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Die „WeHetitz - Zeitung" «scheint wöchentlich drei- nnal: Dicnstaq, Donners- :tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich l M. -L'> Psg., zweimonatlich «t Pfff., einmonatlich 42 Pf». Einzelne Nummern 1« Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Affente» nehmen Be stellungen. an. MHmtz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Aerbreitnng sinven. werden mit 10 Piff. die Spaltenzeile oder deren ütnuin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg Amtsblatt für die Königliche UintslMptmannfchaft, das Königliche "Amtsgericht und dell Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verrmkwvrllicher Vedarkeur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Irlzne in Dippoldiswalde. MU achtseitkgem „Jllustrirten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftllcher Monats-Beilage. Nr. 131. Dienstag, den 13. November 1900. 66. Jahrgang. Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Nachdruck verboten. 13. November. 4876. Generalleutnant Freiherr v. Hausen, Kommandant der Residenz Dresden, wird zur Disposition gestellt, sein Nachfolger wird General v. Miltitz, bis dahin Kom mandeur der 2. Kavallerie-Division Nr. 24. 1877. Der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preuhen, welcher der Beisetzung der Leiche der Königin-Mutter Amalie beigewohnt hatte, besichtigt die Militärbauten der Albertstadt bei Dresden. 14. November. 1870. Die nach Cans abgclassene Briefkolonne der deutschen Feldpost, welche 6000 Thaler bei sich führte, wird durch Franktireurs überfallen und genommen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. November. Die diesjährige geistliche Hauptkonferenz, ausgezeichnet durch die Theil- nahme des Herrn Oberhofpredigers v. Ackermann, er öffnete der Vorsitzende, Herr Super. Meier, mit einer An sprache über die Anrede im Gebete des Herrn: „Vater unser, der du bist im Himmel", da ja dieses Gebet als ein lieber, vertrauter Freund gerade mit der amtlichen Wirksamkeit eines Geistlichen innig verwachsen sei. Unfern Gott, den Inbegriff aller Vollkommenheit, „Vater" nennen zu dürfen, seinen Kindschaftsrecht, das nur Einer spende, sein eingeborener Sohn: Gerade dieses Recht treibe zur Amtsfreudigkeit und zum Vertrauen auch bei trüben Er fahrungen; in ihm sei eine reiche Trostquelle erschlossen aus der väterlichen Liebe Gottes, von deren Reichthum vor der Gemeinde Zeugniß abgelegt werden müsse. Sei mit dem Worte „Vater" viel gegeben, so werde aber auch viel von nns gefordert mit dem Wörtlein „unser". Es meist hin auf die Wahrheit: „Ich glaube an Eine, heilige, christliche Kirche" und enthält die Mahnung zur Fürbitte für Alle, auch die Lauen und Gleichgültigen. Der Zusatz sodann „im Himmel" zerstreue die Befürchtung, als sei der Vater uns ferne gerückt, denn da er im Himmel throne, sei er erst recht überall uns nahe, was der Himmel fahrt Christi zu verdanken ist. So werde der namentlich dem geistlichen Stande nöthige Pilgcrsinn gewährt, der darnach trachtet, daß wir nicht nur selbst in den Himmel kommen, sondern auch Andere mit dorthin verhelfen. — Diese Ansprache, allen früheren gleich würdig sich an schließend, war von gewaltigem Eindrücke auf die Ver sammlung, was auch Seine Magnificenz, der Herr Ober hofprediger, rühmend und dankend zu bezeugen sich ge drungen fühlte, der nun selber an die Geistlichen sich wendete. Er bezeichnete die heutige Hauptkonferenz als von besonderer Bedeutung, da sie auf die Jahrhundert wende falle und zugleich an eine ernste Zeit, deren Geist gegen das innere Wesen der evangelischen Kirche an stürme. Darum habe er an die Mahnung zu erinnern: „Lasset uns halten an dem Bekenntnisse zu Jesu Christo, dieser Krone unserer Kirche", sowohl Rom gegenüber wie auch einem Protestantismus gegenüber, der Luther an klagt, sein Werk nur halb gethan zu haben. Mit Zu stimmung aller klebrigen dankte der Herr Vorsitzende für solche Glaubensstärkung, der er eine Frucht wünschte, die da bleibt. — Sodann gab Herr Pastor Büttner-Lauenstein 'seinen Vortag über das selbstgewählte Thema: „Die Für bitte für die Todten". Er rechtfertigte zunächst seine Wahl mit dem Hinweise auf die englisch-amerikanische Kirche, idie in der Beschäftigung mit den letzten Dingen am .rührigsten sich zeige, auf die römische Kirche, die mit ihrer Lehre von dem Fegefeuer und den Seelenmessen -ängstliche Gemüther beherrsche und auf die Sekten mit ihren verworrenen Todtenkultus, um sodann das Thema 'selbst zu behandeln, indem er I. über den dogmengeschicht lichen Beweis und 2. den Schriftbeweis hinsichtlich solcher Fürbitte sich verbreitete, um daraus 3. den Standpunkt zu -gewinnen, den wir zu dieser, ein dunkles, überirdisches -Gebiet behandelnden Frage einzunehmcn haben. — Dieser Vortrag, dem der Herr Ephorus außerordentlichen Fleiß und Gründlichkeit dankend nachrühmte, bot reichlichen Anlaß zur Aussprache über Vieles, doch mußte die Debatte sich nur auf die Hauptpunkte, namentlich den unter Nr. 3 beschränken. Von den daraus gezogenen praktischen Folgerungen sei besonders die eine hervorgehoben, daß dem Wunsche des Referenten zuwider für rathsam er achtet wurde, bei einer etwaigen Revision unsrer kirch lichen Legende eine Fürbitte für die Todten nicht mit aufzunehmen und daß der Scgensspruch an den Gräbern ^nicht zu verwechseln mit der Einsegnung) sich nicht auf die zu bestattenden, sondern lediglich auf die Ueberlebenden zu beziehen habe. — Nach etlichen geschäftlichen Mit theilungen durch den Herrn Vorsitzenden wurde die Kon ferenz, die vier Stunden gewährt hatte, mit Gesang und Gebet, womit sie auch eröffnet worden war, geschlossen. Dabei möge nicht verschwiegen bleiben, daß sowohl der Herr Oberhofprediger wie der Herr Super. Meier, beide überaus geist- und lichtvoll an der Debatte sich betheiligten. — In einer unserer letzten Nummern haben wir bereits auf die am I. Januar nächsten Jahres hier ins Leben tretende „.Krankenkasse für selbständige Gewerbe treibende zu Dippoldiswalde und Umgegend (eingeschriebene Hülfskasse)", sowie die Nothwendigkeit und den Nutzen einer derartigen Einrichtung aufmerksam gemacht. Wie nun aus dem Annoncentheile der heutigen Nummer zu ersehen ist, findet nächsten Sonntag, den 18. November, Nachmittags 3 Uhr, im Saale des Gasthofs zum goldnen Stern hier die erste Generalversammlung gedachter Kasse statt, in welcher die Konstituirung des Vorstandes und Ausschusses erfolgen, auch alles weiter Erforderliche be- rathen werden soll; damit alsdann die Drucklegung des Statuts u. s. w. stattfinden kann. In dieser General versammlung wird eine Liste ausgelegt werden, in welche sich alle Diejenigen eintragen können, welche der Kasse beizutreten gewillt sind und ihre Anmeldung bis jetzt noch nicht bewirkt haben. Im Interesse der Gewerbetreibenden selber wäre zu wünschen, daß recht viele derselben die bevorstehende Generalversammlung besuchen und ihren Beitritt zur Kasse erklären, die um so segensreicher wirken wird, je stärker dieselbe ihrer Mitgliederzahl nach ist. Es wird hierbei noch darauf hingewiesen, daß ge mäß § 2 des Statuts jetzt bei der Begründung alle noch nicht 60 Jahre alten Gewerbetreibenden Aufnahme finden können, während nach Ablauf eines Jahres nach erfolgter Begründung, also vom l. Januar 1002 ab, nur noch solche Mitglieder ausgenommen werden können, die das 50. Lebensjahr nicht überschritten haben. Es liegt also namentlich im Interesse der älteren Herren, ihre An meldung zur Kasse sobald als möglich zu bewirken. -'1 — Der Tag der Volkszählung, derZI. Dezember, naht heran. An amtlichen Stellen ist man bereits eifrig mit den nöthigen Vorarbeiten beschäftigt, damit die von den Stadt- bez. Gemeindeverwaltungen zu erwählenden Zähler mit dem 28. November ihre Thätigkeit mit Aus tragen der Zählpapiere beginnen können. Die Haus- hallungsvorstände sind verpflichtet, diese Zählformulare nach den erhaltenen Anweisungen gewissenhaft auszu füllen und am 1. Dezember Mittags zur Abholung durch den Zähler bereit zu halten. Da die Zähler, welche sämmtlich freiwillig und ohne besondere Vergütung ihres Amtes walten, im Dienste des Staates und der Gemeinde arbeiten und in Folge dessen auch gesetzlichen Schutz ge nießen, so wird man ihnen bei Ausführung ihrer mühe vollen Thätigkeit gewiß auch mit der erforderlichen Rück sicht entgegenkommen. Einem Mißtrauen bezüglich Ver- werthung der in die Zählpapiere eingetragenen Angaben zu Zwecken der Einschätzung für Besteuerung oder anderen ungünstig aufgenommenen Dingen braucht sich Niemand hinzugeben. Die durch die Zählmtg gewonnenen Ergeb nisse werden zu großen allgemeinen Tabellen zusammen getragen, in welchen das einzelne Glied einer Gemeinde der Beachtung entschwindet; nachdem die Arbeit gethan, werden die Zählpapiere selbst durch Einstampfen ver nichtet. Die Nothwendigkeit einer Volkszählung wird zwar nicht bestritten, doch vielfach nicht recht klar erkannt. Es kann an dieser Stelle der Zweck derselben nicht er schöpfend behandelt werdenf nur auf Einiges sei hin gewiesen. Es handelt sich eines Theils darum, sichere Unterlagen über Größe und Entwickelung unseres Volkes zu gewinnen, andern Theils darum, wichtige Verhältnisse des Volkslebens auf Grund statistischer Ergebnisse zu er forschen. Insbesondere sollen die Resultate der Zählungen zur Regelung aller der aus der Volkszahl hervorgehenden Verhältnisse dienen, in welchen die einzelnen Bundes staaten zn einander in Beziehung stehen, z. V. zur Ord nung der Vertheilung gemeinsamer Lasten und Einkünfte, zur Feststellung der Wahlsysteme und Wahlbezirke, zur Bestimmung der Zahl der zur militärischen Dienstleistung auszuhebenden Mannschaften rc. — Mit der Volkszählung wird zugleich eine Vieh- und Obstbanmzählung vorge nommen werden. Zweck und Handhabung der Vieh zählung dürfte den in Frage kommenden Kreisen bekannt sein. Die Obstbanmzählung tritt aber als eine Neuerung auf. Jminer mehr erkennt man die Wichtigkeit des Obst baues für die Bevölkerung an, darum gilt es nunmehr, seinen bisherigen Umfang festzustellen, um zu erfahren, wie er weiterhin segensreich zu fördern und zu pflegen sei. Dieser Zweck wird um so sicherer erreicht werden, je sorgsamer die dabei Betheiligten zu Werke gehen. Man wolle darum schon jetzt sich über die Zahl der im eigenen Besitz befindlichen Bäume und Sorten vergewissem. Durch die kürzlich hier abgehaltene Obstbauausstelkung ist der Obstbaumzählung bereits in günstiger Weise vor gearbeitet worden. — 10. November. Unter zahlreicher Betheiligung seiner Mitglieder unternahm heute der hies. landwirth- schaftliche Verein einen Ausflug nach dem Rittergute Berreuth, um daselbst unter höchst zuvorkommender per sönlicher Leitung des Herrn Baron von Perglas zunächst den neuen Spiritusmotor, mit Breitdrescher und Stroh binder, in Thätigkeit zu sehen, sowie ferner den elektrisch betriebenen Heu-, Stroh- und Garben-Elevator. Diesem schloß sich die Besichtigung sämmtlicher Ställe sowie der wohlgepflegten Bewohner derselben; ferner die der Dünger stätte, der Brennerei, der Beleuchtungsanlagen u. s. w. an. — Nach einer in der Halle des Schlosses gastfrei ge botenen leiblichen Erfrischung wurden schließlich noch das große Bienenhaus und die Gewächshäuser bei elektrischer Beleuchtung in Augenschein genommen, worauf man sich bei längst eingebrochener Dämmerung in das hiesige Vereinslokal zurückbegab. Während der mehrstündigen Verhandlungen kam unter vielem Anderen auch die Prämiirungsfrage zur Besprechung. Trotzdem der Verein zur Zeit noch unter dem betrübenden Eindruck steht, welchen ihm der kürzliche Tod zweier seiner hervorragendsten Mit glieder verursachte, wurde dennoch beschlossen, für den Fall, daß eine genügende Anzahl Prämiirungsanträge einlaufen, auch Heuer wieder in bekannter einfach gemäch licher Weise ein Stiftungsfest abzuhalten. Siehe betr. Bekanntmachung im Jnseratentheile heutiger Nummer d. Bl. — Unser Bericht über die Vorarbeiten zu der pro- jektirten Malterer Thalsperre in letzter Nummer dieses Blattes, ist insofern nicht ganz zutreffend, als „mündliche Verhandlungen init den betreffenden Grundstücksbesitzern" noch in keiner Weise „begonnen haben", oder auch nur in baldiger Aussicht stehen. Die vorläufigen Tarations- arbeiten bestehen z. Z. lediglich in ohnegefähren Fest stellung der etwaigen späteren Kosten, und es ist deshalb geradezu davor zu warnen, in irgend welcher Weise etwa jetzt schon mit der bestimmten Ausführung unserer Thal sperren zu rechnen. — Für die Landabtheilung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr war der gestrige Sonntag nebst der folgenden Nacht eine Zeit strengen Dienstes: Gegen >/27 Uhr Nach mittags rückte sie nach Obercarsdorf, gegen 1/2Y Uhr Abends nach Ulberndorf und 'Nachts gegen 1/22 Uhr nach Reinholdshain ab und trat überall in Thätigkeit. — Den Proviantämtern der Armee ist allgemein aufgegcben worden, soweit dies irgend thunlich erscheint, ihre Ankäufe nur aus der ersten Hand zu besorgen. Einige Intendanturen hatten diese Weisung dahin ver standen und befolgt, daß der Bedarf der Proviantämter ausschließlich unmittelbar bei den Produzenten gedeckt werden solle. Von maßgebender Seite ist diese Auslegung jetzt als irrthümlich bezeichnet und jene Anordnung dahin erläutert worden, daß sie nur den Zweck verfolgt, den Aemtern einen möglichst billigen Bezug ihres Bedarfs zur Pflicht zu machen. Der Handel solle keineswegs grund sätzlich ausgeschlossen werden. Demnach sollten auch Händler entsprechend berücksichtigt werden, wenn sie billigere Preise anstellten. — In Ulberndorf ist am Sonntag, den l l.d. M., des Abends gegen 8 Uhr, die mit ca. 130 Ctr. Heu ge füllte hölzerne Feldscheune des Gutsbesitzers König nieder gebrannt. Der Schaden beziffert sich auf ca. 500 Mk. Der Kalamitose hat nicht versichert. Muthmaßlich liegt bös willige Brandstiftung vor. Am Sonntag, den 11. d. M, des Abends kurz nach 6 Uhr, brannte in Obercarsdorf der dem dasigen Mühlenbesitzer Aßmann gehörige Strohschuppen nieder. Derselbe enthielt ca. 15. Ctr. Rozgen-Gebund-Stroh und war nicht versichert. Jedenfalls liegt Brandstiftung vor. Reinholdshain. Heute früh kurz nach 1 Uhr brach im hiesigen Vorwerke Feuer aus, durch das das Stall gebäude bis auf die Umfassungsmauern eingcäschert wurde. Das Vieh konnte bis ans einen großen Theil Federvieh