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Ueberblick. Deutschland« »Aus Lem nichtpreussischcn Westfalen. DerUcbertritt zur katholischen Kirche. * Leipzig. Fackclzug für Hrn. v- Falkenstein. — Die Hohcitsfrage in Äurhessen. - Vorfeier in Darmstadt. »»Aus Holstein. Militairdienst als Strafe. * Altenburg. Ein Opfer dcrSpicl- sucht. — Die Hoheitsfragc in Braunschweig. Preutzen. w Berlin. Minister Eichhorn. »»Berlin. Colonisationsplan. ^Königsberg. Die Jubelfeier. Denunciation. Untersuchung. Intoleranz, »»klon-er Oder. Die industrielle Gesetzgebung. »Köln- Der Erzbischof- Coadjutor- Die Wallfahrten nach Kevelaer. — Gustav-Adolf-Verein in Liegnitz. — Kriegerfest in Striegau. — Die Polen— Lschech's Tochter. Portugal. * Lissabon- Die Emigrirten. Dom Miguel. Anleihe- Pro- testation- Spanien. * Paris. Hie Wahlen. Die Königinnen. Der türkische Ge sandte. General de Meer. Großbritannien. Capitain Warner- Dyce-Sombre. Uebcrsiedelung. Frankreich. Die Berichte über die Beschießung von Tanger, st paris Marokko- Echloeiz. Die Lagsatzung. Stutzland und Polen. * Warschau. Der Tod der Großfürstin- Samm lungen. Das Schloß Lazicnki. Türkei. * Konstantinopel Sendungen nach Aegypten und Syrien. Ser bien. Die Corvctte Amazone. Albanien. Armeecostume. Schemil-Bey. ch Konstantinopel. Die Nachrichten aus Aegypten- Der Kapudan-Pascha. Aegypten, f Alexandrien- Der Vicekönig- * Triest- Der Vicekönig. Personalnachrichten. Wissenschaft und ^unsk. * Äthen. Die polytechnische Schule. * Wei mar. Hcrdcrfeier. — Prcisschrift. Handel und Industrie. »Berlin- DicGcwcrbeausstcllung. Die Blumen ausstellung. »Hamburg. Die Gasbeleuchtung. »Kassel. Die Eistn- bahnfrage — Die Erzgebirgischc Eisenbahn. — Die Rheinische Eisenbahn- »Danzig. Getreide. — Berlin- Nteuesle>r»achrichten. Paris- Der Sieg des Marschalls Bugeaud. — Die Berichte dcü Times. Ankündigungen. Deutsch?««-. * Aus dem nichtpreussischen lDestt'alen, 25. Aug. Es scheint in unserm lieben Vaterlande wieder einmal, wenn man so sagen darf, Mode geworden zu sein, zur katholischen Kirche überzutreten; fast jede Woche bringt uns Berichte von solchen Ucberkrittcn, und Rom froh lockt nicht wenig über diese Siege. Wir wollen gegen diese Erscheinung nicht in die Wagschale legen, daß die evangelische vielleicht eben so viele Beispiele aufzuweiscn hätte, wenn in ihr diese Ereignisse nicht an und für sich stiller und unmcrklichcr vor sich gingen und die Ücbergctretcnen nicht im Allgemeinen weniger Aufsehen von ihrem Schritte gemacht wünschten*), und wenn unsere Kirche nicht überhaupt bei der größern Dehnbarkeit ih res Glaubensbekenntnisses die Bekehrungen geringer anschlügc als die rö mische; wir können auch den eigentlichen kirne vvanp-elicus nicht thei- Icn, der sich so häufig gegen die Ucbergetretencn Luft macht; aus diesen Gründen stehen uns auch die Uebcrtritte keineswegs so gcspcnsterartig vor Augen; nichtsdestoweniger halten wir es aber für angemessen, daß die Tagesblätter einmal bei dieser Erscheinung stillstchen. Wir wollen die jenigen Fälle gar nicht in Betracht ziehen, in denen sittlich entnervte, vom Laster geflohene Jammernaturen, im Gefühle körperlicher und geistiger An- gcfaultheit Zerknirschung, oder, wie wir weiland bezeichnend sagten, mo ralischen Katzenjammer empfanden und im Schoose der alleinseligmachen den Kirche Frieden und Sündenvergebung suchten; oder in denen sittlich und politisch verwirrte Schwärmer einen mittelalterlichen Schritt thun und der unbefleckten Jungfrau nebst ihren Heiligen mittelalterliche Hul digung zollen wollten. Den Besitz solcher Figuren wollen wir Rom gern gönnen. Viel wichtiger und freilich auch seltener ist dagegen der Ucbcr- rritt ernster, ruhiger und denkender Männer, z. B. die bereits viel be sprochene Bekehrung Hurter's, eines Mannes, vor Lessen gründlichem Wissen und kräftiger Selbständigkeit wir in aller Bescheidenheit den Hut rücken. Wie erklärt sich denn das? Abgesehen von einer Einzelheit, wie die ebengenannte, die in Nr. 221 eine gründliche Erklärung erfahren hat, müssen wir behaupten, daß dergleichen Uebcrtritte nur aus der völligen Miskennuna des Wesens der protestantischen Kirche, welcher nachgerade selbst die Tüchtigsten unter uns unterworfen sind, hcrzuleiten sind. Hie ßen wir doch nicht Protestanten? Die unglückselige Namensbezeichnung reicht bei vielen Leuten zu jener falschen Geistesrichtung hin, welche ein- tretcndcn Falls den Uevertritt zur katholischen Kirche fast nothwcndig macht. . Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Mehrzahl unter uns protestantischen Laien, freilich nicht ohne Schuld der Geistlichen und Gc- *) Während wir dies schreiben, kommt uns die Kunde von dem Uebcr- tritt einer ganzen Gemeinde in Frankreich und zweien Geistlichen in Böhmen. lehrten, das Protestiren und Negircy für den unterscheidenden, ja sach lichen Gehalt des protestantischen Glaubensbekenntnisses hält. Den Geist und das Geistige wollen sic erstreben, und übersehen dabei, daß der Geist nur vom Wesen ausgchcn kann, daß erst ein Wesen da sein muß, ehe vom Geiste geredet werden kann. Der gemeine deutsche und der ver geistigte, sich so nennende philosophische Rationalismus haben uns armen Laien nachgerade den Boden so öde und leer gemacht, daß auf demselben wol jede subjektive Ansicht wurzeln und wuchern kann, cs aber für das geistige Ohr und Auge dort nicht genug Erquickung mehr gibt. Schon kommt das Volk Mosis und weist uns wahrhaftig nach, daß geläuterter Protestantismus und geläutertes Judenthum nur noch dem Namen nach unterschieden seien. Freilich, wenn man mit einem Glase Bier und ei nem Glase Wein wiederholte homöopathische Verdünnungen vernimmt, bringt man es dahin, daß Wein und Bier zuletzt gleich schmecken, riechen und aussehcn. Hoffentlich ist es jetzt mit dieser vernichtenden und ver flüchtigenden Richtung nachgerade so weit gekommen, daß, wenn nicht alle Zeichen täuschen, der Zeitpunkt der Umkehr baldigst cintrctcn wird. Wir haben uns mit Vorliebe der Sache der Gustav-Adolf-Vcrcine angcschloffen, als eines Mittels zur Befestigung der Kirche nach außen hin, wir rechnen aber Vereine oder doch Bestrebungen zur innern Wicdcr- befcstigung der Kirche nicht minder zu Dem, was noth thut. Vor Allem möchten wir denjenigen Behörden, die ein Auge über die Kirche haben sollen, anrathcn, sich nicht vorz den verflüchtigenden Richtungen der soge nannten geistiaern Auffassung ansteckcn zu lassen, wovon wir leider in neuester Zeit Beispiele anführcn könnten. Haben doch Behörden 300 Jahre lang in der Kirche angenommene Bekenntnißschriftcn verboten! Ein ge fährliches und gewagtes Spiel. Ihr reißt und rüttelt an dem Bau, hütet euch, daß ihr euch nicht selbst darunter begrabt. Es ist oft wunderlich, daß bei der fast epidemischen Furcht aller Regierungen vor Unruhen, De magogie und was daran hängt ihnen nie in den Sinn kommt, daß es auch einmal gewaltig in der protestantischen Kirche rumoren könne, wäh rend sie zusehcn, wie die Dämme cinstürzcn, auch wol gar selbst um der lieben Popularität willen mit Hand ans Werk legen. Also, wenn nicht aus innerer religiöser Uebcrzeugung, habt doch wenigstens um löblicher Polizei wegen Freude an erhaltenden Maßregeln der evangelischen Kirche. Um nun aber wiederum auf unsern Vorwurf zu kommen: darf man sich darüber wundern, daß so viele Uebcrtritte stattfinden? Wer das We sen und mithin auch den Geist der wahren evangelischen Lehre in sich ausgenommen hat, der kann nach unserer innigsten Ucberzeugung nicht zur katholischen Kirche übertreten; Diejenigen aber, die zu ihr übertreten, ken nen die protestantische Kirche nur in der eben dargestcllten, völlig ver waschenen und verwässerten Gestalt, einer Erscheinung, welcher im Grunde selbst der christliche Boden ein nomen »-ins nmin« ist und die deshalb mit ganz gleicher Berechtigung auch dem Hcidenthume würde haben ent springen können. Von der Wanderung ermüdet, nach Ruhe mich sehnend, suche ich Dach und Fach, aber an meines Hauses Stelle finde ich eine öde Wüstenei; wer will es mir verargen, daß ich bei meinem Nachbar Schub und Schirm gegen Wetter und Stürme suche? Dieser ganze Entwickclungsgang hat unsers Bcdünkens nichts Auf fallendes bei Allen, bei denen sich das Wehen eines höhern Geistes, das Bcdürfniß ewiger Stützen und Halte regt. Die ihnen vorgehaltcne evan gelische Kirche kann ihnen unmöglich Befriedigung gewähren. Ist es doch bereits so weit gekommen, daß man Diczenigen, die kein Genüge finden an der schmack- und inhaltlosen Nahrung des freien Geistes und sich dem Objcctivcn, dem Gcoffenbartcn zuwendcn, nicht allein Pietisten und wer weiß wie, sondern sogar heimliche Katholiken nennt; denn cs ist ja den Meisten unter uns unbekannt geblieben öder geworden, daß die protestan tische Kirche zuerst und hauptsächlich objcctivcn und positiven Gehalts ist, daß aber das Protestiren und Negircn nur ein zufälliges, aus ihrer Stel lung zur katholischen Kirche zu erklärendes Kennzeichen war. * Leipzig, 29. Aug. Unserm bisherigen Krcisdircctor De. v. Fal kenstein, Isen das Vertrauen des Königs jetzt zu einer der höchsten Stel len im Staat erhoben, brachten gestern Abend die Studircndcn einen solennen Fackclzug. Von zahllosen Massen umgeben, bewegte sich der glänzende Zug vor die Wohnung des Gefeierten, der dem Hoch, in das Alle mit Jubel einstimmtcn, recht befriedigende Worte erwiderte. Der Zug ging dann noch durch mehre Straßen bis auf dcn Markt, wo er mit dem gewöhnlichen Zusammenwerfcn der Fackeln und dem alten un vergänglichen tikunleamu« sein Ende fand. — Der Kurprinz-Regent von Hessen hat Folgendes verordnet: „Von Gottes Gnaden wir Friedrich Wilhelm, Kurprinz und Mitrcgcnt von Hessen rc., fügen, nach Anhörung unser« Gcsammtstaatsministeriunis, hier mit zu wissen: Nachdem wir uns bewogen gefunden haben, das Prädicat Königliche Hoheit anzunehmen, so hat sich hiernach Jedermann gebührend zu achten. Wilhelmshöhe, 25. Aug. 18-t-t. Friedrich Wilhelm. (St. S-) Motz. Steuber- Schmidt. Mackeldey. Volmar." Dentsche Allgemeine Zeitung. Z-M «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»