Volltext Seite (XML)
Doigtländischer Anzeiger. 39. Stück. - Plauen, Sonnabends den 27. September 1828. Naturmerkwürdigkelten. Wie, — ob aus Drang, der Milch sich zu entledigen, oder aus einer Art mütterlichen Triebes? liegt noch im Dunkeln—die eigent liche Natur der Thiere sich oft verleugnet, davon zeugen auch folgende zwei Fälle. — Zu Weißenborn bei Freiberg wurden einer Katze sämmtlichc Junge genommen, aber bald fand man ein anderes Jungrs an ihr saugen und das war ein Häschen, welches sie sich vom Felde geholt hatte, das sie mit mütterlicher Sorge aufzog und mit dem man sie nun öf ters spielen sieht. — Eben so hatte man zu Plauen einer Hühncrhündin ihre Jungen ersäuft, wogegen sic sich nun vier junge Ka ninchen geholt hatte, welche sie eine Zeit lang sorgfältig säugte, aber nicht, wie jene Katze ihr Häschen, groß ziehen konnte; denn eines nach dem andern starb und mit ihrem Leben horte auch die mütterliche Liebe auf, indem die Hündin jedes derselben, so wie sic sich von dcsscn Todc überzeugt hatte, ver schluckte. An einer vor einem Drauhausc bei Feld kirch befindlichen Spalier-Weinrebe zählte man vorn, Jahre 1500, in diesem aber 2150 Weintrauben. Noch am 12. Sept. Mittags überzog ein fürchterliches Gewitter die Gegend um Allers berg im Rezatkreise, wobei die Schlossen in solcher Menge und Größe (10 bis 12 Loth schwer) fielen, daß in den umliegenden Dör fern schnell fast alle Dächer und Fenster zer trümmert, viele 1000 Bäume entwurzelt, die noch ausstehenden Früchte zerschmettert, viele Vögel und Wild erschlagen und selbst einige Menschen sehr beschädigt wurden. Noch nie ist eine so große Menge Heringe an der Küste von Schottland erschienen als Heuer. Ein Fischer hat davon bei einem ein zigen Fange 40000 erbeutet. Es scheint, daß die Wallfische, die sich nach Süden wenden, die Heringe gegen Schottland jagen. (Oder ziehen nicht vielmehr dicWallfische den Herin gen nach?) Gegen die Mitte Septenibers fand man in einem Garten zu Plauen Abends mehrere leuchtende Johanniswürmchen. Die Frau Doktorin Hebamme. Die Universität zu Marburg hat der Witwe Boivin, Hebamme und Vorsteherin eines kön. Krankenhauses zu Paris, die auch Ver fasserin einer klassischen Abhandlung über die Geburtshülfe und mehrerer andern Schriften ist, das Diplom eines Doktors der Me dici n übersendet. Etwas zur Kenntniß der Türken. Den Namen Türk halten sie jetzt für eine Beschimpfung; denn er ist mit Barbar gleich bedeutend. Religiös nennen sie sich Moslim oder Muselman, welches einen Gottergebenen bedeutet, politisch aber Os man lis, als Nachkommen von Osman, dem Gründer des Reichs. Die Nicht-Muhamc- dancr belegen sie mit den Schimpfnamen Yarour odcr Ghaur, auch Kcrraur oder Immens! s d. i. Ungläubige odcr Gottlose, auch wol Kirpck oder Hund und Dom uz oder Schwein. Alle Europäer hcißen bei ihnen Fran-