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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861004
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-04
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1886
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. ltkh«Lti«n u«d LrpetR«» E JohanneSgaste S. Sprechstunden der Ledaek»« Vormittag« 10-1» Uhr. Nachmittag» b—» Uhr. >««ad«e der für Nie nächftsol,e«d« Rnmmer prftt««te» Inserate a» S»ch»»ta«e« N« » Uhr Nachmittag«, an C-rn-»«» Kefttage« früh hi»'/,» Uhr. In den Filiale« fiir Zns.-Aouahme-. Ott« »le««. UniversitätSstraß« 1. Lontö Lüsche» Katharineastr. 23, p. nur hi« '/,» Uhr. rimigrr.LMblM L77. AmMcher The«. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meßo«nflag- LS,7»». Adonnementspreis viertelj. 4'/, Mit. iurl. Bemgerlolm b Mk.. durch die Post bezogen 6 M. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebüoreu für Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesörderung 50 Mk «tl Poftbesörderung ÜO Mk. Zulerate Sgespattene Petitzelle 10 Pf. Gr-Her» Schriften lan» ans. Preisverzeichnis Tobölla rischer » Ziffernsatz »ach höher» Toris Nerlamen »nter dem Redactionlstrich die 4gespall. Zeile-0 Pf.» vor de» F a »i l i e n n a ch r i ch t e n dir -gei-aUrne Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Ertzeditio« zu sende». — Rabatt »ird nicht gegeben. Zahlung prneoawermido oder durch Post- Nachnahme. Montag den 4. October 1886. 80. Jahrgang! Vekinnlmchmz. Wir machen hierdurch öffcnllicb bekannt, 1) daß alle in Leipzig wehnhaften Knaben, welche Ostern 1885 und Ostern 1886 au» einer der hiesigen Volk»« schulen entlasten worden oder von «iner Höheren Schule abaeganaen sind» ohne im letzteren Falle da» 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zn haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der AorthilduvgSschule für Knabe» verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirke der i Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Püschman«, dafern sie sich aber im Bezirke der H. Fort bildungsschule aufhalten, bei Herrn Direktor vr. Stürl zu erfolgen bat; 3) da- auch diejenige« Knabe» anzumelde» find, welche a«S trgeud «tuen» Grunde vo» de« Besuche der städtischen Fortbildungsschule ent. bunde» zu sei» glaube»; 4) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 1884, 1885 «nd 1886 aus einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, ebenfalls zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätesten» aber binar» drei Lage» nach de« Einzüge, bei dem Direktor der Fondilduug-schule ihres Bezirks anzumelden sind; 5) daß Eltern. Lchrherren, Dienstherrschaften und Arbeit, geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 3V »ck, die »n Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist, die schulpflichtige» Knabe» z» dieser Anmel dung anzuhalten oder letztere selbst »orzu- nehme» habe». Leipzig, am 30. September 1886. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Gevrgi. Lehnert. Bekanntmachung. In der Zeit vom II btS 10. Oktober d. I soll auf dem. die Eutritzscher Straße überschreitenden Theile deS Bahnkörpers der Leipzig-Magdeburger Eisenbahn «ine Ver legung der Schienen vorgenommcn werden. Während dieser Zeit wird ^ , die stt«ttltzscher Straße für den gefammtea Hahrverkehr gesperrt, und der letztere über den Bmvucl in der Berliner Straße und den hölzernen Handweg verwiesen. Leipzig, an, 29. September 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 9619. Vr. Gevrgi. Hennig. Bekanntmachung. Ans sein Ansuchen ist Herr Hugo Hartig, Kaufmann, Bayerische Straße Nr. 38, II,, hier auS dem von ihm bisher bekleideten Amte eines ArmenpflcgerS im 29 /30. Distrikte ent lasten worden. Wir sprechen ihm bierwit unseren Dank für die unserem Armenwcse» gewährte Mitwirkung aus. Leipzig, den 1. Oktober 1886. DaS Armendlreetori»«. X. R. 740. Lndwig-Wolf. «. Bekanntmachung. Aus sein Ansuchen ist Herr Vr. pkil. Oberlehmr Franz Dix, Schrebcrstraße 4, aus dem von ihm bisher bekleideten Amte eine« Distrikt-Vorsteher» im 16. Distrikte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung au». Leipzig, den 1. Oktober 1886. Da» Arneeadlreetorla«. ä. R. 684. Ludwig-Wolf. «. Bekanntmachung. Die Steinmetz- und Zimmer-Arbeiten für die Großvieh- sLlacbthalle und das Sanität-hauS der neuen Schlacbthos- anlage sind vergeben, und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 27. September 1886. . 5494. Der Rath -er Stadt Leipzig. 1035.vr. Georgs. Gringmuth, Ast. Nachdem Herr priv. Kaufmann E. Reinhard DtelNeg, Emilienstraße Nr. 5 vier, die auf ihn gefallene Wahl zum Armenpfleger im 29./30. Distrikte angenommen hat, ist der selbe am 24. September a. o. durch Herrn DistrictSvorsteher Schuldirektor vr. Fr. Scherfig in diese» Amt eingewiesen worden. Leipzig, de« 1. October 1886. Da» Mr«e»hlreetort»«. X R. 740. Ludwig - W ols. A. HauiktlsgrkrSnche -er Leipziger Börse im Wechsel-, Held- und Sffecteu-SeschSst. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 31. August d. I., HanbelsgebrSuch? der Leipziger Börse tm Wechsel-, Geld- und Effeeten-Gcschäs« betr., bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß gegen den in derselben erwähnten Entwurf einer Zusammen- Peilung von keiner Seite Einwendungen erhoben worden find. Die in dieser Zusammenstellung enthaltenen Handrlögrbriuche werden aus Grund von 8 16 der neuen Börsen - Ordnung hierdnrch vom 3. d. M. an in «rast gesetzt, dergestalt, daß gegen Denjenigen, welcher bet Abwickrlung eine« Börsengeschäfte« denselben die An erkennung verweigert, Au«schluß von der Börse versllgt iverden kan». Druck. Exemplar« der Zusammenstellung werden von nächster Ward« ad zum Preis« von 0.» ^l an der Börse z« habe» sei». Leipzig, de» 1. October 1386. Li« Handclökammer. Vr. Wachömuth» vr. Gens», S. Vorsitzender. üessc>i»»die ttsmiekIelii'imKilt^ Anmeldung!«» »am Eintritt in die VeIirII»lr»»btdeU»air »erd«» vt«»0»r, Eon 5 »>E N1ttM»«d, den s. Ootodor, ro» 11 bl. Ist Odr VormittngH «e»«g^»z-e»ommeu. IntaadmaprUkUwU r v»on«iwtn<r. den 7. Oetoder, ttild 7 vdr. Oael HtzalOa«, vrreclor. VekauMaihimr. Die Leichenwäschen» de» ersten Leichenschaubezirk» — innere Stadt — Frau Louise verehrt. Sehlegei hat hier angezeigt, daß sie vom 2. lausenden Monat» an Reiths« Iraße Nr. 17, HI., wohne, wa« hiermit bekannt ge macht wird. Leipzig, den 2. October 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Bekanntmachung. I» Gemäßheit des 8 ü4 unserer revidirteo Gemeinde-Ordnung wird die Wahlliste zu den bevorstehenden Gemeiudewahlea von Mentag. den 4. Oktober «., an 1» Tage lang in unserer Geineiudekanzlei, im Synagogengebüude Tr. I, auSliegea, innerhalb welcher Zeit etwaige Reklamationen bet dem unterzeichnet»» Verstand schrtstlich anznbrtngea sind. Leipzig, 1. Oktober 1886. Der Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 4. October 1886. * Wie da» „Deutsche Tageblatt" hört, soll der Reichs tag zum 18. November einbcrufen werdm. Gegenüber den kürzlich verbreiteten Nachrichten wäre dann der Termin doch wenigsten» um eine Woche früher angefetzt worden. * Äm 1. Berliner ReichStagSwahikrei» soll vo« deutschfreisinniger Seite der Prediger Neßlrr von der fraazösisch-resormirten Kirche in Berlin al» Candidat aus gestellt werden. Herr Neßlrr vertrat in zwei Legislatur perioden den Wahlkreis PotSdam-Osthavellanv im Reichstag (bis 1884) und eine Zeit lang auch im Abgeordnetenhaus« und hatte sich al» Hospitant der Fortschritt-Partei ange schloffen. Parlamentarisch hervorgetrelen ist er niemals. * von der Nothwendigkeit des Socialistengesetze» schreibt die „Nationalliberale Correspondenz": Allem Anscheine nach fängt die Socialdemokratte an, die „Mäßigung" müde zu werden und wieder mehr der Neigung zur Aktiva oachzugeben. Wie könnte das auch Wunder nehme«, wenn ihr vo» „freisinniger" Sette Lag für Lag bescheinigt w.rd, daß sie einer ungerechlsertigten nnd aus die Dauer unhaltbare» Berfolgung unterliege I Man soll doch nicht meinen, daß die Worte eines so angesehenen Mannes wie de» Herrn von Stausfebberg, der nur da- Socialistengesetz zu tadeln wußte, für da«, wogegen eS gerichtet ist, aber nicht eine Silbe der Mißbilligung fand, aus die Haltung der Socialdemokratie ohne nachtheiligen Einfluß bleiben könnten. Oder meint man etwa, daß die Herren v. Voll mar, Bebel, Liebknecht und Genoffen in Erwartung der besseren Zeiten, die ihnen dereinst unter einer „freisinnigen" Regierung bevorstehen, sich und ihre Gefolgschaft schon jetzt mlt der Milch der fromme» Denkart zu nähren beginnen würden? Wenn mau demonstrirt, daß die Nothwendigkeit immer häufigerer und immer schärserer Anwendung der Vollmachten de« SocialistengeletzeS die Wirkungslosigkeit eben diese« Gesetze« beweise und deshalb zur Aushebung desselben führen müsse, so kann man sich nicht wundern, wenn die Socialdemokratte durch eine immer schroffere Haltung diesen Proceß zu beschleunigen sucht. Gesetzt aber, eS käme wirklich so, man müßte sich allgemein überzeugen, daß unter dem Socialisten gesetz da» Uebel, welche« e« bekämpfen soll, nur immer schlimmer werve, wie denkt man sich dann die Zukunft? Will man zu noch drastischeren Repressionsmitteln greisen al» sie da» Socialistengesetz enthält, oder glaubt man, daß die immer feindseliger gewordene Socialdemokratie sich lediglich au» Dankbarkeit für die wiedererlangte Freiheit oder gar aus Resvect vor einer „freisinnigen" Regierung, die doch nach socialdemokratischer Anschauung auch zu der einen reactionairen Maste gehört, nun plötzlich in die br- stehende Staats- and Gesellschaftsordnung aufrichtig einsügen würde? DaS ist die Frage, auf die wir immer noch ver geben- eine klare Antwort erwarten. Man hält un« statt dessen die Gegenfrage vor: Wollt ihr denn da» Socialistengesetz in alle Ewigkeit fortbcstchen lasten? Daraus erwidern wir kurz und bündig: So lauge die Socialdemokratie ihren schlechierding« revo- lutionairen Charakter nicht ausgiebt und nicht ein bessere« Mittel zur Bekämpfung ihrer Ausschreitungen ausfindig gemacht wird, so lange wird auch daS Socialistengesetz nicht zu entbehren sein. Bi scht ist eS weder »n- noch Anderen gelungen, die- bessere Mittel zu finden. Auch der Scharfsinn der „freisinnigen" Politiker ist nicht bester daran; der vor acht Jahren von Herrn Hänel gemachte Versuch einer Lonstructioa aus dem Boden des gemeinen Rechts ist von seinen eigenen Freunden als nnmöglich ausgegeben worden. Ist dem aber so, und muß andererseits anerkannt werden, daß die bestehende Gesetzgebung, wa» auch Herr v. Stauffenberg und seine näheren Freunde unsere« Wissens bisher noch nicht bestritten haben, zur Sicherung gegen die tu der socialdemokratischen Bewegung liegende Gefabr nicht aus reicht, so sehen wir keinen anderen Weg, al«, was wir haben, zu behalte». Und am wenigsten kann uns darin da« Schlagwort „Ausnahmegesetz" irre machen. Jede Freiheit hat ihre Grenze an den Erfordernissen des Gemeinwohls, vor Allem an Len Existenz, bedinguagen de« Staates, und zwar deS concreten Staates, in dem wir leben. ES wäre der nackt« Unsinn, zu sordern, daß die dem loyalen Bürger versastunglmäßig garantiere Freiheit auch dem auS- gesprochenen Revolutionair zu Gute kommen solle. Und nur soweit sie revoluttoaair ist, wird die Socialdemokcaiie vom Socialisten- aesetz bettoffen. Mache sie doch ein neue« Programm, da« an der Spitze den Satz enthält: „Die Socialdemokratie fteqt auf dem Boden der monarchischen StotSordnung und verwiest die gewaltsame Revolution!" AlSdann wird sich mit ihr reden lasten. * Än den letzten Monaten sind im Auswärtigen Amt« wieder mehrere bemerken-werthe Personalver änderungen vor sich gegangen. Zunächst wurde bekannt lich der UnlrrstaatSsecretair Graf Herbert Bismarck zum StaatSsecrrtair ernannt. Dabei hat der jetzige StaatSsecrr- tair jedoch seinen Rang al« Wirkt. Geh. Leg.-Rath vor läufig noch beibehaltrn. E» ist ihm also, wa« sonst immer der Fall, bei seiner Ernennung zum Staat-secretair noch nicht die Würde eine» Wirkt. Geh. Rathe» mit dem Prädikate Excellenz verliehen worden. AuS der politischen Abthei- luna de« Auswärtigen Amt» ist ferner da» älteste Mitglied derselben Wirft. Geh. Leg.-Rath Lothar Bucker au»ge- schiedrn. In die politische Abtheilung ist dagegen berufen der Wirft. Leg.-Rath Vr. Kavfer, vorher Mitglied der M. (Recht«-)Abtheilung. E» befinden sich nun »m Aus wärtigen Amte neben dem Chef noch 5 Personen, welche im Range der Räthe 1. Elaste stehen: Nnterstaat» - Secretair Gras v. Berchem, Direclor Reichardt, Direktor Hellwig und vie beiden Vortragenden Räthe »Holstein und Göring Die handelspolitischeAbtbeilung weistfolgendeAenderunqrn ausl Der frühere Vortragende Rath Reichardt wnrde zum Direktor derselben ernannt und der Wirft. Leg>R»th Gerlich al» Gcneral-Conful nach Aalknttck berufen; ne« eingetreten sind die Wirft. LeaationSräth« Gillei und Raschdau; Gillct war früher Genrral-Eonsul zu Shanghai und leitete später die Verhandlungen über einen neuen HandelSdertrag mit der Türkei zu Konstantinopel; Raschdau war Eonsul zu Havanna; beide sind schon seit längerer Zeit al» Hilf«arbeiter im Aus wärtigen Amte beschäftigt. Ueber die ständigen Hilfsarbeiter ist der >i»herig« viceconsul zu London vr. v. Schwartzkoppen be rufen, auch sind di« bisherigen Hils«arbeiter vr. Eahn. GerichtS-Astestor Pritsch und Lande»rath Gtäpie zu tändigen Mitgliedern aufgerückt; unter den Hilfsarbeiter» erscheint jetzt der frühere Consul Hellwig ll. zu Porto Allegre. E» ist wahrscheinlich, daß für Bulgarien außer n Sofia noch die Errichtung eine» zweiten BerusSconsulate» i» Rustschuk, wo sich bischer nur eia Wahlconful befand, n Vorschlag kommt. GerichtS-Astestor v. Loeper hat bereit» die Verwaltung de» EonsulatS zu Rustschuk übernommen, «nd e» ist ihm während der Verwesung desselben die Ausübung der standesamtlichen Befugnisse für die ReichSanaehvrigen und Schutzgenossen einschließlich der unter deutschem Schutze lebenden Schweizer übertragen worden. * Ueberrascheuder al» die Nachricht von dem Rücktritt de» bisherigen Chef« deS Reichsschatzamtes, StaatSjecrrtairS v. Burchard, aus di« man schon lange vorbereitet War, wirkt da» Gerücht von der angeblichen Verabschiedung deS General-SteuerdirectprS Burghardt» welche» mit Recht lebhaften Zweifeln begegnet. Der genannte Beamte, welcher sich der vollsten körperlichen Rüstigkeit er freut. gehört seit vielen Jahren zu den hervorragendsten Kräften deS Finanzministerium», sem Rücktritt würde eine gradezu unauSsüllbare Lücke in der Reihe der Finanzbeamten hervorbringea. Man nennt den jetzt verabschiedeten GtaatS- sccretair v. Burchard al» zukünftigen Präsidenten der See handlung. wir baden indessen Grund, an der Richtigkeit dieser Angabe zu zweifeln. * Ueber die Rückkehr de» Prinz-Regente» von Bayern wird au» München, 1. October, geschrieben; Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent ist von der Reis« nach Schwaden, Mittrlfrankea und Unterfraakeu, über Ansbach henle Abend 9 Uhr wieder hier einaetroffeu. Der Regierungspräsident von Oberbayern, Freiberr v. Pseuser, war Sr. kSntgl. Hoheit «ut- gegengefahren. Am Lentralbaynhose fanden sich zur Begrüßung ein: der commandirend« General de» 1. Armeecorp« tzrhr. v. Horn, der Stadtkommandant Geueralltentenmtt ». Wtrthmaun, General direktor Schnorr ». Caroisseld, ReoternuaS- »nd Poltteidirertor Frhr.». Vechmaun, die Bürgermeister vr. v. Erh«d« und l». Wtden- mayer, dann im KöniqSsaloa die sämmtttche» Mitglieder de» Vtadt- Magistrat» und die Vorstände de» Collegium» der Gemetndebevollinöch. tigten Gerdeisten und vr. ».Schulte« mit sämmtlicht»Bevollmächtigten. Dieselben begrüßten Se. k. Hoheit, welcher im besten Wohlsein znrück- gekehrt ist, an, Perron. Als der Prioz-Rrgent »nter den jubelnden Hochrufen deS massenhaft in der Bahnhoshalle angesammetlen Publicums den Köntatsalon betreten hatte, richtete Bürgermeister vr. »onErhardt >n Mitte der Stadtverttetung au Se. königl. Hoheit folgende Ansprache: „Allerdnrchlauchttgster Prinz-Regent, Allergnädigster Regent und Herr! Einen Lheil de« Bayernlandes haben Ew. königl. Hoheit bereist, «nd alleathaiben haben Allerhöchst, dieselben in jubelnder Begeisterung Lnsnvhme gefunden. Land und Städte haben der Freude über de» Besuch de- erlauchten Lande», fürsten emmüthigen Ausdruck und auf« Reue Zeugnis de« feste» Bande« gegeben, da« zwischen Bayerns Fürstenhaus «nd Bolk besteht. Bei Ew. königl. Hoheit Rückkehr von dieser Reise, di« einem Triumph- zuge vergleichbar, in die Haupt- und Residenzstadt möge e« den Vertretern derselben gestattet sein, Ew. königl. Hoheit allrrehrforcht»- vollsten Willkommgruß entgegeazubrtogeu, mit der Berslchernag. daß die Haupt- und Residenzstadt an Treue und Liebe zu ihrem Fürsten wohl hinter keiner Stadt deS Landes zurückbleibl. Collegeul Lasten Sie uns die Wiederkehr de« erhabenen Fürsten mit dem Ruse seiera: Ge. k. Hoheit, der allerdurchlauchligste Prinz und Regent, lebe hoch l" Mit dreimaligem begeisterten Zuruf stimmte die Versammlung et». Se. königl. Hoheit dankte sür den erneuttu Bewei» der Liebe und Treue der Münchener, gab seiner Freude darüber AnSdrnck» die Stadtverttetung versammelt zu sehen und versicherte, daß er da« Octobersest besuchen werde, da- gewiß et» Bolksftst im wahren Sinne d«S Wortes sein werde. Nach kurzem Gespräche mit den beiden Hru. Bürgermeistern und einzelnen Mitgliedern der Lollegiea verabschiedete sich der Prinz-Regent. Bet der Fahrt in sein Palais wurde Se. königl. Hoheit von der massenhaft versammelten Be völkerung mit jubelnden Hochrnsen gefeiert. * In einer Münchener Correspondenz der „Germania" wird — kennzeichnend sür die Noblesse der uttramon tanen Streiter — dem Regenöburger Lycealrector Prof. Vr. Rittler geradezu der Revolver auf die Brust gesetzt und ihm mit Enthüllungen au» seinem Leben gedroht, weil er nicht mehr zur Fahne der an der Bekämpfung de» Ministerium» Lutz festhaltenden bayerischen „Patrioten- steht und «iner friedlichen Behandlung der obschwebenden Fragen und der bestehenden Verhältnisse da» Wort redet. Herr vr. Rittler muß sich wohl früher arge Verstöße gegen seine priester- lichrn Gelübde haben zu Schulden kommen lassen, denn wir erfahren au» der erwähnten Correspondenz, daß ihm, dem katholischen Geistlichen, daSMesselesen in der Erzdivcrse München- Freising — e» wird angedeutet wegen „pikanter Dinge" — verboten wurde. Herr vr. Rittler ist, nachdem ihm da» passirt, noch lange Jahre hindurch Mitglied der Patrioten» Fraktion gewesen, und hat sogar zeitweise die Führerrolle innegrhabt. So lange hat man ganz gern ihn mit sammt seiner „Vergangenheit" in den Kauf genommen, bi» jetzt, wo er der Partei unbequem und gefährlich und d«»halo Ordre gegeben wird, sich mit vereinten Kräften auf die schmutzige Wäsche de« Treulosen zu stürzen. Inzwischen hat der Pap st Uber die Verhältnisse, denen gegenüber vr. Rittler zum Frieden ermahnt, seine Befriedigung auSgesvrochen und Herrn vr. Rittler selbst bei dessen Anwesenheit in Rom demoustrativ «»»gezeichnet — aber Herr vr. Rittler will nicht mehr „Patriot" sein, und deshalb wird trotzdem und alledem da« „Steinige, steinige!" laut über ihn au« den Reihen der „Frömmsten der Frommen!" In der That, eine recht an- muthend« Art zu fechten! » * * * Die vom Duc d'Aumal« dem Institut de Franee gemachte Gchenkofferte, wonach da» berühmte Schloß von Chantilly sammt seinen Depenvenzen und werthvollrn Sammlungen unter gewissen Bedingungen in deu Besitz der genannten Körperschaft übergehen würde, wird von der Pariser Presse aller Parteisckattirungen mit Commentaren begleitet. In den republikanischen Kreisen nimmt man von dein Anerbieten de» Herzog» mit gemischten Gefühlen Kenntniß. Der Umstand, daß der Schenkgeber rin Prinz de« Hause» Orlean» und al» Prätendent au» Frankreich verbannt ist, ruft in manchem e»fr»gen Anhänger der Republik ein ent schiedene« Mißbehage» hervor, da» am besten durch da» Dichterwort: rlwoo vaoaoa «t ckou» karaotes-, charakterisirt wird. Schloß und Domaiue Chantilly bilden ein kostbares Befitzthum, welch«» dem Institut de France wohl anständc, äme dabei nur nicht ebeu der verdrießliche Umstand in die Quer«, daß e« gerade die Hand eine» orleanistischen Prinzen ein m«L au« welchem die mrhrgenannte Körperschaft diese« werlhvolle Geschenk empfangen soll. Da» Verhättniß zwischen der Republik und den orleanistischen Prätendenten st seit A»«weisuag der letztere» fo schroff al- möglich, und daher ist die Bermuthung nicht so ohne Weitere» von der "and zu weisen, daß seiten» de» Institut de France die chenkofferte Aumale'S mit aller Höflichkeit, aber auch Ent- chiedrnheit zurückgewiesen wird. Zwar weiß man keines wegs etwa» Bestimmte- über die bezüglichen Entschlüsse des Institut», aber au» dem Tone, de» die republikanische Presse Ixi dieser Gelegenheit aukchläat, geht aus das Klarste hervor, daß deu tvnaugebeudeu Partrieu uicht» erwünschter käme, als rin« Weigerung de» Institut», von der Offerte de» Duc d'Aumale Gebrauch zu machen. Hiernach zu urtheilen. ist die Eifersucht der Republikaner auf die Orleanisten seit Ver- Ijänguug de» Exil» über die Prinzen nicht geringer geworden, vielmehr fahren sie fort, die orlranistifche Parteiprcsse zu warnen, sie möge de» FreigebigkeitS-Art de» Luc d'Lumale nicht ! «nutzen, «m au» demselben politische» Capital zu schlagen, ln Lust dazu gebricht «» de« Anhänger« de» Hause» Orleans nicht» wohl aber a» Vertrauen zu dem Effect. Der OrtraniSmu» pflegt es bekanntlich stet» bei halben Maßregeln bewenden zu lassen, und e» scheint auch jetzt nicht, als ob er an der Aumal,'scheu Schenkofferte v»el Freud« erleben ollte. * E» dürfte beachten-werth sei«, wie kategorisch sich der berühmte Redner und Ex-Präsideot der spanischen Republik, Emrl Castelar» der sich zur Zeit de- letzten militairischen Ausstande» noch in Ga» Sebastian befand, in einer Zu christ an den Redakteur de» konservativen „Eco de San Sebastian-, Herrn Coria, über da« Madrider Pro nun- etamiento auSspricht. Dieselbe möge deshalb in ihre« Wortlaut hier Raum finden: „Sehr geehrter Herr und Frenndk Da «< i« hiesiger Stadt kein Blatt meiner politische» Richtung gtebt, so gestatten Sie mir, daß sch mich, gestützt ans »nsrre gegenseitigen freundschaftlichen Be- zi»hm»an>, «» Sie «ende mit der dringenden Bitte »m Ausnahme nachstehender, mir von Herz »nd Gewissen ei,gegebene» Nichtig- trlluag. Ich habe den neulichen milttatrische» »»frnhr «ft der gangen Kraft mein« Teile von Anfang an mißbillig», wie die» j» mch meine« VeeHingenhät sotoie >m»wo s-p-- Keoi spricht, dctß Veomuteiontiittto», seStst Wenn ff« Unser Deckmnnttl der Republik ttimnphirlen, nnö mir de« Lösartsmn» de» alten Rom eatgegenfähren »Erben, nicht Freiheit »nd Volk-Herrschaft, die ich während «eine» laugen und eifrig betriebene» Lehrberufe» darznlege» suchte. Ebenso äußerte ich und bekräftige e» aus» Nene, daß Spanten dnrch Ereignisse wie jene an dem unheilvollen Montag (19. September) die tlägltche Bezeichnung: „die Türkei de« Abendlande»" verdienen würde. Ich habe, wie ich r« schon früher gethan, meinen Entschluß kundgrgebea, die verhängnißvolle, vo» der Leitung der Geschäfte unzertrennliche Verantwortlichkeit aus mich zu nehmen, voraus gesetzt, daß die gesetzmäßig einberusenen Wählerschaften oder die gesetzlich versammelten Torte» sie mir durch besonderen Beschluß auserlegen, entziehe mich jedoch» wie ich es im Leben mehrmal» gethan zu haben glaube, fall» mich nicht innere Selbstgerechtigkeit trügt, allen au« Tasernenkreise» an mich gestellten Zumuthunaeu, deren traurige Alternativen in deu gegenwärtigen bulgarischen Bor- gängea zu Tage treten. Aber ich bin noch weiter gegangen in meinen Kundgebungen, ich erklärte, daß ich mich bewogen find», der Regierung meine uneigennützige «nd ousrichtlge Beihilfe leisten, weil sie nicht allein die Preß, und die Versammlungs freiheit ausrechterhalten, sondern auch in ihr Programm die beide» Brundprincipten de« allgemeinen Stimmrecht« und deS Schwurgerichte« ausgenommen, nebenbei auch bezüglich de« Ursprungs und der Aus übung der Staatshoheit auSdrücktiche und befriedigende Erklärungen in den Corte« abgegeben ha», wie z. v. jene de» Mintsterprästdenten eS waren. Meinerseits spreche ich veShalb a»S, weder von einem be dingten noch von einem unbedingten Ausstande etwas wissen zu wollen, und wiederhole, daß ich an einem durch PronunciamieutoS erreichten Siege keinen Antheil nehmen würde. Aber ich erkläre zugleich, daß die mir von den« Berichterstatter der ältesten unserer monarchischen Zeitungen (der Redner richtet sich hier gegen Herrn Soraluce in der „Epoca") betreff- der Hauplanstister de» unheilvollen Militairauf- stande» io den Mund gelegten Worte grundfalsch sind. Schon un abweisbare Rücksichten ans meine Zuhörer wie ans meine eigene Würde verbieten mir, ta meinen öffentlichen und privaten Unterhaltungen Reden zu führen, welch« selbst dann meiner natürlichen Bemüthsruhe luwiderlausen, wenn e» sich um meine Feinde und meine Ver leumder handelt. Wa» den Fehltritt de- besagten Berichterstatter» einigermaßen zu verringern vermag, ist allein der Umstand, daß er mich schon längere Zeit gar nicht mehr gesehen hat und daß er also aus bloße» Hörensagen hin weitererzühfte. Die übliche Gewöhn, heit, den Dialog anzuwendeu, belastet heutzutage europäische Politiker mit früher unbekannten Berantwortlichkritea. Wenn man neuerdings dahin gekommen ist, daß der erste beste den Lippen eine- mehr oder weniger Ruf genießeodru Staat-manne» Ausdrücke und Urtheile zuichretbt, die er selbst zu gebrauche» sich uicht getrauen würde, so weiß ich wirklich nicht, wohin wir bet einer solchen BersahrungSweise gerathen, noch wie wlr un« gegen da» un« Untergeschoben« verantworten werden. Nie laste sch mich herbei, über «ich verbreitete Nachrichten, möge» st« auch beleidigender Art sei», »och «»klagen gegen mich, selbst wenn sie völlig unbegründet nud ungerecht sind, zu berichtigen; dagegen bestimmt mich eine begreifliche Rrgnng de« Ehrgefühl«, solche Aeußernngen zurückzuweise», dir mir augedichtet werden und dir ich scbon auS dem Grund« tu Abrede stelle, veil sie sich aus Persouen beziehen, mit welchen ich, bloßer politischer Meinungsverschiedenheiten halber, seit langer Zeit uicht ei» Wort, »och einen Gruß wechsle. Ich verbleibe Ihr ergebener Freund Smtlt» Castelar." * Au» Sofia wird vom 1. October gemeldet: In der estrigen Unterredung theilte Kaulbar» dem Regenten itambulow «ine Depesche de» Herr« von Gier» «it, welcher erklärt, daß der russische Kaiser nicht beabsichtige, der bulgarischen Verfassung zu nahe zu treten. Im Uebrigeu ver lies di« Unterredung ohne Ergebniß. Heute wird da» Ministerium eine Note an Kaulbar» richten, in welcher das selbe erklärt, daß e» die in der russischen Note vom 27. Sep tember ausgesprochenen Rathschläge befolge« werde, soweit dieselben mit der Verfassung und den Gesetzen vereinbar seien. Daß die Negierung aber die Freilassung der Officiere «nd die Aufschiebung der Wahlen für versassung«wivrig hält, ist bekannt. Au« der Provinz, wo da« KaulbarS'sche Rund schreiben gleichfalls veröffentlicht wurde, kommen Einspruch»« telegramme hierher. In Philippopel und anderen Orten fanden Kundgebungen gegen da« Rundschreiben und namentlich gegen dir Forderung der Freilassung der Osficieue statt. In der ! gestrigen Sitzung de« Krieg«rath» wurde beschloss«, 20 Officiere wegen Hochvorrath« vor da« Krieg«gericht zn stellen, dreißig ! andere »heil» diSeiplinarisch, theil» dnrch Zurücksetzung in der
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