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VouMllWm Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmenmiMlienziiMr Jahrgang. Verantwortliche Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement «Preis, welcher präaameralläo zu entrichten ist, auck bei Beziehung durch die Post, I Dhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die dis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen nnden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die answärngen Köuigl. Herichtsämter und Stwrrärhe, für welche der Boigtländischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. OO« 15» Juni 1861. Ganz Europa fuhr der Schreck bis in die Fußzehen, als vor drei — vier Monaten die Nachricht über's Meer zu uns kam, daß in Nordamerika der Bür gerkrieg vor der Thüre und resp. losgebrochen sei. Die nordamerikanischen Zei tungen strotzten und starrten seitdem von blutdürstigen Redensarten so fürchter lich, daß wir nicht anders glaubten, der Potomak und Misstsippi würden in Kurzem durch Zehntausende von Leichen verstopft, die Tabaksfelder von Virginien und Maryland drei Vierteletle Heck mit Blut gedüngt sein. Es klang entsetzlich. Dazu die Begeisterung in Newyork und in dem ganzen Norden, die vielen, vielen Millionen Dollars, welche Staaten, Städte und Privaten aus purer Vaterlandsliebe bewilligten zur Rettung der Union und des Vaterlandes auf dem Altäre des Vaterlandes, die Zehntausende von Milizen, welche zu den Wassen griffen, die samoseu Reden, welche gehalten wurden rc. Wer hätte denn da nicht meinen sollen, es müsse da drüben die Welt in Trümmer gehen? Aber, siehe da, nach ziemlich langer Zeit ist noch lange nicht so viel Blut geflossen, als ein italienischer Arzt seinem Kranken an einem Tage abzapft. Die Süd länder haben das Fort Sumpter bei Charlestown 48 Stunden aus Kanonen und Mörsern beschossen, daß die Erde krachte und das Meer wogte, und — auf beiden Seiten wurde kein Haar versengt, kein Rockschoß verletzt, der „tapfere" Vertheidiger des Forts, Major Andersen aber, der sich endlich mit seinen 75 Mann ergab, für sein? „tapfere" Vertheidigung in Newyork mehr geehrt, als Wellington und Blücher nach der unbedeutenden Affaire von Waterloo. In St. Louis haben 6000 Mann Unionisten 600 Mann Trennungslustige um zingelt, Kanonen gegen sie anfgefahren und sie gefangen genommen. Nun, wenn zehn Mann einen mit Hilfe von Kanonen gefangen nehmen, so scheint dieß unseren! nichtmilitärischen Unverstände eben keine herkulische Arbeit und ungeheure Heldenthat. Da wollte man die südlichen Häfen blockiren, „jedes Loch des Südens zustopfen," und nach vier Wochen sind erst kaum die Gewässer von Virginien blockirt. Das kommt daher, die stolze, große Union hat blutwenig Kriegsschiffe, und dadurch, daß man die Corvetten Fregatten nennt, werden jene nicht größer, auch ihrer nicht mehr. Mannschaften hat Präsident Lincoln, wie Sand am Meere; er braucht nur auf die Erde zu stampfen, so sprmgen Armeen heraus zu Hunderttausenden. Aber — mit Erlaubniß und aller Hochachtung sei es gesagt — es sind nur Milizen oder Communalgarden, die sich der Re gierung auf 1, 2 oder 3 Monate zur Verfügung gestellt haben. In den „Regimentern" derselben, die oft kaum Compagniestärke haben, giebt's in schönen Phantasie-, ja sogar Zuaven-Uniformen erstaunlich viel Offiziere, aber nicht gar zu viele Gemeine, um's Exerziren ist's übel bestellt, und wenn die Sache lang weilig wird und der Krieg sich in die Länge zieht, gehen diese braven Leute Wieder nach Hause, wie es seiner Zeit dem großen Washington im Befreiungs kriege ging. Nun hat Lincoln Freiwillige auf drei Jahre aufgerufen. Es sind deren auch gegen 300,000 Mann gekommen, weil aller Handel und Verkehr gänzlich darniederliegt und unendlich viele Leute außer Brod sind, dazu 20 Doll. Sold für den Monat locken. Aber diese muthigen und tapfern Krieger müssen erst wenigstens soweit organisirt, gekleidet und leidlich und nothdürftig eingeübt werden, als es die Milizen sind — und dieß ist nicht überflüssig viel, — sonst können sie diese nicht ablösen und ersetzen. Wie lange bei den enormen Kosten die Kaffe der Union nachhalten werde, wird sich ausweisen. Das meiste Geld, welches drüben umläuft, sind Banknoten, Zettel. Schon in den friedlichsten Zeiten muß aufgepaßt werden, welche von diesen Zetteln gut oder nicht gut sind; gegenwärtig ist natürlich die Sache noch verwickelter, und man scbreibt aus Chicago vom 23. Mai, daß eine Feststellung des Werthes der verschiedenen (zahllosen) Bankzettel noch zu keiner Verständigung gekommen, die Verwirrung grenzenlos sei und einen drückenden Einfluß übe auf den örtlichen Verkehr und den innern Handel, da die Farmer (Bauern) durchaus nicht anders mehr, als gegen Gold und Silber verkaufen, was ihnen gar nicht zu verargen ist. Auf Seiten der Südstaaten klingt es aber auch nicht anders. Dort wollen die Milizen von Carolina, Missisippi rc. dem General Lee nicht pariren, weil dieser nicht ihr Landsmann, sondern ein Virginier ist. So hanthirt im Norden und Süden jeder Oberst und General mit seinem Haufen auf eigne Faust und macht, was er machen kann, ohne sich um den Oberfeldherrn zu kümmern. Im Kriegs ministerium der Bundeshauptstadt Washington arbeitete man ohnlängst mit Eifer Pläne aus, um dieser durch die Südtruppen gefährdeten Stadt von allen vier Himmelsgegenden her Hilfe zu schaffen, da überraschte eines schönen Morgens ein Oberst Buttler aus dem Staate Massachusets die geängstigten Kriegsmini- sterialleute durch seine Ankunft mit einem Haufen Milizen zum Schutze der Stadt. So liegen denn auch schon lange Nord- und Südarmeen einander gegen über, und es will durchaus nicht zur Schlacht kommen. Die Zeitungen berichten täglich von fürchterlichen Kanonaden, von Flucht und Sieg, und Pulver wird entsetzlich viel verbraucht, ohne daß eine oder die andere Part einen Zoll vor- oder rückwärts kommt. Blut fließt auch, denn es gehen zur Unzeit Flinten los und fordern Opfer, Manche haben sich schon mit selbstgeladenen Kanonen todt- geschossen, im Potomak sind schon Viele beim Baden ertrunken, der Oberst des 71. Regiments ist am Blutsturz gestorben, nachdem er sich erst Tags zuvor ein neues Pserd gekauft; beim Exerziren ist's auch schon vorgekommcu, daß Einer tobt umfiel; einer der wenigen Cavalleristen schoß sich mit seinem Revolver in den Fuß und sank vom Pferde rc. Sonst aber ist der Gesundheitszustand gut, die Verpflegung vortrefflich, der Blutverlust gering, der Tbatendurst groß, der Erfolg — zur Zeit — Null! — Zeitungen. Sachsen. Dresden, 11. Juni. (Landtag.) Die erste Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung die Berathung des Ausgabebudgets für das Depar tement des Innern begonnen. — Die Zweite Kammer beendigte heute die Berathung des ersten Abschnitts des Deputationsberichts über das Einnahme- budget, indem sie Pos. 8 und 9 (Berg- und Hüttennutzungen und Postnutzungen) erledigte. Dresden, 12. Juni. Die Erste Kämmer hat heute die Berathung des Budgets für das Departement des Innern beendigt. — Die Zweite Kammer ertheilte zu den in den Jahren 1854 und 1855 zu Milderung des Nothstandes gemachten Verwendungen die nachträgliche Genehmigung, erledigte die bez. Pe tittonen um Revision der Gesetzgebung über die Fischerei noch vorhandene Diffe renz mit den Beschlüssen der Ersten Kammer, indem sie den Anttag auf Vor legung eines Gesetzes über die Schonzeit noch auf diesem Landtage fallen ließ, beschloß sodann, bei ihren in der kurhessischen Angelegenheit gefaßten, von der Ersten Kammer abgelehnten Beschlüssen zu beharren, und beschäftigte sich schließ lich mit mehrer« Beschwerden, die mar* sämmtlich auf sich beruhen zu lassen beschloß.