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Str. Nv, Ott» »tttrtch in k SOS. >«1 Nr. 42. 68. Jahrg. Windurspruug: Rordost. Luftdruck: Mittel. daß er die gewünschten Millionen bekäme. Also kann auch der, welcher nicht bloß etwas Haden will, sondern auch etwas bekommt, bezahlen. Das Geld-Leihen ist niemals aus reiner Nächstenliebe geübt, sondern es mußte dafür rechtschaffen be- zahlt werden. Und heute wird das Wort Anleihe-Proviso rium ganz gehörig groß geschrieben, so groß, daß der „Racker von Reichs-Fiskus" sich gar nicht groß zu bedenken braucht, wenn er einen Teil von Rechtswegen für sich Labei in An spruch nimmt. Ziltzßsche Nachrichten. Dresden. —* Heute früh begab sich der König 7.22 Uhr ab Neustädter Bahnhof nach Gotha zu Besuch Ü«S Herzog!. Hofes. Der König wird Gothe heute abend 6.35 Uhr wieder verlassen und 10.20 Uhr in Leipzig eintre-'sen, wo er bis Donnerstag abend Aufenthalt nimmt. —* Am Donnerstag den 22. d. M. nachmittags von 12 bis 3 Uhr finden die Wahlen von Beisitzern für das Kaufmannsgericht aus dem Kreise der Handlungs gehilfen statt, worauf hiermit noch einmal hingewiesen wird. —* Die Vergütung für die von den Gemeinden bez. Ouartierwirten im Monat Februar d. I. an Militär- Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt für je 100 Kg. Hafer 17,67 Mark, Heu 6,M Mark, Stroh 5,78 Mark. —* Ter Schreiber Arno Hoffmann, der bis her jede Teilnahme an der Ermordung des Versicherungs beamten Hartmann (Wegner) leugnete, hat sich jetzt zu einem teilweisen Geständnis bequemen müßen. Die Verhandlung gegen Hoffmann und Genossen findet vor dem Dresdner Schwurgericht statt. Siir »tstkien», »n Schildnmichk». In der Generalversammlung des Bundes der Land wirte hat vor einigen Tagen ein Redner unter großer Leiter' keit den alten Reim zitiert, der da lautet: „Steuern such n ist schwer, Steuern fordern noch viel mehr, Steuern za^eu aber sehr." Daß schon das Suchen nach Steuern keine Klei nigkeit ist, beweist der in der Steuerkommission des Reichs tags gestellte Antrag, jede harmlose Ansichts-Postkarte mit 2 Pfennigen zu besteuern. Wenn man so Ansichts-Postkarten - Industrie und den Ansichts-Postkarten^Schreiber belasten wollte, dann brauchte man vor der Automobil-Industrie und dem Automobilfahrer weniger Respekt zu zeigen, als man be wiesen hat. Zum Glück wird es ja mit den Ansichtskarten in Wirklichkeit nicht so arg werden! Uber von der Unzulässig, keit oder Unmöglichkeit mancher Steuerwunsche mußte man in der Kommission erst überzeugt werden, bevor man auf den einfachsten Weg, auf den der Finanzsteuern, kam, der eigent lich schon vornherein hätte betreten werden sollen. Auch der Neichsschatzsekretär Frhr. v. Stengel hätte sich so manche nicht liebsame Kritik seiner Steuergesetzentwürfe ersparen können, wenn er die Aktien-Besteuerung, die er jetzt auszuarbeiten be- schlossen hat, sofort dem Reichstage vorgelegt hätte. Mit sei- nen meisten übrigen Steuer-Plänen hat der Herr Reichs finanzminister zwar ins volle Menschenleben gefaßt, aber erst mit der Aktiensteuer faßt er ins volle Portemonnaie. Aller dings muß es auch hier heißen: Leben und Leben lassen! Daß die Aktiensteuer keine rückwirkende Kraft haben soll, kann man wenigstens nicht als eine ungerechtfertigte Auffassung bezeichnen, es gibt manche Aktien, die nicht allzuweit von dein nützlichen, freilich nicht einträglichen Beruf, als Zimmer-Ta peten zu dienen, entfernt find. Aber der Herr Reichs-Finanzminister und der Reichs tag sollen nicht halbe, sondern wirklich ganze Arbeit machen, «r ürmrinckni "**E"*m v»r«lrn II, ckie Kgl. rontmilLmtn vrttär», Mvilrdmg s-unu« mö emiita. ' brmein<l»n VUxvilr, I«ch»ilr, «»ckvitr, LIrinn kinch uack öüdUm. - Mr <Iir csr»l»gt»ri«le». KAZMUMD Dienstag, den 20. Februar 19V6. Dienstag, den 20. Feb«^ i^**^^* Eächs. Met-nroLogisch-n JnMnts z» Dresden. - krung: Auskläreude Bewölkung. Temperatur: Unternormal. fte die von der Steuerkommission himmelhoch geilyraubte Fahrkartensteuer auf sich beruhen lassen und . auch hej der Erbschaftssteuer nicht Jedem, der mal m die Lage kommt, etwas zu erben, die Angst einzujagen, daß . Erbschaftssteuer der Fiskus kommt und zu dem Erben t.' "Erbe du, wie der Erblasser Einkommensteuer gezahlt . ' . und^von der Erbmasse geht erst noch die Strafe für etwaige Steuerhinterziehungen ab." Alle diese Attentate » "Euüg-Menschlichc" sind unnötig, wenn eine regel rechte Besteuerung des Schuldenmachens kommt. Aktien- und Aktien-Emissionen sollen getroffen werden, dem allzu leicht- ertigen „Gründen" wird damit ein Dämpfer aufgesetzt, aber auch die Anleihen, die auch nichts weniger und nichts mehr als Schulden machen bedeuten, sollte man, teils zum Besten der Reichskasie, teils zu erzieherischen Zwecken, mit einer Steuer bedenken. Man kann dabei zwischen fremden und deutschen Anleihen unterscheiden, aber zu leugnen ist keinesfalls, daß wir auch im deutschen Vaterlande manche Stelle Haden, die gern, aber nur zu gern „den Pumpenschwengel" in Bewegung setzt. Scherz beiseite: Es kann absolut nichts schaden, wenn der mitunter zur llbertreibung neigenden Borgwirtschaft ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl gegeben wird. Ja, man könnte, wenn es sein müßte, noch einen Schritt weiter gehen: Die großstädtische Bauspekulation — richtiger Bauwucher — könnte in ihren Finanzgeschäften etwas bluten müssen, dann würde nian doch von dem namentlich in Berlin gang und gäben Wort abkommen, daß der Bau-Unternehmer für die Geldgeber der beste sei, der nichts mehr verlieren könne. Wir Haden im Auslände eine Masse Geld angelegt, und der deutsche Geldmarkt wird für fremden Bedarf immer ein sehr gesuchter bleiben. Rußland, Serbien, Bulgarien und noch so mancher edle Menschenbruder könnte heute noch lieber, wie morgen mit der ausgeslreckten Hand, wenn er nur wüßte, Such, WIßeischift m» Mißt. M»fika«fführrmg in der Heiligen Geist-Kirche z« Blasewitz. Es ist dankbar zu begrüßen, daß der hiesige freiwillige Kirchengesangverein mit Zustimmung des.^irchenvorstandes von Zeit zu Zeit an Stelle der AbendgottAdienste Kirchen konzerte bei freiem Eintritt veranstaltet. Und mit Vergnü gen kann festgestellt werden, daß nunmehr diese Aufführun- gen auch die Würdigung finden, die sie verdienen, ja, daß sie einem wirklichen Bedürfnisse entsprechen, wie dies gestern Abend das bis auf den letzten Platz gefüllte Gotteshaus zur Genüge bewies. Hierbei find aber auch die großen Opfer an Zeit und Geld nicht zu vergessen, die der'genannte Verein damit für die Allgemeinheit aufbringt. Und es wäre viel- leicht der Anregung wert, daß dem Verein noch recht viele der gutsituierten Gemeindemitglieder als zahlende Mitglieder beiträten oder einen Fonds gründeten (falls nicht etwas Ähnliches schon besteht), damit die Heranziehung und Betei ligung namhafter künstlerischer Kräfte für folistische Darbie tungen noch mehr als jetzt ermöglicht wird. Ebenso ist es aber höchst bedauerlich, daß der Kirchengesangverein keinen wesentlichen Zuwachs an stimmbegabten aktiven Mitgliedern erhält, ein Dilemma, unter dem bekanntlich auch der seit nahezu 40 Jahren hier bestehende Mannergesangverein zu leiden hat. Die nahe Großstadt zieht eben bedauerlicherweise viele stimmbegabte hiesige Kräfte an sich. Unserem strebsamen Kirchengesangverein ist aber das Lob zu -ollen, daß er nichtsdestoweniger in seinen Leistungen stetig vorwärts schreitet. Wenn auch noch nicht alles ein- wandfrei gelingt und beispielsweise die dynamischen Fein heilen oder, wie in dem von Schaper für dreistimmigen Frauenchor und Orgel eingerichteten Jansenschen Tongedichte „Vergänglichkeit", die Reinheit der Intonation zu wünschen übrig lassen, so sind doch die Sicherheit des Vortrages und die Exaktheit des Studiums willig und durchaus lobend an zuerkennen. Mit diesen Vorzügen bot der Verein unter der umsichtigen Leitung des Herrn Organisten T ei ch die Hymne „Hör mein Flehen" von Mendelssohn, das „Abendgebet" von Rudnick und die Seligpreisungen des begabten Dresdner Kom ponisten Rich. Scheumann, der mit diesem Chore bei der Ein weihung des Berliner Domes das besondere Interesse des Deutschen Kaisers erregte,, welcher sich damals durch den Dom kapellmeister Prüfer über den Tondichter Bericht erstatten ließ. Zur solistischen Mitwirkung waren Frl. Doris Walde und Frl. Christine Schmidt gewonnen worden. Frl. Walde sang mit weicher schöner Stimme die umfänglichen Sopran soli in der Hymne von Mendelssohn und ip dem Abendliede von Rudnick, sowie das mit der obligaten Harfenbegleitung besonders wirkungsvolle geistliche «Frühlingslied" von O. Wcrmann. Dee Harfenbegleitung führte Frl. Schmidt ganz vorzüglich aus und in den, Xvännts relisioso (Harfen-Solo) von Oberthür bot sie eine Leistung mit prachtvoller Ton- gebung und künstlerischer Technik. Herr Organist Teich, der das Konzert mit der effektvollen D-moll-Fantafie von Merkel einleitete und später noch das prachtvoll registrierte Charak terstück „Adoration" von Callaerts spielte, teilte sich mit Herrn Lehrer Wolf in die Begleitung der Soli, während Herr Wolf außerdem mit einem Praeludium von Mendelssohn eine technische vorzügliche Leistung bot. Der schöne Erfolg der durch ihrt maßvolle Kürze doppelt eindrucksvollen Auf führung darf allen Beteiligten verdiente Genugtuung ge währen. . Svttigl. Oper«ha«S. SL. Ueder der SorrutagS - Aufführung vou Webers .Freischütz", dem mau jetzt gerade iu Julien arg zu- gefitzt hat, indem man am ,kri»o tentro äol monäo: Qa Leala" ihn mit Rezitativ«», die au Stelle des Dialog- »hin- zukomponiert* find vou einem Herrn k^nveo Neeio, auffühtte, (die fitzte Neuerung der Mailänder Scala laut .Oorrier« ckell» 8sr»", 10. k'oddrnio 1S06), schwebte vou vornherein ein Unstern. Da Frau Kr«ll» Erkrankung immer uoch nicht behoben war, mußten wir mit der reiz- und poesielosen Agathe Frau Burriarr-Jelinek- vorlieb nehme». Steden ihr standen als Aennchen und Max zwei Anfänger, die auch richt zum Gelingen de» Ganzen deiiragen ko»««. Frl Kel« dorfer (Aennchen) mochte stimmlich, trotz der Schärfe ihrer Höhe, trotz Tondiff. reuzen uud Einsatzoerfthlnng uoch angehen (die Romanze und Arie de» S Akte» gelang schon ganz g»t, weniger die de» 2. Akte»); darstellerisch suchte sie aber die Schalkhaftigkeit durch eine Unmenge hastiger Bewegungen z» ersitzen, die in der An, wie sie gebot»n wurden, etwa» Un feine» hatten, wa» wir am Kgl. vpernhause nicht gewöhnt find. Grazie fehlte Länden und Füßen ganz. Sie muß fich unbedingt Veweguug»stndien widme«, damit fie in de« Rahme« unserer Hofbühue hineinpaßt Herr Gr osch (Max) weiß wohl schon bester Arme nnd Beine zu gebrauche«, doch fehlt >hm unbedingt der Regisseur! So unbeteiligt wie Herr Srosch z. B. in der Wols»schl«chtszene dasteht, dars ei« Max a« einem Hostheater erste« Range- niemals stehen, anch wen» er »nr eine P«nde gehabt hätte. Seine sympathische, welche Stimme eignet fich für de» Max ga«z vortrefflich, wen« chm auch vorläufig »och die manche« Stellen nötige Kraft mangelst (so z. B dem hohe« x der Worte «verderben* nnd .ftLnetk^ Arie am Schluß de- 1. Akte»). Wir dürft« also späte» «WM vielleicht einwandfreien Max erhoffen. An» Zett ist aRadW-A