werden am Freitag von Leipzig nach Berlin überführt, wo am gleichen Tage eine Gegenüber stellung zwischen den bei dem Morde anwesend gewesenen Angehörigen der Ermordeten und Len beiden Studenten er folgen wird. ? Chemnitz. Der Chemnitzer Kreuzotternjäger Max Reupert hat am 1. Ostertag im Forstrevier des Grafen Vitzthum von Eckstädt in Niederwiesa in kurzer Zeit 7 ausgewachsene Kreuzottern gefangen. Crimmitschau. Der frühere unbesoldete Skadttak un- städtische Angestellte Pilz von hier, der Anfang März nach Veruntreuung amtlicher Gelder mit seiner Geliebten, einer Arbeitersfrau L. aus Frankenhausen, flüchtig wurde, ist nebst seiner Geliebten am Bodensee in Baden verhaftet worden. Marienberg. Die Handwerkerarbeiten zum Umbau der Kasernen der ehemaligen hiesigen Unterofftziervorschule sind nunmehr ausgeschrieben worden. Der Wohnungseinbau wir- demnächst beginnen. 35 bis 40 Familien finden dann Unter kunft. Auch eine Schokoladenfabrik hat in einem Telle der Kaserne den Betrieb ausgenommen. Schwarzenberg. Um das Wandern im Erzgebirge auch den Minderbemittelten bei der großen Teuerung noch zu ermög lichen, hat der hiesige Erzgeblrgszweigverein, dessen Mit gliederzahl im vergangenen Jahre um 77 auf 408 gestiegen ist, an den Gesamtvorstand die Bitte gerichtet, mit den Pächtern der Vereins-Berggasthäuser für die Mitglieder Preisermäßigungen und andere Vorrechte zu vereinbaren. Geyer. Die hiesige Bäckerinnung hat sich in zwei Schreiben an den Stadlrat gewandt, in denen um Lieferung von Kohlen ersucht wird, da in kürzester Zeit, wenn keine Abhilfe ge schaffen wird, die Schließung der Bäckereibekiebe bevor steht. Schöneck i. V. Bei dem schweren Gewitter am Abend des 1. Feiertags traf ein zündender Blitz die mit Heu- und Sttoh- vorräten gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Müller in Kotten- zrün und äscherte diese sowie die auf der Tenne unterge- nachken landwirtschaftlichen Geräte ein. Zittau. Der Goldschatz des «armen' Flickschusters. In >em unterhalb der Lausche gelegenen ländlichen Industtleort Walkersdorf starb im Januar d. I. der in den ärmlichsten Verhältnissen lebende Flickschuster Ernst Gotthelf Jungmichel. Allgemein war man der Ansicht, daß er sein Leben nur not dürftig fristete und kaum Verdienst hatte, um sich satt zu essen. Als nun seine Angehörigen jetzt zu Ostern in der Wohnung großes Reinemachen hielten, fiel ihnen unter dem Ofen ein loser Mauerziegel auf. Sie hoben ihn auf un-, trauten ihren Augen kaum, als ihnen drei Häufchen von 20- und 10-Mark-Goldstücken entgegenleuchteten. Jedes Häus chen enthielt 2000 M. in Gold. Da drei Kinder vorhanden sind, scheint der «arme' Schuster die Erbschaft richtig geteist zu haben, die nach dem jetzigen Goldkurs 360 000 Papiermarkl darstellt. Gewiß eine schöne Ostergabe für die Erben, bk durchweg nicht zu den Begüterten zu zählen sind. Münchenbernsdorf. Der Landwirt Bruno Prager im be nachbarten Kleinbernsdorf, ein Mann in den 30er Jahren