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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Nmtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S-, Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Fliedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Nummer 82. Dienstags den 21» Februar 1922 74 Jahrgang Amtlicher Teil. Aus Blatt 2 des Genvssenschaftsregisiers, den Konsumverein für Pulsnitz und Umgegend, eingetragene Genossenschaft mit beschenkter Haftpflicht in Pulsnitz betreffend, ist am 2. Januar 1922 eingetragen worden: Die Satzung ist adgeändect. Abschrift des Beschlusses Bl. 153 der Registerakten. Die Haftsumme eines Genoffen betrügt zweihundert Mark. Amtsgericht Pulsnitz, am 14 Februar 1822. Amte sm alle WlMM vermittelt vollständig kostenlos Verlag des „Pulsnitzer Wochenblattes". Das Wichtigste. Der Lausttzer Dorfstedlertag, der am Sonntag in Löbau stattsand, stellte 7 Forderungen der Siedler aus, die dem sächsischen Wirtlchaftsministerium unl erbreitet werden sollen. Der Reichstag beendete die zweite Lesung der Vorlage zur Erhöhung der Abgabe für Lörderung des Wohnungs baues. In der Besprechung der Interpellation über Paherleichterungen im Verkehr mit Deutsch-Oesterreich, kam allgemein der Wunsch nach einem guten brüderlichen Verhältnis zu Deutsch Oesterreich zum Ausdruck. Für den 1 Mai must mit neuen Tariferhöhungen der Post und Eisenbahn gerechnet werden. Wie der »Tägl Rundsch." von unterrichteter Seite mitge teilt wird, ist bei der Berliner Regierung am Montag die offizielle Nachricht von der Vertagung der Konferenz von Genua eingetroffen. Bis zu welchem Zeitpunkte sie vertagt werden soll, ist nicht angegeben worden. Morgen Mittwoch wird die Reparationskommisston die endgültige Entscheidung über die deutschen Zahlungen im Jahre 1922 treffen. Auch die vierte Reparattonsrate in Höbe von 31 Millionen Goldmark ist von der deutschen Regierung pünktlich bezahlt worden. Die deutsche Regierung gedenkt gegen die Entscheidung über die Deutschen Werk« Protest sinzulegen. Die Gerüchte über die Gefahr eines neuen Eisenbahnerstreiks verlieren immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Es ist zu erwarten, baff dis Vorstandssitzung der Eisenbahner. Be werksckajt nach mehrtägiger Beratung heute zu einem befriedigenden Abschluff gebracht wird. Das italienische Kabinett Bonomi wurde gestürzt. Dies schiebt den Eiöffnungstermin der Genuaer Konferenz hinaus. Die Budapster Polizei veröffentlicht die Erklärung, datz die Nachricht Berliner Blätter, wonach die Mörder Erzber gers in Budapest weilen und unter dem Schutze der erwachenden Ungarn stehen sollen, jeder Grundlage embehrt. England ist geneigt, gegen gewisse Garantien das Protektorat über Aegypten auszugeden. Infolge der Hungersnot in Rußland find sechs bis sieben Millionen Menschen dem sicheren Tode verfallen. Die nordamerikanische Regierung weigert sich, Konstantin als König von Griechenland anzuerksnnen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Verein für Volksbildung.) Der 2. Vortrug von Dr. Bäßler, Dresden: Das Ver halten von Pflanzen und Tieren gegen die verschie denen Einflüsse der Umwelt (Sonne, Boden, Luft, Wasser) mit mikroskopischen Betrachtungen) findet be- reits Freitag, 24 Februar, 8-10 Uhr, im Zimmer 81, Erdgeschoß, Neubauflüge! statt. Die nächsten Abende: Donnerstag, 2., 9, 16. März, 8-10 Uhr. — Vor anzeige. Ab Mitte März spricht Dr. Dramaburg vom Schauspielhaus in Dresden. Dr. Karl WoUf: Schil ler als Führer in der Not unserer Zeit. Schillers Gedankenwelt, angewandt auf die modernen politisch- sozialen, sittlich-religiösen und künstlerischen Fragen. Ende März veranstaltet Ponto, der feinsinnige Cha rakterdarsteller des Dresdner Schauspielhauses, einen Vortragsabend: Deutscher Humor. Pulsnitz. (Die Auszahlung der Hee resrenten) findet bereits am Sonnabend, den 25. Februar beim hiesigen Postamt statt. Die Jahres- bescheinigung, welche nicht vor dem 21. Februar aus- gestellt werden darf, ist mitzubringen. — lA us liegen von Patentschriften) Jedermann kann die Patentschriften des Deutschen Reiches in der Handelskammer zu Zittau werktäglich von 9—12 und 3—6, Sonnabends von 9—1 unent- geltlich einsehen. — (Leipziger Frühjahrsmesse.) Bei der Handelskammer zu Zittau liegen die Drucksachen zur Anmeldung zum Besuch der Leipziger Frühjahrs- messe 1922 aus. Sie können entweder bei der Kam mer eingesehen oder auswärtigen Interessenten un- entgeltlich zugestellt werden. — (Der wichtigste und billigste Weg.) Sehr -zutreffend schreibt die Anzeigsngeschäftsstrlle von Rudolf Mosse: Geschäftliche Mitteilungen und Ange bote in größeren Mengen direkt an einzelne Adressen zu versenden, ist bei den jetzt für Briefe, Postkarten und Drucksachen geltenden Portosätzen so kostspielig geworden, daß diese Art der Kundenwerbung in den meisten Fällen nicht mehr nutzbringend sein dürfte. Der billigste Weg, weite Kreise schnell und erfolgreich Zu erfassen, ist die Veröffentlichung zweckmäßiger An zeigen in Zeitungen oder Zeitschriften. (Wetterbericht vom 20. Februar.) Nachdem gestern das Barometer mit dem Weiter gangs des am Sonnabend über der Nordsee lagern den Minimums wieder um 6 mm (in Magdeburg) gestiegen war, ist es um den gleichen Betrag in der Nacht wieder gefallen; es muß also auf der Rückseite dieser Störung schnell eins neue gefolgt sein, die nun ihrerseits unsere Witterung beeinflussen wird. Da der neue ausgedehnte Hochdruck den Süden (Spanien bis zum Adriatischen Meer) überdeckt, der Weg für das Heranziehen weiterer Störungen vom Ozean her aber offen ist, solche also noch fortgesetzt zu erwarten sind, so haben wir eine neue Periode veränderlicher Wit terung mit Niederschlägen und schwankender Tempe ratur (auf der Vorderseite der Störungen mildere, aus der Rückseite etwas kältere) zu erwarten. — (Tarifabkommen.) Für die gesamte ostsächsischs Textilindustrie ist am 18 d. M. ein neues Tarifabkommen abgeschlossen worden. Nach diesem erhalten alle Stunden und Akkordlohn Arbeiter und -Arbeiterinnen außer den bisher festgelegten Löhnen und Teuerungszulagen weiters Teuerungszulagen. Diese betragen für dis geleistete Arbeitsstunde: im März 1922 für männliche Arbeiter über 20 Jahren 2,— M, für weibliche Arbeiter über 20 Jahren 1,35 M; ab 1. April 1922 für männliche Arbeiter über 20 Jah ren 2,60 M, für weibliche Arbeiter über 20 Jahren 1,85 M. Die unter einzelne Spszialtarife fallenden Arbeitnehmer über 20 Jahre erhalten bereits für den Februar eine Zulage von 1,40 resp. 1,05 M. Ju- gendliche Arbeitnehmer erhalten entsprechend nach unten gestaffelte Zuschläge. Außerdem sind noch einige sonstige Aufbesserungen vereinbart worden. — (Eichelsolo ohne Elf.) Für Skatspieler dürfte es interessant sein, wie jüngst ein durch sein kühnes Spiel bekannter Werdauer Skatspieler ein Eichelsolo ohne elf Matadoren gewann. Der Spieler saß in Vorderhand, hatte fünfmal Schellen und fünf mal Not. Im Skat fand er grün Aß und grüne Zehn, die er sofort wieder legt Darauf meldete er Etchelsol.o, spielte Schell-Aß vor und erhielt Zehn und König. Nachgespielt wurde Rot-Aß, das ebenfalls durchging, er bekam die Zehn: somit hatte er 67 Die Entrüstung der Mitspieler war groß, aber noch größer die Freude des waghalsigen Spielers! — (Erhöhung dr» Zuckerpreise k.) Wir der TelunionEachsrndienst von der Zuckrrwirtfchaftr- srelle des Verein» der Mutschen Zvckertndustrie erfühl, tst der Preis für Vrrbrouchszvckrr für die Freigabe vom Mär- bi» Juni, 1922 ab Fabrik aus M 650.— für den Zentner festgesetzt worden. — (Gegen den Kartoffelwucher.) In folge des Wuchers, der in der letzten Zeit mit Kar toffeln getrieben wurde, es werden 2,40 Mk. und mehr für das Pfund Kartoffeln verlangt, hat die Preisprüfungsstelle jetzt einen Höchstpreis und zwar 150 Mk. für den Zentner Kartoffeln im Kleinverkauf festgesetzt. Es ist ein Heer von Beamten unterwegs, um den Kartoffelhandel zu kontrollieren Kartoffeln, für die mehr als 150 Mack verlangt werden, sollen beschlagnahmt, die Verkäufer dem Wuchergericht über geben werden. An das kaufende Publikum ergeht dis Aufforderung, die Behörden zu unterstützen und jeden Händler, der mehr als l,50 Ml. für das Pfund Kartoffeln verlangt, zur Anzeige zu bringen. Der Leser freut sich ob dieser Verfügung, aber leider ist diese Verfügung nicht in Sachsen, wo überhaupt keine durchgreifenden Maßnahmen gegen den Kar toffelwucher erlassen werden, ergangen, sondern in — Berlin. — (Bekämpfung der Feldmäuse.) Im Inte resse der Volksernährung und der Landwirtschaft ist eine einheit liche und durchgreifende Bekämpfung der im Frühjahr zu erwar tenden Mäufeplage nötig. Zu diesem Zwecke wird die Hauptstelle für Pflanzenschutz, Dresden-A., Stübelallee 2, am 27. und 28. .Februar einen kostenlosen Lehrgang veranstalten, der die Be kämpfung der Feldmäuse und Engerlinge und die Getreidebeizung zum Gegenstand hat. Gemeinden, Vereine usw. können Personen, die ihnen auch zur späteren Ausbildung als Pflanzcnschutztechnlker und Beizmeistcr geeignet erscheinen, zu dem Lehrgang entsenden. Es empfiehlt sich, Anmeldungen möglichst bald vorzunehmen. Die persönlichen Unkosten haben die Teilnehmer oder ihre Auf traggeber zu tragen. Die Stelle gibt auch geeignete und erprobte Mittel gegen Feldmäuse ab und stellt aus Kosten der Antrag steller sachkundige Beamte zur Verfügung. -(Zur Brotpreiserhöhung) nahm der Reichs- wirtschastsrat eine Entschließung an, in der es heißt: „Der Beschluß des Reichskabinetts auf Herabsetzung der vom Reiche zur Verbilligung des Brotgetreides aufgewendeten Zuschüsse ist durch die Forderungen der Entente veranlaßt worden. Unter Berücksichtigung der Zwangslage, in der sich die Regierung befindet, erscheint der Beschluß des Reichskabinetts erklärlich. Der Ausschuß fordert indessen die Regierung auf, dahin zu wirken, daß Maßnahmen ergriffen werden, durch die die Lohn-, Gehalts-, Rentenempfänger und erwerbsunfähigen Kleinrentner in den Stand gesetzt werden, die Folgen der Brotpreiserhöhung in ihrer vollen Auswirkung zu ertragen. Von der Reichsregie rung wird erwartet, daß die für die Uebergangszeit von der alten zur neuen Ernte ausreichende Getrridereserven beschafft, damit nicht zum hohen Brotpreis auch noch eine Brotknappheit hinzutritt." — (Bor einer weiterenSteigeruugderBrot- preise'?!) Die Verhältnisse auf dem deutschen Getreide- und Mehlmarkt haben seit dem Dezember vorigen Jahres eine außer ordentlich unerfreuliche Entwicklung genommen, die einige Aehnlich- keit mit den Verhältnissen in Oesterreich oder in Polen hat. Erst vor wenigen Tagen ist der Preis für Roggenbrot und Wrißgcbäck nicht unwesentlich hcraufgesetzt worden, und trotzdem erklärten heute die in Frage kommenden Faktoren, die großen Bäckereiverbände, daß in nächster Zeit eine abermalige Erhöhung der Preise notwendig sein wird. Die Steigerung wird damit erklärt, daß an der Börse 'eine unbegründete Hausse eingesetzt hat, derzu- folge die Preise für deutsche Mehle zum Teil schon die elt - Marktpreise überschritten haben. Die Hausse setzte Ende Dezember ein, als die Reichsgetrcidcstellc sehr umfangreiche Käufe durch ihre Agenten tätigen ließ und die damals im freien Handel geltenden Notierungen erheblich überbot. Heute liegen die Verhältnisse mm so, daß in Berlin Auslandsmchlc, bei einem Stand des Dollars zu 20l), Brotmehle etwa 1250 bis 1350 Mk. kosten, während deutsche Oualitätsmehle mit 1400 Mk. und darüber ange boten werden. Die großen Bäckcrcivcreinigungcn erblicken iu dieser Fortentwicklung eine drohende Gefahr für die Versorgung der Be völkerung, denn übereinstimmend wird erklärt, daß in Deutschland ausreichende Mengen Getreide bis zur nächsten Ernte vorhanden sind, daß also das sprunghafte Anziehen der Getreide- und Mehl- prcise an sich nicht berechtigt ist. Die zentralen Bäckereiverbäude und Genossenschaften wenden sich jetzt mit einer Eingabe an die Rcichsgttrcldestelle, in der verlangt wird, daß die Einfuhr von Auslaudsmehl nicht prinzipiell, wohl aber vorübergehend frcigegcben wird, um die deuschcn Preise auf das gebührende Maß zu rednzieren. Pulsnitz M. S. (Durch eins Kakao- und Zucker-Zuweisung) des Wohlfahrtsamtes der Amtshauptmannschaft Kamenz ist es möglich, allen schwächlichen Kindern unserer Schuls, soweit sie seinerzeit bei der ärztlichen Untersuchung in die Er- nährungsgruppe lll (unterernährte Kinder) und Er nährungsgrupps IV (schwer unterernährte Kinder) ge kommen sind, auf mehre e Wochen aller zwei Tags einen Tops Kakao als Zusatz zum Frühstück zu geben.