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Deutsche Allgemeine Zeitung Wahrheit uß Stecht, Freiheit »d Gesetz! I. Rily LV7S. Fusträte a»»»» »<« r» S»str»i,»,ß«bLhe w» Ui »» tzs. «u«, »« Pt. «r.51. ' Vrei» -W. SB« »AW»» Telegraphische Depesche«. *B«haven, 26. Febr. Der deutsche Schoner Theodor, Kapitän Berg, wurde vom Eise schwer bedrängt und beim Grödener Stack von der Mann schaft verlassen. DaS Schiff soll später von Schlepp- dachpfer» »ach Glückstadt geschleppt worden sein. ? München, 27. Febr. nachmittag». Der Landtag hat nach einer zweitägigen Debatte die Position von 84AO M. für die Landgerichte »ach dem Anträge de« Ausschusses angenommen. * Wien, 27. Febr. nachmittag«. Zn den Dele gationen sind Bor langen der Regierung eingebracht worden betreffend die Ertheilung der Jndemmtät für die im Jahre 1878 verausgabten 4lVio Mill. Fl. rmh die Ermächtigung zur weitern Verausgabung von 5 Mill. Fl. für die Rrparirung der Elementarschäden in dem Okkupationsgebiete, ferner betreffend daS Er- forderniß für die Occupatio» pro 1879 mit 35^o Mill. Fl., auf welchen Betrag die Delegation bereits 20 Mill. Fl. bewilligt hat, endlich betreffend die Be willigung von 95560 Fl. für außerordentliche diplo matische Auslagen pro 1879. TrpUH, 26. Febr. DaS in einem Tagbruche beim Viktorinschachte etwa 6 Meter hoch stehende Tagwasser wurde heute Vormittag 9'/, Uhr durch die. in den Strecken zusammengepreßte Luft unter starkem Getöse in Form einer Säule gegen 8 Meter hoch m die Luft getrieben, wonach sich der Tagbrach noch prehr vertiefte. Die bestehenden Riffe haben sich vergrößert. Heute früh sind drei größere Waffer- bnmn»n hier, zu Zndustrieetabliffements gehörig, plötz lich versiegt. Zu einem vierten fällt der Wafferstand rapid. Die Bevölkerung ist sehr beunruhigt darüber, sowie darüber, daß die CommissionSsitzüngen jetzt nur geheimgehalten werden und man über deren Resultat nicht« erfährt. Die Teufung bei der Urquelle beträgt bisjctzt 5'/, Meter. Aus der Porphyrspalte 2 kommen heiße Dampfe von 23" R. Heute haben sichdicBesitzer-der. iWulürte» GrMa^übevHia^wB». MMgsten Schritte znrZosort^en Entwässerung der selben geeinigt. (Dr. N.) Fran)en»seste, 26. Febr. Znfolge eine« heftigen Sturmes und ungeheuerer SchneeMaffen ist der Ver kehr über den Brenner unterbrochen. *vom, 26. Febr. Ein heftiger Orkan, der ge stern wüthete, dauerte auch heute noch fort. Zn Beuedig hat eine Springflut ganze Stadttheile über schwemmt. Zn Neapel war mehrfaches nachhaltendes Erdheben. Der Vesuv spie einen großen Aschenregen. Man spricht von Seeunfällen im Golf von Genua. Hier gab rS bei Sonnenaufgang furchtbares Hagel wetter. Der Telegraph nach Calabrien, Sicilien und Frankreich ist unterbrochen. * Lom, 26. Febr. abends. Die auch hier herr schenden sehr starken Stürme haben auf dem Lande wie auf der-See vielen Schaden angerichtet. Die schlechte Witterung dauert «och au. * Madrid, 26. Febr. Die Gemeindeverwaltung von Madrid trifft Vorbereitungen zu der für da« Zahr 1880 in AuSficht genommenen Weltausstel lung. Dieselbe hat bereit« ein Terrain zu diesem Zwecke »»gekauft. Vari», 26. Febr. Die Angelegenheit der Polizei- präfectur beschäftigt da« Publikum in erster Linie. Der Ministerrath hat noch leinen Beschluß über den Nachfolger Gigot'S, dessen Rücktritt entschieden ist, ge faßt. Für morgen wird eine Interpellation über die Polizei erwartet, wobei der Minister Marcere die Gelegenheit ergreifen wird, die verdächtigenden An griffe der «Lanterne» zurückzuweiscn. Es geht da« Gerücht, die Regierung habe Beweise in Händen, daß Clemenceau die ganze Campagne in der »Lanterne» geleitet und selbst mit Polizeiagenten hierbei Zusam menkünfte gehabt habe. Vielfach wird die Dimission Marcere'S trotzdem als unvermeidlich betrachtet, dann würde ZuleS Ferry das Ministerium des Znneru und Lepire das des Unterrichts übernehmen. («Post».) * pari», 27. Febr. morgens. Major Labordire, der im December 1877 seinen militärischen Obern, weil er einen Staatsstreich für bevorstehend hielt, den Gehorsam versagte nnd deshalb aus dem Dienste entlassen worden war, ist nach der heutigen Publica- tion des Journal osficiel zum Bataillonschef ernannt worden. — Der «Rappel» (Organ der Radicalen) schreibt, Gambetta selbst sei dagegen, daß dem Mini sterium vom 16. Mai 1877 der Prokeß gemacht werde. * pari», 27. Febr. nachmittags. Der Finanzministcr hat in der Budgetcommission erklärt, daß, nachdem eine Darlegung der ökonomischen, industriellen und com- merziellen Lage des Landes stattgefunden habe, die Regierung an ein« Convertirung der 5proc. Rente nicht denke. Die Budgetcommission beschloß mit 18 gegen 7 Stimmen, von der Erklärung des Ministers Act zu nehmen. nanzinmiper- Say m der Sitzung der Bvdgetcom- mission gmg im wesentlichen dahin, eine Converti rung der 5proc. Rente sei im Lande unpopulär und auch nach außen hin sehr schwer durchzuführen. Man müsse die Eventualität in-Ange fassen, daß die Inhaber von 5proc. Rententiteln sich weigerten, die alten Stücke gegen neue umuttauschen, dann bleibe nichts übrig, als behufs der Einlösung das Gold der Bank zu erschöpfen, dadurch «ÜÄ>e man aber genöthigt sein, den ZwangScurS wieder einzuführen. Der Mi nister wies ferner auf die Gefahr hin, daß das fran zösische Kapital sich den ausländischen Anleihen zuwende. Nachdem der Minister die Sitzung verlassen hatte, faßte die Commission nach vorausgegangener Debatte mit 18 gegen 7 Stimmen den bereits gemeldeten Be schluß, von der Erklärung des Ministers Act zu neh men. Die CommissionSmitglirder Germain und Rou vier wünschten, daß der Minister nochmal« gehört werd«, Floquet und Berlet wiesen auf die Gefahr eines solchen Vorgehens hin, das zu einer politischen und finanziellen Krisis führen könne. Dem Beschluß der Commission wird in parlamentarischen Kreisen die Bedeutung beigelegt, daß dadurch der Regierung aus schließlich die Znitiative und di« Verantwortung für die Convertirung überlasten wird, sobald für die letz tere ein geeigneter Moment eintreten wird. - *Londo», 27. Febr. abends. Unterhau«: D«r Staatssecretär des Krieges, Stanley, «klärte auf «« Anfrage Whittwcll'S, daß die Zahl der nach d«m Cap bereits eingeschifften oder noch einzuschifsenden Truppe» 8 — 9000 Man» mit 1800 Pferden, 18 Geschütze» und 275 Wagen betrage. * London, 27. Febr. Zn Wedderburns?) ist bei der Wahl eines Deputirten der Candidat der li beralen Partei, Haddington, mit 921 Stimmen gewählt worden. Der Candidat der konservative» Partei, Macdonald, erhielt 723 Stimmen. * Petersburg, 27. Febr. abends. Der jüngste Sohn des Großfürsten Konstantin Nikolaje witsch, Großfürst Wjatscheslaw Konstantinowitsch, ist heute gestorben. > *Lharkow, 27. Febr. Der Gouverneur Fürst Krapotkin ist heute früh 6 Uhr gestorben. (Wiederholt.) * Lukarcst, 27. Febr. Ein stattgefundenes Ren contre zwischendemrussischenOberstenNicolitsch und dem Or. Pepovitsch macht hier viele« Aufsehen und nehmen die Zeitungen lebhaft für letzter» Partei. *T»rnowa, 26.Febr. Die Notabeluversamm- lung hat heute die Wahlprüfungen beendet und sämmte liche Wahlen bis auf sechs bestätigt. Außerdem wurde beschlossen, die Anträge der Delegirten auS Ruine- lien durch eine außerparlamentarische Commission von 20 Mitgliedern, welche sofort gewählt wurden, prüfe» zu lasten; 15 Mitglieder der Commission zählen zu der gemäßigten Partei. Die nächste Sitzung 1>er No- itabetuvwchammlunK wurdo auf nächsten Sonnabends anberaumt. : * Lukarest, 26. Febr. Die Deputirtenkammrr hat beschlossen, die gegenwärtige Session bi» zum 27. März zu verlängern, um noch in die Berathung der Vorlage über die Revision der Verfassung ein- trcteu und so dein bezüglichen Beschlusse des Berliner CongresseS gerecht werden zu können. Die erste Lesung des gedachten Gesetzentwurfs wird unverzüglich in der Kammer wie im Senat erfolgen. Die Schlacht bei Jsandula. -s- London, 25. Febr. Ueber die unglückliche Schlacht mit den Zulukaffern bei Zsaudula ist jetzt der Daily News ans Pietermaritzburg vom 3. Febr. «in ausführlicher Bericht zugegangeN: Leipziger Stadttheater. v-8ok. Leipzig, 28. Febr. Unter den mancherlei Novitäten, welche das Repertoire unserS Stadttheatcrs im Laufe dieses WiüterS aufzeigte, gehört das vier- actige Lustspiel von Michael Klapp: „Rosenkranz und Ebenster»" (dessen erster Vorstellung wir behindert waren beizuwohnen), deshalb unzweifelhaft zu den bessern, weil dasselbe vor den Prvductionen Moser'S sowol als Rose»'« den Vorzug voraushat, daß es den eigentlichen Lustspielcharakter vom Beginn bi« zum Schlüffe mit Entschiedenheit festhält. Der Autor, der; wie wir hören, ein wiener Journalist ist, hat eS verständen, einer fruchtbarm Lustspielidee eine ganze Reihe komischer Verwickelungen und Situationen ab- zugrwinnen, und dieses in einer durchaus gewandten, leichten und gefälligen Sprache, der eS weder an Geist noch Witz fehlt. Wenn der letztere freilich sehr oft auch jener bedenklichen Specie» der „Kalauer" angehörk, die man in der Gesellschaft nur bi» zu einer gewissen Quantität ertragen kann, so steht daS doch zu dem burschikos-jovialen Grundtone des Themas in keinem Widerspruch. In der Art, wie Klapp seinen Gegenstand durch führt, zeigt er sich als einen Schüler Bauernfeld'S. Et hat e» seinem Meister gut abgesehen, wie man einen heitern Stoff lustspielartig gestaltet, ohne einer- , seit« dem Ernst eine» zu herben Conflict», andererseits akr auch d«m Poffenelement zu viele Concesfionm zu machen. Zn ersterer Beziehung könnte m«n zwar tin- wtndey, der Verfasset Mache e« Höh zy Reicht, nie»« er einen Aristokraten von dem Schlage d^ß Fürsten Liebenstein, der alle seine Plane zerstört sieht, zuletzt seine Zustimmung zur Verbindung seines Sohnes so leichten HerzeuS geben läßt. Hier würde es dem Lust spielcharakter des Stückes keinen Eintrag thun, wenn der Verfasser zum Schluffe noch einige Schwierigkeiten ge schaffen hätte, ehe daö Herz dcS Vaters erweicht würde. Jndeß ist dieses Moment nur untergeordneter Art. Bedenklicher erscheint schon ein anderer Umstand, wel cher in der Handlung die Feinheit der psychologischen Motivirung vermissen läßt. Wir meinen die Herzens- Beziehungen des Barons Rosenkranz zur Gräfin Cla risse nnd des jungen Grafen Ernst zu Vilma. Hier mußte der Autor etwas tiefer greifen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, daß diese doppelte, in einem Hotel in der Schweiz geschloffene Touristenehe doch etwas gar zu Flüchtiges, ja fast Schwankartiges hat. Der Verfasser hat dem Rechte des Zuschauers, etwas mehr von der allmählichen Entwickelung dieser Nei gungen zu erfahren, zu wenig entsprochen. Die Darstellung des Lustspiels entsprach inr ganzen dem leichten und flotten Grundtone desselben. Hr. Senger zeichnete in seinem Baron Rosenkranz recht gut den eleganten und gewandten Weltmann, der sich vor der drohenden Gefahr, ein blasirter Pessimist zu werden, schleunigst unter daS schützende Dach der Liebe rettet. Hier und da durfte der sarkastische An- flug, den die witzigen Expektoration?» de» BaronS haben, mehr zum Nv-tzruck kommen. Auch würde die komische Absicht de- Dichters schärfer hcrvortretcn, Wönn Rosenkranz um ein wenig älter gespielt würde. Im ganzen jedoch hatte der Därfteller sich de- Bei fall« werlh gezeigt, den ihm da« Pntkikmü zutheil § werden ließ. Die Comteff« Clarisse ist eine jener Mädchengestalten, di« mehr Esprit, feinere Kicketterie nnd Schalkhaftigkeit für die Darstellung erfordern, al« was Frl. Wessely vermöge ihrer ganzen Beanlagung zu leisten vermag; doch handhabte sie den Conversation«- ton recht gewandt. Der Graf Ernst v. Liedensteiu deS Hrn. Ellmenreich war ein liebenswürdiger junger Mann, vornehm und lebensvoll zugleich. Wenig jedoch vermochte uns Frl. Forrest als Vilma zu befriedigen. Die Rolle verlangt mehr sinniges Wesen in, Ausdruck, die ernste „Seejungfrau" kann sogar etwa» poetische Schwärmerei vertragen. Von alledem war bei Frl. Forrest wenig oder gar nichts zu bemerken. Eine vornehme Erscheinung zeigte Hr. Conrad als Fürst Liebenstein, eine feine und wohlgelungene Studie eines hochconservativen Aristokraten. Frau Spitzeder gab sich als Gräfin Kienborn alle mögliche Mühe, dieser etwas beschränkten und seltsamen alten Dame die komischen Seiten abzugewinnen, waS ihr aüch zum Theil gelang. Die bürgerlichen Figuren sind mit Ausnahme des SecrctärS Schleich (von Hrn. Löwe gut dargestellt) fast durchweg dem Bereich« der Poffe angehörig. Weder ein derartiger SanitätSrath Düring (Hr. Tietz) ist gesellschaftlich möglich noch i auch kann der Brauereibesitzer Sanftleben (Hr. Eichen wald), der den Bädeker auswendig gelernt hat, um touristisch zu prahlen, ein Heimatsrecht in einem bessern Lüstffnel beanspruchen. Der sächsische Rittergutsbesitzer Jnstn» Schmählich des Hrn. Schubert hatte de« be - kannten Tonfall seiner enger» Heimat sehr gemäßigt. Die übrigen Figuren de» Stücke» sind zu bedsutung«- lo», um hier noch besonder» genannt zu «erden.