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Wochenblatt ^ für Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt nnd Rabenstein. ^ 33. Sonnabend, den 15. August 1SV8. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition tReichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgcgcngenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigen-Annahmc in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags S Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Bekanntmachung, betr. Hundesperre amtlichen Sektion an der Tollwut gelitwn hat. ^ ch ch 3 Die Königliche Amtshauptmannschast zu Chemnitz hat daher für den hiesigen Ort die Festlegung (AnkeÜUng oder Einsperrung) aller hier vorhandenen Hunde auf die Dauer von 3 Monaten, mithin bis zum 8. NoveE r 1908 ungeordnet. Der Festlegung gleich zu achten ist das Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde an der Leine, jedoch dürfen die Hunde ohne polizeiliche Erlaubnis aus den hiesigen Ort nicht ausgefichrt werden. schirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauchs festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung der Herde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bei der Jagd kann unter der Bedingung gestattet werden, daß die Maulkorbe versehen an der Leine gefübrt werden. Hunde, welche den oorstehends erteilten Anordnungen zuwider innerhalb des hiesigen Orts frei umherlaufend betroffen werden, können, falls dies nach Umstanden geboten er scheint, sofort getötet werden. Mit Geldstrafe von 20 bis zu 150 Mark oder mit Haft nicht unter einer Woche wird bestraft, wer den zum Schutze gegen die Tollwut der Haustiere erteilten Vorschriften zu widerhandelt. Reichenbrand, am 11. August 1908. Der Gemeindcvorstand. Vogel. Bekanntmachung.^ ^ ^ vom 21. bis 28. August 1908 stattfindet. Reichenbrand, den 14. August 1908. Der Gemeindcvorstand. . ,—. B,^l. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 12. August 1908. Der Gemeindcvorstand. Wilsdorf. Bekämpfung des Nonnenfalters. Unter Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 1. dieses Monats wird noch darauf hingewiesen, daß nach Ansicht der forstwirtschaftlichen Sachverständigen möglicherweise im Laufe dieses Monats noch neue Nonnenschwarme eintreffen werden, l'ezw. einheimische derartige Insekten bis Aufmerksamkeit fortzusetzen und insbesondere auch auf einzelstehende Bäume (Alleebäume rc.) jeder Holzart^zu erstrecken. Diese find zu erdrücken. Jede Säumnis in der Ausführung dieser Maßnahmen wird mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft geahndet. Gleichzeitig ergeht an Spaziergänger, Pilz- und Beerensuchcr die Bitte, auch ihrerseits an der Vertilgung dieses gemeinschädlichen Insektes sich zu beteiligen. Chemnitz, am 6. August 1908. Nr. Ni« Königliche Amtshauptmannschast. Meldungen im Fundamt. Rabenstein, am 14. August 1908. Der Gcmcindevorstand. WilSdorf. Zeppelin-Spende in Rabenstein. Nach den im hiesigen Gemeindeamt nicdergelegten und zu Jedermanns Einsicht ausliegenden Listen sind bis jetzt freiwillig 210 Mark 70 Pfge. für den Grafen Zeppelin eingegangen. Die Absendung des Betrages wird Montag, den 31. August 1908 an die allgemeine Rentenanstalt in Stuttgart zum Luftschiffbaufond für Graf Zeppelin erfolgen und werden Gaben bis zu diesem Zeitpunkte hierorts noch angenommen. Allen freundlichen Gebern aber ein herzlich „Habt Dank!" Das Komitee. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats ist der ». Termin der S-n>-indeaniag-n und des Schulgeldes sür das laufende Jahr Mlig. Derselbe ist bis spätestens zum 15. September IW8 an die hiesige Gemeindekassenverwaltung abznsrihren. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablaus dieser Frist gegen Säumige da« Mahn. bez. Zn>»ngs«ollftr«knnssprrsahrcn^inacl-itct werden wird:—'—' Neustadt, am 14. August 1908. Der Gemciiidevorstand. Gcistlcr. Die Sparkasse zu Neustadt verzinst Einlagen mit 3Vn o/y. Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt we rden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8 — 12 Uhr und nachmittags von 2 — 6 Uhr, Sonnabends ununterbrochen von 8—3 Uhr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Die Freundinnen. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) (Nachdruck verbalen.) Doch blieb ihm jetzt keine Zeit dazu. Staunen und Bewunderung malten sich auf seinem blassen Gesicht, als er die kostbare innere Einrichtung betrachtete. Weiche rote Teppiche, voll Messtngstangen gehalten, bedeckten die Treppe, deren Nische» von seltenen Blattpflanzen ausgefüllt waren. In den Zimmern herrschte eine gediegene Pracht. Ueberall erblickte man künstlerisch ausgeführte Wand- und Decken gemälde, daneben Gobelins von hohem Wert, geschnitzte Eichenmöbel, vergoldete Glaslüster, Spiegel von feinem venetianischem Glas. Leon war wie geblendet. Er rechnete sich im stillen aus, was diese Einrichtung wohl kosten mochte. Wie un endlich reich mußte der Mann sein, der sich so etwas leisten konnte! Maja hatte mit ihrem Begleiter schon verschiedene Ge mächer durchschritten und öffnete jetzt die Türe zum Speise zimmer. Der Tisch stand bereits reich gedeckt und das junge Mädchen wandte sich an einen Diener, der eben be schäftigt war, ein paar Vasen mit Blumen zu füllen. Sie gab ihm die Weisung: „Legen Sie noch ein Gedeck auf, Anton, wir haben heute einen Gast zu Mittag." Anton musterte den seltsamen „Gast", der hinter dem Fräulein ins Zimmer trat, mit kritischem Blick. Er schien ein wenig verwundert über das Aussehen desselben, denn er schüttelte mit einer allerdings kaum merklichen Bewegung de» Kopf, beeilte sich aber zu antworten: „Sehr wohl, gnädiges Fräulein!" Maja warf Hut und Handschuhe auf den nächsten Stuhl und sragte: „Ist mein Vater noch nicht da?" „Der gnädige Herr kam bereits vor einer Viertelstunde und hat schon mehrere Male nach dem gnädigen Fräulein gefragt!" „Herrgott, mit Ihrem ewigen gnädiger Herr — gnädiges Fräulein," rief Maja ungeduldig, „Sie wissen doch, daß Papa cs nicht leiden kann, — also jetzt — rasch, rufen Sie meinen Vater, wir können dann essen!" „Ja, sogleich!" Der Diener verschwand geräuschlos und nach wenigen Minuten erschien Ncinau unter der Tür, blieb aber überrascht stehen, als er den Fremden gewahrte, der sich bescheiden im Hintergründe hielt. „Na — Mädel, wen hast du denn da mitgcbracht?" Das klang nicht eben sehr freundlich. Sich ihn dir nur einmal genau an, Papa, vielleicht errätst du es," lächelte das Mädchen. Reinau schüttelte den Kopf und betrachtete seinen Gast mit ziemlich mißtrauischen Blicken. Der junge Mann schien sehr verlegen. „Verzeihen Sie, daß ich es wagte, zu stören," sagte er, „Ihr Fräulein Tochter war so gütig, mich einzuladen. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für unbescheiden." Er wandte dabei ein wenig den Kopf zur Seite, und dabei trat die Aehnlichkeit mit Sylvia deutlich hervor. Das fiel auch Reinau auf. „Ah," machte er überrascht, „jetzt weiß ich es, — Sic sind, — Sie —" „Leon v. Schmettwitz" vollendete Maja, als der Vater stockte. „Na, seht mal an," lachte dieser, „richtig, Leon der Ausreißer! Also wieder glücklich gelandet in der alten Heimat! Das wird eine Ueberraschung geben! Wissen Sie schon, daß ihr Vater jetzt in Nculinden wohnt? Ja? Sie werden viel gut zu machen haben an dem alten Mann, er litt schwer unter Ihrer Flucht. Es ist seitdem so manches über ihn hereingebrochen, was er wohl nie mehr ganz ver windet. Das Schicksal hat ihm übel mitgespielt. Seit seine Frau ihm genommen wurde " „Meine Mutter?" sragte Leon, hastig auffahrend. „Ja," nickte Reinau, Ihre Mutter ist tot!" „Tot?" wiederholte Leon, als könnte er nicht sogleich fasten, was da ausgesprochen wurde. Er legte einen Augen blick die Hand an die Augen. Als aber Anton jetzt mit der Suppe erschien, hatte er sich schon wieder gefaßt und schielte interessiert nach der gefüllten Schüssel. Man nahm am Tische Platz und Leon ließ sich die aufgetragenen Speisen und den Wein kräftig munden. „Wie lange waren Sie denn nun fort von hier?" fragte Reinau im Laufe des Gespräches. „So etwa zwölf Jahre." „Und warum hat man in der ganzen Zeit niemals etwas von Ihne» gehört?" Er zuckte die Achseln. „Je nun, Gutes gab cs nicht zu berichten nnd an all dem Schlimmen, das ich erlebte, hätte niemand Freude gehabt. So unterließ ich es ganz." „Sie versprachen sich wohl etwas ganz besonders Groß artiges als Sie fortgingen, was?" „Ja, das tat ich! Leider hat sich keine meiner Hoff nungen erfüllt." „Sic haben nichts erreicht da draußen?" Leon schüttelte den Kopf. „Nein — nichts. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf; cs muß sich zwingen lassen — das Glück. Ich werde eben Geduld haben — und warten." Er schielte dabei auf Maja, die sich schweigend verhielt und ihn kaum ansah. „Und jetzt" — nahm Reinau wieder das Wort — „ver zeihen Sie die Frage — welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Was führte Sie gerade jetzt in die Heimat zurück? Haben Sie bestimmte Absichten?" „Allerdings," gab jener zu. „Vor allem muß ich die Verzeihung meines Vaters zu erlangen suchen. Und nimmt er den reuigen Sohn wieder an, so ist schon manches ge wonnen. Ich werde ihm dann meine Pläne vorlegen. ES böte sich mir gerade günstige Gelegenheit, ein gutes Geschäft zu machen. Ich könnte ei» schönes Vermögen erwerben und mir auf solidem Grundsatz eine Zukunst anfbauen, so daß ich Zeit meines Lebens gesichert wäre. Aber natürlich ohne Geld läßt sich so etwas nicht anfangen — Geld ist eben überall die Hauptsache. Und da dachte ich" „Da dachten Sie das nötige Kapital von Ihrem Vater erhalten zu können?" fiel ihm Reinau etwas scharf in die Rede. „Ja, ich hoffe, er zerstört mir durch seinen Starrsinn nicht meine ganze Zukunft." „Da werden Sic allerdings eine große Enttäuschung erleben, Herr v. Schmettwitz." „Sie meinen, der alte Herr wird nicht Herausrücken wollen?" lächelte der andere. „Unbesorgt, Herr Reinau. Mein Plan ist wohl durchdacht. Es läßt sich nichts dagegen einwenden. Und außerdem, mein mütterliches Erbteil muß er herauszahlen, wenn meine Mutter tot ist. Wenn er sich weigert, — nun, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als daß ich eben das Gericht zu Hilfe nehme. Läßt er mir keine andere Wahl, so muß er selbst die Folgen trage». Doch das wäre allerdings der äußerste Fall. Ich hoffe, mein Vater läßt es nicht so weit kommen." „Wenn Ihr Vater aber nichts herauszahlen kann, waS dann, Herr v. Schmettwitz?"