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Ausgabe ß^-8undO Sächsische vr. r,70 M. 1.7, u alkszeilung Nummer 284 — 33. Jahrgang «irlchelkt 0 mal wöchenlllch mit dee Illustrier««» Tralls- bellage „D«r g«u«rr«Utr" und mehrer«» leilbellage» vlonalllch« v«t»^»re>I«: Au«g. A mit St. Binnoblakt und Feuerrelter ituog. v. ahn, St. Brnnoblatt u mtt Feuerrelter M. 2^0 Susg. T ohne 2t. Vennoblatt u. ohne Feuer'rriter Einzelnummer 10 P>g., Sonnabend- u. S»nnlag-Nr. 20 PI,. Mittwoch, >4. November t834 Veriansort Dr««»«» Un,,Ige»preII«: die lspaMg« 22 mm breit« Feil« 0 Ps,^ — für Familienanzeigen und Slellengcluch« b PI,. Für PlatzvorlchrPen könne» mir lein« «bewähr leiste» N«»»Itlo«! Dreoben-«., Polterst,. v, F«rnr. 20711 u. 21012 S«Ichält»steU«, Druck uud B«rlag: Germania Buchdrucker«» u. B«rla, Ih. u. <S. Winkel, Polierst,. 17, Fernr. 21012, P-stlcheck: Slr. 102», Bant: Stadtbant Dresden Nr. 01707 2m Falle von höherer «bemalt, Berbot, <rntiet«»d« Bclricbsstörungen Hal oer Bezieher oder Injerent lein« Anbrüche, lalls di- Zeitung in beschränktem Umfange, verspätet »der nicht erscheint. — «Lrjüttungsort Dresden s Rede Schwerin Krosigks in Aachen Eine Mahnung an das In- und Ausland Der ReichSwirtschastsminister über „Oeffenttlche Finanzen und Wirtschaft" Aachen, 13. Nov. In Aachen sprach am Montagabend der Reict-sinlnister der Finanzen, Gras Schwerin v. Krosigk, Uber „Oessent - liche Finanzen und Wirtschast". Er erinnerte an die Scheinlronjunktur, die mit Hiise der Auslandskredite erzeugt wurde, und an den glotzen Fehler, darans nicht die Reserve zu schassen sür die Krisenzeit, die un vermeidlich in dem Augenblick kommen muhte, in dem die Kre dite nicht mehr slossen. Die dann solgende Drosselung der Aus gaben verringerte nicht nur alle Einnahmen, sondern erhöhte auch die Ausgaben sür die Arbeitslosigkeit und schädigte die Steuermoral. Aus dem Gebiet der Finanzwirtschaft werden wir be stimmt nicht Pleite gehen, erklärte der Minister, machte aber clus Gefahrenherde ausmerksam. Alte Weiber beiderlei Ge schlechts machten aus einer leicht verständlichen Knappheit die Uebertreibung eines Mangels. Es sei ganz selbstverständlich, bah die Deckung des neu gedeckten Mehrbedarfs auch eine vermehrte Einsuhr von Roh stossen erfordere. Die D e v i s e n s ch iv i e r i g k e i t e n seien »ine Folge des Versailler Diktats. Deutschland, da» industrieintensivste Land der Welt, sei durch das Versailler Dik tat das rohstossärmste und damit kapitalärmste Land geworden. Das sei etwas, was cs sonst In der Welt nicht gebe. Stets seien die grohen Industrieländer Gläubiger gewesen und hätten Kre dite an die Rohstoffländer gegeben, die damit ihre Rohstoffe be- zkchNrm Nachdem uns unsere Rohstossgeblete genommen wor den seien, wir also mehr noch als früher Rohstosse Kausen und mit Devisen bezahlen mützten, sollten wir auch politisrl)« Schul den bezahlen. Das Ausland, das wohl wisse, datz eine solch« Be zahlung nur durch Ware möglich sei, verweigere die Abnahme dieser Waren. Dao sei widersinnig. Wir haben steis unseren Gläubigern gesagt: Wir wollen zahlen, Iaht uns zahlen mit dem, Berlin, 13. Nov. Beim Rcichskommissar für Preisüberwachung gehen täg lich Klagen ein, datz bei Verträgen, die vor einigen Wochen oder Monaten fest abgeschlossen sind, der Verkäufer jetzt die Lieferung nur zu erhöhten Preisen oder zu sonstigen verschlech terten Licferungs- oder Zahlungsbedingungen ausführen will. Es wird darauf hingewiesen, daß ein solches Verhalten bet zu festen Bedingungen abgeschlossenen Verträgen vollkom men rechtswidrig ist und Einhaltung abgeschlossener fe ster Vertrüge zu den selbstverständlichen Gepflogenheiten eines »ehrbaren Kaufmannes gehört. Auch Verbände, die Preise bestimmt haben, haben häufig "versucht, aus ihre Verbandsangehörigen einen Druck dahin aus- zuübcn, datz selbst solche Waren zu den neuen höheren Preisen abzusetzcn sind, die noch zu einer Zelt eingekauft sind, als Preisbindungen oder Auslagen nicht bestanden. Es ivird darauf aufmerksam gemacht, dah nach Auffassung des Reichskommissars diese Versuche, „Alt-Ware" späteren Preisbindungen oder ver schärfte» Absatzbedingungen zu unterwerfen, unzulässig sind. Berlin, 13. Nov. Im Relchsgesetzblatt wird eine Verordnung des Reichs kommissars für Preisüberwachung Dr. Goerdeler über Preis bindungen und gegen Verteuerung der Preisdeckung veröffent licht. Im Paragraph 1 ist sie im wesentlichen eine Wiederho lung der vom Herrn Reichswirtschaftsminister erlassenen Ver ordnung vom 16. 5. 103t. Sie bestimmt in Paragraph 1, dah Verbände und andere Zusammenschlüsse öffentlichen oder bür gerlichen Rechts Preise, Mindestspannen, Höchstnachlässe und Mindcstzuschläge nur noch mit Einwilligung des Reichskom missars oder seiner Beauftragten sestsehen, verabreden, emp fehlen oder zum Nachteil der Abnehmer des Kleinhändlers ver ändern dürfen. Paragraph L verbietet Erzeugern und Grohhändlern, ohne vorherig« Einwilligung des Reichskommissars Kleinhandels preise festzusetzen oder zum Nachteil der Abnehmer zu verän dern. Damit wird der unbegrenzten Herausgabe neuer Markenartikel «in Riegel vorgeschoben. Der Reichskommissar wird di« Genehmigung sür neu« Marken- was Deutschland leisten kann, mit Waren und mit Diensten. Aber Waren von Deutschland ablehnen und gleichzeitig Be zahlung von Deutschland zu fordern, das ist ein wirtjchastlikl)«r Irrsinn und ist nicht durchführbar. Ich hosse, dah wir schlieh- tich doch einmal mit diesen ganz selbstverständlichen und ganz klaren Beweisgründen Gehör finden werden. Vorläufig bleibt uns nichts weiter übrig, als den bisherigen Weg zu gehen; jeden Versuch zu machen, unsere Ausfuhr zu fördern, aber auch unsere Einsuhr aus dem Auslande einzuschränken. Dabei bat der Minister ein Wort nicht anzuwenden, das er hasse, das Wort: Ersatz stosse. Was wir selbst erzeugen, sind nicht Ersatzstosse. Ebenso wenig wie der Rübenzucker ein Ersatzstoff war sür den Rohrzucker. Ter neue Devisenplan wird zweisellos Schwierigkeiten bereiten, niemals aber fühlbaren Mangel bringen, wenn nicht das deutsci>e Volk selbst die Ner ven verliert und durch ungerechsertigte Hamsterei Schäden her- bcisührt, zu denen kein Anlah vorliegt. Hamsterei würde nur zur Preistreiberei führen. Dah die Regierung jeder Preistrei berei scharf entgegcnlritt, hat sie durch die Ernennung Dr. Gördelers zum Preiskommissar und durch dessen Sosorlmatz- nahmen bewiesen. Alle dies« Finanz- und Wirtschastsmatznah- men der Negierung bedeuten nicht das Ende der freien Wirt schaft. Der Staat schreibt nicht jedem Betrieb die Einzelheiten seines Handelns vor, sondern er gibt nur die Züchtlinien, mit denen er die Wirtschaft lenkt und leitet, um aus der marxisti schen Entstellung der Begriffe von der Ehre der Arbeit und der Ehre des Handelns herauszukommen. Stürmischen Beifall sand der Minister, als er erklärte: Der königliche Kaufmann ivar in dem Augenblick verschwun den, als über dem Hauptbuch nicht mehr stand: „Mit Gott". Ganz wie der Glaube an den Marxismus, war auch sein Glaube an ein Primat der Wirtschast vor der Politik. Mit dieser Lehre machte der Staat selbst der Wirtschast Konkurrenz. Je stärker «in Staat ist. um so weniger hat er es nölig, selbst Wirtschast zu treiben. Darum ist unser Staatsziel: Ein starker, ehrbarer Staat und in der Hut dieses Staates eine freie ehrbare Wirt schaft. artikel nur erteilen, wenn die Ware hinreichende Qualität sür einen markenwllrdigen Schutz ausmeist und die Preisstellung in allen Teilen angemessen ist. Paragraph 3 untersagt, den Weg der Ware vom Erzeuger zum Verbraucher durch Einschaltung volkswirtschaftlich entbehr licher Zwischcnstellen aller Art zu erschweren, zu verlangsamen oder zu verteuern. Damit soll selbstverständlich nicht die volkswirtschaftlich notwendige Funktion des grohen Einzelhan dels angetastet werden. Sie ist im Gegenteil unentbehrlich. Wenn jeder Verbraucher seinen ganzen Warenbedarf bei den verschiedenen Erzeugern decken würde, würde er ein mehrfaches seines Einkommens verreisen müssen. Betroffen werden sollen hiermit aber diejenigen Zwischenschaltungen auf dem Wege der Ware voin Erzeuger zum Verbraucher, die entbehrlich sind und irgendeine volkswirtschaftlich berechtigte und nützliche Wirkung nicht mehr haben. Damit auch hier keine Unklarheiten in der Praxis entstehen, hat sich der Reichskommissar die Entscheidung darüber Vorbehalten, ob die Zwischenstelle im einzelnen Fall volkswirtschaftlich entbehrlich ist oder nicht. Vluilge Ausschreitungen in Mexiko Mexiko, 13. November. In der im Staate Puebla gelegenen Ortsci>lst At- ltxco kam es zwischen zivei feindlichen Arbeitergruppen zu einer wilden Schiesserei, bei der eine Person getötet und elf weitere — darunter zwei Unbeteiligte verletzt wurden. Einwohner des in der Nähe der Hauptstadt Mexiko liegenden Dorfes Acajete überfielen in der Nacht zum Montag eine Dorfbewohnerin und deren Tochter, die sich sehr eifrig im sozialistischen Sinne betätigt und destvegen das Mitzsallen -er Bevölkerung erregt hatten. Die empör, ten Dorfbewohner versammelten sich unter Glockengeläut, drangen in die Wohnung der Frauen ein und töteten ihre schlafenden Opfer durch Steinwürfe. Deutscher Sozialismus Zu einem Buch von Werner Sombart. Das Wort Sozialismus hat einen grundlegenden Be. deutungswanoel ersahren. Die Zeit ist noch nicht lange ver gangen, wo der Sozialist das Schreckgespenst behaglicher und besitzsroher Bürgerlichkeit war, die sich in ihren sozialen Vor rechten, aber auch in den Werten ihrer Kultur bedroht glaubte. Freund und Feind unterschieden nicht zwischen sozialistischen und marxistischen Ideen, der politische Sozialismus vertrat die Idee des Kampfes einer Klasse um die Alleinherrschast und der Ueberwindung der nationalen und weltanschaulichen Grenzen, welche dem Siegeszuge des „Weltproletariats" im Wege standen. Der nationale Sozialismus ging von völlig veränderten Voraussetzungen aus, er bejahte die organischen Bindungen an Volk, Familie und Kirche, und er führte das Wort aus seinen ursprünglichen Sinn zurück, datz Sozialist sei», sozial handeln hcitzt. Diese Forderung nach sozialer Haltung gipfelte in dem sür alle Stände und Volksgenossen gebend«?» Grundsatz, Satz Ge meinnutz vor Eigennutz gehe, und der Führer hat in immer neuen bedeutsamen Formulierungen den Sinn dieses Wortes und dieser Ausgabe erklärt und gedeutet. Es ist damit für di« deutsche Sozial- und Wirtschafts politik und sür Sie Soziologie und WiNschaslslehre überhaupt eine völlig neue Lage geschossen worden, zu der auch die theo retische Wissenschaft einen neuen Blickpunkt gewinnen mutz. Manches ist schon aus diesem Gebiete geschehen, vieles ungetan geblieben, den» die Notwendigkeit des Ausreisens stehl unter dem Druck einer ungewöhnlich kurzen Zeitspanne. Um so begrützenswerter ist es, wenn einer der Senioren der deutschen Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaft, dessen Rus, weit über die Grenzen des Reiches gedrungen ist. der 71jährigr Berliner Universitätslehrer Werner Sombart, den grotz» angelegten Versuch unternimmt, in seinem neuen Werk „Deut- scher Sozialismus" (Verlag Buchholz u. Weitzivange, Berlin- Eharlotlenburg 193^- vom historisch-theoretischen Standpunkt aus die neue Entwicklung zu deuten und m die Begrisjswelt deutschen Denkens einzuordnen. Man hat Werner Sombart gern als den Geschichts schreiber des Kapitalismus irezeichnet, der, wie kaum ein an derer, Wesen mnd Ausgabe der liberalen Epoche ersatzt habe, und er mag von diesem Blickpunkt aus wenig geeignet zur Durchleuchtung einer grundsätzlich anderen, anlikopitalistisä)en Wirtschaftsordnung erscheinen. Dem ist nicht so! Sombart hat wie wenige gerade aus seiner weiten Ueberschau heraus die dem kapitalistischen System anhaftenden Fehler und Mängel, seine Ideen- und Kulturlosigkeit gekennzeichnet und den Kapi talismus von jeher nur als eine Episode betrachtet, die aus geschichtlichen, sozialen und technischen Untergründen zu erklären sei. Aus diesen Erfahrungen heraus tritt er sür eine Form des Sozialismus ein, welche die Wiederholung dieser Fehler mit umgekehrten Vorzeichen verhindert, und er betrachtet den neuen „deutschen Sozialismus" als eine soziale Volks- und Wirt schaftsordnung, die den proletarischen Sozialismus mit der gleick)«n Schärse wie den proletarisierenden Kapitalismus ab lehnt. Als skeptischer und ersahrener Mann glaubt er nicht an die Verwirklichung eines sozialen Paradieses aus Erden und betrachtet die vorlüusige Entwicklung zunächst als einen sozia len Uebergangszustand von vielleicht langer Dauer, der gleich zeitig das Zeitalter des Spätkapitalismus und des Frühsozia lismus sei. Er vermeidet daher auch di« Ausstellung von Thesen und Theorien, sondern er hält sich an die praktischen Ersä>ei« nungsformen, ivelche durch den nationalen Umbruch und die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung entscheidend bestimmt sind. Das Volk steht über der Wirtschaft, die niemals Selbst zweck sein darf und Fortschritt kann die Kultur niemals er setzen, diese Grundgedanken des Nationalsozialismus macht sich Sombart in vollem Umfange zu eigen. Der Reichtum habe die Menschen zu Sklaven ihrer Bedürfnisse, die Technik zu Sklaven der Maschine gemacht und beides, Technisierung und Mammoni- sierung, seien di« Todfeinde jeder sozialen und kulturellen Ordnung. Sombart verlangt eine Rückkehr zu einfachen und natürlichen Lebensformen, die ebenso fern von einer proletarischen Massenkultur wie von dem protzenhaften Luxus des alten Grohbürgertums liegen. Der „Kapitalist" Sombart bejaht den Gedanken der Plan- Zwei Anordnungen Dr. Goerdelers Kauf- und Lteserungsverlräge müssen emgehalten werden — Acne Markenartikel nur noch mit Genehmigung des ReichSlommissarS