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SMMlM Tageblatt nnv Vat-enburzer Anzeiger Donnerstag, de» 24. Mai 1900 --M 119 Daher Witterungsausstchte« für den 24. Mai: Wechselnde Bewölkung, Niederschläge nicht ausgeschlossen, Gewitterneigung. Waldenburg, 23. Mai isoo. berg besuchte, machte am Dienstag Vormittag in Wies baden einen Spazierritt. Später hörte der Monarch die Vorträge des Vertreters des Auswärtigen Amts, dcS Chefs des Militärkabinets und des Wiesbadener Bürger meisters. Am heutigen Mittwoch trifft die Kaiserin in Wiesbaden ein; beide Majestäten werden der Kaiserin Friedrich einen Besuch abstatten. Am Sonnabend wird cer Kaiser Gast des Statthalters Fürsten Hohenlohe in Straßburg i. E. sein. Die Budgetcommisfion des Reichstags hat nun endlich die Steuervorschläge zur Flottenvorlage in zweiter Lesung durchberathen und bis auf eine Ausnahme un verändert angenommen. Die Ausnahme bildet der Totali Aus dem Muldenthale. *Waldeuburg, 23. Mai. Der HimmelfahrtStag eröffnet den Reigen der Tage der Pfingstzeit, in welcher der Chorus der harmlosen Lebensfreude, der Erquickung an den Reizen des Maienflors lauter aufjubelt, als in anderen Monden. Für diese Zeit bietet sich uns die Natur selbst als Gotteshaus dar, und unser Vaterland birgt Tausende von Stätten stiller Erhebung, froher Empfindung, lachender Lebensfreude. Von den Gottes häusern aus Stein dnngl der Sang der Pfingstglocken, der lieblicher und freudiger zu klingen scheint, als sonst, weit inS Land, ein Begleiter für den Wanderer im schönsten Bild des Jahres. Alle Jahre schauen wir eS, es bleibt unser Genuß von jenen Tagen an, in welchen das Haar noch dicht den Scheitel kränzt, bis zur Stunde, wo das Silberhaar auf den müden Fuß herabschaut, stets reich, nie falsch, immer erhaben. Man pflegt zu sagen: Wie Himmelfahrt so Pfingsten! Immer stimmt cs freilich nicht, aber doch ost, und jedenfalls hofft man es. So wollen wir denn den Wunsch aussprechen, daß der Himmelfahrtstag allen Leserinnen und Lesern bei heiterem Wetter recht frohe Stunden bei „Mutter Grün" und einen sicheren Wechsel auf Pfingsten bringen wird. Schon im Interesse auch der Herren RestaurationS-B-sitzer im Grünen. Ein gutes Pfingstgeschäft wiegt nicht bloS viele verregnete Sonntage auf, eS erspart auch einen er heblichen Schaden, denn Vorbereitungen müssen nun einmal getroffen werden, die stark inS Geld laufen. *— Die am 1. Juni in Sachsen in Kraft tretende staatliche Schlachtviehversicherung weist als Versicherungs beträge 5 Mark für rin weibliches Rind, 4 Mark für ein männliches Rind, 0,75 Mark für ein Schwein auf. Der Betrag wird gleichzeitig mit der Schlachtsteucr er hoben. Hinterziehungen der Versicherungsbeiträge durch unterlassene oder nicht rechtzeitig oder wahrhcitswidrig bewirk'« Anmeldungen der Schlachtstücke zur Versicherung vor dem Schlachten werden mit dem vierfachen Betrage des hinterzogenen Betrages bestraft. *— Die Summe der vom Alldeutschen Verbände für die Buren gesammelten Gelder beträgt jetzt 230,513,96 Mk. *— Am ersten Pfingstseiertage sind nach Z 8 des Gesetzes vom 10. September 1870 in Sachsen öffent liche Versammlungen aller Art, ingleichen Versammlungen der Temeindevertreter, sowie Versammlungen der In nungen und anderer Genossenschaften gänzlich verboten. Desgleichen sind Tanzbelustigungen an öffentlichen Orten, sowie die Veranstaltung von Privatbällen, auch wenn dieselben in Privathäusern oder in Localen geschloffener neue gen „es sator. Die Erhöhung der Besteuerung dieser Wettma schinc soll nämlich nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit in Kraft treten. Obgleich conservativerseits ener gisch gegen die Erhöhung der Totalisator-Steuer prote- stirt wurde und selbst Regierungsvertrcter ihre Bedenken im Interesse der Pferdezucht gegen eine stärkere steuer liche Heranziehung des Totalisators ausgesprochen hatten, so darf das Aufgeschoben in diesem Falle trotzdem nicht als aufgehoben angesehen werden. Die Vorarbeiten für die erweiterte Canalvorlage stecken noch immer in den Anfangsstadien, so daß gar kein Gedanke mehr daran ist, die Vorlage noch in dieser Session an den preußischen Landtag zu bringen. Es mehren sich dagegen die Bedenken, ob für den Beginn der nächsten Session eine Vorlage fertig sein wird. Ist! dies nicht der Fall, dann ist die Canalvorlage für ab sehbare Zeit als von der Tagesordnung abgesctzt anzu sehen. Der Aufschwung der Eisen- und Kohlenindustrie hält noch an. Diese Thatsache ist auf der soeben in Köln abgehaltenen Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen sestgestcllt worden. Ferner wurde bekundet, daß die Industrie gemeinsam mit der Landwirthschaft über die zukünftigen Handelsverträge be- rathen und die Interessen beider gleichmäßig wahren wolle. Zur Beseitigung der Kohlcnnoth sei die Ver besserung der Wasserstraßen, insbesondere des Dortmund- EmSkanalS, nothwendig. Fraukreich. In der Pariser Deputirtenkammer wurde am Dienstag Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der am Montag seine Mutter in Kron. > der englische Oberst Mahon am 18. Mai, 4 Uhr morgens, seinen Einzug in die Stadt gehalten hat, nachdem er mit den Buren einen heftigen Kampf auS- gefochten hatte. Oberst Baden-Powell, der die Stadt über 7'/, Monat gehalten hat, wurde zum Generalmajor befördert. Aus dem sonstigen Nachrichtcnmaterial vom Kriegsschauplätze wird ersichtlich, daß die Buren die Vertheidigung so gut wie eingestellt haben und daß Lord Roberts Avantgarde bereits unmittelbar vor Johannesburg angelangt ist. Sehr ernste Nach- richten hat das Londoner Krirgsamt dagegen über den Aschantiaufstand erhalten. Der Gouverneur von Kumassi scheint dort von den 10,000 Eingeborenen, welche die Stadt belagerten, so vollkommen eingeschloffen zu sein, daß ihm jeder Verkehr mit der Außenwelt ab geschnitten ist. In London herrscht darüber begreifliche Unruhe. Witttruugsbericht, ausgenommen am 23. Mai, nachm. 4 Uhr. »^nEt-rstand 759 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand > 23° O. (Morgens 8 Uhr > 21° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometer,tanv Lambrechts Polvmeter 50°/». Thaapuukt >13 Grad. Windrichtung: Süd west. Filialen: in Altstadttoaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Ligarrengeschäft au der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herr« Ernst Rüsche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. fühlen, daß wir das Bewußtsein behalten, es gebe immer noch vieles zu lernen und zu erproben für uns, so kann es uns als Christen auch keine D>.müthigung sein, daß wir unser Wissen «in Stückwerk, unsern Glauben einen Klemglauben, unsere Tugend eine Halbheit benannt be- kommen. Im Gegentheil: „die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft," und diese neue Kraft giebt Freudigkeit. Wn fahren, sozusagen, schrittweise Himmel, und unsere Losung wird niemals heißen: ist genug", sondern allezeit: „vorwärts!" Seitens der Nationalisten sofort mit einem Angriff aus die Regierung begonnen, wozu eine Interpellation des Dcputirten Eastelanr den Anlaß bieten mußte betreffs Wiederauflebens deS DreysuShandelS. Die Rücksicht- nähme auf die Weltausstellung hielt jedoch die Feilte des CabinetS davon ab, allzu schroff vorzugehen. ES bestand in den Reihen der Gegner auch offensichtliche Uneinigkeit über die Zweckmäßigkeit eines gegenwärtigen Angriffs auf die Regierung. Dagegen war diese auf jeden Hieb vorbereitet, und da sie einen Rechenschafts bericht über ihre allgemeine Politik nicht zu scheuen brauchte, so waren die Aussichten der Antirepublikaner von vornherein ungünstig. Mit dem DreysuShandel dürste das Cabinet Waldeck-Rousseau überhaupt nicht zu sangen sein, da es diese Frage als abgethan bezeichnet. Die Vertheidigung der Republik lautet ihre Losung, an der die Angriffsstürme der Nationalisten, Melinisten und wie die „Jsten" sonst noch alle heißen, abprallen dürften. Afrika. Endlich ,st volle Klarheit über das Schicksal Mafe- kings verbreitet worden. Lord Roberts hat dem KriegS- amt in London die osficielle Mittheilung übersandt, daß Himmelfahrt. Das Himmclsahrtsiest ist eins der reinsten Christen feste. Kein aus denselben Tag fallendes altes Heidenfest können die schwärmerischen Verehrer überwundener Stand punkte dazu benutzen, einen Mißklang in die christliche Harmonie dieses Festes zu tragen. Wir feiern die That sache, daß „des Menschen Sohn" sich zur Rechten der Majestät in die Höbe gesetzt hat und uns nun, als das erste Exemplar verklärter Menschheit, eine Bürgschaft bildet für unsere Nachfahrt. Die Naturwissenschaft kennt rin höchstes Ziel: die Veredelung der Art, und eine höchste Ausgabe: die Mitarbeit an dieser Veredelung. Beides setzt nur ein Dasein auf der Erde voraus, und beide- bleibt aus der Erde, und zwar in den immerhin engen Schranken der Art. Das Christenthum aber geht getrost einen Schritt weiter. Es kennt eine weitere Welt, als die irdisch sichtbare. („Christus ist aufgefahren über alle Himmel".) Darum kann cs der Menschheit ein höheres Ziel setzen („schwing dich über die Natur") und eben darum auch eine größere Aufgabe stellen („unser Wandel aber ist im Himmel"). Wenn wir auch in Dingen, welche die Allgemeinheit angehen — Gesetzgebung, Gesetzesanwendung, Volks, wirthschaft, Wohlsahrtseinrichtungen, Verwaltung — uni mit der Welt abfinden müssen, so wie sie nun einmal thatsächlich ist, so ist doch damit im Zeitalter des Christen thums d.e Aufgabe des Menschen noch nicht erschöpft. ES bleibt noch für jeden Einzelnen, auch wenn er irdischerweise klem und niedrig gestellt zu bleiben ge- «nc thatsächlich vorhandene WeU übng, m der er auch lebt. Nach dieser idealen Welt fühlen wir einen inneren Zug und Drang Wir möchten oft ganz m « v ausgehend „U Wir kommen uns auch manchmal vor, als hätten w,r sie ganz verloren, und sind traurig darüber, wie die Apostel traurig gen H mmcl blickten, wohin ihnen ihr Christus entschwunden war. Aber aus diesen trauriaen Träumen wurden sie schnell aufgerüttclt. Nicht webmütkia dcS verschlossenen Paradieses der Kindheit sollen wir ge denken, sondern entschlossen daS Leben in dem Bewußt sein handhaben, daß es gilt, ein Paradies der Zukunft eine höhere Stufe der Menschheit zu erreichen. „Christus ist aufgesahren" heißt soviel, wie: dir Mutter ist mit dem Gängelband fortgcgangen. Das Kind „Christenheit" soll nun allein gehen und, wie die Apostel in Erwartung des heiligen Geistes, es lernen, sich nach Lehre und Unterweisung zu richten, statt sich auf Stützen, Schieben und Ziehen zu verlaffen. Das Lernen hört dann freilich nimmer wieder auf. Aber, wie wir als Männer unS dadurch nicht gedrückt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Ler «bonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. S5 Bk- Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Labellarischer Satz wird ooppeü berechnet. —Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Luuzevau, Ltchteafteiu-Ealluberg, und in dcn^ Ortschaften der nachstehenden Standcsamtsbezirkc: Altitadt-Waldenbura Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langes leuba-Niederhain Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, ^berwmkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Ruhdorf, leuva^lieoeryam, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Kerusprecher Str. ». "